Ahnenmedizin und die Realität der Märchen – Ach du liebes Märchen
Es war einmal ein kleines Kind – dem waren Vater und Mutter gestorben…
Sein Vater war einst ein wahrer Held. Für jedes Problem hatte er eine passende Lösung. Er war immer mutig und handlungsbereit. Seine Mutter kochte das leckerste Essen und ihre Fürsorge ließ jede Wunde augenblicklich heilen.
All seine tiefe Liebe für seine Eltern schien jedoch versagt zu haben, denn…
sie haben es verlassen.
Allein und einsam versuchte es sein Herz zu öffnen, aber es erlag dem großen Verlust.
„Wenn das nicht geschehen wäre, hätte ich lieben können, aber so wurde mir die Liebe im Keim erstickt.“ Es lebte fortan ein Leben in Hoffnungslosigkeit.
Was ist das für ein Märchen?
Richtig – das ist kein Märchen, aber leider die Realität vieler menschlicher Gefühle.
Der Nährboden der Hoffnungslosigkeit scheint in diesem Märchen undurchdringlich zu sein. Alle dürfen Leben und glücklich sein, aber ich bin aus der Schöpfung gefallen.
Wie viele Menschen zahlen tagtäglich Rumpelstilzchen seinen geforderten Preis anstatt dem inneren Rumpelstilzchen endlich zu folgen und seinen Namen/ den Namen des inneren abgelehnten Kindes heraus zu finden?
Hier zwei parallele Beispiele aus der Praxis:
Clarissa:
Clarissa kommt in eine Fortbildung und erscheint verwundert über ihre Karten. Sie erzählen von ihren Gefühlen rund um die Scheidung ihrer Eltern, die sie schon längst als verarbeitet abgelegt hat. In jeder Antwort auf meine Fragen schwingt eine Anklage mit. Ich helfe ihr dieses Gefühl der Anklage in sich überhaupt wahrzunehmen. Das ist ihr Torwächtergefühl, also das von ihr verdrängte Kerngefühl…
Ihre Torwächterkarte bringt ihr Thema auf den Punkt. Sie ist erstaunt, aber ehrlich berührt.
Clarissa ist verheiratet. Sie und ihr Mann haben bewusst keine Kinder! Der innere Vorwurf an die Eltern schwelt hier ebenso weiter, wie bei Thorsten. „Wenn ihr in der Lage gewesen wäret euch und damit auch mich besser und länger zu lieben – hätte ich auch Kinder haben können. Aber mal ganz ehrlich – das was ich erleben musste – wollte ich ihnen nicht zumuten.“
Mein Mann und ich sind glücklich ohne Kinder. Wir kümmern uns um Tiere, die sind ehrlicher, als Menschen… und so schwelte die Anklage an die Eltern eisern weiter in den untergründigen Gefühlen.
Thorsten:
Thorstens Eltern haben sich in seiner Kindheit scheiden lassen. Sein Vater hat neu geheiratet und mit dieser neuen Frau drei weitere Kinder. Es sind seine Halbgeschwister. Er hat sie nie kennengelernt. Sein Vater hat ihn enterbt, aber eigentlich haben sie einander nur 10 Jahre kennengelernt. Er versteht sein Handeln nicht, weil er ihn doch liebt… lieben will…, aber er hasst seine Geschichte und er macht seine Mutter dafür verantwortlich. Thorsten liebt seinen (Traum-)Vater und erschafft viel Geld für seine eigene Familie, aber alles basiert ebenfalls auf einer Anklage und einem unsäglichen hoffnungslosen Drang etwas zu gewinnen, was im innersten seines Herzens einen großen Verlust hinterlassen hat und eine Anklage, ähnlich wie bei Clarissa.
Äußerst interessant werden jetzt natürlich die Gefühle der nachkommenden Generation:
Thorstens Sohn Kevin lehnt seinen Vater ab. Ihm ist das ganze „Erfolgs-Gemache“ seines Vaters zuwider und empfindet Geld als primitives Machtmittel, um sich Liebe zu erkaufen. Thorsten versucht seinem Sohn etwas zu geben, was er selbst in seiner Kindheit entbehren musste… nämlich finanziellen Wohlstand. Seinem Sohn ist das völlig egal, aber er macht die tieferliegenden Gefühle nun deutlich sichtbar: Die Anklage: Du schenkst mir keine Liebe! Du liebst nur deinen eigenen Erfolg. Dann bitte liebe doch deinen Erfolg und verliere dadurch die Liebe deines Sohnes!!!
