HeartMath Deutschland – mit Herzintelligenz zum Erfolg

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HeartMath Deutschland Beitragsbild-reiner krutti logo spirit rapHeartMath Deutschland 

HeartMath Deutschland. Da mag die eine und der andere aufmerken. HeartMath ist in der spirituellen Community durchaus ein Begriff. Doch HeartMath Deutschland mag ein wenig neu klingen. Mit der Klugheit des Herzens und der Weisheit des Verstandes einen inneren Einklang zu erzielen, ist seit vielen Jahren eines der Kernansinnen vom HeartMath Institute und auch von HeartMath Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Am Beginn scheu belächelt, ist es mittlerweile ein fixer Bestandteil der spirituellen Szene. Stress als Alltagsphänomen inspirierte den Doc Childre, gemeinsam mit KollegInnen aus der Wissenschaft, Programme zur Meisterung von Stress und Ärger zu entwickeln. Einfach erscheinende Übungen helfen gerade in Umbruchzeiten, in die eigene innere Mitte zu finden und diesen inneren Nullpunkt kennenzulernen. Mit der Klugheit des Herzens und der Weisheit des Verstandes ist daher nicht nur ein Wunschprogramm, sondern eine hilfreiche Anleitung zu einem geglückten Leben, das HeartMath Institute und auch HeartMath Deutschland unterstützt und begleitet. Die Methoden könnten ein Weg sein, heil an das/die Ufer der neuen Zeit zu gelangen und den Umbruch, der uns noch einige Jahre beschäftigen wird, tatsächlich erfüllend zu meistern.

Andrea Riemer im Gespräch mit Reiner Krutti, Gründer, Geschäftsführer und Ausbildungsleiter von HeartMath Deutschland, wie man mit der Klugheit des Herzens und der Weisheit des Verstandes sein Leben glücklich gestalten kann.

HeartMath Deutschland basiert auf den Prinzipien des HeartMath Institute.

Wollen Sie unseren LeserInnen die Entstehungsgeschichte von HeartMath Deutschland erläutern? Was war für Sie die Motivation, HeartMath Deutschland zu gründen?

Ich war 2005 in einer beruflichen Umbruchsphase und bin aus meinem alten Job ausgestiegen. Ich war lange Zeit in der Automobilindustrie tätig und habe irgendwann das Gefühl gehabt, dass es mir so an Sinn und an Bedeutung fehlt, mit dem, was ich tue. So wollte ich etwas Neues machen, etwas anderes. Ich wollte mich beruflich neu erfinden und habe das Beruflich-neu-Erfinden dann sehr weit definiert. Ich habe eine Ausbildung als Osteopath und Heilpraktiker begonnen und gleichzeitig gemerkt, dass mir die Welt der Unternehmen doch fehlt. Teams und Unternehmen – das machte mir große Freude.

So fragte ich mich,

wie ich meine alte Welt und meine neue Welt miteinander in Einklang bringen kann.

Ich bin dann in diesem Zug auf ein Buch von einem französischen Arzt und Wissenschaftler gestoßen. David Servan-Schreiber heißt dieser Arzt. Dieses Buch heißt Die neue Medizin der Emotionen.[1] Mit Servan-Schreiber habe ich verstanden, weshalb es mir in Phasen mit Druck und hohem Stress nicht gelungen ist, mich über meinen Verstand gelassen, zuversichtlich und ruhig zu denken, weil nämlich unser emotionales Gehirn viel enger mit unserem Körper in Verbindung steht als mit unserem Verstand.

  • Deswegen ist es viel einfacher und effektiver, über den Körper Emotionen zu regulieren.

Servan-Schreiber schreibt weiter, dass die erste Methode, die er vorstellt, aus seiner Sicht am besten geeignet ist, die emotionale Intelligenz zu stärken. Das hat mich sofort angesprochen. Ich hatte in den neunziger Jahren das Buch von Daniel Goleman über die emotionale Intelligenz gelesen.[2] Dabei dachte ich – super, das hätte ich auch gerne. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, mir fehlt da etwas, mir fehlt es an emotionaler Intelligenz, weil ich mit den Emotionen, die da waren, nicht umgehen konnte.

