Größter Reichtum ein zufriedenes Herz

frau kopien gluecklich

Der größte Reichtum ist ein zufriedenes Herz!

Das Herz ist der Ort, an dem die Schönheit empfangen wird,
hier kann sie empfunden, erkannt und weitergegeben werden.
Das menschliche Herz ist das Meisterwerk
des uranfänglichen Künstlers.
Der größte Reichtum ist ein zufriedenes Herz!

John O’Donohue, Philosoph – Poet – Mystiker
Januar 1956 in County Clare/Irland – 4. Januar 2008 in Avignon)

Als ich die Nachricht von John O’Donohue’s überraschendem Tod erhielt, war ich sehr bewegt. Er war in seinem französischen Urlaubsort Avignon in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar 2008 friedlich eingeschlafen.

Seine poetisch-mystische Sprachschönheit war außergewöhnlich. Er hatte das Geheimnis der Botschaft Jesu Christi tief durchdrungen. 

Der Ire John O’Donohue, der fließend deutsch sprach,

hatte in Tübingen philosophische Theologie studiert und 1990 über Hegel promoviert. Seit vielen Jahren lebte er als Dichter in seiner Heimat und hielt laufend Seminare über die Vielfalt des menschlichen Daseins.

Er war katholischer Priester und gab diesen Beruf nach 19 Jahren auf, weil er seine Schwierigkeiten mit der Hierarchie der Kirche hatte. Er sagte, dass die Gläubigen den ängstlichen Funktionären zu folgen hätten und nicht an ihre innere Quelle herangeführt werden.

John war 22, als sein Vater starb, den er besonders liebte: „Mein Vater lebte in der inneren Geborgenheit mystischer Heiligkeit.“ 

Seine Bücher „ANAM CARA – Das Buch der keltischen Weisheit,“ „Echo der Seele“ und „Schönheit“ sind Juwelen verloren gegangener Sprachkultur.

Meinen Beitrag „Emptiness – Spiritual Vacation for a Globalized World“ hatte ich John O’Donohue persönlich gewidmet. Er wurde bei der Trauerfeier vorgetragen.

In seinem großartigen Buch ECHO der SEELE – cover echo der seele

Von der Sehnsucht nach Geborgenheit“ (dtv München Herbst 1999, 350 Seiten – die Originalausgabe „ETERNAL ECHOES“ erschien im Frühjahr 1999 bei HarperCollins, New York) ist das Kapitel 4 überschrieben mit: „Leiden als das finstere Tal zerbrochener Zugehörigkeit“.

Leider ist das Buch nur noch antiquarisch erhältlich.

Ich möchte zum Reflektieren einige sehr bemerkenswerte Passagen zitieren:

„…Jesus ist ein faszinierender Mann. Ich würde alles dafür geben, wenn ich ein Buch lesen könnte, das leider nie geschrieben wurde: die Autobiographie Jesu. Wie war sein Leben wirklich? Wovon träumte er? Was geschah an dem Tag, als ihm die Erkenntnis aufging, dass er aus dem Herzen des Göttlichen kam? Was fing er mit dem Rest des Tages an? Jesus hatte einen schönen Geist und eine wunderbare Einbildungskraft.

Er war ein zutiefst schöpferischer Mensch. Sein gelebtes Mit-Leiden war revolutionär. Er verurteilte niemanden. Etwas an Jesu Gegenwart bot den Menschen ein neues Leben an. Die Kirche hat dies im Laufe der Jahrhunderte immer wieder vergessen und hat ein Bildnis Gottes geschaffen, das uns nur Furcht und Schuldgefühle einflößt. Es ist fraglich, ob irgendeine Institution je imstande sein könnte, Jesus unendliche Sanftheit und revolutionäre Anschauung der Welt zu verkörpern.

Es dürfte kaum eine andere Gestalt in der abendländischen Tradition geben, die so gründlich domestiziert wurde wie Jesus. Er war ein freier Geist, von herrlicher Wildheit. Wann immer die damaligen religiösen Institutionen versuchten, ihn in die Enge zu treiben, entzog er sich den Drohungen und Fangfragen mit tänzerischer Anmut und Leichtigkeit. Es ist ein spannender Gedanke, dass es 26 oder 27 Jahre seines Lebens gibt, von denen wir absolut nichts wissen.

Erst gegen Ende seines Lebens begann er, öffentlich von seiner Göttlichkeit zu sprechen. Es wäre faszinierend, wenn wir die Möglichkeit hätten, die inneren Landschaften seiner Einsamkeit auszugraben, um so ein Bild von seiner Ahnung zu bekommen. Nachzuvollziehen, welch zärtliches und wildes Licht das Erdreich seines Herzens erleuchtete. In diesen Tagen inneren Erwachens muss in seinem Geist eine große Verwirrung und Erregung gewütet haben. Sein Entschluss, dieses Erwachen auf sich zu nehmen, ihm sein ganzes Leben und Menschsein zu weihen, muss von schicksalhafter Unausweichlichkeit gewesen sein. Konnte er die absolute Verlassenheit voraussehen, die die Folge dieser Entscheidung sein würde? Er hätte seinem jungen Körper, seinem sanften Gesicht und seinem einzigartigen Geist den ganzen Schmerz, die ganze Einsamkeit und das ganze Leiden der Welt aufgebürdet. Nein!

Durch bewusste Entscheidung nahm er den ganzen Schmerz der Welt in seinem Herzen auf. Dies zeigt sich mit grauenvoller Evidenz in der inneren Qual und Angst, die er in Gethsemane ausstand. Etwas Entsetzliches geschah in diesem Garten. Er schwitzte Blut. Jede Gewissheit verließ ihn. Alles wurde ihm genommen. Hier schrie die Pein menschlicher Verlassenheit nach göttlicher Tröstung. Und das strenge Schweigen des Himmels sandte kein bergendes Echo zurück. Das ist das Kreuz: dieser wüste, leere Ort, an dem sich keinerlei Gewissheit jemals niederlassen kann. Seine Gefährten verrieten und verließen ihn. Christus ergründet das endlose Herz des Verlustes mit unfassbar sanftem und verwundbarem Mut.

Die Sehnsucht nach Heimat, nach Zugehörigkeit (belonging = longing to be) gehört zur Naturkonstante des menschlichen Daseins. Mich ergreift das Buch ECHO der SEELE“ immer wieder aufs Neue,  zumal es den Untertitel trägt: „Sehnsucht nach Geborgenheit“.

Mit John O’Donohue, der 10 Jahre jünger war als ich, fühlte ich mich seelenverwandt.

01.06.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Der größte Reichtum ist ein zufriedenes Herz Roland Ropers 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

cover kardiosophie Roland RopersKardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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