Einheit Körper und Seele – Ein unlösbares Problem?

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Einheit Körper und Seele maedchen grotte Die Einheit von Körper und Seele – Ein unlösbares Problem?

Jeder erkennt, von einer fortschreitend automatisierten, digitalisierten Welt zuungunsten beeinflusst zu werden, ob bei der Arbeit oder im Privatleben. Wir können uns dem kaum mehr entziehen. Alles muss blitzschnell gehen, am besten rund um die Uhr. Dann kommt der „Gorilla“ und liefert. Informationsflüsse über Bilder und Sprache von Datenmüll und tauschbaren Meinungen nehmen noch mehr Raum ein, über den ganzen Tag verteilt und machen unsere dualisierte Welt sichtbarer. Expertenwissen auf der einen Seite erlangt hohe Aufmerksamkeit und auf der anderen Seite verunsichert uns ein immer größer werdender Haufen an Möglichkeiten und Entscheidungen. Die eine Wahl oder andauernd neue Entscheidungen zu fällen, macht es uns nicht leichter, unser Seelenleben zu berücksichtigen. Es macht uns zu schaffen, uns ins Gleichgewicht von Körper und Seele zurückzubringen, geschweige unseren Geist zu beruhigen.
Wenn wir uns nicht beruhigen, rasten wir eines Tages aus, und zwar mit samt unseren Mustern.

Wer in seinen Mustern steckt, klammert seine Seele aus.

Zeit für sich ist mittlerweile Luxus und Geld zählt auch nur so viel, wie wir es für das, was wir wirklich benötigen, zur Verfügung haben und am sinnvollsten dafür einsetzen können. Doch wer weiß das heute noch so genau, dieses: „Was brauche ich wirklich und was ist am sinnvollsten?“

Das gilt übrigens im übertragenen Sinn auch für andere. Hier schließt sich der Kreis, womit wir wieder beim Anfang wären. Der eine hat dies zu viel und der andere hat dies zu wenig ist aber als Argument gerade hier nicht entscheidend. Entscheidend ist das Anwendungsprinzip für mich selbst, wie ich das Polaritätsgesetz von Geben und Nehmen bei mir anwende. Stehen sich gesellschaftlich die Polaritäten fremd gegenüber, scheint das genauso fremd gegenüber meinem Körper und meiner Seele. Aber nur, solange ich das so sehe.

In Wahrheit kann ich daran etwas ändern.

Und zwar in jedem Augenblick der bewussten Einsicht.

Ob wir heute die innigsten Zusammenhänge zwischen Körper und Seele und Geist besser verstehen, bleibt außen vor, da wir immer wieder mal die gleichen Fehler begehen, nur in einer anderen Art und Weise, Situation, Kombination oder Variation. Das kapitalistische System mit seinem Geist zieht Körper und Seele weiter auseinander, entfremdet sich. Die einzige Lösung wäre daher immer ein und dieselbe Frage, die nach der Rückkoppelung mit unserem Selbst. Diese ist uns gegeben, als natürlichste und wertvollste Gabe, um ins Gleichgewicht von Körper und Seele zurückzufinden. Nur muss man sie als Fähigkeit nicht wieder entwickeln?

Je öfter ich das tue, mich mit dem Selbst zu verbinden, mich in jenes Gewahrsein und jene Präsenz zurückzufinden, umso öfter erlebe ich innige Momente des wahren Glücks, das, welches von innen gespeist wird. Es benötigt nichts von außen, nichts Anspruchsvolles, nichts Neues oder Außergewöhnliches dazu. Das reinste Gefühl hängt damit zusammen: Man ist sich selbst genug.

Diese intensiven und tiefen Erfahrungen mit dem reinen, präsenten, authentischen Gewahr werden ist der Anfang der Einheit von Körper und Seele. Und die erlebe ich nur im Hier und Jetzt, im gegenwärtigen Moment.

Nur dann, wenn ich mir Zeit nehme im Geschehen lassen, im Tun des Nicht-Tuns.
Und auch nur dann, wenn ich die Willenskraft habe, still zu werden, um anstatt von Begehrlichkeiten gejagt zu werden, innerlich leer zu werden. Wenn das geschieht, kann die natürliche Energie in uns freier fließen.

Diese Erfahrung bringt dich in eine Stimmung, die von innen her ausgeglichen vibrierend auch auf andere Mitmenschen wirkt.

