Das innerste geistige Eigenheim

frau inneres licht

Spirituelles Gratis-Eigenheim

„Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
(Johannes-Evangelium 1, 11)

In meinem innersten Eigenheim, in meinem Urgrund, herrschen Heiterkeit, Freude und Seligkeit. Dort bin ich sicher, dass mir nichts im Leben zustoßen kann. Dort erreichen mich keine Kritik und kein Lob, keine Schande und kein Unheil. Alle Wesen sind eine Manifestation dieses Urprinzips, das wir Europäer Gott nennen. Dieses göttliche Prinzip ist uns bei der Taufe bestätigt worden. Sie bestätigt, dass wir Kinder Gottes sind, dass wir göttlichen Ursprungs sind.  Die Taufe hat uns nichts Neues gebracht, sie hat uns nur unser göttliches Wesen bekräftigt.

Das innere Wesen des Menschen, der Urgrund des kosmischen Seins,

ist frei von jeglicher Schuld, Erbsünde und Gewissensnot. Die gottesfernen Glaubensherrscher haben sich mit egozentrierten Erkenntnistheorien in einer Welt von bewusster Wissensentfremdung professionell etabliert und die Menschen in einem lebenslangen „Schuld-Gefängnis“ eingesperrt, aus dem es sich zu befreien gilt. Gott selbst hat man den Zugang zu seinem Eigentum versperrt, wie es die Passage aus dem Johannes-Evangelium anschaulich beschreibt.

Es gibt weder Erbsünde (engl.: original sin; wörtlich: Trennung vom Urgrund) noch Erbschuld.

Gott ist weder männlich noch weiblich. Unser Urgrund ist in den Kategorien von Geschlechtlichkeiten nicht zu beschreiben. Das männliche und weibliche Prinzip des Lebens bedingen sich einander in völliger Gleichwertigkeit und Gleichgültigkeit.

Du brauchst GOTT nicht hier oder dort zu suchen.
ER/SIE ist nicht weiter entfernt als die Tür deines Herzens.
 Dort steht ER/SIE und wartet und wartet, bis du bereit bist,
nicht nach ihm/ihr in der Ferne zu rufen.
 Deine Hingabe und sein/ihr Hereinkommen
sind ein und derselbe Augenblick.“
(Text nach: Dominikanermönch & Mystiker Meister Eckhart)

Wie in Jesus Christus ist das göttliche Prinzip in jedem von uns Mensch geworden. Das Universum ist nichts anderes als dieses göttliche Bewusstseinsfeld, das sich immer wieder materialisiert.

Gute Werke und Wohlverhalten werden von uns gefordert.

Den Himmel muss man sich verdienen, heißt es. Wo viele Programme und Aktionen laufen, zeigt sich eine gute Pfarrei. Was ist das für ein Gottesbild? Es ist ein Gott der Buchhalter. Sein, nicht Leistung ist die Kernaussage jeder Religion.

Unsere Erziehungszentren sind zu wenig Lebensschulen, auch wenn sie das für sich beanspruchen. Sie sind auf mentale Leistung ausgerichtet, auf Beruf, auf Karriere, Prüfungen, gute Abschlüsse und nicht auf das Sein. Differenziertes Spezialwissen beansprucht die ganze Kraft. Unser Geist wird in enge Leitplanken gezwängt. Er kann sich kaum frei entwickeln. Der Habe-Modus steht im Vordergrund nicht der Seins-Modus (Erich Fromm). Das gilt auch in der Theologie. Dr. Theol. wird man, wenn man nachgewiesen hat, dass man viel über Gott weiß, nicht, dass man etwas von ihm erfahren hat.

Der Bewusstseinsschritt vom Ego zum Gemeinsamen wird immer größer,

andererseits nimmt der Missbrauch göttlicher Macht enorm zu. Die Purpurträger im Vatikan maßen sich eine Art Allein-Repräsentanz Gottes auf Erden an. Die Berufsbezeichnung des Papstes „Pontifex Maximus“ – Größter Brückenbauer – deutet darauf hin.