  • Insofern wollte ich meine emotionale Intelligenz steigern.

Das klang super. Dann schreibt Servan-Schreiber noch, dass man Emotionen messen kann, am Bildschirm darstellen kann und auch am Bildschirm beobachten kann, was sich im Körper verändert, wenn man einfache Übungen macht. Dann war es um mich geschehen. Ich war total fasziniert. So habe ich mich direkt an das HeartMath Institute gewendet und gesagt: “Hallo, hier bin ich, in Deutschland.”

Es gab in Deutschland keine Möglichkeiten,

die Methoden von HeartMath zu erlernen.

Es gab zwar schon übersetzte Bücher. Doch es gab keine Möglichkeiten, HeartMath in Deutschland zu lernen. Deswegen habe ich ihnen geschrieben und leider nie eine Antwort bekommen. So bin ich meinen Weg alleine gegangen. Ich habe in Frankreich meine erste Ausbildung gemacht, weil es HeartMath France zu dieser Zeit bereits gab. In der Folge kam ich mit Rob Erdbrink von HeartMath BeNeLux in Kontakt. So habe ich 2010 angefangen, gemeinsam mit ihm erste Seminare in Deutschland zu organisieren.

Für mich war klar, ich musste mich irgendwann zwischen Osteopathie und HeartMath entscheiden.

Da ich auch ein Zahlen-Daten-Fakten-Mensch bin, lag meine Entscheidung auf der Hand. Ich war lange Zeit nicht nur im Vertrieb, sondern auch im Controlling in der Automobilindustrie. Diese Verbindung – einfache Techniken, die ich im Alltag einsetzen kann und die Möglichkeit, direkt die Veränderung zu messen -, die hat mir damals gefehlt und die fehlt auch heute vielen Menschen. HeartMath muss in die deutschsprachige Welt, und mir war klar, das ist meine Mission. 

Diese Sichtbarkeit hilft vielen Menschen, zu vertrauen, dass es funktioniert und sich dadurch darauf einzulassen.

Über die Kontakte von Rob Erdbrink zu HeartMath in den USA haben wir dann 2013 HeartMath Deutschland gegründet. Ich bin heute noch faszinierter als damals und freue mich jeden Tag, dass ich dazu beitragen darf, die HeartMath-Methode im deutschsprachigen Raum zu verbreiten.

Kerninhalte von HeartMath Deutschland

Welche Kerninhalte des HeartMath Institute finden sich auch bei HeartMath Deutschland? Warum haben Sie diese ausgewählt?

Im Prinzip sind wir der verlängerte Arm von HeartMath im deutschsprachigen Raum. Das heißt, die ganzen Forschungsergebnisse vom Institut wurden in Ausbildungsprogramme und in Feedback-Systeme eingearbeitet. Unsere Aufgabe ist es,

Seminare auf Deutsch zu übertragen und den deutschsprachigen Menschen zur Verfügung zu stellen und auch die Biofeedback-Systeme zu vertreiben.

Insofern kann man sagen, alle Kerninhalte finden sich wieder. Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass wir kein Forschungsinstitut sind. Das heißt, wir verbreiten das Wissen, doch das Wissen wird in den USA generiert. Es gibt immer auch wieder Anfragen von Forschungsinstituten und Universitäten aus dem deutschsprachigen Raum. Diese unterstützen wir dann in aller Regel mit Biofeedback-Systemen. Doch wir selbst als HeartMath Deutschland nehmen nicht direkt an Forschungen teil.

HeartMath Deutschland und Medizin

Sie haben auch eine Reihe an Ärztinnen und Ärzten, mit denen Sie zusammenarbeiten? Warum ist diese Zusammenarbeit so wichtig für Sie?

Die Zusammenarbeit mit Ärzten ist wichtig, weil wir natürlich wissen, dass Stress und Emotionen einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit haben.

