Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus

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CORONA – das gastfreundliche Wirtshaus

Wir leben in einer einzigartigen Zeitenwende, wo gewohnte Lebensverhältnisse, Denkstrukturen und Systeme offenbar zusammenbrechen, wobei gleichzeitig ein großer Hoffnungs-Horizont aufscheint, der für Viele noch nicht gut genug erkennbar ist. Dafür braucht es eine spirituelle Weg-Begleitung von authentischen Lehrern und Meistern.

Ich schreibe ganz bewusst meinen nachfolgenden Artikel am Sonntag, 11. September 2022.

Der 11. September 2001 wurde zum Trauma der USA und vielen Menschen in anderen Teilen der Erde. Ich selbst bin an einem 11. September dreimal in den USA gewesen: am 11. September 1992 im Vivekananda Monastery in Ganges, nördlich von Chicago; am 11. September 1993 und 1999 in New York.

Zur Zeit erleben wir das CORONA-Angst-Pandemie-Trauma.

Bereits am 21. Mai 2020 – am Fest Christi Himmelfahrt schrieb ich über CORONA 2020:

„Rita“ – die kosmische Ordnung benötigt keinen Wandel

Für gewöhnlich verstehen wir unter einem Ritual (lat.: ritus, engl.: rite) eine religiöse bzw. wiederkehrende Handlung, eine herkömmliche Weise. Das ursprüngliche Sanskrit-Wort Rita bedeutet: göttliche Ordnung, kosmisches Gesetz, höchste Wahrheit, die unmittelbar aus dem Urgrund entströmt und aus ihm heraus wirkt. Das Ritual darf daher nicht zu sehr auf ein äußerliches Faszinosum gerichtet sein, sondern muss in der Wahl bescheidenster Mittel den Raum für das Fließen der ständig präsenten und verfügbaren Ur-Energie öffnen. Ein Ritual ist kein manipulativer Akt, sondern der Türöffner zur lebendigen Ur-Quelle. Dynamisches Schweigen und Zulassen des Atem-Geschehens (Atma) bringen die kosmische Ordnung (Rita) zu voller Kraftentfaltung (Shakti). 

Einweihungs-Riten und –Symbole haben nichts mit Magie zu tun, sondern bereiten den Nährboden für das Aufleuchten kosmischer Ordnung und Liebe.

Das Wort „System“ wird wie kaum je zuvor missbraucht und fehlgedeutet.

Die Griechen verstanden darunter das Zusammengesetzte, das geordnete Ganze, den Aufbau und das Gefüge des Kosmos, die Weltordnung. Inzwischen leben wir in einem Dschungelgebiet von Pseudo-Systemen, die mit einer ganzheitlichen Ordnung nichts mehr zu tun haben. Die internationalen Finanzsysteme z.B. sind trügerische Instrumente, welche die natürlichen Ordnungskräfte missachten und damit einen immer größer werdenden Teil der Weltbevölkerung in die Armut treiben. Wandel und Veränderung sind historisch bekannte Phänomene, wo sich der Mensch immer wieder an neue Lebensbedingungen anpassen muss. Das Ur-System des Kosmos bleibt davon unberührt. Der indische Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi (1869 – 1948) sagte sehr weise:

„Sei Du selbst die Veränderung, wie Du die Welt verändert sehen möchtest!“

Und nun nach mehr als zwei Jahren setze ich meine Gedanken fort. Jeder Virus, jedes Bakterium im menschlichen Organismus benötigt zum Leben einen Wirt. Das weiß jeder Biologe, jeder Mediziner.

Wenn der Mensch sein Wirtshaus durch Masken und Anti-Biotika (gegen das Leben gerichtet) verschließt, verliert er die Verbindung zur Urkraft der Natur und des Kosmos.

Der Quantenphysiker und Friedensnobelpreisträger Professor Dr.rer.nat. Hans-Peter Dürr (1929 – 2014) wäre entsetzt über das irrlichternde Operieren der heutigen Wissenschaftler. Wir waren eng befreundet, und bei einem gemeinsamen Spaziergang auf dem mystischen Plateau des katalanischen Gebirgsdorfs Tavertet im Juni 2003 sagte er zu mir:

„Die Wissenschaft hat auf dem falschen Weg erkannt,
dass sie gar nicht auf dem richtigen Weg ist!“

Hans-Peter Dürr hatte bis zu seinem letzten Atemzug im Mai 2014 betont, dass die Welt nur eine Zukunft hat, wenn sie den Krieg und die Atomkraft abschafft und sich endlich für friedliche Ko-Operation entscheidet.

Ähnlich sollten wir mit vermeintlichen lästigen Besuchern unseres Organismus verfahren.

Ko-Operation statt Abwehr und Vernichtung.

Alles hängt mit allem zusammen.

Mit Demut müssen wir dem Kosmos und dem Wunder der Natur begegnen. Dann wird sich Vieles großartig neu ordnen und gestalten.

„Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus“.

