Schattenseite der Empathie

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Schattenseite der Empathie

Hochsensible Menschen sind oft überdurchschnittlich empathisch und können sich in die Empfindungen, Emotionen und Gedanken anderer Menschen sehr gut hineinversetzen. Oft zeigen Hochsensible eine besondere Bereitschaft anderen zuzuhören und reagieren mit Mitleid, Mitgefühl und großer Hilfsbereitschaft, wenn es anderen Menschen schlecht geht. Hochsensible haben besondere Antennen für die Gefühlslage und die Stimmungen ihrer Mitmenschen. Wenn Menschen oder Tiere leiden, reagieren sie traurig und aufgewühlt.

Empathie – die Stärke der Hochsensiblen

Für das soziale Zusammenleben ist die Fähigkeit zur Empathie besonders wertvoll, denn nur ein empathischer Mensch wird die Signale seiner Mitmenschen richtig wahrnehmen. Da sich der hochsensible Mensch in die Gefühle anderer Menschen hineinversetzen kann, spürt er eine große Nähe zu ihnen und wird verantwortungsvoll und hilfsbereit darauf reagieren.

Durch ihre hohe emotionale Intelligenz sind Hochsensible wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft. Sie haben ein besonderes Geschick darin, Streit zu schlichten, gut zuzuhören und unsere Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, die unserer (weniger sensiblen) Wahrnehmung bisher entgangen sind. Empathische Menschen findet man häufig in helfenden Berufen wie beispielsweise Therapeuten, Ärzten, Heilpraktikern, Krankenschwestern und Rettungssanitätern.

Zu den Stärken empathischer Menschen gehört es auch, gut zuhören zu können. Sie geben damit ihren Gesprächspartnern das Gefühl, verstanden und angenommen zu sein. Menschen und Tiere, die besonders schutzbedürftig sind, fühlen sich bei empathischen Menschen gut aufgehoben. Was Ihr Gegenüber braucht und fühlt, können Empathen oft schon an der Körpersprache erkennen. Besonders empathisch veranlagt sind Synästhetiker.

Die Schattenseite der Empathie

Hochsensible Menschen neigen dazu, sich auf die Bedürfnisse und das Leid anderer zu konzentrieren. Ihre eigenen Bedürfnisse werden dabei vernachlässigt. Bei einem Zuviel an Empathie verschwimmen die Grenzen zwischen dem Leid der anderen und den eigenen Bedürfnissen. Hier ist eine besondere Achtsamkeit gefordert, damit der Helfende Grenzen setzt und sich nicht bis an völlig verausgabt. Meist sendet der Körper dann Warnsignale aus, indem er mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Erschöpfung und Depressionen auf die ständige Überforderung un das Ignorieren eigener Bedürfnisse reagiert.

Im schlimmsten Fall kann dies in einem Burnout enden. Insbesondere Menschen, die in den helfenden Berufen arbeiten, sind Burnout gefährdet. Wichtig ist es daher, die Warnsignale rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.
Es gibt genügend Hilfsangebote für eine bessere Achtsamkeit. Wie lerne ich Nein sagen? Mache ich genügend Pausen? Lasse ich mich von anderen ausnutzen? Wo sind meine Grenzen? Die eine oder andere Aufgabe lässt sich sicher auch delegieren.

Oft sind empathische Menschen auch besonders hilfsbereit, um Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Aus Angst, andere zu verletzten, geht man Konflikten lieber aus dem Weg. Das Helfer-Syndrom kann auch dazu führen, dass man zum dauerhaften Kummerkasten für diejenigen wird, denen man schon einmal geholfen hat. Hier gilt, es Denkmuster zu durchbrechen und klare Grenzen zu setzen, damit die eigene Gesundheit nicht gefährdet ist.

Hoch-Empathie

Hoch-empathische Menschen, sogenannte Vollempathen, verfügen über eine besonders stark ausgeprägte Empathie. Durch Nachrichten von Unfällen, Krieg und Naturkatastrophen können sie sich belastet fühlen, da die das Leid und Elend intensiv miterleben, als wären sie selbst am Unglücksort. Daher schauen sie sich kaum Nachrichten an, um sich nicht zu belasten.

Hoch-empathische Menschen haben den sechsten Sinn und nehmen feinste Nuancen über Menschen wahr. Mit allem was lebt, fühlen sie sich tief verbunden. Körperliche Schmerzen von anderen fühlen sie körperlich mit. Menschenansammlungen bedeuten für Hoch-Empathen eine extreme Reizüberflutung, die sie kaum aushalten können und auf die sie mit Erschöpfung reagieren. Oft fühlen sie ein überwältigendes Gefühl von Weltschmerz. Das vegetative Nervensystem zeigt oft Überreaktionen in Form von Krämpfen und Schmerzen.

Hoch-empathische Menschen haben viele Möglichkeiten, sich vor zu vielen negativen Reizen zu schützen:

Sie sollten möglichst wenig Nachrichten anschauen und nicht viel Zeit in den sozialen Netzwerken verbringen. Menschansammlungen sollten gemieden werden. Die Voll-Empathie sollte als positive Gabe geschätzt werden und so eingesetzt werden, dass sie gleichzeitig einem selbst und anderen hilft. Mit den eigenen Kräften sollte achtsam umgegangen werden: Genügend Pausen einlegen, viel in die Natur gehen, viel Umgang mit Menschen, die einem gut tun.

Was ist dran am Weltschmerz der Hochsensiblen?

