Es ist Zeit für Wildkräuter! Kleine Tausendsassas am Wegesrand
Der letzte Schnee taut langsam ab und nach und nach fängt es auf den Wiesen und entlang der Wege zu sprießen – die vielen Wildkräuter bahnen sich ihren Weg durch die Erde. Unverwüstlich scheinen sie zu sein und trotzen allen Wetterlagen.
Zu Unrecht werden sie oft als Unkraut bezeichnet und so mancher Gärtner hat seinen (unnötigen) Schaff mit ihnen. Aber von wegen Unkraut! Auch wenn sie vermeintlich oftmals unscheinbar sind, so sind sie äußerst vielseitig und nützlich.
Wildkräuter – Kulinarisch
Was unsere Großmütter noch wussten und was viele junge Köche wieder wissen: viele Wildkräuter schmecken köstlich und sind gesund. Sie sind geschmacklich eine Bereicherung für die Küche und zudem reich an Mineralstoffen und Vitaminen.
Löwenzahn ist nur was für Hasen… – weit gefehlt!
Frisch gepflückt ist er köstlich in einem gemischten Salat. Löwenzahn ist sehr vitaminreich – vor allem an Vitamin A. Durch seine Bitterstoffe kann er uns vor Übersäuerung schützen und die Blutbildung fördern. Auch als Gemüse lässt sich Löwenzahn wunderbar zubereiten. Er kann wie Spinat oder Mangold verwendet werden und wird angedünstet. Die leicht herben Blätter schmecken am besten vor der Blüte.
Das Franzosenkraut, das übrigens ursprünglich aus Südamerika kommt, ist eine wunderbare Beigabe zu Eintöpfen oder anderen Gemüsegerichten. Es schmeckt mild würzig und erinnert ein wenig an Salat. Oder wie wäre es als Beigabe in einem Smoothie? Die Blätter sind reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Eisen, Magnesium, Kalzium oder Vitamin A und C.
Mit dem Vitamin C-haltigen Spitzwegerich lässt sich ein Frischkäse oder Kräuterquark ergänzen und er schmeckt auch roh im Salat gut. Auch als Wildkräuter-Pesto ist er köstlich. Alle Teile des Spitzwegerichs sind essbar. Die Blätter und Blüten können sowohl roh verzehrt, als auch gekocht werden. Geschmacklich ist Spitzwegerich etwas bitter.
Tees
Ein Wildkräutertee ist mehr als nur ein Durstlöscher. Es ist ein Geschenk der Natur.
Mit zum Beispiel Gundermann (bspw. bei Erkältung) und Breitwegerich lassen sich geschmacksintensive Tees zubereiten. Ebenso mit Brennnessel. Ein Brennnesseltee wirkt stark vitalisierend und entgiftend. Und ein Ackerschachtelhalm kann das Hautbild verbessern.
Ganz wichtig bei einem Wildkräutertee ist die Zubereitung und Dosierung. Diese Tees ähneln eher einer Medizin und somit sorgsam zu behandeln.
Einige Kurzportraits verschiedener Wildkräuter:
- Spitzwegerich:
Sammelzeit: Mai bis Oktober
Geschmack: salzig-bitter
Verwendung: Blätter
idealer Wachstumsort: auf Wiesen und an Wegrändern - Brennnessel:
Sammelzeit: März bis August
Geschmack: frisch und ähnlich wie Spinat
Verwendung: Blätter
idealer Wachstumsort: auf nährreichen Böden und an Wald- und Wiesenrändern - Gundermann:
Sammelzeit: März bis Juni
Geschmack: leicht scharf und herb, würzig
Verwendung: frische Blätter
idealer Wachstumsort: auf feuchten Wiesen - Franzosenkraut:
Sammelzeit: Juli bis Oktober
Geschmack: aromatisch
Verwendung: ganze Pflanze
idealer Wachstumsort: auf Äckern - Löwenzahn:
Sammelzeit: März bis November (am besten im Frühling)
Geschmack: würzig-herb, etwas bitter
Verwendung: Blätter, Blüten
idealer Wachstumsort: fast überall, mag Sonne
Heilpflanzen im grünen Gewand
Viele Wildkräuter zählen zu den Heilpflanzen und sind nützlicher Helfer bei vielen Wehwehchen. Das Wissen um die Heilwirkung von Wildkräutern ist jahrhundertealt. Schon Hildegard von Bingen bezeichnete im frühen Mittelalter zum Beispiel die Schafgarbe als ein Wund-Heilmittel und die alten Ägypter wussten um die Heilwirkung von Kräutertees. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin, die es seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. gibt, finden sich Wildkräuter.