Es scheint weiterhin hoffnungslos – egal, was Thorsten tut – er gewinnt weder die Liebe seines Vaters noch die Liebe seines Sohnes. Er scheint ein Bittsteller in jeder Hinsicht zu sein – das ist sein Kerngefühl – so war es schon immer. Das ist ihm vertraut. Das ist das Gefühl seines „zu Hauses“. Die Anklage an die Eltern bleibt für ihn auch in seinem eigenen Leben verantwortlich bestehen: „Hättet ihr anders gehandelt… würden meine Kinder mich jetzt lieben!“
Thorsten bleibt trotz seines vielen Geldes das Opfer der Gefühle seiner Eltern.
Die Kartensitzungen von Clarissa und Thorsten liegen zeitlich weit auseinander. Beide haben jedoch zu ihrem Thema in der Lebensachse der Entfaltung die gleichen drei Karten gezogen und der Weg der Berührung ihres verschlossenen Herzens verlief verblüffend ähnlich ab, so dass ich mich sofort erinnerte.
Nachdem sie beide zunächst in ihren Lebensfeldkarten des männlichen und weiblichen Ahnenfeldes vehement ihre Eltern erkannten: „Das ist ja original meine Mutter!…“
Brachte ihre Torwächterkarte: Datura stramonium –
der Stechapfel die jeweiligen Kerngefühle der beiden unterschiedlichen Menschen treffend auf den Punkt. Sich doppelt und entwurzelt zu fühlen. Aus Angst vor den wahren Gefühlen sich krampfhaft perfektionistisch durch ihr Leben zu arbeiten. Und das Entsetzen über das dahinschwindende einsame Leben konnten sie nicht mehr vor sich verbergen.
Der Torwächter steht in meinen Kartensets Makro– und Mikrokosmos für das alte übergeordnete Ahnenfeld und die älteste bewährteste Kompensation in Konfliktsituationen.
Die Karte ihrer Verbundenheit war die Epiphyse – die Zirbeldrüse.
Der verletzte Lichtkörper und die große Frage: Wie geht eigentlich Liebe? Schimmerten zwischen all den anderen Zeilen hindurch.
Die Karten der Verbundenheit stehen in den Sets für: den blinden Fleck – den abgespalteten Teil – das Dissoziierte. Die Gefühle der Verbundenheit sind dadurch schwer erreichbar und dennoch zutiefst vertraut. Sie bilden den Motor für den Torwächter. Ohne die Verletzung des Lichtkörpers wären die Kompensationstechniken gar nicht nötig gewesen.
Betrachten wir uns kurz den Weg der verlorenen Handlungsfähigkeit von Clarissa und Thorsten. Sie haben die Verantwortung ihrer Liebesfähigkeit in ihre Eltern verlagert. Da ihre Eltern andere Menschen sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen wurden sie enttäuscht und da es sich ja nicht um ihre eigene Handlungsfähigkeit handelt, können sie das auch nie wieder ändern. Jetzt sind wir in der Hoffnungslosigkeit des oben erwähnten Märchens angekommen.
Diese Form der Hoffnungslosigkeit ist weit verbreitet in menschlichen Herzen und sie hat sich durch ihre beharrliche Beständigkeit durch viele Zeiten emporgearbeitet, sodass sie oftmals für die Wahrheit gehalten wird und immer die besseren Argumente zu haben scheint, weil sie alle Schreck-Erlebnisse, die Verlusten einhergehen in sich bündelt und durch die Zeit potenziert – also stärker gemacht hat.
Was ist der Unterschied zu einem wirklichen Märchen?
Fast jedes Märchen beginnt mit einem großen Kummer, der häufig durch den Verlust eines Elternteils oder sogar beider Eltern einhergeht. Im Märchen ergeben sich die Kinder niemals der vermeintlichen verlockenden Hoffnungslosigkeit, sondern an dieser Stelle beginnt erst der innere Teil des Märchens.
