Das feminine Prinzip in der sozialen Dreigliederung

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Das feminine Prinzip in der sozialen Dreigliederung

Soziale Dreigliederung – Eine erweiterte Betrachtungsweise –
Vom Mut zur Individualität zu einem menschlichen Miteinander

Inhaltsverzeichnis

Rudolf Steiner stellt die Freiheit des Individuums in den Fokus – als Basis für die Verantwortung jedes einzelnen für das Ganze. Nur aus der Verbundenheit mit dem Kosmos erwächst die größtmögliche Freiheit. Aber wie lassen sich diese Selbstbestimmtheit und das Leben in Gemeinschaft miteinander vereinen? Was hat es mit dieser Freiheit auf sich? Wie fügt sich der Mensch wieder in die allumfassende Ordnung ein? Wie kann er seiner Verantwortung für die Schöpfung nachkommen und dabei seine Individualität leben?

Das Wort Kosmos stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Ordnung. Als Menschheit haben wir uns von dieser allem innewohnenden universellen Ordnung so weit abgetrennt, dass wir sie kaum mehr erinnern. Wir haben uns eine Welt erschaffen, die von Einzelinteressen und Konkurrenzkampf bestimmt ist. Der Staat greift in alle Belange des Zusammenlebens ein und wiegt den Menschen in einer Scheinsicherheit, die gepaart ist mit der Abgabe der Eigenverantwortung. So wird jeder auf die eine oder andere Weise gelebt. Es ist das Gegenteil von lebendig sein, von aktivem, selbstbestimmtem Handeln.

Wir leben in der Utopie einer sozialen Marktwirtschaft und erfahren uns in einer subventionierten Abhängigkeit. Die Bequemlichkeit des Versorgt-Werden verhindert einen freien Ausdruck der eigenen Lebenswahl.

Uns allen stecken die Prägungen des Jahrtausende währenden Patriarchats in den Zellen.

Staat und Kirche haben ein System erschaffen, dass den Menschen von sich selbst entfremdet und gefügig macht. Diese Macht bröckelt jetzt, dieses dunkle Zeitalter verabschiedet sich und es ist Zeit für ein neues Miteinander.

Manipulieren und fremdbestimmen lassen wir uns nur solange, wie wir nicht die Verbundenheit zu uns selbst wieder hergestellt haben. Rudolf Steiner weist immer wieder darauf hin, dass die Reise ins Innere geht, zu unserem Wesenskern. Hier finden wir zu uns selbst, zu unserem Seelen-Selbst, das uns in die Ordnung zurückführt.

Das Wesen des Patriarchats ist die alleinige Ausrichtung auf das Verstandesbewusstsein. Durch die Etablierung eines Gottes im Außen ist der Zugang zur Quelle von allem was ist nicht möglich. Das alte System baut auf diese Trennung und sät Angst. Jeder Mensch wünscht sich Zugehörigkeit und so wird diese nur möglich, wenn dem System gedient wird. Die Ausprägung jetzt ist an einem Punkt des Absurden angekommen. Die Lehre von Rudolf Steiner wird ihre Aktualität nie verlieren, denn sie ist zeitlos, vermittelt kosmische Weisheit. Jede menschengemachte Ordnung, die sich nicht aus der Verbundenheit mit dem Kosmos ergibt, wird scheitern. Es gilt, wieder in die Verbundenheit mit unserer Ursprungsquelle zu gelangen, statt einem Machtanspruch des angst- und trennungsgeprägten Verstandes zu folgen.

So wie jede einzelne Körperzelle menschlich ist und zugehörig zum Gesamtorganismus Mensch, so ist jeder Mensch göttlich zum Gesamtorganismus der Schöpfung gehörend. So wie die Krebszelle dem einzelnen Menschen den Spiegel vorhält, sich vom Ganzen abgetrennt zu haben und den eigenen Wirt zu eliminieren – so hält die Erde dem Kollektiv den Spiegel vor, dass wir dabei sind, den Ursprung unserer irdischen Existenz zu zerstören. Es sollte uns zu denken geben, dass allein das Herz immun ist gegen den Befall der Krebszellen. Das Herz, das uns die Verbindung zur Ursprungsquelle eröffnet.

Ein Bewusstheitswandel steht an.