Viele Menschen sind auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre Gesundheit zu verbessern, präventiv auch etwas zu tun, damit sie nicht krank werden. Wir arbeiten mit der Herzratenvariabilität, die uns einen Einblick in die Aktivität des autonomen Nervensystems gibt. Das autonome Nervensystem ist ein wichtiges übergeordnetes System im Körper. Wenn dieses autonome Nervensystem nicht gut funktioniert, geschwächt ist, dann besteht ein erhöhtes Risiko für ganz unterschiedliche, vor allem chronische Erkrankungen.

Man sagt auch, dass über achtzig Prozent der Besuche beim Allgemeinarzt direkt oder indirekt mit Stress zusammenhängen.

Deswegen bilden wir auch gezielt Therapeuten aus, die dann wieder ihren Patienten die Methode weitergeben, damit diese effektiv etwas für sich tun können. Es geht nicht darum, andere Therapieformen zu ersetzen, sondern es geht darum, diese zu begleiten und das innere System zu stärken, die Regulationsfähigkeit und damit die Selbstheilungskräfte.

Es geht um mehr als die klassische medizinische Komponente

bei HeartMath Deutschland. Es sind nicht nur Ärzte gefragt. Auch Heilpraktiker, Psychotherapeuten kommen zu uns, Osteopaten, Physiotherapeuten, Therapeuten aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Und sie kommen aus primär zwei Gründen zu uns. Weil wir ihnen zum einen eine Möglichkeit mit unseren Systemen bieten, die angesprochene Regulationsfähigkeit zu messen. Zum anderen beobachten wir auch im Verlauf, ob sich diese Regulationsfähigkeit verbessert, wenn der Patient seine Übungen macht.

Gleichzeitig haben wir auch die Möglichkeit, Patienten einfache Techniken und Übungen an die Hand zu geben, die die Patienten selbst machen können.

Unterschied zwischen dem HeartMath Institute und HeartMath Deutschland?

Inwiefern unterscheiden sich das HeartMath Institute und HeartMath Deutschland, z.B. im Zugang und in der Grundphilosophie?

Die Grundphilosophie ist dieselbe. Wir sind vielleicht etwas vorsichtiger bei der Kommunikation. Wir legen noch mehr Wert auf diese Messbarkeit, die durch diese Biofeedback-Systeme besteht und suchen darüber den Zugang. Wir helfen den Menschen, über das Messen wieder mit sich und ihrem Befinden in Kontakt zu kommen. Sie lernen, die Aufmerksamkeit Schritt für Schritt nach innen zu richten und immer mehr auf das Herz zu hören. Irgendwann merken dann manche Menschen, dass da noch viel mehr ist .

Dann geht eine innere Tür auf. Sie entdecken das ganze Potenzial der Herzintelligenz und stehen am Anfang einer spirituellen Suche.

Praktische Belege für die Wirksamkeit der Arbeiten von HeartMath Deutschland

Wir sind sehr glücklich, dass wir in den Niederlanden ein riesengroßes Projekt haben. Die Kollegen von HeartMath Benelux haben die komplette niederländische Polizei trainiert. Darüber gibt es auch ein schönes Video . Dieses Projekt ist für uns eine ideale Referenz, um zu zeigen, dass es auch wirklich um harte Fakten geht. Dann braucht man auch nicht mehr lange diskutieren. Wir sind ab und an mit  Vorwürfen konfrontiert, dass das HeartMath Institute ein privates Institut sei und sämtliche gemachten Studien reine „Marketingstudien“ seien. Dem kann ich erst einmal nur entgegnen, dass eine bahnbrechende Erkenntnis, nämlich dass das Muster unseres Herzschlags von unseren Emotionen abhängig ist, vom HeartMath Institute aufgedeckt und im amerikanischen Kardiologenjournal Mitte der neunziger Jahre veröffentlicht wurde. Ich meine, man kann dem amerikanischen Kardiologenjournal sicher nicht vorwerfen, dass es dort Platz für Pseudowissenschaft und Marketingstudien gibt.