Märchen repräsentieren den inneren Weg der Seele durch die irdische Herausforderung der Gefühle hindurch. Und da haben wir ihn schon den Unterschied zwischen dem hoffnungslosen und dem eigentlichen Märchen. Im wirklichen Märchen wird die Anbindung an die Seelenebene und die kosmischen Eltern aufgezeigt. Trotz der gleichen Ausgangslage der hoffnungslosen Gefühle bahnt die junge Generation sich tapfer den Weg durch die Gefahren ihrer Aufgabe. Sie sind geleitet und geführt – nicht durch ihre Eltern – sondern durch die Wahrnehmung der Verbundenheit.
In den Kartensets existiert die Seelenebene in den drei Kategorien von: Raum, Zeit und Wesen.
Das Lebensfeld der „Seelenebene-Wesen“ wird im Makrokosmos durch die Archetypen der mythologischen Wesen und im Mikrokosmos durch die Archetypen der Märchenfiguren dargestellt.
Clarissa und Thorsten begegneten hier dem Märchen vom „Jorinde und Joringel“, dass sie beide gar nicht kannten und dennoch tief im Herzen dem angebotenen Lösungsweg augenblicklich folgen konnten.
Jorinde und Joringel sind ein junges sich lebendes Paar. Joringels Eltern sind beide schon längst verstorben und Jorindes Eltern geben dem jungen Paar nicht ihren Segen – sie verbieten ihnen ihre Liebe. In ihrer Not flieht das Paar in den verbotenen Wald, in dem eine böse Zauberin junge liebende Mädchen entführt. So geschieht es auch diesem jungen Paar sie werden entzweit. Joringel wird kurzfristig Versteinert, so dass er der Entführung tatenlos zusehen muss und Jorinde wird im Schloss der Zauberin in einen Vogel verwandelt und in einen Käfig gesperrt – ebenso wie hunderte anderer junger Mädchen vor ihr. Das Feld der Zauberin verbildlicht ihre vielen eingesperrten inneren Kinder.
Da es sich hier um ein echtes Märchen handelt, schaffen es die beiden Liebenden selbstverständlich durch alle Mauern der scheinbaren Hoffnungslosigkeit hindurch zueinander zu finden. Joringel schafft es sich einer Zauberblume zu ermächtigen und so durch den magischen Bann in das Schloss der Zauberin vorzudringen. Die Benutzung des magischen Werkzeuges kostet ihn allerdings Lebenszeit…. Als er seine Jorinde unter allen Vögeln sofort findet und befreit steht ihnen kaum noch gemeinsame Lebenszeit zur Verfügung.
Auch dieses Gefühl teilen ganz viele Menschen.
Jetzt wo ich mein Herz geöffnet habe, muss ich bald sterben…
Die Liebe in den Märchen geht immer über mehre Generationen hinweg. Dies zeigt uns, dass wir mehr sind als ein Körper in einer Zeitdimension, sondern gemeinsam zu dem Gefühl des kosmischen „Eingebunden-Seins“ vordringen. Jorinde bricht ihrerseits den Fluch der auf dem magischen Werkzeug liegt… und so finden beide jungen Herzen geborgen in Zeit und Raum zueinander.
Clarissa und Thorsten wurde durch die Karten ihr Weg der Verantwortungsabgabe deutlich und auf neue
Art und Weise auch fühlbar. Die Entsprechungen ihrer Eltern – nämlich ihre innere Führungskraft und ihre innere Versorgungsfähigkeit – konnten wie Jorinde und Joringel eine Mauer beziehungsweise einen Bann brechen und in ihnen selbst zueinander finden. Das weibliche und männliche Prinzip oder ihre inneren Eltern begannen fortan, sich einen gemeinsamen Weg durch die Märchenwelt zu bahnen. Selbstverständlich sind sie vorher auch „eigene Wege“ gegangen, er basierte allerdings auf einem erschöpfenden inneren Kampf gegen die Eltern.
Jetzt sind sie in ihrer Generation, in der Handlungsfähigkeit ihres eigenen Märchens angekommen.
Thorsten erfuhr einige Zeit später, dass er bald Großvater von Zwillingen werden würde: einem Mädchen
und einem Jungen. Während Clarissa es so formuliert: „Ich fühle mich weich und glücklich an Stellen in meinem Leben, an denen ich mich vorher gar nicht gespürt habe. Ich merke auch, dass die Menschen völlig anders auf mich zugehen. Das ist wirklich unerwartet schön… irgendwie nicht mehr so einsam.“
Im Märchen symbolisiert die junge Generation ahnenmedizinisch betrachtet die eigenen inneren Kinder in den beiden Aspekten von weiblich/männlich bzw. Versorgungsfähigkeit/Führungskraft.