Dieser erfordert den Mut zur Individualität und die bewusste Entscheidung, uns auf den Weg zu einer Selbsterneuerung zu machen. Menschlich sind wir in unserem Wesenskern, dorthin geht die Reise. Dazu bedarf es der Willenskraft, der Rudolf Steiner eine zentrale Rolle beimisst. Jedem Wesen ist eine Bestimmung festgeschrieben, die es hier auf der Erde zum Ausdruck bringt. Nur der Mensch hat die freie Wahl der Selbstbestimmung. Nur der Mensch kann sich dafür entscheiden, wie er sein will. Dieses Privileg tritt jetzt mehr und mehr ins Bewusstsein. Viele und besonders Frauen haben sich auf den Weg gemacht, für sich die Fragen zu klären: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist mein Seelenauftrag, für den ich mich auf diese Erdenreise begeben habe?

Dafür ist es notwendig, die eigene Unfreiheit zu erkennen, anzunehmen und transformieren zu wollen. Es ist die Entscheidung, aus einem Überlebensmodus, in ein lebendiges, aktives bewusstes Sein zu gelangen. Das wird in keiner Schule gelehrt, im Gegenteil, systematisch wird jedes Kind von sich selbst, seinem inneren Seelen-Selbst entfernt, bis alle Erinnerung an das wahre Menschsein verlischt. Begeben wir uns auf die Spuren Rudolf Steiners, wird es nicht mit freien Schulen getan sein. Die Veränderung, die wir auf unserem Weg zu uns selbst erfahren und in der Welt leben, wird eine umfassende Neustrukturierung nach sich ziehen.

Zuallererst sind wir aufgerufen, das energetische weibliche Prinzip gleichwertig neben das männliche Prinzip zu stellen. Beide sind je zur Hälfte in Frau und Mann angelegt. Das Weibliche ist der Türöffner für unser strahlendes Selbst. Diese Schönheit in uns ist rein, schöpferisch und frei. Hier erfahren wir, dass unsere Würde, unsere Seele, unsere Freiheit, Liebe und Schöpferkraft unzerstörbar sind, wir frei sind von Scham und Schuld, die uns geradezu von Kindheit an eingebläut wurden.

Es geht um Selbstverantwortung.

Wir sind freundliche, zugewandte, liebende Wesen, alles andere wurde von außen zugefügt und wir selbst haben an irgendeiner Stelle unseres Daseins die Einwilligung dafür gegeben. Es braucht einen Raum der Stille in uns, ein Bewusstsein, dass die Welt äußerlich ist. Wir sind in dieser Welt aber nicht von dieser Welt. Wir Menschen sind die lebendige Verbindung von Himmel und Erde. Um in unserer Essenz zu ruhen, sind wir aufgerufen, die nach außen gerichtete Wahrnehmung, die ausschließlich die verdichtete Energie, das Materielle als Wahrheit annimmt, zurückzunehmen. Permanente Gedankenkreisläufe halten uns davon ab und wir brauchen Übung, Ausdauer, Beharrlichkeit, Geduld und Anleitung.

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Wir müssen weniger werden, wir tragen eine riesige Last an Ballast mit uns herum. Die Identifikation mit dem männlichen Verstandesbewusstsein hat tiefe Spuren hinterlassen. Wir alle haben uns selbst eine Persönlichkeit kreiert, ein Verstandes-Selbst, das in uns die Herrschaft übernommen hat. Wir agieren nicht frei, sondern reagieren in der Regel unsere Prägungen und Muster aus, die wir aus der Kindheit, dem Familiensystem, dem Kollektiv und auch aus anderen Leben mitbringen.

Die Reise geht zurück ins Seelen-Selbst, vom Kopf ins Herz.

Das, was wir am meisten unterdrückt haben, ist unser Fühlen. Über das Einfühlen in unsere Persönlichkeitsstruktur gelingt es uns nach und nach die Schichten abzutragen, die uns von unserer inneren Stimme trennen. Aus Angst haben wir Emotionen verdrängt und abgespalten. Sie werden von außen angestoßen durch bestimmte Bemerkungen, Situationen, Unfälle oder Krankheiten.