Um diese Erkenntnis noch etwas zu präzisieren: Unser Herzschlag ist eben kein Metronom, auch wenn wir ruhig dasitzen. Sondern unser Herz ist ständig dabei, zu beschleunigen und wieder abzubremsen.

Kohärenz als Maßstab

Das Muster kann sehr gleichförmig sein, also fast schon wie eine Sinuskurve. Das ist das, was wir Kohärenz nennen. Der Herzrhythmus kann jedoch auch sehr chaotisch sein.

Dieses Muster ist abhängig von unserem emotionalen Zustand.

Wir haben genug Argumente, die für die Wirksamkeit der von HeartMath entworfenen Verfahren sprechen. Doch ist es so, wenn der Mainstream infrage gestellt wird und man an den Rand dessen geht, was Leute sich vorstellen können, dann gibt es auch viel Gegenwind. Doch wir haben mittlerweile auch viele Referenzen, wie z.B. die niederländische Polizei. Aber auch französische Kampfpiloten lernen die HeartMath-Methode. Auch dazu gibt es ein Video auf YouTube. Zudem gibt es auch immer mehr Studien von unabhängigen Universitäten. Einige davon kann man auf unserem Blog nachlesen. All das hilft uns das natürlich.

Fakten und Spiritualität bei HeartMath Deutschland

Insgesamt sind  wir von HeartMath Deutschland – auch von unserem Außenauftritt her – etwas weniger spirituell ausgerichtet. So würde ich es einmal formulieren. Gleichzeitig sind wir in der Tiefe hoch spirituell.

Wenn man mal genauer hinschaut, dann ist das Herz zum einen der Ort, auf den ich zeige, wenn ich auf mich selbst zeige. Zeige ich auf mich selbst, dann zeige ich auf mein Herz. Wir kommen aus der abendländischen christlichen Tradition, und für die christlichen Mystiker ist das Herz der Ort, an dem Gott zu uns spricht. In anderen Traditionen ist das Herz der Sitz der Seele.

Deswegen gibt es auch das Thema Herzintelligenz.

Über eine Verbindung zu meinem Herzen bekomme ich Zugang zu Informationen, die über mein selbst erarbeitetes und erworbenes Wissen hinausgehen.

Nur wenn man es sieht, glaubt man es …

so ergeht es auch bei den Arbeiten von HeartMath Deutschland.

Können Sie uns einige Beispiele geben, wo HeartMath Deutschland und die Wissenschaft spirituelle und auch körperliche Bewegungen durch die angebotenen Programme belegen? Frei nach dem Motto: nur wenn man es sieht, glaubt man es …

Ich finde, ein wunderbares Beispiel ist eine Intuitionsstudie, die am HeartMath Institute gemacht wurde. Und zwar ging es darum, dass man Menschen vor einen Computerbildschirm gesetzt hat und diese dann mit EEG-Messsystemen ausgestattet hat, um die Gehirnwellen zu messen, außerdem mit einem EKG, um die Herzratenvariabilität zu messen und mit einem System, das den Hautwiderstand misst. Es wurden also verschiedene Körperreaktionen gemessen.

Reaktionen messen … ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Dann hat man in einer Software verschiedene Bilder hinterlegt. Die eine Gruppe von Bildern haben angenehme Gefühle erzeugt. Da waren beispielsweise Tierbabys, eine schöne Landschaft oder ein Sonnenuntergang abgebildet. Die andere Gruppe von  Bildern diente dazu, unangenehme Emotionen zu erzeugen. Durch bedrohliche Reptilien, oder Szenen mit Gewalt oder von  einem Unfall.

Wenn ein Studien-Teilnehmer dann auf einen Knopf gedrückt hat, dann lief die Zeit ein paar Sekunden und der Bildschirm war schwarz. Anschließend hat ein Zufallsgenerator ein Bild ausgewählt. Das Bild wurde dann auf dem Bildschirm gezeigt und es wurden die körperlichen Reaktionen des Probanden gemessen. Das ging über mehrere Durchgänge.