Wie auffällig selten man heute noch jemanden auf der Straße trifft, der das ausstrahlt, sich selbst eingeschlossen. Bei sich zu sein, bedeutet ja auch, nicht dauernd abgelenkt zu werden oder sich ablenken zu lassen. Jeder ist verkabelt und andauernd in Bereitschaft.

Es geht nicht immer um etwas Neues, Wachstum und Reichtum im Außen zu erschaffen. Es geht immer um die gleiche Philosophie: Erkenntnisse über sich und den Sinn in einer sich stetig ändernden Welt zu erkennen. Was wir sind und wer wir sein wollen, waren schon immer die gleichen Fragen, die zu logischen, ethischen und ästhetischen Prinzipien gegenüber wiederkehrenden theoretischen und wissenschaftlichen Ansätzen neu diskutiert werden.

Eine Schwierigkeit besteht darin, nicht zu erkennen, wie sehr wir mit den materialistischen Ansätzen fortfahren und dabei gleichzeitig die seelischen Wurzeln verlieren. Wir schaffen immer neue Grenzen, anstatt welche aufzuheben und zur Einheit von Körper und Seele zu gelangen. Für jeden einzelnen von uns würde doch eine Aufhebung seiner Grenzen täglich mehr Innehalten, Muße, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und vor allem Berührung und Empathie bedeuten. Doch wer meistert das?

Ja, wie es aussieht, scheint dies ein weiterer Luxus in unserer Zeit zu sein. Eins ist jedenfalls gewiss. Es liegt in unserem Interesse und bei jedem einzelnen früher oder später, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Das Wesentliche im Leben ist und bleibt die Harmonie zwischen Körper und Seele. Was uns heute krank macht, uns aus dem Gleichgewicht bringt, sind Disharmonien zwischen beiden Körpern.

Disharmonie, Krankheit oder ein Mangel an Energie entsteht laut taoistischer Schriften aus einem Ungleichgewicht zwischen den beiden Prinzipien Hun und Po.

Das hängt genauso eng mit dem Auseinandertreten von Yin und Yang zusammen. Das Hun als das aufsteigende Yang und Element Holz der Fünf-Elementen-Lehre wird für den Verstand gehalten, der wiederum mit den Augen und dem Gehirn verbunden ist. Po wird gleichgesetzt mit dem Sonnengeflecht (Solarplexus) und dem vegetativen Nervensystem.

Alle Gefühle oder Begierden entspringen dieser Quelle, die letztendlich unsere Beziehungen zu anderen fördern sollen und widerspiegeln. Wenn diese beiden Seelen Hun und Po sich gegenüber im Ungleichgewicht befinden, spiegelt das den disharmonischen Energieverbrauch wider.

Überwiegen in einer Psyche das Männliche oder das Weibliche, hat der Mangel an Harmonie zur Folge, dass der Mensch in irgendeiner Form leidet.
Wenn zum Beispiel die femininen Seelenanteile in einer Psyche überwiegen, wird der Mensch vielleicht irgendwann blind für die Gefühle anderer, weil die inneren Kräfte erschöpft sind. Gleichzeitig resultiert daraus eine größer werdende Abhängigkeit zu den maskulinen Seelenanteilen in der Psyche, was psychologisch gesehen auf eine Isolation und Sinnlosigkeit hinsteuern würde.

Statt Energien zu verschwenden, ist es wesentlich, sein wahres Selbst jenseits von Dualität zu erkennen, von der Polarität zur Einheit.

Auf unsere Gesellschaft bezieht sich dieser natürliche Ablauf ebenfalls in seiner Grundform. Dienstleistung um jeden Preis, Profitgier und Wachstum versetzen den Menschen in größere Abhängigkeiten, ohne das Prinzip des Geben-und-Nehmens als dauernden Austausch zwischen dem Weiblichen und männlichen Prinzip zu begreifen. Inkohärenz von äußerem Wunschdenken bestimmt und Unstimmigkeit zwischen körperlichen Befriedigungen und inneren seelischen Bedürfnissen triften Körper und Seele mehr und mehr auseinander, eben auch gesellschaftlich gesehen. Der Wirkkreis von Körper und Seele ist kein linearer Verlauf. Jede Veränderung und Kausalität wirkt zirkulär und in Rückkoppelung. Alles beeinflusst sich gegenseitig.

