Das wahre Selbst

haende schmetterling canva

Das wahre Selbst
Wie wir finden, was wir bislang im Außen vergeblich suchten

Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß, wie Wolken schmecken. So beginnt ein Gedicht von Carlos Karges, ein bereits verstorbener deutscher Musiker und Songschreiber. Für einen modernen Menschen mit einem überwiegend mental ausgerichteten Bewusstsein liegt diese Aussage jenseits der sogenannten Realität, auf die sich das Kollektiv geeinigt hat. Vielleicht finden wir Gefallen an diesen poetischen Worten, schieben sie jedoch sofort in den Bereich der Phantasie. Wie schade, dass so viele Potenziale und Anlagen, die unser Menschsein ausmachen ins Hintertreffen geraten sind, da man sie nun mal nicht wiegen, messen oder zählen kann.

Auf diese Weise haben wir aufgrund der Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten unseren Geist als Funktion unseres Gehirns in den Körper gesperrt, unsere Seele aus den Augen verloren und uns augenscheinlich immer weiter von unserem wahren Selbst entfernt. Getrennt von der Schöpfung und von der Natur sind viele derzeit sogar dabei die Kraft des Lebens, die unser Werden ermöglicht, den technischen Errungenschaften anzuvertrauen. Sie lassen dabei ihre Handlungen und ihre Zeiteinteilung von Bits und Bites und den Alogrithmen bestimmen. Und so wissen dank dem künstlichen Gott der Technik Maschinen mittlerweile mehr über uns, als wir über uns selbst.

Das Selbst erkennen

Mensch erkenne dich selbst! Diese Aufforderung stand einst über dem Orakel zu Delphi. Dieser Aufruf am griechischen Tempel meint, wir sollten uns als Mensch unserer verborgenen Antriebe bewusst werden. Ohne diese Erkenntnis leben wir darin gefangen, sind fremdbestimmt und merken es nicht einmal. In der Selbsterkenntnis haben wir die Chance, Freiheit zu gewinnen, statt in die Selbstüberhebung zu verfallen. Zugleich ist es auch der Hinweis auf unsere Eigenverantwortung. Genau genommen kennen die Allerwenigsten sich selbst und noch wenigere das wahre Selbst.

Niemand hat uns davon erzählt oder es uns vorgelebt. Weder in den Religionen noch in der Wissenschaft haben wir davon gehört oder gelesen. Es galt vielmehr zu glauben und zu büßen oder die Materie zu erforschen, um zu wissen. In der Vergangenheit mag das ausreichend gewesen sein. Doch in dieser neuen Zeit braucht es eine Erweiterung, denn weder die Religion noch die Wissenschaft bringt uns zu der Erfahrung wer wir wirklich sind. Daher verwundert es nicht, dass die institutionellen Kirchen immer mehr Schäfchen verlieren. Menschen treten aus der Kirche aus, weil sie in den bislang gelehrten Religionen keinen Halt und vor allem keine Erlösung erfahren. Vielmehr zeugen die offensichtlich werdenden Missbrauchsfälle davon, dass auch die Würdenträger ihren Trieben erliegen statt, ihr Heil im „Göttlichen Sein“ zu finden.

Gefangen in der Dualität Obwohl die Wissenschaft immer tiefer in die Geheimnisse des Universums einzutauchen und alles Leben zu entmystfizieren sucht und dabei sogar auf der Spur des „Gottesteilchens“ gelangt ist, wird sie uns das wahre Selbst nicht erfahren lassen können. Sowohl die institutionellen Religionen als auch die materialistisch orientierten Wissenschaften beruhen auf Trennung und Spaltung.

Solange das Allumfassende in Gott und Teufel getrennt bleibt, und dieses Erbe sitzt uns tief in den Knochen, sind die Menschen in der Dualität von Gut und Böse gefangen und weit davon entfernt ihr wahres Selbst, das sie im Kern sind, zu erfahren. Genauso verhält es sich mit den wissenschaftlichen Forschungen. Solange in dem geforscht wird, was gemessen, gezählt und gewogen werden kann, können uns die daraus entstehenden Ergebnisse nicht über die Materie hinausführen und das, was unser Menschsein neben dem Körper, der Materie, noch ausmacht – Geist und Seele – bleibt unberücksichtigt. So ist der Mensch auf diese Weise gefangen zwischen Himmel und Hölle oder inmitten von Bits und Bites in einem künstlichen Leben.

Sich dem Unerlösten, dem Unerhörten endlich stellen

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.

Diese Furcht vor der Nacht, die Angst vor dem Dunklen, wirkt weiter in uns, solange wir uns diesem Dunklen in uns – dem Schatten, dem Unerlösten, dem Verdrängten, nicht stellen. Zumeist wollen wir vom Leben nur den einen Pol, das Angenehme, das Schöne, das Lichtvolle und grenzen dabei den anderen Pol aus. Auf diese Weise muss uns das Dunkle in Form des Negativen oder gar des Bösen im Außen begegnen. Egal, ob im individuellen oder im kollektiven Erleben. Dies geschieht über den Vorgang der Projektion.

