
Emotionen – Ausdruck unseres innerseelischen Zustandes
In letzter Zeit setze ich mich intensiv mit dem Thema Emotionen auseinander.
Nach unserem westlichen Verständnis sind sie Ausdruck unseres innerseelischen Zustandes, sind Offenbarungen des Egos, sind über den Körper sich zeigende Ausdrucksweisen und ein nicht außer Acht zu lassendes Stadium der Rückbindung zum Geistigen und letztlich zum Göttlichen, zur allumfassenden Seele.
Damit gehört das Emotionale zum Weg der Religio, zur Rückbindung des Geschöpften hin zum Schöpfer. Es ist nach diesem Verständnis der Jesus-Weg, der vorgibt, den (Leidens-)Weg so zu gehen, dass man das, wozu man als Individuum bestimmt ist, sich wichtig nehmend durch alle Stadien der Entwicklung geht, bis schließlich – bildlich gesprochen – die Emotionen ausgelebt sind, die Eigenart deutlich geworden ist – und das Ego platzt.
Ein anderes Bild dazu ist das Heranreifen der aus dem Samen hervorgegangenen Frucht („An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“).
Wenn sie reif ist, wird sie geerntet, dient sie dem Nächsten, dem Du – und wird einverleibt, vermahlen und transformiert. Das Äußere, das Ego, das E –movierte (die Emotion, die sich heraus bewegte) wird verinnerlicht. Dabei wird das Äußerliche, das Vergängliche, zerstört. Die Emotionen sind im Bewusstsein des Geistigen gestorben. Sie sind hingegeben worden für das Wesentliche, das sich ausdrückt im „Dein Wille geschehe“, in der Hingabe an das Höhere, an das Vorbestimmte, an das ewig Wirkende.
Eine andere Betrachtung – und gleichfalls in sich stimmige Vorstellung der Bedeutung von Emotionen und mit deren Umgang – finden wir in der wunderbaren Philosophie des Ayurveda. Dort werden die Emotionen jenem Geist zugeordnet, der nicht unserem innersten Wesenskern, der Seele als göttlicher Instanz, entspricht.
Es geht darum, die Emotionen zu meistern, indem bewusst gemacht werden will, dass diese Emotionen reine Illusionen sind. Diese zeigen sich in subjektiven Fehleinschätzungen und Voreingenommenheiten, die es zu überwinden gilt.
Der Zielgedanke sollte stets darin liegen, dass des Menschen wahre Seelennatur erfahren werden will. Dies ergibt sich der Ayurveda-Philosophie zufolge, wenn die fälschliche Identifikation mit dem Körper und den Sinnesorganen sowie dem subjektiv Geistigen aufgelöst wird. Hilfsmittel dazu sind Yoga, Meditation und demütiges Dienen.
Was ist der Unterschied?
Im westlichen Verständnis ist es der Weg, den „Tempel der Seele“, den Körper, immer bewusster und wacher werdend zu seiner geistigen Bestimmung zurückzuführen, also zu dem, woraus dieser Körper entstanden ist.
Die Seele ist dabei die Vermittlerin, die Befreierin vom Anhaften an die Materie.
Im östlichen Verständnis ist das, was letztlich die ganze irdische Existenz ausmacht, nämlich Illusion, das Paradigma für alle Verhaltensweisen:
Werde Dir bewusst, dass das, was Du aus Deinem ICH heraus gebierst, reinster Ausdruck göttlichen Willens ist.
Du bist lediglich ein Gefäß, das einen Teil des Schöpfungsgedankens vertritt. Dir ist es zugefallen, eine bestimmte Eigenart auszudrücken. Es ist Deine Schale, ist Dein So-Sein in der polaren Welt. Erkenne dies und löse Dich davon. Lass es hinter Dir. Hafte nicht mehr an Materiellem, auch nicht an sich daran bindenden Gefühlen. Deine aus dem Ich geborenen sogenannten Emotionen sind Deine vom wahren Leben abgewandten Wünsche, Vorstellungen, Begierden und Hoffnungen.
Nimm an, was ist. Verliere den Dich vom Grenzenlosen trennenden Verstand.
Beide Wege einigt die Erkenntnis, dass es so viele Pfade zu Gott gibt, wie es Seelen gibt. Nie war die einzelne Seele von Gott, der Weltenseele getrennt. Alles entfaltet sich in die Vielfalt, und muss wieder zurück in die Einfalt. Es ist ein Ausatmen, dem ein Einatmen folgt. Es ist Leben an sich, das diese beiden Bewegungen kennt. So ist der westliche Weg im Zusammenhang mit Emotionen das Ausatmen, das Offenbaren des zum Tod führenden; der östliche Weg ist das Einatmen: das Aufnehmen des Lebendigen. Beides gehört in alle Ewigkeit zusammen.
26.03.2018
Herzlichst,
Wolfgang Maiworm
Wolfgang Maiworm
Herausgeber und Autor
www.medizinundbewusstsein.de
www.lebens-t-raeume.de
Wolfgang Maiworm,
“… Daraus folgere ich: Wenn mein Leben eine Melodie werden soll, muss der einzelne Ton immer wieder sterben dürfen. So ist mein Blickwinkel, den ich zu den Themen der Zeit einnehme, je nach nachfolgender Veränderung, Erfahrung und Erkenntnis immer wieder neu zu formulieren. Heute gilt Folgendes: …”
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