Wir leben in einer Arbeitswelt, in der die Effizienz das höchste Gut zu sein scheint. Umsatzoptimierung, Gewinnmaximierung, Steigerung der Leistungsfähigkeit, dies sind die Schlagworte, die zu noch mehr Wachstum führen sollen. Gleichzeitig werden wir täglich von einer Flut an Bildern und Nachrichten zu schrecklichen Ereignissen erschlagen. Das führt bei den weniger Sensiblen zu einer zunehmenden Abstumpfung der Gefühle und abnehmender Empathie. Bei den Hochsensiblen ist das Gegenteil der Fall. Sie fühlen sich ohnmächtig, traurig und wütend, wenn beispielsweise die Gewinnmaximierung über die wahren Bedürfnissen von Mensch und Tier (und auch der Natur) gestellt wird.

Für die Hochsensiblen haben die Menschen, die den Weltschmerz nicht kennen, ein kaltes Herz. Das kalte Herz ist die Krankheit unserer Zeit.

Unsere Gesellschaft braucht daher dringend die Hochsensiblen, um uns von Zeit zu Zeit wachzurütteln und wieder auf einen menschlicheren Kurs zu bringen.

Buch Tipp:

Empathie hochsensibler Menschen cover die gabe der empathen AnneHeintze Ananda Hummer
© mvg Verlag

Die Gabe der Empathen:
Wie du dein Mitgefühl steuerst und dich und andere stärkst
von Anne Heintze und Ananda H. Hummer
Was wie ein Witz daher kommt, ist für mehr als acht Millionen Menschen in Deutschland Realität. Sie alle sind Empathen, das heißt ausgestattet mit hochsensitiven und hochsensiblen Eigenschaften, die die allermeisten von ihnen als Bürde empfinden. Der Grund: Mit ihrer Fähigkeit, sich in die Gedanken und Gefühle anderer hineinzuversetzen, besteht ihr Alltag (bewusst oder unbewusst) aus Emotionen anderer – ihre eigenen Bedürfnisse kommen dabei meist zu kurz.

Mehr zum Buch

logo-openmind-akademie-Anne-Heintze16.06.2019
Love,
Anne Heintze & Ananda Hummer
www.open-mind-akademie.de

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Schattenseite der Empathie Anne Heintze Ananda openmind akademieAnne Heintze und Ananda

haben zusammen 50 Jahre Berufserfahrung als Therapeuten, Coaches und Berater. Hochsensible, hoch- und vielbegabte Menschen sind bei uns willkommen.
Erkenne und lebe dein Potenzial selbstbewusst, frei und voller Lebensfreude.
Wir helfen dir dabei.
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2 Kommentare

  1. Warum werden(sind) Menschen hochsensibel ?
    Sensibilität auf Reize entspringt ja-neurowissenschaftlich gesehen-einer gewissen Erregung. Für mich könnten Traumata in der frühkindlichen Phase den Organismus in einen “Dauerzustand” von höherer Erregung versetzt haben, was dazu führt, dass Reize stärker empfunden werden. Der Geist befindet sich quasi nie in einem Ruhezustand wie bei “normalen” Menschen. Ein nichtverarbeitetes Trauma versetzt den Geist in eine Dauerspannung von Gefühlen und macht somit hoch-sensibel.

  2. Lieber Martin,
    Ja, du hast ganz Recht! Durch die Biografiearbeit mit hochsensitiven Empathen haben wir hunderte Lebensgeschichten gelesen und nur ein einziges Mal fiel der Satz: „Ich hatte eine wunderschöne Kindheit“ – ein Satz, der auch bei ausführlichem Nachfragen noch Bestand hatte.
    Die Frage hören wir oft: Sind Hochsensibilität und Hochsensitivität vererbt oder durch ein Trauma erworben?
    In diesem Bereich bestehen in Fachkreisen sehr unterschiedliche Meinungen. Es gibt Experten, die der festen Überzeugung sind, dass Hochsensibilität vererbt wurde und in der Ahnengalerie der Familie bereits eine Person diese Hochsensibilität auch aufgewiesen haben muss.
    Andere Fachleute argumentieren wiederum, dass Hochsensibilität eine Folge von Traumatisierungen ist und dass keine psychologische Disposition oder sogar eine Vererbung bestehen muss.
    Es gibt auch erfahrene Coaches und Therapeuten, die im Rahmen ihrer jahrelangen Tätigkeit im Hochsensiblen die Erkenntnis gewonnen haben, dass ein Teil der Hochsensiblen erst durch eine Traumatisierung zur Hochsensibilität gelangt ist.
    Und es gibt die Fachleute, die sagen, dass es verschiedene Ursachen für Hochsensibilität gibt. Allerdings erkennen sie auch an, dass die Traumatisierung als Ursache der Hochsensibilität eben nur auf einen Teil der Betroffenen zutrifft und dass dies längst nicht für alle Menschen mit dieser besonders sensitiven Veranlagung gilt.
    Die Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen aus wissenschaftlicher Perspektive ist noch längst nicht abgeschlossen. Generell sind die Arten und Gründe der traumatischen Erfahrungen so vielfältig, wie auch die Menschen in ihren Charakteren unterschiedlich sind.

    Für unsere Arbeit ist es unbedeutend, welcher Art die Traumatisierung ist, ob sie bewusst oder unbewusst ist oder wie lange sie schon anhält.

    Denn es macht keinen Unterschied und hat keinen Einfluss auf die Lösung. Aus der Vergangenheit entsteht zwar die Gegenwart, aber wir können jetzt und heute alles dafür einsetzen, damit wir eine schöne Zukunft haben. Jeder von uns. Und mit jeder schweren Lebensgeschichte.

    Herzliche Grüße von
    Anne

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