Auf diese Impulse reagieren wir in der Regel abwehrend, führen sie uns doch unliebsame Eigenschaften vor Augen, unterdrückte Schattenthemen sowie die Verkettung in ein Opfer- und Tätersein. Aber es gilt, diese Emotionen aufzuspüren und in einen Heilungsprozess zu überführen, indem wir das Unterdrückte anschauen, fühlen, annehmen, versöhnen und uns sowie den Beteiligten vergeben.

Das ist ein schrittweiser Prozess, der uns mehr und mehr vor Augen führt, dass wir dieses vermeintliche Opfer- und Tätersein unseres Lebens hinter uns lassen können, indem wir ganz in die eigene Verantwortung für unser Dasein wechseln. Wir sind verantwortlich für unser eigenes Energiesystem und sind aufgerufen, in uns die verschiedenartigen Schwingungen in Balance zu bringen, sowie wir verantwortlich sind, die Balance des Gesamtorganismus Schöpfung zu bewahren.

Es ist dieser Heilungsprozess, der ansteht in jedem einzelnen und im Kollektiv.

Wer diese Reise zu sich selbst unternimmt, mit Entschlossenheit und Ausdauer, wird Verständnis und Mitgefühl für sich und andere entwickeln. Dieses Mitgefühl ist die Basis für das neue Miteinander. Wir alle können uns nicht sofort und schnell von unliebsamen Mustern trennen. Immer wieder werden sie auf ploppen. Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind, werden den Raum halten für die Aufruhr im anderen. Auf diese Weise erfährt derjenige die Annahme, die Wertschätzung, ein Gesehen und Gehört werden, das in der Kindheit so häufig schmerzlich vermisst wurde.

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Der Weg führt dahin, dass wir diese unerfüllten Bedürfnisse, die verbunden mit Trotz, Abwehr, gekränktem Rückzug oder sogar Erstarrung in uns schlummern, nun aus dem Keller holen und uns selbst die entbehrte Liebe, Zuwendung, das Mitgefühl geben, das wir so dringend brauchen. Auf diese Weise werden wir wieder ganz, heil, wir erfahren uns als vollkommenes Schöpferwesen, frei gerade in der Anbindung an die uns innewohnende Ordnung. Wir verströmen uns in Freude und Liebe, wir geben und lassen das Haben wollen hinter uns.

Dafür brauchen wir Zeit und verständnisvolle Menschen um uns herum.

Wir können uns in diesem Heilungsprozess gegenseitig unterstützen, indem wir uns einfühlen, in welcher Situation der andere gerade steckt, ohne ihn zurückzuweisen. Das bedeutet nicht, dass wir mit allem mitgehen. Wir können unterschiedliche Ansichten haben, aber wir bleiben als Mensch verbunden, sind uns dessen bewusst und strahlen das aus. Es ist die weibliche Kraft in uns, die zur Verbundenheit zurückführt. Sie wurde solange Zeit mit Schwäche gleichgesetzt und es braucht viel Mut, die vom Verstand belächelten Gefühlsqualitäten zu zeigen.

Es ist eine große Stärke, sich seiner eigenen Schwächen bewusst zu sein, das heißt, die eigenen Schattenanteile erkannt und integriert zu haben. Der Weg dorthin ist tränenreich und gewiss nicht einfach. Die Automatismen leben sich von allein, sich indes zu seinem Wesenskern hinzubewegen, bedarf der kontinuierlichen Bereitschaft und Anstrengung, ein Streben danach, das zu sein, als das wir erschaffen sind. Dann sind wir eins mit dieser weiblichen Kraft, die über unsere Intuition den männlichen Verstand in die Tatkraft führt. Ja, es ist das weibliche Prinzip in uns, das die Führung in jedem von uns übernimmt. Das Empfangen aus der universellen Ordnung und das Umsetzen mit Hilfe des männlichen Verstandes führt zu einem kreativen Zusammenspiel. Uns wird unsere eigene Göttlichkeit bewusst, wir erfahren ein Gefühl der Glückseligkeit, das vorher nur hin und wieder, wenn überhaupt, kurz aufgeflammt war.

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Statt auf Konkurrenz und Eigeninteressen zu setzen, kommen wir ganz natürlich zur Kooperation und zu einem sozialen Organismus, der sich in der Natur spiegelt. In diesen Spiegel schauen wir und fügen uns in diese Ordnung, in diese heile, heilige Geometrie des Lebens ein. Wir leben aus dem Einheitsbewusstsein heraus, wir lassen die Dualität zurück.