Was sich klar herausgestellt hat, ist zum einen, dass nicht das Gehirn als erstes reagiert hat, sondern das Herz. Das Herz hat als erstes reagiert. Da hat sich etwas in der Herzratenvariabilität verändert.

Herzratenvariabilität als Messlatte

für die Arbeiten von HeartMath Deutschland

Wenn sich ein angenehmes Bild gezeigt hat, wurde die Herzratenvariabilität besser. Und wenn es ein unangenehmes Bild war, gab es eine Stressreaktion, die sich als erstes in der Herzratenvariabilität gezeigt hat. Danach erst hat das Gehirn reagiert und zuletzt die Haut. Das Herz hat also vor dem Gehirn reagiert. Besonders spannend dabei ist, dass das Herz schon reagiert hat, noch bevor der Zufallsgenerator das Bild überhaupt ausgewählt hatte.

Das ist ein Beweis, dass das Herz in die Zukunft schauen kann.

Ich erzähle das immer wieder auch in Vorträgen oder in Ausbildungs-Seminaren. Da gibt es teilweise heftige Reaktionen, weil manche Menschen das nicht wahrhaben wollen. Ich erinnere mich, eine Teilnehmerin ist aufgestanden und hat gesagt: “Das kann nicht sein.” Das finde ich spannend. Verhärtete Ideen bzw. der Mainstream werden infrage gestellt.

Gleichzeitig ist es so, dass wir immer noch glauben, dass unser Gehirn der Meister sei und die ganzen Informationen im Gehirn generiert und dann an den Körper geschickt werden. Der Körper führt lediglich aus.

Es wird zwar anerkannt, dass es natürlich Feedbackschleifen gibt, geht es den Organen gut oder nicht und wie ist die Stellung eines Gelenkes etc. Aber viel mehr auch nicht. Das ist diese aus meiner Sicht übertriebene Gehirndominanz, die es seit dem Zeitalter der Aufklärung gibt. Die Aufklärer unter Descartes haben den Körper eher als Vehikel gesehen und sich voll auf das Gehirn konzentriert. „Ich denke, also bin ich“ ist auch heute noch geltende Maxime.

Ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit

des HeartMath Institute ist die Herz-Gehirn-Kommunikation.

Wir wissen seit Beginn der neunziger Jahre, dass unser Herz ein kleines Gehirn hat. Professor J. Andrew Armour, ein kanadischer Wissenschaftler, hat entdeckt, dass es in unserem Herzen vierzig- bis fünfzigtausend Neuronen gibt, also Nervenzellen, wie wir sie auch im Gehirn haben. Das ist jetzt von der Anzahl her im Verhältnis zu den Milliarden von Neuronen, die wir im Kopf haben, verschwindend gering. Gleichzeitig haben diese Neuronen die gleiche Qualität wie die Gehirnneuronen, nämlich dass sie Informationen aufnehmen, verarbeiten, weiterleiten und auch Kurz- und Langzeitgedächtnis haben. Das ist wichtig.

Die Informationen, die das Herz an das Gehirn sendet, sind wesentlich für das Gehirn.

Karl Pribram, ein Neurowissenschaftler der ersten Stunde,[3] hat schon in den sechziger Jahren postuliert, dass das Gehirn ein Mustererkennungssystem sei. Karl Pribram war einer der Mentoren von Rollin McCraty, dem Forschungsdirektor des HeartMath Institute.

Was bedeutet es: das Gehirn ist ein Mustererkennungssystem?

Es bedeutet, dass das Gehirn ganz, ganz viele Informationen aus dem Körper bekommt und diese Informationen braucht, um entsprechend reagieren zu können. Das heißt, diese Informationen sind wesentlich. Ganz besonders eng kommuniziert das Herz mit dem Gehirn. Und die Informationen des Herzens kommen an wichtigen Schaltstellen des Gehirns an. Schauen wir uns mal zwei Beispiele dazu an.

Da ist zum einen der Thalamus,

der in der Herz und Gehirn-Kommunikation eine wichtige Rolle spielt.

