Esoterik Kritik – Negatives lässt sich nicht weg meditieren

esoterik-szene-bewegung-eigene-schatten-peopleEsoterik Kritik – Das Negative lässt sich nicht weg meditieren

Immer wieder werde ich gefragt, wie es denn so sei, in dieser „Esoterik-Szene“ unterwegs zu sein. Meine Antwort ist und bleibt immer die selbe: Ich habe keine Ahnung und es interessiert mich, um ehrlich zu sein auch nicht. Natürlich würde man gerne einfach alle über einen Kamm scheren. Aber nicht jeder der auf seinem spirituellen Weg ist und sein Wissen an andere weiter gibt, muss zwangsläufig auch ein fröhlicher Anhänger (und Mitläufer) der Mainstream-Eso-Bewegung sein.

Und wer jetzt denkt, dass so etwas wie Neid oder Missgunst aus meinen Worten zu lesen ist, dem möchte ich sagen, dass dem absolut nicht so ist. Jeder soll doch bitte schön so, wie es ihm gefällt. Nur muss man nicht erwarten, dass ich da zwangsläufig ins gleiche Horn blasen werde. Und auch wenn es finanziell bestimmt reizvoll ist, ganze Säle und Stadien mit „Anhängern“ zu füllen, meins ist es trotzdem absolut nicht.

Dieser schillernde, auf hochglanzpolierte Happiness-Lebensstil sieht bestimmt verlockend aus. Ein bisschen für den Weltfrieden meditieren, ein paar Slimyoga-Übungen und anschliessendes detox-philosophieren bei einem veganen Kräutertee.

Was ich an dieser „Szene“ aber wirklich bedenklich finde ist die Grundhaltung, dass man nur positiv genug zu denken brauche und alles würde gut werden.

Esoterik-Szene und Esoterik Kritik – Keiner dieser „Lehrer“ spricht über das Negative oder gar das Böse

Viele von ihnen verleugnen sogar, dass es das überhaupt geben soll. Und falls jemandem doch mal etwas Schlechtes widerfahren sollte, ist er wohl selber schuld weil er bestimmt nicht positiv genug eingestellt war. (Prinzip der Resonanz und so)

Wenn ich mir aber diese „Speaker“ und „Heiler“ ansehe, so denke ich manchmal, dass das “Schlechte” eben gerade auf der Bühne steht und grosse Reden schwingt. Ihre Energie ist sehr niedrig, sie predigen Wasser und trinken selber Wein. Manche von ihnen werden von Fremdenergien beeinflusst während sie munter und überzeugend über eine bessere Welt berichten. Viele von ihnen können sich glücklich schätzen, dass ihre Anhänger ihre Energie eben (noch) nicht sehen oder wahrnehmen können / oder wollen.

Wie in vielen anderen Lebensbereichen, so scheint auch in der Esoterikszene die Gier  und die Bequemlichkeit um sich zu greifen. Bei vielen dieser Angebote (zum Glück bei weitem nicht bei allen!) geht es nicht mehr wirklich um Heilung oder spirituelle Entwicklung sondern um den finanziellen Profit.

So werden Ausbildungen immer kürzer (dafür teurer), das meiste lässt sich heute schon bequem von zuhause aus lernen damit keiner von beiden (Lehrer und Schüler) überhaupt erst das Haus verlassen muss.  Und nach 6 Webinaren bekommt man per Mail (sonst müsste ja noch einer zur Post gehen) die Bestätigung, dass man jetzt eben dieses oder jenes sei und dies auch gerne an Klienten ausprobieren könne. Und ich wähle bewusst das Wort ausprobieren weil es schlicht und einfach nichts anderes ist. Man hat an einem Wochenendkurs ein bisschen was mitgekriegt und preist das am nächsten Tag gleich in der Praxis an.

Immer mehr Menschen finden Gefallen am spirituellen Weg, meist auch mangels Alternativen die ihre Unzufriedenheit zu stillen vermag.

