Die Milz das unterschätzte Organ
Wer beachtet schon dieses bohnenförmige Organ, das mit ca. 10 Zentimetern Länge, 7 cm Breite und 4 cm Dicke unterhalb des Zwerchfells liegt? Im linken Oberbauch auf Höhe der 10. Rippe eingebettet, ist die Milz so gut wie nicht zu ertasten. Und doch hat sie seine lebenswichtige Aufgabe, der durch uns wenig Aufmerksamkeit und Beachtung geschenkt wird, im Vergleich zu anderen Organen. Besonders viele Männer tun sich nichts Gutes daran, wenn sie die dritte Energiequelle, neben der Lungenenergie und der Nierenenergie (geerbte Konstitution und Fortpflanzung), nämlich die seelische, geistige und physische Quelle der Nahrung unterschätzen. Das kann sich nun ändern.
Allgemein sagen Anzeichen von Müdigkeit und Launenhaftigkeit beim Mann auch etwas darüber aus, dass die Milz gerade nicht genügend Lebensenergie bereitstellt. Denn die Milz ist die Quelle für die Entstehung der gesamten Lebensenergie. Die Zuständigkeit der Milz für die Nahrungsumwandlung in Qi ist nach der TCM eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Deshalb wird sie auch die „Wurzel der Gesundheit“ genannt, die mit einer guten Verdauungskraft einhergeht. Die Mitte der Ernährung ist daher die Verdauung und arbeitet ebenfalls nur gut, wenn es der Milz gut geht. Symptome für eine Milzunterversorgung können daher auch Verdauungsstörungen, Nahrungsmittelintoleranzen, trockene Augen, Muskelschwäche, Hämorrhoiden, chronischer Durchfall, Konzentrationsschwierigkeiten und Grübelei sein. Kein Wunder, dass so mancher Mann noch nicht auf die Idee gekommen ist, woher seine Grübelei wohl kommt. Spleen ist auch der Begriff für Marotte, Überspanntheit, Verrücktheit oder fixe Idee, der aus dem altgriech.: „Splēn“ gleich Milz entlehnt ist.
Die Leistung der Milz wurde im Westen bisher weitgehend unterschätzt, zumal doch einiges darüber bekannt ist.
Hauptsächlich verbreitet ist lediglich die Kenntnis, dass, wenn die Milz entfernt wurde, jeder gut damit zurecht kommt. Doch wie man die Milzfunktion stärkt, weiß man noch zu wenig. Ein Burnout ist deshalb auch als ein Krankheitsbild anzusehen, das die typischen Symptome eines Mangels an Milz-Qi kennzeichnen.
Wenn man ein Milz-Qi-Mangel oder Defizit nicht ausgleicht, wirkt sich das im weiteren Krankheitsverlauf zunächst auf die Lunge, das „Kind der Milz“ aus und in der Folge später auch auf die Organsysteme von Niere, Leber und Herz.
Gerade viele Männer, die sehr intensiv an neuen Ideen arbeiten, nach neuen Erkenntnissen forschen und hochkomplexe Aufgaben zu erfüllen haben, können davon profitieren, wenn sie ihre Milzquelle stärken. Oder aber sie können ein zu viel oder zu wenig an Milzenergie feststellen und ausgleichen, wenn sie denn ihre Körperenergie auf sechs Funktionsebenen einbeziehen: Bindegewebe, Stoffwechsel, Leistungsfähigkeit, Emotion, geistige und soziale Ebene. Die Stärkung der eigenen Mitte ist daher unabdingbar, um leistungsfähig zu leben und zu bleiben. Dass aber heute viele Menschen und insbesondere ein großer männlicher Anteil ihre eigene Leistungsfähigkeit überschätzen, liegt daran, dass sie generell zu wenig von der Mitte aus das Verhältnis zum Qi schützen, stärken und ausgleichen. Ist die Milz-Energie im Fluss, sind wir weder hungrig noch appetitlos, zu dick noch zu dünn, überbesorgt noch zu nachlässig, ziellos oder verharrend im Denken.
Wie merkt man, dass die Milz unterversorgt ist?
Natürlich im Umkehrschluss einfach durch Abfragen der eigenen Milzfunktionen, wenn man keine Symptome erkennen kann. Wenn der Mann zum Beispiel öfter unbewusst seine Hand auf den linken Oberbauch legt, unterhalb des Zwerchfells in Höhe des Magens und oberhalb der linken Niere ist das eine unbewusste Aufmerksamkeit seinerseits. So gewinnt er schon eine vage Vorstellung von seiner Milz. Aber nicht nur das. Er wärmt diesen Bereich, wo das „kaffeebohnenähnliche Organ“ mit seiner konkaven Seite den Baucheingeweiden zugewandt liegt und damit gleichzeitig auch den Austrittsort für Nerven und Gefäße. Wärme bringt in diesem Bereich ebenfalls eine Aufladung, wie bei einer Batterie.
Aber auch bewusst die Hand dort auf den linken Oberbauch zu legen und dort hinein zu spüren, ergänzt sich gut mit der Technik des „Verbundenem Atem“ oder der Affirmationen.
