Beziehungsangst der Empathen

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Beziehungsangst ist eine Emotion, die nicht jeder kennt. Es gibt Menschen, für die der Beginn einer neuen Beziehung oder das Entstehen von Liebe aufregend und positiv ist. Andere hingegen sehen dies eher als bedrohlich an, voller unbekannter Risiken und Ängste. Besonders hochsensible Personen und Empathen neigen häufiger dazu, Beziehungsangst zu empfinden, da sie die Welt intensiver wahrnehmen als andere.

Was Hochsensible und Empathen ausmacht

Wenn Sie nach einer Definition für Empathen suchen, stoßen Sie oft auf den Begriff “hochsensibel”. Diese Verknüpfung ist zwar teilweise zutreffend, jedoch nicht vollständig. Empathen zeichnen sich tatsächlich durch eine hohe Sensibilität aus, jedoch ist Sensibilität allein nicht ausschlaggebend für das Empathie-Empfinden. Der Irrtum liegt im Schlussfolgern: Nicht jede hochsensible Person ist zwangsläufig auch ein Empath.

Die Sensibilität, über die wir sprechen, bezieht sich auf Ihre Reaktionen auf äußere Reize. Diese Reaktionen sind stärker ausgeprägt, je empfindlicher Sie auf Reize reagieren. Es gibt einen Unterschied zwischen Personen mit hoher Sensibilität und Empathen, und dieser zeigt sich in der Art der Reizquelle, auf die sie reagieren. Hochsensible Menschen reagieren besonders stark auf Reize aus ihrer Umwelt. Diese können konkrete Reize sein, wie zum Beispiel Lärm, Licht, Elektrosmog, Menschenmengen, Ernährung oder Luftqualität. Es können aber auch psychologische Reize sein, wie beispielsweise Körpersprache, Verhaltensweisen, Dominanz oder die Ausstrahlung anderer Personen.

Hochsensible und Empathen reagieren nicht primär auf Ihre eigenen Empfindungen, sondern nehmen die Gefühle anderer intensiv wahr und fühlen mit ihnen mit. Dadurch wird Ihre emotionale Welt hauptsächlich von den Emotionen anderer beeinflusst, sowohl in positiven als auch in negativen Situationen. Beziehungsangst wird dementsprechend von Hochsensiblen und Empathen zwar mit der gleichen Intensität erlebt, jedoch auf unterschiedliche Weise interpretiert.

Ursache zur Beziehungsangst

Sie als hochsensible Person oder Empathin kennen sicherlich die Herausforderung, angemessen mit den intensiven Emotionen und starken Bedürfnissen anderer umzugehen, ohne dabei sich selbst zu vernachlässigen. Die Nähe zu anderen kann bei Ihnen starke Gefühlsausbrüche hervorrufen, was ein gemeinsames Merkmal beider Gruppen ist. Daher ist es von großer Bedeutung, dass Sie lernen, sich abzugrenzen, um Ihre eigenen Grenzen zu wahren und sich vor Überlastung zu schützen.

Sie könnten beide Gruppen als eine Art unterschwellige Bedrohung empfinden, die ihren persönlichen Schutzraum verletzt und sie in unbekannte emotionale Territorien und Einflüsse zieht. Beziehungsangst wird daher oft lediglich als Schutzmechanismus gegen das Eindringen in die private Sphäre betrachtet. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Gruppen zeigt sich in ihrer jeweiligen Definition des potenziellen Angreifers. Für hochsensible Menschen erscheint ihre eigene Welt der Empfindungen gewissermaßen als Bedrohung. Die starke Reaktion auf äußere Reize lässt bei ihnen ein Szenario der Gefahr entstehen, dem sie sich zunehmend nicht gewachsen fühlen. Empathen hingegen versuchen, sich vor den Emotionen anderer zu schützen, die ihre eigene Gefühlswelt unmittelbar beeinflussen. Die ausgeprägte Form der Empathie, die als Hochempathie bekannt ist, wird oft als Mitleid bezeichnet. Schon die Bedeutung des Begriffs deutet an, wo das Dilemma liegt: gemeinsam mit anderen Menschen zu leiden.