Letztlich ist es die Versöhnung des weiblichen und des männlichen Prinzips in uns.

Es ist wahr, wir wurden geprägt, dass beide gegen einander stehen, feindlich gesinnt. Wir erfahren auf unserer Reise zu uns selbst, dass beide sich auf wunderbare Weise ergänzen und die Bedingung sind für alles Leben auf der Erde. Wir leben diese Harmonie, diesen Frieden, den wir in uns selbst erschaffen haben. Es ist ein Aufstehen in der Weiblichkeit diesen Frieden intuitiv zu leben. Denn nur das Weibliche kann dem davoneilenden Verstand Einhalt gebieten und in die Geborgenheit der Ursprungsquelle zurückführen.

Ein wesentliches Hindernis liegt in der Unterdrückung der Linkshändigkeit. Jeder zweite von uns ist ein potentieller Linkshänder, aber nur 11-12% dieser Gruppe leben ihre Linkshändigkeit. Dieses Thema ist extrem tabuisiert und erfährt nur wenig Bewusstheit. So wurde diesen Menschen während der Nazizeit nach ihren Leben getrachtet und in den Familien tat man alles, die Linkshändigkeit zu unterdrücken. In anderen Ländern liegen weitere Ursachen vor. Die dominante rechte Gehirnhälfte bei Linkshändern kontrolliert die linke weibliche Körperseite, die dominante linke Hemisphäre bei Rechtshändern entsprechend die rechte männliche.

So zeigt sich, dass durch die Unterdrückung der Linkshändigkeit die Waagschale zugunsten des reinen Verstandesmechanismus ausschlägt.

Auf diese Weise wird einmal mehr die Verbundenheit mit uns selbst torpediert und das Weibliche erfährt in der Welt keinen adäquaten Ausdruck. Der Knoten im Gehirn, ausgelöst durch das falsche Dominanzmuster, kann nur durch eine Rückschulung auf die linke Schreibhand gelöst werden, mittels unserer höchst entwickelten psychomotorischen Fähigkeit. Widmen wir uns dieser Aufgabe nicht, ist uns der Zugang zu unserer Mitte verwehrt.

Kindern fehlen linkshändige Vorbilder. Wechselt ein Kind häufig die Hand, so deutet das hin auf eine Linkshändigkeit. Das Kind ist unentschlossen, da es in der Regel nur Rechtshänder sieht. Eine professionelle Beratung und das Aufspüren der Familiengeschichte nach Linkshändern gibt Aufschluss. Auch Fotos des Kindes vor der Kindergartenzeit zeigen möglicherweise, dass das Kind spontan die Gegenstände mit links greift. Sich diesem Thema zu widmen, liegt im freien Ermessensspielraum, nur die Auswirkungen bei Unterlassung sind für Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstausdruck der Betroffenen einschneidend.

Kommen wir auf den Kern der Lehre Rudolf Steiners zurück: Ausgangspunkt ist der Freigeist des Menschen.

Ein Mensch, der in die Souveränität der Eigenmacht der Seele zurückgekehrt ist, wird sich nicht manipulieren lassen. Er wird agieren, statt zu reagieren, d. h. die alten Muster und Prägungen verleiten ihn nicht mehr zu alten Verhaltensweisen. Er kann mit seiner Schöpferkraft ganz Neues in die Welt bringen.

Dieser Mensch ist sich bewusst, dass er mit seinen Gedanken, Reden und Taten ständig wirksam ist. Er hat zurückgefunden zu seiner intuitiven Stimme, der einzigen, von der er sich führen lässt. Sein getrenntes Persönlichkeits-Selbst hat sich an einem Punkt der inneren Reise ergeben und in die Liebe der Seele hinein ausgedehnt. Dieser Mensch wirkt im Sinne des Großen Ganzen, ein Gegeneinander ist ihm nicht mehr möglich. Er hat sich zu dem entwickelt, was er im tiefsten Inneren ist, allumfassendes Bewusstsein und bedingungslose Liebe. Dieser Mensch ist in der vollkommenen Annahme all dessen, was ist und ist fähig, alles – wirklich alles zu fühlen, ohne sein Herz zu verschießen.