Ich selbst habe zum Beispiel schon gute Erfahrungen mit Spitzwegerich gemacht. Ein “schnelles Pflaster aus der grünen Wiese”. Bei der Gartenarbeit schürfte ich mir einen Finger auf, so dass es anfing stark zu bluten. Die Blätter des Spitzwegerichs zerrieb ich etwas zwischen den Fingern und wickelte diese um den verletzten Finger, hielt es einige Minuten fest und schon war die Blutung gestillt. Gleichzeitig wurde die Wunde desinfiziert. Ein natürliches Antibiotikum.
Ein weiterer positiver Effekt ist, dass sie ihre Wirkstoffe auch in den Boden abgeben. Wie zum Beispiel Mineralstoffe. Es ist also lohnenswert zu überdenken, ob man diese wirklich beim mühseligen Unkraut jäten aus dem heimischen Garten entfernt.
Und noch etwas Gutes können Sie für uns im eigenen Garten tun. Aus der Brennnessel lässt sich eine wirkungsvolle Pflanzenjauche herstellen. Dies erspart uns künstlichen Dünger. Und nützlicher kleine Helferlein, wie Regenwürmer, werden noch dazu dadurch angelockt.
Kleine Helfer im Garten
Andere Beiträge von
Sabine Stegmann
Wildkräuter sind auf der einen Seite zwar fast unverwüstlich, gedeihen aber nur da, wo sie die Bedingungen vorfinden, die ihnen behagen und die sie zum Wachsen brauchen. Also bei der nächsten Gartenarbeit aufgepasst!
Zum Beispiel zeigt der Kriechende Hahnenfuß an, dass es ein schwerer, nasser Boden ist. Das gilt auch für den Sauerampfer oder die Wucherblume. Hier besteht dringend Handlungsbedarf.
Im Umkehrschluss gedeiht der blaue Gamander-Ehrenpreis auf lockerem Boden, der stickstoffreich ist. Ebenso die Vogelmiere. Auch sie ist ein Indikator für einen fruchtbaren Boden. Und auch Spitzwegerich verweist auf einen nährstoffreichen Boden.
Wildkräuter wachsen also nicht willkürlich irgendwo, sondern zeigen uns die Bodenbeschaffenheit auf.
Noch ein Tipp:
Es ist ratsam, nur das zu sammeln, was man wirklich kennt. Manche Wildkräuter stehen unter Naturschutz, manche sind ungenießbar – wenn nicht sogar giftig, wie der Schierling. Auch sollte man einen Platz zum Sammeln wählen, der unbelastet ist.
Zwischenzeitlich kann man sogar heimische Wildkräuter Samen im Gartenfachhandel erwerben und somit diese selbst im eigenen Garten anpflanzen. Dann kann man sicher sein, dass diese zum Beispiel nicht durch Pflanzenschutzmittel belastet sind.
Und beim Sammeln sollte man vorsichtig mit der Pflanze umgehen. Die beste Tageszeit zum Sammeln ist um die Mittagszeit. Und dies an einem sonnigen Tag.
Mein Fazit:
Es lohnt sich, sich näher mit unseren heimischen Wildkräutern zu beschäftigen. Entsprechende gute Literatur gibt es im Fachhandel. Und sobald es um die Heilwirkung geht, sollte fachlicher Rat eingeholt werden.
Nutzen wir das alte Wissen und widmen uns wieder den Wildkräutern.
Sie sind ein Geschenk der Natur.
17.03.2018
Sabine Stegmann
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