Aber wie in vielen anderen Lebensbereichen, schleichen sich auch in diesem Bereich die Bequemlichkeit und das masslose Konsumverhalten ein.  Man möchte gerne spirituell sein, am besten noch gleich auf dem Pfad der Erleuchtung, aber man möchte dafür möglichst nichts tun müssen.

Ein Beispiel:

Ich biete die Ausbildung zum ISA Coach an (intuitives systemisches Aufstellen). Was das genau ist findest Du hier, darum geht es jetzt nicht.

Jemand kam also auf mich zu und bekundete Interesse an der Ausbildung. Während des Gesprächs fragte sie mich, ob es denn nicht möglich wäre, die Ausbildung auch in kürzerer Zeit zu absolvieren denn sie möchte – Zitat: so schnell wie möglich anderen helfen können.

Ich erklärte ihr, warum wieso und weshalb die Ausbildung genau so richtig ist, wie sie eben ist und war kaum noch überrascht, als dann folgende Frage gestellt wurde: „Ist es denn wirklich nötig, dass ich während der Ausbildung so viele eigene Themen anschauen und bearbeiten soll?“

Wie Du Dir vorstellen kannst, ist diese Person keine Teilnehmerin der Ausbildung geworden.  🙂 Dieses Beispiel verdeutlicht aber, dass auch in der spirituellen Welt längst die Bequemlichkeit Einzug gehalten hat.

Konsumieren ja, aber bestimmt nicht bei sich selber hin schauen

Könnte ja unangenehm werden oder würde einem plötzlich klar machen, dass man selber dafür noch etwas TUN müsste…. (Bin jetzt fertig mit Sarkasmus)

Und weil sich das Angebot nach der Nachfrage richtet ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass immer mehr Coaches / Speaker / Heiler/ etc auf dieses Weichspühl – Wohlfühl – Pferdchen aufspringen und damit das grosse Geld machen…

Und wenn Du bis hierhin gelesen hast, überrascht es Dich wohl auch kaum mehr, dass alles was unbequem, negativ oder eben „schlecht“ ist, schon gar nicht mehr zum Thema gemacht wird. Könnte ja noch was zu tun geben. (Sorry, bin doch noch nicht fertig mit dem Sarkasmus.)

Aber man braucht sich die Welt da draussen nur einmal anzuschauen und schon springt einem das Negative mitten ins Gesicht.

Man kann das Schlechte nicht einfach weg meditieren! 

Wir leben in einer Welt der Dualität, es gibt dunkel und hell, süss und salzig, Tag und Nacht, männlich und weiblich. Und zu guter Letzt demzufolge auch Gut und Böse.

Versteh mich bitte richtig:

Diese Begriffe sind keinesfalls in Stein gemeisselt sondern immer eine Frage der Interpretation. Und was für den einen grundschlecht ist, ist vielleicht des anderen Lebenssinn. Man denke da nur an die verschiedenen Religionsrichtungen bei denen jeder, auf beiden Seiten, der Überzeugung ist er habe den einzig „richtigen“ Glauben. Auch die Definition von Gut und Böse ist höchst unterschiedlich, für mich jedoch unbestritten, dass es diese beiden gegensätzlichen Pole gibt.

Und so bin ich immer etwas verwundert über dieses Weichspül-Erleuchtungsprogramm das sich immer grösserer Beliebtheit erfreut. Friede, Freude und ein wenig Bieryoga (ja das gibt’s tatsächlich). Ein bisschen Heilfasten (nicht während der Bieryogawoche bitte schön!) und drei Mal OM singen und schon wird alles gut.
In einem vier Wochen Onlinekurs wird man bequem von zu Hause aus zum “kompetenten” Medium und während einer Onlinesitzung (mit Gratis Tarotkarte) werden all Deine Probleme gelöst und wirst frei und glücklich bis an Dein Lebensende. (doch noch nicht fertig mit Sarkasmus)

All die dunklen Seiten, die Blockaden und Abgründe werden mit ein paar positiven Affirmationen überpinselt und schon fühlt man sich besser.

Aber wie so oft gepredigt, ist das Äussere nur ein Spiegel des Inneren. Und wir alle sind miteinander verbunden.

