Berührung als Wert im Focus existenzieller Fragen?

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Berührung als Wert-frau-erde-klee-verbundenheit-womanBerührung als Wert

Die taoistische und konfuzianische Tradition bleiben bis heute eine der grundlegenden menschlichsten Werteschaffung des Menschen. Ohne Menschen wie Ekiken, Buddha, Lao Tse und andere wie der Dalai Lama gäbe es keine neuen geistigen und spirituellen Menschen unter uns. Es gäbe keine bewussten und berührten Menschen im Westen, die in den Besitz der „reichen Erkenntnis“ kommen würden. Es gäbe keine neuen Ideen.

In östlichen philosophischen Systemen, wie der Lehre von Yin und Yang und der TCM, findet man unter anderem konzeptionelle Erkenntnisse über das natürliche Werden und Sein.

Wie können wir Vielfalt mit Einfachheit in Einklang bringen?”
Oder „Wie können wir Werden mit Sein in Balance bringen?“ sind Fragen, welche von einigen Menschen, damals wie heute, gestellt werden.

Innerhalb unseres Wertesystems im Einklang mit der Natur zu denken und zu handeln bedeutet heute, sich mit der Erde zu verbinden. Mit dem Planeten im Sinne von Erdverbundenheit und unseres Systems im Einklang zu sein, bedeutet zugunsten der Erde tätig zu werden.

Was bedeutet das?

Der unberührte Mensch muss seine bisherigen Werte überdenken, seine Prinzipien neu ausrichten und empfinden, auch innerhalb des kapitalistischen Systems. Um einen oder mehrere Schwachpunkte zu erkennen, ist Berührung ein Weg der möglichen Veränderung. Berührung hat auch etwas Transzendentales.

Berührung braucht der Mensch, um zu wachsen. Auch hängen Berührung und Sinn eng mit unserem Wesenskern zusammen, der eine tiefere innere Wahrheit in uns birgt, die uns lenkt und leitet. Ohne Berührung finden wir weder Sinn noch den Wesenskern.
Aber woher kommt der Sinn nach Berührung?

In der Antike war es die Ebene der Religion und Philosophie, im Mittelalter nur Religion und heute? Heute sind es viele Berührungsebenen, auf menschlicher, geistiger, mentaler, wissenschaftlicher und spiritueller Basis. Die Wissenschaft ist wertfrei. Der Kapitalismus besitzt kaum oder wenig Werte, außer Produzieren und Konsumieren, um die materiellen Bedürfnisse sicherzustellen.

Steht nicht deshalb der Wert der Berührung heute immer mehr im Focus von existenziellen Fragen?

Berührende Sprache, die der zwischenmenschlichen Kommunikation dient, würde durchaus heute wieder einen ethischen Wert bekommen, wenn Gefühle zugelassen würden. Im digitalen Zeitalter entspricht ihre Sprache aber nicht gerade der Tiefe, die heute mit einer berührenden Sprache gemeint ist. Heute werden Emotionen verkauft und dick aufgetragen, ohne jemals ein echtes Gefühl zuzulassen.

Innere Verrohung, Vereinzelung und Wut sind nur wenige Beispiele für neue Phänomene unserer Zeit. Berührung folgt aber dem Prinzip der Selbst-Transzendenz. Es ist daher sehr wichtig, Berührung an sich für Empathie ein Leben lang zu üben. Obwohl es im Buddhismus und im Tibetischen keine genaue Bezeichnung für Gefühle gibt, bleibt im Westen eine grundlegende Harmonisierung der Gefühle und Gefühlswelt übrig. Durch achtsame, tiefe und bewusste Berührung.

Wir berühren oft, indem etwas ergründet werden will;

dabei will eigentlich das Unergründbare berührt werden. So könnte man eine Berührungsebene beschreiben, die die absichtslose und gleichzeitig tiefere Berührung meint. Auf dieser Berührungsebene geschieht etwas ganz Eigenes. Etwas, dass nicht mehr dem Egozentrismus untergeordnet ist oder in irgendeiner Absicht verfolgt wird. Das reine Berühren entzieht sich dem Ego und der Absicht, etwas zu wollen.

Das reine Berühren ermöglicht, über die sinnliche Komponente hinaus zu experimentieren, wobei immer wieder andere Erfahrungen gemacht werden, da dieser Verlauf nicht an irgendwelche Zielvorgaben und Wiederholungen gekoppelt ist. Trotzdem geschieht Kreativität und ebenso Entwicklung in der Tiefe des Menschen. Persönliche Entwicklung ist nicht nur ein Resultat von tiefer Berührung, das einem bewussteren Leben dient.