Wir stehen alle an unterschiedlichen Stufen der Bewusstheit. Wir können uns aber entscheiden, die Verbindung zu unserer inneren intuitiven Stimme, dieser leisen weisen Stimme des Herzens, immer wieder bewusst aufzunehmen. Gerade wenn uns das schnelle Verstandesdenken von uns selbst wegtragen will, ist es Zeit, für innere Einkehr.

Der Mensch ist in seiner Ausdruckskraft nicht festgeschrieben, nicht definiert. Er hat die freie Wahl der Entscheidung. Ein Freigeist wird jedem anderen diesen Freigeist zugestehen.

In Anlehnung an die Lehre Rudolf Steiners sehe ich in jedem Menschen den Unternehmer.

Dieses Unternehmertum darf niemandem abgesprochen werden und sich niemand absprechen lassen. Von Kindheit an unternimmt der Mensch Schritte ins Leben. Diese sind immer von Risiko begleitet. Nur wenn wir die Sicherheit in uns selbst finden, zu unserem Urvertrauen zurückgelangen und den Tod als Freund betrachten, werden wir lebendig und ganz natürlich risikofreudig sein. Die Angst vor dem Tod verhindert das wahre Leben. Die Erfahrung, dass wir als Seele ewig leben, führt darüber hinaus. Deshalb ist der Weg ein individueller, niemand kann niemanden retten.

Der Weg selbst ist das Ziel, das ist erfahrbar, nachlesen kann diese Erfahrungen nicht ersetzen. Wir sind aufgerufen, den Weg zu unserem unteilbaren Wesenskern anzutreten, zu dieser Einheit, über die wir die Einheit allen Seins erfahren. Denn es ist unsere Aufgabe, zum Wohlergehen des Großen Ganzen beizutragen, anstatt dieses Wohl zu gefährden oder der Zerstörung anheim zu fallen.

In der uns innewohnenden göttlichen Ordnung ist alles Leben gleichwertig.

Die Freiheit, die aus der Verbundenheit mit der Quelle – von allem was ist – erwächst, führt zur Selbstverantwortung. Diese Verantwortung gilt gleichermaßen für das Individuum als auch für das Kollektiv und die gesamte Schöpfung. Das SELBST ist EINS – ALL-EINS. So ist das Geistesleben – unsere Bewusstheit, das Rechtsleben – die allem innewohnende göttliche Ordnung und das Wirtschaftsleben – die freie Schöpferkraft aus dem Einheitsbewusstsein heraus.

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So wie der Mensch keine Festschreibung in seinem Wirken ist, so kann auch das kollektive Zusammenleben niemals eine Festschreibung sein. Wir sind gleichermaßen wie der Gesamtorganismus der Schöpfung ein immerwährender Wandlungsprozess, der sich aus der Ursprungsquelle speist. Deshalb ist die Führung des weiblichen energetischen Prinzips in uns unerlässlich. Nur über das Fühlen, nur über unser Herzzentrum, erfahren wir die intuitive Wegweisung, die Kompassnadel, die uns weise durch unser Leben führt. In meinem Buch – Aufstehen in der Weiblichkeit – zeige ich auf, wie Frau und Mann Seele, Herz und Mitgefühl ins Leben bringen.

Aus dem Einheitsbewusstsein heraus, bringen wir uns mit Freude ein, wir verschenken uns. Die Anbindung an den Ursprung unseres Seins bringt wieder die Lust und Freude am Dasein zum Ausdruck. Wir lieben uns und alles um uns herum. Es gibt nichts Schöneres, als das zu leben, was wir in unserem innersten Wesenskern sind und für was wir hier unsere Erdenreise angetreten haben. Wir fühlen uns eingebettet, behütet und geborgen im kosmischen Lichtnetz unseres Seins.

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Es geht um die Chymische Hochzeit.

Aufschlussreich ist das Symposium, das aus der Zusammenarbeit der Stiftung Rosenkreuz und der Anthroposophie zustande gekommen ist: Stufen der Wandlung – Die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz. Es geht um die Erfahrung des Raumes, der sich offenbart mit dem Erblühen des menschlichen Herzens, der Ausdehnung in die All-Liebe.