Gleichzeitig muss man mit ebenso großer Sorge zur Kenntnis nehmen, wie in so genannten spirituellen Kreisen – leider oft unbewusst bzw. in Unkenntnis — in ähnlicher Weise mit der Inanspruchnahme Gottes verfahren wird. Avidya (Sanskrit: Nicht-Wissen) ist ein wichtiger Begriff der Vedanta-Philosophie. Die individuelle Nicht-Erkenntnis vermag zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem, zwischen Wirklichem und Unwirklichem nicht zu unter-scheiden, die kosmische Nicht-Erkenntnis ist Maya (Illusion). Avidya gilt als die Wurzel alles Unheilsamen in der Welt; es ist derjenige Geisteszustand, der illusorische Phänomene für Wirklichkeit hält und Leiden herbeiführt.

Das innerste geistige Eigenheim des Menschen, seine Urquelle,

seine Buddha-Natur, muss nach und nach von seinem Ego befreit werden, denn das Ego gaukelt dem Menschen nur die Schönheit einer illusionären Welt vor. Jeder Mensch, so lehrt die Gnosis, trägt in sich einen Funken des ewigen Lichtes. Die Welt hat jedoch dieses Ur-Licht verdunkelt, so dass der Mensch nicht weiß, wo er hingehört. Da sendet das göttliche Licht von jenseits der Welt einen Retter aus, einen Rufer, der den schlafenden Lichtfunken aufweckt, so dass der Mensch sich selbst und seinen Ursprung erkennt.

 „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein.“
(Epheser 5,14).

Ob die gnostische Lehre von indischen oder gar buddhistischen Vorstellungen beeinflusst ist, lässt sich nicht klären. Ähnlichkeiten und Berührungspunkte sind zweifellos vorhanden. Aber es wäre falsch, den Evangelisten Johannes als Gnostiker anzusehen, wenn er davon spricht, dass Jesus „das Licht der Welt“ sei, oder dass „das Licht in die Finsternis gekommen“ sei. Hier liegen eher archetypische Bilder zugrunde, die man in den verschiedensten Religionen findet.

 Wer nicht von oben her (im griechischen Originaltext steht „anothen“ = vom Ursprung her) geboren wird, der wird das Reich Gottes nicht sehen!”“ sagt Jesus zu Nikodemus. Im Evangelium steht das Wort: sehen! Es geht also nicht um eine körperliche Wiedergeburt, auch nicht um eine Seelenwanderung, sondern um eine „Neugeburt vom Ursprung“ her, welche den Menschen völlig verwandelt, transformiert, so dass er die Welt in neuem Licht sieht.

Jeder von uns ist durch Herkunft,

Geburt, körperliche Konditionierung, Erziehung, Erlebnisse usw. in ein Netzt von Beziehungen und Abhängigkeiten eingebunden, aber niemand ist hilflos darin gefangen. Wir sind nicht einmal für alle Zeit festgelegt auf das, was wir hier und heute sind. Jeden Tag haben wir die Chance, unser Verhalten zu ändern, den Neuanfang zu wagen, neu geboren zu werden. Der Ursprung des Lebens, auf den der Evangelist verweist, ist das Wasser des Lebens, die Ur-Flut, die Tiefendimension des Menschen, das in Gottes Ur-Grund Ruhen.

„Der Herr aber ist Geist, und wo der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit. Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch den Geist des Herrn.“
(2 Korinther 3,17-18).

Die wirkliche Neugeburt findet nicht nach dem Tod statt,

sondern ist die Rückbesinnung des Menschen auf die Qualität seines Denkens und Handelns, ist eine radikale Veränderung der Denkgewohnheiten in diesem Leben.

Das Himmelreich kommt nicht plötzlich. Es beginnt überall dort, wo Menschen aus ihrem Schlaf, ihrer Unbewusstheit und zurecht-gemachten Endzeithoffnung aufwachen und ihr spirituelles innerstes Eigenheim bewohnen.

27.04.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Das innerste geistige Eigenheim Roland Ropers 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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