Alles, was sich in unserem persönlichen, tagtäglichen Lebensschauspiel auf der Bühne zeigt, somit für uns sichtbar und erlebbar wird, ist Teil unseres Lebensschauspiels. Alles, worüber wir uns aufregen, weil es uns innerlich bewegt, ist letztendlich ein indirekter Lichtbringer, der uns auf das Unerlöste in uns selbst hinweist. Stellen wir uns diesen Erfahrungen, statt sie gleichgültig von uns zu weisen, oder sie gar zu bekämpfen, haben wir die Chance unserem Kern näher zu kommen.

Dabei geht es nicht darum die Situation, das Ereignis bis ins Detail zu analysieren, denn dann beschäftigen wir uns damit wieder auf der mentalen Ebene. Vielmehr geht es darum all die Gefühle zu erfühlen, die damit einher gehen wie Schmerz, Trauer, Wut, Angst oder auch Verzweiflung. All die bislang als „unangenehm“ bezeichneten Gefühle, die tief in den Kellern des Unterbewusstseins lagern und immer wieder durch äußere Ereignisse angerührt werden und hochkochen, um endlich, endlich verdaut und damit gelöst zu werden.

Selbstgewahrsein und Selbstannahme

Es gilt die Waffen zu strecken und sich all dem in der Innenwelt zu stellen. Dabei dürfen und müssen wir uns unserer Vermeidungsstrategien und -taktiken bewusst werden, indem wir unser Verhalten hinterfragen, uns der Motivation hinter unseren Handlungen bewusst werden.

Stellen wir uns in diesem Zusammenhang folgende Fragen:

  • Wovor flüchte ich?
  • Wie lenke ich mich ab?
  • Was rede ich mir zurecht?
  • Womit betäube ich mich?

Aktivitäten, Zerstreuung, Süchte, Konsum, übermäßiges Arbeiten, all das zählt zu den Vermeidungsstrategien und zu den Ersatzprogrammen, die helfen sollen, das „Unangenehme“ nicht fühlen zu müssen und stattdessen die innere Leere aufzufüllen.

Sind diese begrenzenden Verhaltensweisen einmal erkannt, gilt es eine kraftvolle Entscheidung für die Beendigung derer zu treffen. Ja, die Kraft der Entscheidung ist neben der Kraft der Absicht eine unserer größten geistigen Kräfte. Natürlich braucht es auch ein Gewahrsein dessen, was in uns vorgeht, wie wir auf etwas reagieren, was wir fühlen und welche Impulse hochkommen. Für all das tragen wir die Verantwortung. Um wahrlich frei und selbstbestimmt zu sein, gilt es die Verantwortung zu übernehmen.

Im nächsten Schritt gilt es das bislang „Unangenehme“ anzunehmen, sich dem fühlend zu stellen und ihm in uns Raum zu schenken, so dass wir es deutlich wahrnehmen und vollständig fühlen können, bis es sich wandelt. Dabei wird die darin gebundene Lebensenergie freigesetzt. Wir fühlen uns anschließend erleichtert, befreit und es kehrt eine tiefere Ruhe ein.

Indem wir uns all dessen in unserer Innenwelt bewusst werden und es liebevoll annehmen, bringen wir Bewusstheit dorthin, wo vormals Dunkelheit war und verdrängte Emotionen und behindernde geistige Einstellungen unser Leben und unsere Weiterentwicklung stark begrenzt haben. Das Licht unseres Bewusstseins und die liebevolle Annahme dessen, was sich zeigt, ermöglicht eine nachhaltige Transformation, sodass wir frei werden davon und uns erleichtert und wieder voller Energie fühlen. Je tiefer wir uns auf uns selbst einlassen, desto mehr Licht bringen wir dorthin, wo wir einst glaubten, dass uns Schreckliches begegnen würde.

Wachsende Selbstsicherheit und Selbstvertrauen

Auf diese Weise wächst in uns die Sicherheit und das Vertrauen in unser wahres Selbst, das immerwährend präsent ist und uns mit seiner Kraft nährt, uns atmen und unser Herz schlagen lässt. Langsam kommen wir nach Hause, in uns selbst an und können die Spaziergänge nachts bei Mondschein auch genießen, denn das Unerlöste ist erlöst, das Unerhörte erhört. Jetzt ist der innere Raum frei in seiner Grenzenlosigkeit und wir können uns als das erfahren, wer wir wirklich sind. In dieser inneren Selbstsicherheit genießen wir dankbar all das, was sich uns im Außen zeigt. Die Schönheit der Schöpfung, die im ständigen Werden und Vergehen ist, die Ereignisse die einfach passieren und uns bewegen, weil wir lebendig sind, bereit alles zu fühlen und mit allem mitfühlend in Verbindung zu sein.