Mit unserem Verstandes-Selbst sind wir auf einer horizontalen Zeitlinie unterwegs, die stets durch einen Anfang und ein Ende festgeschrieben ist. Wir übersehen dabei, dass es sich um Kreise handelt, die alles beinhalten – Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Der größte Kreis ist durch Geburt und irdischen Tod gekennzeichnet. Das aber dieser nur das Ende der irdischen Existenz ist, dass die Seele den Körper zurücklässt und in anderer Dimension weiterlebt, das ist erfahrbares Wissen. Dafür ist jeder aufgerufen, sich auf den Weg zu machen. Denn es gibt auch die vertikale Ausrichtung, das zeigt uns das ägyptische Symbol des Lebens – das Ankh, das Männliche, das Weibliche und das Göttliche sind in dieser Form eins.

Die Rosenkreuzer symbolisieren es durch die Rose im Kreuzpunkt, das Herzzentrum, das uns diese Ausdehnung in den leeren Raum eröffnet, der gleichzeitig die Fülle allen Seins beinhaltet. Ohne diese Chymische Hochzeit, die Versöhnung des weiblichen und männlichen Prinzips in uns, lassen wir uns in den vermeintlichen Gegensätzen festhalten und bleiben in der Illusion der Dualität verhaftet.

Öffnen wir uns also für ein spirituelles, ganz natürliches Selbst-, Lebens- und Weltverständnis. Die Transformation im eigenen Inneren trägt den Frieden in die Welt. Sind wir uns bewusst, dass wir selbst die Schöpfer unseres Seins hier auf Erden sind, dann werden wir uns der weisen Führung, der intuitiven femininen Stimme bedingungslos überlassen.

Es gibt Leuchtfeuer auf diesem Weg, die uns leiten:

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Das Persönlichkeits-Selbst oder auch Ego-Persönlichkeit genannt, hält mit seinem Machtanspruch dagegen. Es geht darum, diese Persönlichkeit, die wir sind, liebevoll anzunehmen und uns auf unserem Weg Mitgefühl für uns selbst zu geben. Denn leicht ist es nicht, die inneren Prägungen, den Ballast abzuwerfen. Es machen sich glücklicherweise immer mehr Menschen auf den Weg und diese werden in Gemeinschaften etwas gänzlich Neues kreieren. Es sind Menschen, die es nicht mehr nötig haben, sich über andere zu erhöhen oder sich zu erniedrigen. Der aufrechte, aufrichtige Mensch ist gefragt und die Frauen sind wegweisend. Das Weibliche lässt den Kampf hinter sich und reicht dem Männlichen im Inneren und im Außen die Hand.

Und so sind wir aufgerufen, uns von Begriffen wie Schule, Erziehung, Bewertung, Profit, Steuern, Krieg und Leiden zu verabschieden. Wir treten in Beziehung, wir schaffen Räume der Begegnung, die ein lebenslanges Lernen ermöglichen. Kindern werden Angebote gemacht, in denen sie ihre Selbstwirksamkeit erfahren können.

Der in jedem Kind angelegte Samen darf sich zum Erblühen entfalten.

Erwachsene begleiten die Kinder in ihren Erfahrungsprozessen und fordern ihre Kreativität mit Aufgaben heraus, deren Lösung sie sich gemeinschaftlich stellen können. So wie es die Kogi leben, ein Naturvolk, aus den hohen Bergen an der kolumbianischen Karibikküste. Sie teilen ihre Weisheit jetzt mit den von ihnen so genannten jüngeren Brüdern und unternehmen Vortragsreisen in unsere Welt.

Das ist nachzulesen in „Kogi – Wie ein Naturvolk unsere moderne Welt inspiriert“ von Lucas Buchholz. So sagen die Kogi – zuhören ist denken – und zeigen auf, dass wir die Feinheit des Fühlens, des Hineinlauschens, des Gewahrseins, des Spürens wieder erlernen müssen, um kommunizieren zu können mit Pflanzen, Tieren, Mineralien – mit allem, was uns umgibt und vor allem mit der Erde selbst. Wir sind aufgerufen, die universellen Gesetze und Prinzipien zu beherzigen, an die überlieferten Weisheiten anzuknüpfen, um zu Lösungen für unsere jetzige Lebenssituation zu kommen. Kommunikation mit allen Wesen ist der Schlüssel zu einem Miteinander auf Augenhöhe.

Erwachsene erfahren in den Räumen der Begegnung Impulse und Begleitung für den inneren Heilungs- und Wachstumsprozess.

