Byron Katie: Lieben, was ist – nicht, was sein sollte
Mit nur vier Fragen, so Byron Katie, können wir überprüfen, ob das, was wir wahrnehmen, der Wahrheit entspricht. „The Work“ ist eine überwältigende Methode.
Byron Katie ist eine bekannte spirituelle Lehrerin, die mit ihrem Ansatz des “The Work” Menschen dazu inspiriert, ihr Leiden zu überwinden und inneren Frieden zu finden. Ein zentraler Gedanke in Katies Lehre ist die Idee, das Leben so anzunehmen, wie es ist, anstatt es zu bekämpfen oder zu verändern. Sie lehrt, dass wahres Glück und Zufriedenheit nur dann möglich sind, wenn man aufhört, gegen die Realität anzukämpfen und stattdessen lernt, sie zu akzeptieren.
“Lieben, was ist – nicht, was sein sollte” ist ein Leitsatz, der uns daran erinnert, dass wir unsere Energie nicht darauf verschwenden sollten, Dinge zu wollen, die nicht in unserer Macht liegen zu verändern. Stattdessen sollten wir lernen, die Gegenwart anzunehmen und dankbar für das zu sein, was wir bereits haben. Indem wir uns von unseren Vorstellungen und Erwartungen lösen, können wir inneren Frieden und Gelassenheit finden. Byron Katies Lehre ist eine Einladung, das Leben in seiner Ganzheit zu umarmen und die Schönheit im Hier und Jetzt zu entdecken.
Byron Katie durchlitt in ihren Dreißigern eine schwere Depression, die sie zehn Jahre lang belastete und fast zum Suizid trieb. Die Mutter von drei Kindern litt zudem unter Platzangst, Essstörungen und Alkohol- sowie Tablettenabhängigkeit. In ihrer tiefsten Verzweiflung hatte sie eine bahnbrechende Eingebung. Diese Methode benötigt weder Gurus noch Coaches, Seminare oder Religionen. Sie kann ohne Vorkenntnisse oder Hilfsmittel angewendet werden und ist in der Lage, unsere gesamte Realität von einem Moment auf den anderen zu transformieren und unser Leiden zu beenden.
In ihrer größten Not hatte sie eine Eingebung
Ein Ansatz, der ganz ohne Gurus, Coaches, Seminare oder Religionen auskommt, ohne Vorkenntnisse und Hilfsmittel, einfach aus dem Stand – und dazu fähig ist, mit einem einzigen Moment unsere gesamte Welt zu verändern und unser Leid zu beenden.
Byron Kathleen, die mit dem ungewöhnlichen Vornamen Byron getauft wurde, wurde 1942 in Texas geboren und wuchs in Kalifornien auf. Mit 19 Jahren heiratete sie, wurde Mutter und arbeitete als Maklerin. Nach dem Scheitern ihrer ersten Ehe und einer Depression in der zweiten, war sie eine gestresste, unzufriedene und ständig schreiende Mutter für ihre Kinder.
Der Weg von einer übergewichtigen, unglücklichen, alkoholkranken Frau hin zur „spirituellen Innovatorin des 21. Jahrhunderts“, wie sie das TIME Magazine nannte, war erstaunlicherweise kein harter, langer und entbehrungsreicher; weder jahrelange Meditation noch Leben in Askese noch Rückzug in ein Schweigeretreat waren erforderlich.
Es brauchte wirklich nur diese eine Offenbarung im Jahre 1986, die für Katie den Schalter, wie sie das Leben betrachtete und woran sie glaubte, für immer umlegte: von „zerstörerisch“ auf „förderlich“. Es war eine regelrechte Epiphanie, was sie in diesem Moment erfuhr.
„All meine Wut, all die Gedanken, die mich gequält hatten, meine ganze Welt, DIE gesamte Welt, war verschwunden“, beschreibt sie diese einschneidende Erfahrung, die sie erst Jahre später in Worte fassen konnte.
Sie kam als komplett neuer Mensch nach Hause zurück: freundlich, fröhlich und entspannt.
Menschen kamen, um Rat zu suchen und zu lernen, wie sie mit Situationen, die sie als belastend und leidvoll erfuhren, umgehen konnten. Diese Suche nach Rat, der so leicht gegeben werden konnte, indem die Fragenden zur Selbstbefragung ermuntert wurden, zog Kreise.
Liebe Leserinnen und Leser, Katie begann mit informellen Treffen, um ihre neue Philosophie zu teilen, und entwickelte dies in den 1990er Jahren zu regelmäßigen Workshops weiter. Dies führte schließlich zur Gründung von „Byron Katie International“. Sie präsentierte ihre Methode nicht nur in Unternehmen und Universitäten, sondern auch in Gefängnissen und Krankenhäusern. Zudem gibt es eine App, die The Work in den Alltag integriert. Anlässlich ihres 75. Geburtstags startete sie das neue Programm „The Institute for the Work“, ein Non-Profit-Online-Programm, das die Selbstreflexion mit ihren bewährten Fragestellungen unterstützt.
Der Ansatz von The Work ist denkbar einfach.
