Fortuna

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Fortuna – Die Doppelbedeutung von Glück und/oder Unglück

„Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.“

Diese berühmte Rede hielt Martin Luther King am 28. August 1963 auf dem Höhepunkt seiner Popularität.
250.000 Menschen, die friedlich in Washington D.C. gegen Rassismus und Armut demonstrierten, lauschten seinen Worten. Siege schienen greifbar nah:
1964 wurde per Gesetz die Rassentrennung aufgehoben

Martin Luther King erhielt am 10. Dezember 1964 in Oslo den Friedensnobelpreis und ein Jahr später trat ein neues Wahlrecht in Kraft, durch das alle schwarzen Amerikaner zur Urne schreiten konnten.

„Ich besitze die Kühnheit, daran zu glauben, dass alle Menschen drei Mahlzeiten täglich für ihren Körper haben können, Bildung und Kultur für ihren Geist, und Würde, Gleichheit und Freiheit für ihre Seele.“

Martin Luther King jr. kam am 15. Januar 1929 in Atlanta/ Georgia, zur Welt.

Auch wenn er als eines der wenigen schwarzen Mittelstandskinder aufwuchs, kannte er Rassismus von Kindesbeinen an. Durch das Gesetz der Segregation waren Schwarz und Weiß strikt getrennt. King durfte weder die gleiche Toilette benutzen noch vom gleichen Wasserspender trinken wie die Weißen.

Für seine Mutter, die Lehrerin Alberta Christine Williams King, war es unmöglich, in Schulen für Weiße zu unter-richten. Sein Vater, Martin Luther King sen., als Baptistenprediger unter Schwarzen eine Respektsperson, wurde „Boy“ gerufen. Martins Mutter Alberta wurde im Alter von 69 Jahren am 30. Juni 1974 in einer Baptistenkirche in Atlanta erschossen.

Martin Luther King sen. starb 1984 im 85. Lebensjahr an einem Herzinfarkt.

Christliche Grundsätze und Bürgerrechte spielten nicht nur für den Pfarrer Martin Luther King sen., sondern auch für seinen Sohn Martin eine wichtige Rolle. Der Junge war intelligent. Schule und Studium meisterte er mit Bravour. 1948 schloss er sein Soziologiestudium ab, 1951 das der Theologie. Neben siegreichen Teilnahmen an Redner-Wettbewerben stellte er bereits seit dem 17. Lebensjahr als Hilfsprediger des Vaters sein außergewöhnliches Sprachtalent unter Beweis.

Seine Art zu reden überzeugte nicht zuletzt auch Coretta Scott, ihn zu heiraten, denn ursprünglich wollte sie nicht die Frau eines Pfarrers werden. Gemeinsam zogen sie 1954 nach Montgomery. Dort übernahm Martin Luther King seine erste eigene Gemeinde, die „Dexter Avenue Baptist Church“.

Montgomery war eine typische Stadt in den Südstaaten.

Obwohl ein Drittel der Bevölkerung schwarz war, besaßen die Schwarzen kaum Rechte. Zehn Monate nach Kings Amtsantritt verstieß am 1. Dezember 1955 die Afroamerikanerin Rosa Parks gegen die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie weigerte sich, im Bus von einem für Weiße reservierten Sitz aufzustehen und wurde verhaftet. Die Folge war der „Montgomery Bus Boycott“.

Die Schwarzen weigerten sich, aus Protest gegen die Rassentrennung, mit dem Bus zu fahren. Martin Luther King wurde zum Anführer des Boykotts gewählt. Für den erst 26-Jährigen eine gewaltige und, wie sich schnell herausstellte, gefährliche Aufgabe. Weiße Rassisten bedrohten ihn und seine Familie massiv.

„Ich wollte den Kampf aufgeben. Ohne den Kaffee anzurühren, saß ich am Küchentisch und grübelte darüber nach, wie ich von der Bildfläche verschwinden könnte, ohne als Feigling zu erscheinen. In diesem Zustand äußerster Mutlosigkeit legte ich Gott meine Not hin… In diesem Augenblick erlebte ich die Gegenwart Gottes wie nie zuvor. Mir war, als hörte ich eine innere Stimme, die mir Mut zusprach:
‘Stehe auf für die Gerechtigkeit! Stehe auf für die Wahrheit! Und Gott wird immer an deiner Seite sein!’ Ich war bereit, allem ins Auge zu sehen.“

So erinnerte sich Martin Luther King später an die Zeit. Auf Personenschutz sollte er aber Zeit seines Lebens verzichten, denn sein Entschluss, notfalls sein Leben für die Gerechtigkeit zu opfern, stand fest.
In Montgomery bestieg knapp ein Jahr lang kein Schwarzer mehr einen Bus. Schließlich bestätigte der Oberste Gerichtshof, dass Rassentrennung verfassungswidrig und in Bussen aufzuheben sei.

Martin Luther King, inzwischen Vorsitzender der „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC), entwickelte sich zum charismatischen Anführer der Bürgerrechtsbewegung. Beständig reiste er durchs Land, um Protestaktionen zu organisieren oder an ihnen teilzunehmen. King glaubte zutiefst an Gerechtigkeit und an die Macht der Moral. So wurden direkte gewaltfreie Aktionen wie Märsche, Sitzblockaden und Gebetskreise seine Waffen im Kampf gegen Rassismus.