Der persische Dichter und Sufi-Mystiker  Maulana Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 – 1273) hat etwas Großartiges und Überzeitliches der Nachwelt hinterlassen:

„Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus. Jeden Morgen ein neuer Gast. Freude, Depression und Niedertracht – auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit  kommt als unverhoffter Besucher.  Begrüße und bewirte sie alle!  Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,  die gewaltsam Dein Haus seiner Möbel entledigt,  selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.  Vielleicht bereitet er dich vor auf ganz neue Freuden.  Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit –  begegne ihnen lachend an der Tür und lade sie zu Dir ein. Sei dankbar für jeden, der kommt,  denn alle sind zu Deiner Führung geschickt worden aus einer anderen Welt.“

Dschalal ad-Din Muhammad Rumi wurde am 30. September 1207 in Balkh im damaligen Persien und heute in Afghanistan geboren und starb am 17. Dezember 1273 in Konya, heute Türkei- Er war einer der bekanntesten persischen und islamischen Mystiker und gilt als Gründer der Mevlevi-Tariqa (Mevlevi-Derwischorden). Von seinen Derwischen und auch späteren Anhängern wird er Moulana persisch/arabisch „unser Herr/Meister“ von arabisch:  maulan, „Herr“) oder (in türkischer Aussprache) Mevlana genannt. Zu Zeiten Rumis wurde Anatolien von den Rum-Seldschuken regiert, daher der Beiname Rumi (= Oströmer, Byzantiner).

Als Maulana (Rumi) noch ein Kind war, fielen die Mongolen unter Dschingis Khan im Jahr 1219 in Balch ein.

Das hatte sein Vater vorausgesehen, da der Khwarezmshah einige Kaufleute der Mongolen töten lies und ein Racheakt zu befürchten war. So hatte er mit seiner Familie die Gegend schon verlassen, um nach Mekka zu pilgern.  Dschalal ad-Din Muhammad Rumi studierte an der Madrasa-Universität von Konya unter seinem Vater Islamwissenschaften und übernahm nach dessen Tod im Jahr 1230 oder 1231 seinen Lehrstuhl. In den Sufismus wurde er von einem Murschid namens Sayyid Burhanuddin Muhaqqiq Tirmidhi eingeführt. Gemeinsam reisten sie nach Aleppo und Damaskus, wo sie Ibn Arabi von Murcia (Spanien), einem einflussreichen Sufi-Meister begegnet sein sollen.

Als Gelehrter erlangte Maulana Dschalal ad-Din große Berühmtheit und er lebte und handelte, wie es sich für einen gestandenen und hoch angesehenen Gelehrten traditionellerweise gehörte. Nach seinem Tod wurde er in einem Mausoleum beigesetzt, das dem Maulawi-Orden daraufhin ebenfalls als Versammlungsort diente. Dieses Mausoleum ist seitdem das Wahrzeichen von Konya und bis in die heutige Zeit dient es als Wallfahrtsort gläubiger Muslime und der Anhänger Maulanas. Als Mustafa Kemal Atatürk am 2. September 1925 im Zuge der Säkularisierung öffentliche religiöse Handlungen verbot, war auch der Mevlevi-Orden davon betroffen.

Die Lehre Maulanas basierte darauf, dass er die Liebe als die Hauptkraft des Universums ansah.

Genauer gesagt ist das Universum ein Harmonisches Ganzes, in dem jeder Teil mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung steht, die wiederum einzig und allein auf Gott gerichtet ist und nur durch seine Liebe überhaupt Bestand haben kann. Der Mensch, der als ein Teil dieses harmonischen Ganzen geschaffen ist, kann die Harmonie mit sich selber und dem Universum nur dann erreichen, wenn er lernt, Gott zu lieben. Seine Liebe zu Gott wird ihn dann dazu befähigen, nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch alle Dinge, die von Gott geschaffen sind, lieben zu können.

Gott durch Liebe näher zu kommen ist für Maulana, genau wie für die meisten Sufis, der Weg zur wahren Erfüllung im Leben. Der Grund für seine Berühmtheit ist, dass er die Fähigkeit besaß, diese Lehre in einer Poesie von unübertrefflicher Schönheit wiederzugeben. Er beschrieb mit derselben Eloquenz die Freude, Gott näher zu kommen, wie die Trauer, von Gott getrennt sein zu müssen. Wie auch andere mystische Dichter bezeichnete er Gott als den Geliebten und die menschliche Seele, die auf der Suche nach Gott ist, als den Liebenden.

„Ich versuchte GOTT zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort.  Ich ging zu den Tempeln der Hindus  und zu den alten Pagoden,  aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden.  Ich suchte in den Bergen und Tälern,  aber weder in der Höhe noch in der Tiefe  sah ich mich imstande ihn zu finden.  Ich ging zur Kaaba in Mekka,  aber dort war er auch nicht.  Ich befragte die Gelehrten und Philosophen,  aber er war jenseits ihres Verstehens.  Ich prüfte mein Herz und dort verweilte er,  als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.“

Das 7. Kapitel in Lao Tse’s „Tao Te King lehrt uns:

Himmel und Erde überdauern alle Zeit.
Sie überdauern alle Zeit, weil sie nicht um ihrer selbst leben.
Deshalb können sie immer leben.
Der Weise tritt zurück,
und gerade ist er deshalb so weit voraus.
Er gibt sein Selbst auf, und gerade deshalb bleibt es erhalten.
Weil er sein Selbst vergisst, kann er sein Selbst finden“.

15.09.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Alle Beiträge des Autors auf Spirit Online

Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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