Wenn man das Negative im Aussen wirklich anschauen und annehmen würde, so müsste man sich demzufolge auch fragen, wovon dies denn im Inneren ein Spiegel ist.

Wo ist das Negative in jedem von uns?

Und wenn man sich solche Fragen stellt, wird es meist ungemütlich, vielleicht schmerzhaft, aber ganz bestimmt nicht Happiness-Flow mässig.

Bevor ich anfing, mich mit der Kehrseite der Medaille zu befassen, fand ich den Begriff des „Lichtkriegers“ immer irgendwie aggressiv und deplatziert.  Schliesslich ist es doch stets so friedlich und harmonisch in dieser Esoteriklandschaft?!

Heute weiss ich, dass das Wort “Krieger” der passendste Begriff ist, den es überhaupt gibt. Denn es ist Krieg.

Ein Krieg zwischen Gut und Böse da draussen in der Welt,  genauso wie in unserem Inneren.

Um dies klar zu stellen:

Positives Denken ist äusserst wichtig und beeinflusst Deinen Weg entscheidend! Und gemäss dem Prinzip der Anziehung ist es auch mehr als sinnvoll, seinen Fokus auf das Positive zu richten! Allerdings finde ich es doch recht einfältig, dass man nur positiv genug denken müsse und wir würden alle fröhlich im Paradies und in absoluter Harmonie Bieryoga praktizieren.

Es ist eine Zeit der Dunkelheit. Sieh dir die Welt da draussen an. Und es geht um unsere eigenen Schattenseiten. Wer sich mit seinen eigenen Abgründen nicht auseinandersetzt sondern sie lediglich ignoriert oder überdeckt, findet schliesslich den einfachen Weg ins Weichspül-Happiness-Wunderland. Was Du dort finden wirst, bist aber nicht du selbst, nicht Dein wahres Ich,  sondern nur ein bequemer Schein von „Zufriedenheit“ damit man sich mit dem tatsächlichen gar nicht auseinander setzen muss…

Und die Moral von der Geschichte?

Sich spirituell  weiter zu entwickeln und an sich selbst zu arbeiten ist, wie es der Name schon sagt eben auch „Arbeit“. Das ist nicht immer Flow und Peace und Happiness. Jeder der Dir etwas anderes erzählt ist meiner Meinung nach, selber gar nicht auf seinem Weg.
(Jetzt bin ich fertig mit Sarkasmus)

Anmerkung von Nicole:
Wir befinden uns in einem Wandel, einem Aufstieg oder Dimensionswechsel, wie auch immer Du das am liebsten nennen möchtest. Und auch wenn es in diesem Beitrag vielleicht nicht so deutlich wird, bin ich der festen Überzeugung dass wir auf dem “richtigen” Weg sind! Es verändert sich alles. Dinge kommen an die Oberfläche, Transformation geschieht. Und das alles ist nötig und gut so!!

Nur bin ich eben auch der Meinung, dass dies oft nicht so einfach, bequem und detoxmässig vonstatten geht, wie das heute gerne verkauft wird.
So. Darum dieser ellenlange Text bei dem Du Dich durchgekämpft hast.
Bravo an dieser Stelle dafür, und das meine ich völlig Sarkasmus-frei.

20.03.2018
Nicole Cupa

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Nicole-Cupa

Nicole Cupa
“… Die Wahrnehmung anderer Energien (sensitiv und/oder medial) ist seit meiner Kindheit präsent, den richtigen Umgang damit musste ich allerdings erst lernen.
Mit den Jahren habe ich verschiedene Ausbildungen gemacht die mir helfen mein “Gleichgewicht” zu halten und gleichzeitig die Verbindung zur feinstofflichen Welt zu vertiefen. Ich folge meinem Seelenplan und möchte Menschen auf Ihrem Weg unterstützen! …”
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10 Kommentare

  1. Klasse ! Die Menschen kommen und sagen ..mach mal..ha. So geht das eben nicht.
    Sich spirituell vertiefen heißt nicht himmelblau und rosarot. Es ist harte Arbeit mit und an sich. man kann gerne seine guten Seiten anschauen, doch wichtig sind die dunklen Seiten in einem. Doch da hört es bei vielen auf. Und gerade das ist es, wa einen tiefer bringt. Und nicht sein Ego bestimmt die Geschwindigkeit
    des spirituellen Wachstums sondern sein Hohes Selbst. Und das ist ein Prozess der das ganze Leben und darüber hinaus weiter geht.