Auch Vollständigkeit, Heilung, Erfüllung, Intuition, Wahrnehmung und Selbstbewusstsein werden erst durch Berührung und dem dazu gehörenden Prozess selbst erzeugt. So ist Berührung auch eine Kunstform, die nicht nur abbildet, was schon da ist, sondern auch ein Dialog zwischen Sender und Empfänger, zwischen Mensch und Kultur, der Werte schafft.

Beim Berühren sind wir empfänglich, werden empfindsamer, menschlicher und üben uns außerdem in Demut.

Etwas Unergründbares zu erkennen und zu akzeptieren, ist demütig genug, um sich der Hingabe zu etwas Höherem zu widmen. Natürliche Prinzipien wie das Geben und Nehmen treten in Erscheinung und werden für den Menschen verständlicher.

Durch dieses Berühren entsteht auf der Körper-Sein Ebene eine im Körper erlebte Freiheit, die den inneren Raum für sich und für andere öffnet. Außerdem kann der freudvolle Kontakt mit sich und anderen, sowie die Möglichkeit für spirituelle Entwicklung und Persönlichkeitsentfaltung entwickelt werden.

Vielleicht ist Berühren auch deshalb eine Kunst des bewussten Menschen. Denn je tiefer und absichtsloser seine Berührung ist, umso mehr Raum und Zeit widmet er seiner Kreativität. Diese Kreativität, die tiefe Einblicke und Spuren hinterlässt, nimmt man vielleicht erst später wahr. Dafür ist sie aber nachhaltig für unsere Erdenergie.

In jeder bewussten Kommunikationsform, die verbal, mental oder körperlich sein kann, wird Berührung als Wert eingeschlossen.

Selbstbezogenheit, Infantilität, Überbeschütztheit, nur noch beschützen wollen, Über- oder Außerkontrolle sind Erscheinungsformen unserer Gesellschaft, die der heutigen bewussten Männlichkeit und Weiblichkeit entgegenwirken.

Ein bewusster Mensch in seiner höchsten moralischen Entwicklung ist immer in Berührung mit männlicher und weiblicher Natur, mit anderen Menschen und seiner Umwelt. In dieser höchsten Stufe sind transpersonale Aspekte integriert und wirken in Einheit. In unserem westlichen Wertesystem fehlt dieser Aspekt.

Es werden immer noch Wachstumsstrategien gegen Einhaltung natürlicher Prinzipien entwickelt, die das Gleichgewicht von Mensch und Natur zerstören. Darum ist eine demütige Haltung oder auch Seinshaltung angebracht und wertvoll, die durch tiefes Berühren und Berührtsein zu sich selbst und zu anderen zu einer sinnvollen Neugestaltung unserer Werte führen würde. Vom Ich zum Du.

Die Unsicherheit hängt vom Denken an sich ab. Und vom Bewusstsein. Unsicherheit und ein naives Selbstbewusstsein fallen erst dann weg, wenn der Mensch begreift, dass sich seine Werte ändern müssen. Auf solche Weise trifft der Mensch in gewissem Maße die Entscheidung, sich gegenüber sich selbst zu distanzieren und vermag so in einen berührenden Dialog zu treten.

13.02.2020
Maha Kama
Entspannungstherapeutin, Shiatsu-Praktikerin, Coach
www.sensual-entspannung.de

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Portrait-Maha-KamaMaha Kama
ist Entspannungstherapeutin, Shiatsupraktikerin, Coach und Autorin.
In ihrer Jugend war sie aktive Leistungssportlerin. Durch eigene gesundheitliche Probleme begannen sich ihre Themen wie Stress, Burnout, Psychosomatik und auch der berufliche Wunsch zu entwickeln, Menschen durch Körperarbeit zu unterstützen.
Nach vielen Jahren der Erfahrung mit Körperarbeit hat sie ihr eigenes Konzept Sensual Balance entwickelt.
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6 Kommentare

  1. Hoffentlich wird der Artikel von Maha Kama von vielen Menschen gelesen und begriffen. Wir Menschen empfinden Berührung als liebevolle Zuwendung, aber dass sie noch viel mehr ist, wissen wir oft nicht.

  2. „Beim Berühren sind wir empfänglich, werden empfindsamer, menschlicher. „

    Aber auch verletzlicher, oder zumindest haben wir das Gefühl an Sicherheit zu verlieren, Kontrolle abzugeben.
    Ich denke das dürfte einer der Gründe für Berührungsängste sein.