Dieses „Wie man wird, was man ist“ von Nietzsche, nämlich ein Individuum zu werden, wäre ein langer Weg.
Und es bleibt der Versuch bestehen, über die menschliche Reflexion das ungelöste Rätsel der Harmonie zwischen Körper und Seele zu enttarnen. Wann sind wir heute gesund oder krank? Wie wirkt sich heute Krankheit auf unseren Körper aus?

Darüber legt sich in der Beobachtung über den Wirkkreis von der Einheit Körper und Seele immer das grundlegendste Geheimnis. Es sind immer die gleichen wiederkehrenden Fragen, auf die es keine einzige Antwort gibt, sondern viele Wahrheiten. Vor allem in Psychologie, Philosophie oder in der Quantenphysik. Das grundlegendste Geheimnis ist und bleibt die Harmonie.

Für den täglichen Weg gibt es aber eine Methode, die Meditation.

Meditation ist eine Methode, um alle abgelegten und verdrängten Aspekte deiner selbst wieder kennenzulernen. Du wirst dich wieder gründlich mit all den Gefühlen, wie Unruhe, Angst, Zweifel, Einsamkeit, Leere konfrontieren und auseinandersetzen. Am Anfang kommen alle möglichen Bilder, aufwühlende Emotionen, Gedanken, Konflikte zum Vorschein. Lass dies zu.

Lass deine Augen weich werden, indem du dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit nimmst, um zu meditieren. Für den Anfängergeist ist wichtig, seine Augen vollkommen weich werden zu lassen. Am Anfang benötigst du vielleicht noch ein Objekt zur Konzentration oder eine spezielle Technik. Aber mit der Zeit, dann, wenn du geübt bist, brauchst du weder irgendwelche Objekte oder Techniken.

Es genügt ganz einfach nur da zu sein, in deinen Körper zu gehen, in die Zentriertheit und tief zu atmen. Allmählich wirst du spüren, wie sich dein Blick öffnet, durchlässiger und weicher wird. Im Gegensatz zum „harten Auge“, das starrend und eingeengt wirkt und auch nur so deine Mitmenschen und deine Umgebung wahrnimmt, sieht das „weiche Auge“ seine Umgebung gleichermaßen weich, durchlässig und offen, ohne sich davon beeindrucken, ablenken, anhaften zu lassen. Ohne jegliche Beurteilung oder Bewertung. Du bist einfach nur da, in deinem Körper, achtsam und präsent.

Einheit Körper und Seele

Du atmest tief und bewusst. Du spürst eine gleichförmig fließende Energie, die sich gleichförmig zirkulierend im gesamten Körper und Geist ausbreitet. Hier liegt die wesentliche Aufgabe, das, was während der Meditation passiert, auch für die Praxis umzusetzen. Unsere Überzeugungen, gewohnheitsmäßigen Denkmuster, Erwartungen und Vergleiche werden nach und nach von uns abfallen. Zwar kannst du nicht jeden Moment im Tagesablauf in der bewussten Präsenz bleiben oder innerhalb der bewussten Beobachtung. Das wäre ja völlig unrealistisch. Aber wenn du es merkst, dann besteht die Möglichkeit aus dem Gedankenabheben wieder zurück in jenes Gewahrsein zu kommen. Dieses Gewahrsein bringt dich letztendlich zurück in die Gegenwart.

Suzuki Roshi, ein japanischer Zenmeister sagte einmal: „Im Geist des Anfängers gibt es viele Möglichkeiten, in dem des Experten nur wenige.“ Wenn wir unseren Geist leer machen, leer von emotionalem Geplapper, entsteht nach und nach ein klarer, offener und empfänglicher Geist, der Körper und Seele wieder zusammen führt.

29.06.2021
Maha Kama
Entspannungstherapeutin, Shiatsu-Praktikerin, Coach
www.sensual-entspannung.de

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Portrait-Maha-KamaMaha Kama

ist Entspannungstherapeutin, Shiatsupraktikerin, Coach und Autorin.
In ihrer Jugend war sie aktive Leistungssportlerin. Durch eigene gesundheitliche Probleme begannen sich ihre Themen wie Stress, Burnout, Psychosomatik und auch der berufliche Wunsch zu entwickeln, Menschen durch Körperarbeit zu unterstützen.
Nach vielen Jahren der Erfahrung mit Körperarbeit hat sie ihr eigenes Konzept Sensual Balance entwickelt.
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