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen.
Und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.

Hören wir auf die Welt verstehen und das Leben entmystifizieren zu wollen! Entscheiden wir uns stattdessen dafür, das Leben vollständig zu erfühlen und zu erfahren. Das ist es, was uns wahrlich weiterentwickeln lässt, hin zum wahren Kern, zu unserem wahren Selbst. Das Heraustreten aus dem Verstandesdenken und das sich vermehrte Einlassen auf unsere Sinne und auf das Fühlen, ohne die Welt zu analysieren, zu etikettieren, zu bewerten, lässt uns das, was ist, fühlend vollständig erfahren und wir werden zu dem, was wir fühlen. Diese Erfahrungen bereichern den Erfahrungsschatz unserer Seele, den sie mit sich nimmt, nachdem sie den Körper verlassen hat.

Wieder mit der Seele verbinden

Unsere Gefühle und Emotionen im direkten Erleben bringen uns wieder mit unserer Seele in Verbindung. Und es ist die Seele mit ihrem reichen Erfahrungsschatz, die unserem wahren Selbst dienlich ist. Ohne die Seele wieder in unser Leben zu integrieren, bleiben wir nur ein trüber Gast auf dieser Erde, der niemals die Schönheit und die Wahrheit seines Selbst erfahren wird.

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen.
Und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.
Der weiß, dass er nichts weiß, 
wie alle anderen auch nichts wissen.
Nur weiß er, was die andern
und auch er selbst noch lernen müssen.

Ja, wir dürfen emotional neu laufen lernen. Das ist es, was es jetzt zu lernen gilt, um den nächsten großen Entwicklungsschritt unserer Selbstwerdung zu tun.

Emotional neu laufen lernen

Wir dürfen das, was wir jetzt bereits alles wissen und erkannt haben endlich auch fühlen.

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein, ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen.
Und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.
Der weiß, dass er nichts weiß, 
wie alle anderen auch nichts wissen.
Nur weiß er, was die andern
und auch er selbst noch lernen müssen.
Abwärts zu den Gipfeln seiner Selbst blickt er hinauf;
den Kampf mit seiner Unterwelt nimm er gelassen auf.
Wer in sich fremde Ufer spürt und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört von Furcht sich selbst entdecken.

Die Entdeckung des wahren Selbst, dessen wer wir im innersten Kern wirklich sind, geht einher mit dem wonach wir uns derzeit alle sehnen: tiefer Friede.
Dieser ist nicht durch einen Kampf gegen oder für etwas zu erreichen. Vielmehr gilt es diesen FRIEDEN im SELBST zu finden.

Und so schließe ich hier mit dem letzten Absatz von Carlo Karges Gedicht, das vielleicht aber auch schon viel früher Friedrich Freiherr von Hardenberg alias Novalis, geschrieben hatte.

Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine Erben.

23.05.2023
In herzlicher Verbundenheit
Bianka Maria Seidl
Chitektin, spirituelle Mentorin mit schamanischen Wurzeln, Autorin und Seminarleiterin.
Websites: www.biankaseidl.dewww.yoya-chitektur.com

Alle Beiträge der Autorin auf Spirit Online

‼️Hinweis: In 2023 treffen wir uns in kleiner Gruppe an Neumond zu einer Neumond-Session. Dabei räumen wir alles Überlebte aus dem Weg, das die eigene Lebendigkeit unterdrückt und richten uns kraft- und lichtvoll auf das Neue aus. Alle Infos dazu gibt es auf meiner Website unter „Aktuelles“.


Über die Autorin Das wahre Selbst Bianka Maria Seidl

Bianka Maria Seidl ist Chitektin und spirituelle Mentorin mit schamanischen Wurzeln, Autorin und Seminarleiterin.
Seit 2012 lebt sie im Kloster Windberg und führt dort eine eigene Beratungspraxis, in der sie diverse Mentoring-Programme – vor Ort und auch online – für Menschen 40+ anbietet. Ab Herbst 2022 bildet sie auch in der Schamanischen Ahnenarbeit aus.
Sie unterstützt Menschen ihr Fundament im Leben zu klären und zu stärken, ihre Lebensaufgabe zu finden und sich wieder mit dem zu verbinden, was größer ist als sie selbst – für ein authentisches, freies und selbstbestimmtes Leben und Menschsein.
»»» Mehr erfahren


Buchtipp Cover Seidl Ahnenarbeit

Schamanische Ahnenarbeit: So versöhnen wir uns mit unseren Vorfahren, erfahren ihren Beistand und empfangen ihre wegweisenden Gaben
von Bianka Maria Seidl

Dieses Buch ist ein Weckruf
Dieses Buch ist ein Weckruf einer erfahrenen zukünftigen Ahnin, die dir die Verbundenheit mit den deinen Ahnen wieder in dein Bewusstsein bringt….

»»» Mehr erfahren

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*