Die Affirmation dazu:
„Ich bin ganz bei meiner Milz“
„Meine Milz ist die Quelle meiner Lebensenergie“
„Meine Milz stärkt meine Abwehr“
Funktionen der Milz im Körper sind:
Kontrolle über Muskulatur
Anreicherung und Speicherung von Qi und Blut
Halten des Blutes in seinen Gefäßen
Halten der Organe an ihrem Platz
Reguliert die Bauchspeicheldrüse und Blutzuckerspiegel
Körper-Übung für die Milz (Yin) und Magen ( Yang):
Aus dem Yoga: die Katze und das kleine/junge/große Kamel
Aus dem Shiatsu: Makko Ho Dehnübung des Magen/Milz-Meridians
Das Qi der Milz bewegt sich übrigens nach oben.
Nach der TCM ist die Milz ein wichtiger Funktionskreis, wie auch alle anderen Organe, die mehrere Funktionen im Körper übernehmen. Nicht nur die Verdauung der Nahrung spielt bei der Milz eine große Rolle, sondern auch das Auflisten und Verdauen von Eindrücken und Gelerntem. Dabei ist neben der Umwandlung von Nahrung in Qi auch die geistige, emotionale Verdauung gemeint.
Es liegt also sehr nahe, dass ein großer Anteil der männlichen Verdauungsstörungen nicht unbedingt nur über die Ernährung zu interpretieren ist. Deshalb können und müssen sogar psychische Belastungen und psychosomatische Beschwerden in jedem Fall miteinbezogen werden, um ein Mangel an Qi über die Milz auszugleichen. Außerdem sind bei Männern nach wie vor kalte Getränke sehr beliebt, Winter wie Sommer. Das ist in jedem Fall Milz-schwächend. Außerdem sind häufige und üppige Brotmahlzeiten ebenfalls belastend für das Milz-Qi.
Bei Berufsgruppen aus der Philosophie, Wissenschaft und Controlling kommt es oft vor, dass die Milz-Seele »yi« zu dominant ist. Sie kleben an ihren Gedanken.
Lernen, das sehr theoretisch und klassisch aufgebaut ist, strapaziert die Milz und ihre Seele. Deshalb ist auch zu hinterfragen, ob die geistige und körperliche Arbeit mit Leichtigkeit, Anstrengung oder dauernder Überanstrengung verrichtet wird. Mit seiner Intuition zu sein und umzugehen, kann ebenso dazu beitragen, dass man sich nicht mehr so häufig den Kopf zerbrechen muss. Die mit dem Bauchgefühl einhergehende subjektive Stimmigkeit von Betrachtungen und Entscheidungen führt ebenfalls zum einen zu einer Leichtigkeit der allgemeinen Lebensenergie.
Zum anderen wäre es möglich, Burnout/ Energiemangel vorzubeugen oder zu bremsen, da man Informationen, die man eh nicht verdauen kann, ausblendet.
Diese unbewusste Intelligenz oder auch das auf Heuristik basierende System zu trainieren, gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Das männliche Gemüt reagiert anders als das weibliche Gemüt. Wenn es um Beziehungsprobleme geht, redet der Mann weniger und nicht gern darüber. Alles wird geschluckt. Deshalb kommen Verdauungsstörungen- und Magen-Darmgeschichten beim Mann tendenziell häufiger vor.
Wenn die Partnerin nicht der Spiegel ist oder sein kann, dann ist es bestenfalls seine Milz. Die Milz ist nämlich das Organ, in dem die Seele „yi“ wohnt. Yi steht für klares Denken, Verstand und Konzentration. Wenn ein Mann nämlich zu viel denkt, zu exzessiv arbeitet, zu langdauernd lernt und übermäßig grübelt oder sogar häufiger Selbstgespräche führt, ist es naheliegend, dass etwas schwer zu verdauen ist. Dann ist es an der Zeit, sich wieder mit dem Element Erde zu verbinden, damit das Sammel – und Verteilungsprinzip oder das Aufnehmen und Abgeben wieder gut funktioniert.
Die Milz ist ein empfindsames Organ, wie auch sein dazugehöriger Yang-Partner Magen.
Die zwei großen Ängste „Ich bekomme nicht genug“ und „Ich gehöre nicht dazu“ werden sich ebenfalls durch die Verbindung mit dem Erd-Element und der dazugehörigen Organsysteme auflösen. Auch die Wechseljahre bei Männern (Klimakterium virile) und andere Themen wie Wehmut oder Abschied werden über diese Energie bearbeitet. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer in ihrer Lebensmitte schöpfen aus ihrer gesunden Milz-Quelle. Die Quelle der Lebensenergie ist immer die Mitte.
22.02.2021
Maha Kama
Entspannungstherapeutin, Shiatsu-Praktikerin, Coach
www.sensual-entspannung.de
Maha Kama
ist Entspannungstherapeutin, Shiatsupraktikerin, Coach und Autorin.
In ihrer Jugend war sie aktive Leistungssportlerin. Durch eigene gesundheitliche Probleme begannen sich ihre Themen wie Stress, Burnout, Psychosomatik und auch der berufliche Wunsch zu entwickeln, Menschen durch Körperarbeit zu unterstützen.
Nach vielen Jahren der Erfahrung mit Körperarbeit hat sie ihr eigenes Konzept Sensual Balance entwickelt.
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