So sollten beide Gruppen lernen, sich gegen die Dominanz äußerer Einflüsse abzugrenzen. Hochsensible Menschen können dies erreichen, indem sie Wege finden, ihren Schutzkreis gegen übermäßige emotionale Reaktionen auszuweiten. Empathen wiederum sollten Wege finden, um aus übermäßigem Mitleid wieder ein ausgeglichenes Mitgefühl entstehen zu lassen. Der erste Schritt, um sich nicht von äußeren Einflüssen und den Bedürfnissen anderer dominieren zu lassen, besteht darin, die Fähigkeit zu erlernen, zunächst die eigenen Bedürfnisse zu identifizieren und von den externen Einflüssen abzugrenzen.

Liebe

Es ist verständlich, dass die gesteigerte Sensibilität von Hochsensiblen und Empathen in Liebesbeziehungen eine besonders intensive Wirkung entfalten kann. Diese Menschen erleben sowohl die Höhen als auch die Tiefen der Liebe auf extrem intensive Weise, die ihr gesamtes Sein erfassen und sich sogar in körperlichen Reaktionen manifestieren kann. Vor allem negative Erfahrungen können im Laufe der Zeit zu Beziehungsängsten führen. Auf der positiven Seite ermöglicht die erhöhte Sensibilität diesen Personen eine besondere Fähigkeit, sich einfühlsam auf die Gefühle und Bedürfnisse ihres Partners oder ihrer Partnerin einzustellen. Daher sind Hochsensible und Empathen oft in der Lage, intuitiv zu erkennen, was ihr Partner gerade benötigt oder sich wünscht.

Oft ist es vielen nicht bewusst, was sie selbst benötigen. Dies kann zu einem ständigen Druck führen, der letztendlich Beziehungsängste hervorrufen kann. Das Ziel von Selbstabgrenzung und dem Wissen um angemessene Bewältigungsstrategien ist es, sensiblen Personen dabei zu helfen, sich ihrer eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. Dies ermöglicht es ihnen, eine harmonische Balance zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und denen ihres Partners oder ihrer Partnerin herzustellen.

Angst, verlassen zu werden

Die Trennungsangst, als kleine Schwester der Beziehungsangst, teilt meist die gleichen Ursachen, wirkt jedoch in entgegengesetzter Richtung. Man unterscheidet zwischen aktiver und passiver Trennungsangst. Beiden Ausprägungen ist die fortwährende Sorge gemein, den Bedürfnissen des Partners oder der Partnerin nicht gerecht zu werden, ungeachtet aller Bemühungen. Das Denken und Handeln wird von der Angst dominiert, Verletzungen zu vermeiden, selbst wenn dies auf eigene Kosten geschieht. Der Umgang mit dieser Angst variiert: Menschen mit aktiver Trennungsangst erkennen in der Situation eine ausweglose Lage. Sie betrachten die Fortführung der Beziehung als sinnlos und initiieren daher oft selbst die Trennung. Bei passiver Trennungsangst herrscht ein unterschwelliges, konstantes Gefühl der Bedrohung vor. Es besteht die panische Furcht, dass selbst der geringste Fehler dazu führen könnte, vom Partner verlassen zu werden.

Offenheit

Für hochsensible Menschen und Empathen kann es mitunter schwierig sein, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden, auch wenn dies zunächst hart klingen mag. Die tiefe Intensität ihrer Gefühle und Empfindungen ist jedoch auch eine besondere Stärke, die sie von anderen unterscheidet: die außergewöhnliche Fähigkeit, sich einfühlsam auf andere einzustellen. Um ein erfüllendes Miteinander zu schaffen und erfolgreich gegen Beziehungsängste anzugehen, ist der offene Dialog zwischen den Partnern der beste und aussichtsreichste Weg. Dabei liegt es in der Verantwortung des sensiblen Partners, die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen klar zu kommunizieren, da der weniger sensible Partner möglicherweise noch nie zuvor davon gehört hat. Liebe bedeutet in diesem Zusammenhang sowohl Geben als auch Nehmen – sowohl für sensible als auch für weniger sensible Menschen.

30.6.06.2019

Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.

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Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.

Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“

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