Katie möchte sich nicht als Entwicklerin bezeichnen, sondern eher als Entdeckerin dieser bahnbrechenden Methode, die auf vier Fragen und einer Umkehrung basiert. Grundsätzlich können wir sagen, dass unser ständiger innerer Dialog unser Selbstbild formt. Er setzt sich aus unseren Glaubenssätzen zusammen und formt so unsere Identität, unser Ego. Wenn wir einen Gedanken lange genug für wahr halten, ohne ihn zu hinterfragen, wird er zu einer festen Überzeugung. Dadurch verlieren wir die Fähigkeit, die Dinge objektiv zu sehen und betrachten sie nur durch unsere persönliche Brille. Wir verweigern uns der Realität, weil sie nicht mit unseren Vorstellungen übereinstimmt – ohne zu erkennen, dass wir uns dadurch selbst unnötiges Leid zufügen.
Wenn wir einen Gedanken lange genug glauben, ohne ihn zu hinterfragen, wird er zu einer Überzeugung. Dann sind wir nicht mehr in der Lage, wahrzunehmen, wie die Dinge wirklich sind, sondern betrachten sie nur durch unsere individuelle Brille. Wir leugnen die Wirklichkeit, weil sie nicht dem entspricht, wie sie nach unserem Glauben sein sollte – und erkennen dabei nicht, dass wir uns dadurch selbst Leid zufügen.
Katie stellt fest: “Ich bin eine Liebhaberin dessen, was ist, nicht weil ich ein spiritueller Mensch bin, sondern weil es wehtut, mit der Wirklichkeit zu streiten. […] Wenn wir damit aufhören, der Wirklichkeit Widerstand zu leisten, wird unser Handeln einfach, fließend, freundlich und furchtlos.“
Der Schlüssel zur Freiheit liegt darin, die eigenen Gedanken nicht mehr einfach zu glauben, sondern zu hinterfragen.
Es ist beeindruckend, wie Katie betont, dass Leiden eine freiwillige Entscheidung ist. Indem sie diese Erkenntnis in sich fand, entdeckte sie eine innere Freude, die sie seitdem begleitet. Wenn wir uns bewusst werden, dass die wahre Ursache unseres Leidens oft in uns selbst liegt und nicht im Äußeren, verändert sich unser Leben grundlegend. Wir beginnen, in der Realität zu erwachen und nicht mehr in einem Traum gefangen zu sein, der uns unglücklich macht. Katie bezeichnet ihre Methode als Arbeit, The Work, da sie ein kontinuierlicher Prozess ist, der einen offenen Geist erfordert. Nehmen wir zum Beispiel die Situation einer Frau, die unglücklich ist, weil sie denkt, ihr Partner versteht sie nicht. Der Gedanke, den sie überprüfen könnte, lautet: „Er sollte mich verstehen.“
Die erste Frage lautet: „Ist das wahr?“
– Natürlich ist das wahr!
Die zweite Frage: Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
– Hier kommt sie vielleicht schon ins Straucheln. Vielleicht erkennt sie, dass ihre Forderung recht willkürlich ist und von nichts unterstützt wird. Vielleicht bleibt sie aber dabei: Er sollte sie verstehen.
Dritte Frage: Wie fühlst du dich, wenn du diesen Gedanken glaubst?
– Sie fühlt sich wütend – aber auch einsam, uninteressant, letztendlich ungeliebt.
Vierte Frage: Wie würdest du dich ohne den Gedanken, dass er dich verstehen sollte, fühlen?
– Sehr erleichtert. Sie würde sich von seinem Verhalten nicht abgelehnt fühlen, sie würde nicht mehr so sehr um seine Aufmerksamkeit kämpfen, sondern sich geliebt fühlen.
Jetzt wird die ursprüngliche Aussage „Er sollte mich verstehen“ umgekehrt und mit Beispielen unterstützt:
#1 „Er sollte mich nicht verstehen.“ – Ja, das ist die Realität. Er sollte es nicht tun, weil er es nicht tut. Wenn er es tun SOLLTE, täte er es.
#2 „Ich sollte ihn verstehen.“ – Ja, sie schaltet regelmäßig auf „Durchzug“, wenn er von seinem Hobby erzählt, das sie nicht interessiert.
#3 „Ich sollte mich verstehen.“ Ja, sie achtet nicht auf sich selbst und ihre Bedürfnisse, sie räumt ihren Angelegenheiten keine Priorität ein.
Letztendlich erkennt sie, dass sie allein für ihr Glück und Wohlbefinden zuständig ist – nicht er, nicht sonst jemand oder etwas.
Es geht bei The Work nicht darum, Recht zu haben
Die Realität zu erkennen ist die eigentliche Arbeit – und zu lieben, was ist, statt unter dem zu leiden, was unserer Überzeugung nach sein sollte. Wie einfach ist unser Leben, wenn gilt: „Alles, was ich brauche, ist jetzt schon da. Woher weiß ich, dass ich nicht brauche, was ich zu brauchen glaube? Ich habe es nicht. Folglich ist alles, was ich brauche, immer vorhanden.“
Seit Jahrzehnten trägt Byron Katie diesen befreienden Gedanken in die Welt. The Work lohnt einen persönlichen Test zu unternehmen. Das einzige was passieren kann, belastende Überzeugungen loszulassen – und Freiheit und Glück für sich zu entdecken!
01.12.2020
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Heike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“
Hinterlasse jetzt einen Kommentar