Die äußere Hygiene für unseren Körper wird ergänzt durch Selbsterneuerungsprozesse, die uns zu unserer innewohnenden Schönheit erblühen lassen. Um sich mit Freude, Engagement und Lust im gemeinsamen Miteinander einzubringen, bedarf es wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Auf welche Form des Geld- oder Tauschwesens wir uns auch immer in Gemeinschaft beziehen, die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Individuums ist eine nicht verhandelbare Basis.

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Jeder Mensch ist ein Unternehmer – und so werden in den Unternehmen keine künstlichen Hierarchien mehr herrschen. Wir erfahren uns in Kreisen unterschiedlicher Aufgabenbereiche und diese tragen ihre Lösungen jeweils mit den anderen wieder zusammen. Immer wird es Menschen geben, die geniale Lösungen anbieten, diese natürliche Autorität in Fachgebieten wird anerkannt, ohne dass die Person dadurch Vorrechte genießt. Die Bewusstheit über die Gleichwertigkeit allen Lebens verabschiedet die alten Strukturen. Menschen, die diesen Weg bereits gegangen sind, werden im Rechtsleben besonders gefragt sein. Es geht um die Weisheit und Intelligenz des Herzens.

So lasst uns doch jetzt gemeinsam diesen inneren Führungswechsel vollziehen und den Grundstein legen für ein harmonisches Miteinander.

Gleichwertigkeit zu leben bedeutet in erster Linie, das weibliche und das männliche Prinzip als gleichwertig anzuerkennen. Da liegt noch Arbeit vor uns. Um uns wieder feinfühlig, verletzlich, weich, mitfühlend zeigen zu können, unser Herz geöffnet zu lassen, braucht es den Mut zur Selbst-Vervollkommnung, Mut zum Blick ins Dunkle und Mut zum Blick ins Licht.

Die unerfüllten Bedürfnisse wollen gestillt werden und so sind wir uns zunächst selbst Mutter und Vater für diese Anteile in uns, die sonst immer wieder ihr Recht einfordern. Die Schutzmauern und Verteidigungswälle, die wir im eigenen Inneren hochgezogen haben, werden als Widerstände in uns spürbar, uns mit unserem Unbewussten zu beschäftigen.

So wie die Frauen behandelt wurden, so sind wir auch mit unserer Erde umgegangen, sie verkörpert das weibliche Prinzip.

Aufgrund der vehementen Unterdrückung der Weiblichkeit in unserer Welt haben auch die Frauen es schwer, wieder in ihre feminine Kraft zurückzufinden. Auch sie haben sich in männlichen Mustern verschanzt. Die patriarchalen Strukturen haben das Weibliche in uns in eine Opferrolle gedrängt und das Männliche in die Täterrolle. Es ist wichtig, dass diese Prinzipien im Inneren von jedem von uns sowie im Außen in die Versöhnung überführt werden.

Dazu ist es wichtig, dass die Männer wieder in ihre Verantwortung kommen, das Weibliche in sich und die Frauen im Außen zu schützen. Die Frauen haben die Aufgabe das Männliche zurück in die Seele zu führen. Gefragt ist der Mut der Überwindung der Angst, das Männliche fürchtet die Kontrolle zu verlieren im Dunkeln des Unbewussten, das Weibliche in uns hat Angst vor dem männlichen Machtmissbrauch, denn ein getrenntes Verstandes-Bewusstsein zieht Zerstörung nach sich. Es hilft einzig, Licht in diese Schattenbereiche zu bringen. Dann gehen wir nicht mehr in Resonanz, wir lassen uns nicht von uns selbst wegtragen, bleiben im Gleichmut.

Dieser Aufgabe haben wir uns als Menschheit bisher nicht gestellt. Dafür braucht es die von Rudolf Steiner so hervorgehobene Willenskraft. Aber wer sich auf diesen Weg in die eigene Mitte begibt, dem wird die Gnade, wieder nach Hause zu kommen, das Fühlen des ALL-EINS Seins, zum Geschenk. Dieses Gefühl lässt uns aus der Fülle schöpfen, lässt allen Mangel zurück und lebt im Jetzt die Zukunft. Das Geschenk ist verbunden mit einer Leichtigkeit, Freude und Lust an der eigenen Vollkommenheit und Freiheit. Die Willenskraft transformiert zur Liebeskraft, leicht ist alles, was mit unserer inneren Natur übereinstimmt.