    Ein interessanter Beitrag Frau Maha Kama

    • Ja, das ist ein sehr wichtiger Ansatz, den wir meistens übersehen. Oft werden Berührungsängste verdrängt oder etwas anderes vorgeschoben, wie zum Beispiel „Ich will lieber alleine sein“, oder man hat andere Ausreden. Wie du selbst bemerkst, sind das Thema Berührung und der Begriff selbst schon so weitreichend und komplex, dass es sich lohnt, sich damit auseinanderzusetzen. Ein Experiment von Osho, wo sich fremde Menschen eine begrenzte Zeit gegenübersitzen und nur in die Augen schauen, macht deutlich, dass jeder mehr oder weniger mit Berührungsängsten konfrontiert wird. Was sich dabei zeigt, ist nichts anderes. Nur in einer anderen Form. Diese „Ängste“ zuzulassen, wahrzunehmen und aufzulösen, ist ein Ziel, das mit Berührung erreicht wird.

  3. Ein sehr erkenntnisreicher Artikel! Berührung ist viel mehr als nur das taktile Zusammentreffen zweier Körper, sondern sie hat auch eine spirituelle Dimension im Sinne des persönlichen Wachstums des Individuums, aber auch eine gesellschaftliche. Denn Berührung erscheint essentiell als Kommunikation. Sie verbindet, wo Bindungslosigkeit herrscht und sie stiftet Sinn, wo die Sinnlosigkeit allgegenwärtig ist. So kommt der Berührung eine besondere Rolle zu als etwas, was die Welt zusammenhält. Und dies ist in einer Zeit, wo alles auseinanderzufallen scheint, doch eine sehr wichtige Erkenntnis!

    Dr. Hubert E. Schmidt

    • Mich freut, wenn es so aufgenommen wird und hoffe auch, dass mehr darüber ausgetauscht wird. Denn wo keine Berührung ist, kann auch kein Dialog entstehen. Die Kommunikationsform, die in unserer Gesellschaft weitgehend vorherrscht, ist meistens die eines Monologs. In einem Monolog ist aber die Qualität des „Zuhören Könnens“ nicht erwünscht, sondern es ist eher ein unempfindsamer Ausdruck der Emotionen oder Gefühle, ohne dass der andere Zuhörer miteinbezogen, geschweige wahrgenommen wird. Empathische oder berührende Kommunikation bezieht immer sein Gegenüber ein, ohne den es nie zu einem Austausch kommen würde. Ja, berührende Kommunikation dient eben auch unserer Gesellschaft.

  4. In diesem Artikel findet Maha sehr gute Worte, etwas zu beschreiben, was eigentlich mit Worten nicht zu beschreiben ist. Berührung ist für mich die höchste Form der Kommunikation. Wir begegnen einem Menschen mit einer Berührung immer auf eine Art und Weise, die ihn anspricht. Wir brauchen keine Sprache, müssen unsere Gedanken nicht ablenken. Berührung lässt uns auf die kraftvollste und zugleich verständlichste Weise kommunizieren, auf der Basis von Achtsamkeit und Respekt. Bedingungslosigkeit schafft fühlbares Vertrauen, sich selbst in einer neuen, höheren Qualität des eigenen Seins zu erfahren. Berührung schafft Einklang und Balance, die stärksten Bausteine, auf denen wir ganzheitliche Gesundheit praktizieren können. Demut und Dankbarkeit gegenüber den Kräften, die uns die Natur gegeben hat sind das Potential, aus dem wir lernen können, uns weiter entwickeln und gerade das so unendlich wichtige mentale Wachstum erfahren können.
    Habe Dank Maha, für Deine Worte in diesem Artikel, die so Vieles ausdrücken, was all die spirituellen Menschen verbindet – die Fähigkeit, aus der Tiefe des eigenen Herzens, einen anderen Menschen bis tief in seine Seele hinein zu berühren. Menschen, die sich so begegnen werden diese Welt achten, lieben und verbessern, werden die Kraft finden, Sinn und Unsinn zu unterscheiden und schließlich von dieser Gesellschaft als unverzichtbar verstanden werden, spätestens da, wo die große Kraft der Heilung eine Rolle spielt, in einer Welt, wo wir oft keine symptomatische Behandlung für die sogenannten Zivilisationserkrankungen finden können. Und wir wissen alle, dass dieser Weg des Erkennens ein langer Weg ist…

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