„Ich bin der Gewalt müde, die ich zu oft gesehen habe. Ich habe diesen Hass auf den Gesichtern zu vieler Sheriffs im Süden gesehen… Ich werde mich nicht auf ihre Ebene herab begeben. Wir haben eine Kraft, die man nicht in Molotowcocktails finden kann.“

Bereits während des Studiums war Martin Luther King von Mahatma Gandhi fasziniert,

besaß aber keine fundierten Kenntnisse über das Prinzip des gewaltfreien Widerstands (Sanskrit: Ahimsa).
So wurde Bayard Rustin, der bereits sechs Monate auf den Spuren des Inders dessen Heimat bereist hatte, ein wichtiger und enger Mitarbeiter des Bürgerrechtlers. King musste einsehen, dass auch die neuen Gesetze die Situation der Schwarzen nicht wirklich ändern konnten. Die meisten Schwarzen waren deutlich ärmer als die Weißen. Gelder für Förderprogramme wurden durch den Vietnamkrieg verschlungen. King erkannte, dass Rassismus, Armut und Krieg untrennbar miteinander verbunden waren und dass Ungerechtigkeit kein nationales, sondern ein internationales Problem war. Er entschloss sich, für alle Unterdrückten, egal welcher Hautfarbe, zu kämpfen.

„Jahrelang mühte ich mich ab mit dem Gedanken, die bestehenden Institutionen der Gesellschaft zu reformieren… Jetzt bin ich ganz anderer Meinung, ich denke, eine Revolution der Werte ist notwendig… Ein Gebäude, das Bettler hervorbringt, muss neu gebaut werden…Man beginnt die Frage zu stellen: Wer besitzt das Öl?… Wer besitzt das Eisenerz?“

Sein Protest gegen den Vietnamkrieg und die Kampagne gegen die Armut sorgten auch in den eigenen Reihen für Kritik. Ehemalige Mitstreiter befürchteten, dass Spendengelder ausbleiben würden. In Amerika formierte sich eine gewaltbereite schwarze Bewegung, die den Bürgerrechtler und seine Methoden verhöhnte.

Am 4. April 1968 hielt sich Martin Luther King in Memphis/ Tennessee auf, um an der Seite schwarzer Müllarbeiter für besseren Lohn zu kämpfen. Als er den Balkon seines Hotels betrat, hallten zwei Schüsse über den Parkplatz. Der Bürgerrechtler, in Hals und Nacken getroffen, brach zusammen und starb im Alter von gerade einmal 39 Jahren.

„Wir haben ein staatliches Haus geerbt, ein großes ‚Welthaus’, in dem wir zusammen leben müssen – Schwarze und Weiße, Menschen aus dem Osten und aus dem Westen, Heiden und Juden, Katholiken und Protestanten, Moslems und Hindus. Eine Familie, die in ihren Ideen, ihrer Kultur und ihren Interessen übermäßig verschieden ist und die – weil wir nie mehr ohne einander leben können – irgendwie lernen muss, in dieser großen Welt miteinander zu leben.“


Martin Luther King war mit dem legendären Trappistenmönch Thomas Merton (1915 – 1968) befreundet. Nach seinem Besuch in Memphis wollte King zu einem Retreat bei Thomas Merton im Kloster Gethsemani in Kentucky fahren. Dazu sollte es nicht mehr kommen. Nur 8 Monate später starb Thomas Merton am 10. Dezember 1968 bei einer asiatischen Mönchskonferenz in Bangkok an einem tragischen Unfall.

An jener Konferenz nahmen auch der Jesuitenpater und ZEN-Meister H.M. Enomiya-Lassalle (1898 – 1990) und der Benediktinermönch Bede Griffiths (1906 – 1993) teil. Beide hatten mir später davon sehr ausführlich erzählt.

Jeder von uns hat auf sehr individuelle Weise einen Lebenstraum.

Die Verwirklichung hängt von vielen besonderen Umständen ab. Man muss von Schicksalhaftigkeit sprechen.
Viele kennen – zumindest namentlich – Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Es ist sehr interessant und aufschlussreich, den vielfältigen Gebrauch des Wortes Schicksal zu untersuchen.

Im Deutschen haben wir es mit schicken zu tun; uns wird etwas geschickt (positiv oder negativ), das wir selbst in Glück oder Unglück verwandeln können. Das Suffix sal bzw. sel hat keine spezielle etymologische Bedeutung; wir finden es in Worten wie Mühsal, Labsal, Wechsel, Geschreibsel.

Der Italiener spricht von destino, von Bestimmung. Der Engländer gebraucht in diesem Zusammenhang zwei Worte: destiny (Schicksal) und destination (Bestimmungsort). Im Französischen finden wir das Wort destin, aber auch fortune. Das lateinische Wort fortuna hat die bemerkenswerte Doppelbedeutung von Glück & Unglück. In der englischen Sprache wird Unglück und unglücklich durch die Worte misfortune und unfortunately unterschieden.

Doch das eigentliche lateinische Ursprungswort für Schicksal ist fatum = Götterspruch, Weissagung, Schicksal, Weltordnung (engl: fate). Hiervon abgeleitet sind die Worte Fatalismus, fatal.

Schicksalhafte Stunden (Begegnungen, Erlebnisse) sind kairologische Momente (gr.: kairos = der günstige Augenblick), wo Kräftefelder für Veränderungen – in welche Richtung auch immer – besonders wirkungsvoll entstehen.

14.09.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Fortuna Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

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