In den Kartensets sind die Positionen des weiblichen und männlichen Ahnenfeldes häufig der Ausdruck der Gefühle der leiblichen Eltern, sowie bei Clarissa und Thorsten, aber sie beinhalten gleichzeitig noch eine zweite Bedeutung.
Die eigenen neun Lebensfelder zu betrachten, heißt in die eigenen Anteile hineinzuschauen und ihnen bewusst zu begegnen.
Männliches und weibliches Ahnenfeld stehen dadurch Stellvertretend für die eigene innere Versorgungsfähigkeit und die eigene innere Führungskraft. Ihnen im Konflikt zu begegnen berührt den Konflikt, sowohl in dem ausgelagerten Teil der Eltern, als aber auch vor allem im eigenen Handlungsfeld.
Die Berührung in der Doppelbedeutung erschafft augenblicklich eine subtile Beweglichkeit in der vermeintlichen Ausweglosigkeit.
Das Leben und die Entscheidungen und Schicksale der Eltern kann kein Kind ändern, aber genau darin liegt das Potenzial der eigenen Handlungsfähigkeit. Die eigenen inneren Instanzen sind beweglich und obliegen der eigenen Verantwortung und der eigenen Handlungsfähigkeit. Sie sind die Schritte im eigenen Märchen und sie sind eingebunden in ein großes kosmisches Gefüge der Verbundenheit.
Die Kartensets verdeutlichen dir die Verbundenheit aller deiner Anteile und die Eingebundenheit in Zeit und Raum und Kosmos, während sie gleichzeitig jedes Gefühl der Konflikthaftigkeit ernst nehmen, aufgreifen, verdeutlichen und dir eine Beweglichkeit anbieten.
Und wie hoffnungsvoll ist es doch zu wissen, dass Märchen immer gut ausgehen!
In der Größe des Kosmos kann die Kraft der vermeintlichen Isolation niemals gewinnen. Einen gewissen Zeitraum lang können Gefühle in einem Schreck gefangen gehalten sein…, aber gerade weil Menschen mehr sind als eine Zeitdimension in einem einzigen Körper und die Seelenaspekte jedes Gewebe durchfluten, ist es möglich sich der Verbundenheit jederzeit wieder bewusst zu werden. Wir müssen sie nicht mal künstlich herstellen, weil sie Basis allen Lebendigen darstellt und die Gefühle des Schrecks nur kommen, um endgültig zu gehen.
Wenn die Versorgungsfähigkeit und Führungskraft zueinander den Kontakt halten, kann die Seele sich auf neuen Wegen entfalten. Der Schlüssel hierfür liegt in der Kommunikation deiner eigenen Anteile. Die Märchen zeigen dir, wie sehr diese einander lieben, weil ihr Zuhause und ein Kind der Schöpfung bist.
16.11.2021
Mit einem Gruß aus der Seelenküche
Kim Fohlenstein
Heilpraktikerin und Lehrerin bei heil+kunst
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Kim Fohlenstein
widmete sich nach dem Studium der Diplom-Pädagogik und Philosophie der Naturheilkunde und eröffnete 2002 als Heilpraktikerin ihre erste Praxis in der sie mit den Schwerpunkten Cranio-Sacrale Osteopathie, Homöopathie und systemischer Aufstellungsarbeit ihre Arbeit begann, die sich heute zur Ahnenmedizin entwickelt hat. 2005 eröffnete sie gemeinsam mit Felicitas Quelle die Heilpraktikerschule heil+kunst in Darmstadt. Dank ihrer unerschütterlichen Wissbegier ist sie während ihrer Arbeit immer Themen auf der Spur geblieben, die sie nicht losließen. So wie das Thema der archaischen Wunden und ihrer Heilweisen oder das Phänomen der Zeit als Schlüssel für eine ganzheitliche Medizin. Dafür hat Kim zwei Kartensets entwickelt, die unter dem Motto „Lernen – berühren – heilen“ erschienen sind und Ahnenmedizin mit Seelenhomöopathie verbinden.
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