  2. Liebe Nicole Cupa,
    ich danke dir für diese Zeilen, es ist erfrischend zu lesen, dass jemand genau so denkt wie ich. Ich stimme dir 100% zu bei allem, denn ich bin kein Esoteriker, Heiler, Speaker oder sonstiges, nein ich bin ein ganz normaler Mensch mit Höhen und Tiefen, mit guten und schlechten Tagen, aber es liegt allein an mir dies anzunehmen oder anzukämpfen (was dann die harte Arbeit ist). Und es ist gut so, denn DAS ist das Leben im Hier und Jetzt! Ich habe mir schon soooooo viele Bücher gelesen, Vorträge angehört und Workshops besucht, nur am Ende gehe ich heim und weiß: nur ICH kann mir selber helfen und keine anderer da draußen. Und wenn dann alles nur noch hochgelobt und gepriessen wird bin ich sowieso schon fertig, bin auch schon bei Vorträgen Frühzeitig gegangen, hör mir das Gequatsche dann nicht bis zum Schluss an, ist mir schade um meine Zeit. Da geh ich lieber in die Natur und genieße den Augenblick! Schön ist das Leben, die Welt ist grad sehr ‘bunt’ – und in der Farbenlehr gibt’s ja auch nicht nur Weiß und Schwarz. Darum ich bin von grundauf positiv, das Leben hat mir schon genug Negatives beschert aber ich bin trotzdem positiv geblieben, Danke nochmals für deine schönen Worte, LG Monika

  3. Ein winderbarer Artikel, der von mir sein könnte ?. Sie haben mir wirklich aus der Seele geschrieben. Herzlichen Dank und bleiben Sie sich weiterhin treu

    Herzliche Grüße Karola Atonka

  4. Toll dass du den Mut hattest auch das Böse anzusprechen. Ich habe nach langer Selbstauspeitschung wegen Urteilen anderer, schließlich resigniert feststellen müssen, dass es das Böse nicht nur in uns gibt, sondern auch extern und nicht nur von uns selbst ausgelöst wird, sondern dass das Böse aktiv auf der Suche nach blauäugigen Opfern ist. Es muss mehr Aufklärung darüber geben um die Gutgläubigen davor zu schützen.
    Nachdem ich auf den Hashtag # Das Gute und das Böse geklickt habe, war ich erstaunt, dass dies der einzige Artikel zum Thema war…
    Alles Gute für Dich und Gratulation!

    • Lieber Roland

      Ja es ist längst überfällig, dies auszusprechen, obwohl das die meisten immer noch nicht hören wollen.
      Herzlichen Dank für Dein motivierendes Feedback, ich werd genau so weiter machen…. ?

  5. Hallo Nicole,
    ich weis nicht, wie sie meditieren, aber ich glaube, dass Meditation, also die Betrachtung des eigenen SELBST, stets positiv ist, da ich nur der neutrale Betrachter all dieser negativen und traurigen Dinge bin.(Ich muss mich nicht mit ihnen identifizieren) Ich bin, um mit E.Tolle zu sprechen, im ewigen HIER und JETZT und sehe diese Welt aus der nötigen Distanz um nicht auszuflippen, was Kraft gibt.Und Ich bin im Frieden mit mir ,was der spirituelle Sinn der Meditation ist.

    • Liebe Tora, herzlichen dank für Deinen Kommentar. Ich stimme Dir voll und ganz zu. Aber das hat oft nicht mehr viel damit zu tun, worum es heute in der breiten Esoterik-Szene heute noch geht….

      Herzlich, Nicole

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