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Wir sind reine bedingungslose Liebe und allumfassende Weisheit und alles, wirklich alles ist uns möglich, wenn wir aus dem Einheitsbewusstsein schöpfen und erschaffen.

Es ist ein Quantensprung ins Herz, vom einzelnen ausgehend ins Kollektiv mündend. Der andere bin ich, das ist gelebtes weibliches Prinzip in Mitgefühl und Liebe. Alles Leben im eigenen Handeln zu schützen ist der männliche Aspekt, das Zusammenspiel beider mündet in ein harmonisches menschliches Miteinander.

Die größte Geißel der Menschheit ist die Unwissenheit, die sich in unserer Begrenztheit zeigt, die wir ständig nach außen projizieren. Sie zieht Krankheit nach sich, die wir in allen Lebensbereichen jetzt gespiegelt bekommen. Mit der Schnelligkeit unseres Tuns kompensieren wir das Unaufgeräumte im eigenen Inneren und drücken es nach unten.

So lösen wir die Probleme nicht. Wir sind nicht das Rad, das sich ständig dreht, wir sind die unbewegte Radnabe, wir ruhen in der eigenen Mitte, im stillen See unseres Seins. Es geht um unsere Erweiterung, unsere Ausdehnung, dafür gilt es, zuzuhören, was die Schöpfung und die Quelle der Schöpfung uns zu sagen haben. Durch das Hineinspüren, das Lauschen, wird unsere Wahrnehmung erweitert und neue Lösungsansätze und Orientierung erschließen sich uns.

Was vor uns liegt und was hinter uns liegt,
sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.
Und wenn wir das, was in uns liegt,
nach außen in die Welt tragen,
geschehen Wunder.

Henry David Thoreau

Nur das, was wir mit Bewusstheit tun, was aus der Verbundenheit unseres ALL-EINS sein geschöpft wird, hat Bestand und wird Menschen erreichen, die sich dieser Wahrnehmung öffnen.

Wir haben den Ursprungsfaden losgelassen und unseren eigenen Weg erfunden. Jetzt ist die Umkehr unausweichlich. Wir werden erstaunt sein, denn die Lösungen sind einfach, der getrennte, angstgeprägte Verstand macht es kompliziert. Vertrauen wir in die unermessliche Liebeskraft, die wir sind. Lassen wir uns mit Freude durch unser Leben führen und gestalten es aus dieser Hingabe an die Schönheit, die wir in allem erkennen können – die Schönheit des strahlenden Selbst. So lässt sich die Individualität auf wunderbare Weise mit dem Zusammenleben in Gemeinschaft vereinen. Jeder Mensch auf diesem Weg spürt, wenn er den Ursprungsfaden loslässt. In der Ruhe nimmt er diesen Faden wieder auf. Die Gesetzmäßigkeit ist in jedem angelegt. Erinnern wir uns und leben wir wieder danach.

19.02.2023Logo Zander
Eva-Maria Zander
www.evamariazander.de

Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online


Freuen Sie sich bereits jetzt auf den nächsten Teil dieser Serie, den Sie am 19.03.2023 hier im Magazin finden mit dem Thema: Die feminine Frau führt anders

Eva-Maria ZanderDas feminine Prinzip in der sozialen Dreigliederung Maria Zander

Mit dem Kursprogramm „Selbstmitgefühl am Meer“ begleitete sie, als zertifizierte Lehrerin für Achtsames Selbstmitgefühl, Erwachsene zu einer nachhaltigen Steigerung der Lebensqualität.

Die Autorin lebt in Potsdam und hat die meiste Zeit ihres Lebens am Meer verbracht. Jetzt umfasst ihr Angebot Lesungen und Vorträge sowie Impulsgebung und Wegbegleitung für Erwachsene, Jugendliche und Paare.

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Buchtipp Cover zander

Aufstehen in der Weiblichkeit
Wie Frau und Mann Seele, Herz und Mitgefühl ins Leben bringen
von Eva-Maria Zander

Klappenbroschur, 144 Seiten, teils farbige Abbildungen
Verlag: Neue Erde
ISBN 978-3-89060-806-8
16,00 € (D)/ 16,50 € (A)

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