Der Thalamus hat unter anderem die Aufgabe, die Aktivität des Großhirns zu synchronisieren. Je nachdem, welches Muster – also ein inkohärentes oder ein kohärentes Muster – das Herz an den Thalamus sendet, entsteht etwas, was wir kortikale Inhibition nennen. Das heißt, die Aktivität des Kortex wird inhibiert, also unterdrückt. Typisches Phänomen: Blackout. Stress macht dumm. Ich kann keinen klugen Gedanken mehr fassen. Ich habe alles vermeintlich vergessen, dabei habe ich nur keinen Zugriff. 

Wenn wir in Herzkohärenz sind, dann entsteht ein Zustand, den wir kortikale Fazilitation nennen, also Unterstützung.

Dann bekommen wir bestmöglichen Zugriff auf die Fähigkeiten unseres Großhirns. Das heißt, wir brauchen auch unser Herz, unseren Herzrhythmus, um gut denken zu können und für unsere mentalen Fähigkeiten.

Die zweite wichtige Stelle

in der Herz und Gehirn-Kommunikation ist die Amygdala.

Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, also des emotionalen Gehirns. In der Amygdala werden Informationen, die über die Sinnesorgane kommen, bewertet, und zwar danach, ob sie bedrohlich sind oder nicht. Wenn jemand zum Beispiel schon einmal von einem Hund gebissen wurde, dann ist diese Erfahrung in der Amygdala abgespeichert. Kommt dann über die Sinnesorgane die Information „da ist ein Hund“, dann geht diese Information an die Amygdala und da wird mit abgespeicherten Erfahrungen abgeglichen. Wenn für diesen einen Menschen eine aktuelle Situation – Anwesenheit eines Hundes – in der Vergangenheit bedrohlich erlebt wurde, dann wird von der Amygdala die Stressreaktion ausgelöst. Allerdings bekommt die Amygdala nicht nur Informationen von den Sinnesorganen, sondern sie schaut ständig, in welchem Muster das Herz schlägt.

Die Amygdala synchronisiert sich mit dem Herzschlag.

Wenn die Amygdala Inkohärenz als Information vom Herzen bekommt, dann wird die Stressreaktion ausgelöst oder verstärkt. Wenn die Amygdala jedoch Kohärenz als Information bekommt, dann wird dies als „Sicherheit“ interpretiert.

Wir Menschen suchen immer Sicherheit.

Das fängt schon bei kleinen Kindern an. Wenn kleine Kinder sich sicher fühlen, dann sind sie neugierig, sie explorieren. Wenn sie Angst haben, dann tun sie das eben nicht. Das heißt, wir Menschen sind ständig auf der Suche nach Sicherheit. Und ohne ein Gefühl von Sicherheit entsteht Stress.

Diese Sicherheit können wir uns auch vom Inneren herausgeben, indem wir ganz bewusst in einen Zustand von Herzkohärenz gehen und damit unserer Amygdala signalisieren, alles ist in Ordnung.

Das kann man messen. Wenn man um die Zusammenhänge weiß und dann eben auf dem Bildschirm sieht, bin ich inkohärent oder bin ich kohärent, dann ist es auch leichter, noch einmal in sich hinein zu spüren.

Biofeedback ist wie die Pulsuhr beim Sport

Wenn Leute anfangen zu joggen, dann machen sie das meistens mit einer Pulsuhr, weil sie ungefähr eine Idee haben oder gelesen haben, in welchem Pulsbereich sie idealerweise laufen sollten und weil sie am Anfang kein Gefühl dafür haben, Später messen sie immer noch ihren Puls, auch wenn sie mittlerweile ein gutes Gefühl dafür entwickelt haben, wie schnell ihr Herz schlägt. Weil sie es einfach auch spannend finden, das gezielt zu beobachten.

Unsere Biofeedback-Systeme sind ähnlich. Nur messen sie etwas anderes, auch wenn sie den Puls nutzen. Wenn Leute zum ersten Mal eine HeartMath-Übung machen, dann merken sie häufig noch keinen Unterschied, weil es subtil sein kann. Gleichzeitig haben sie oft den Zugang zu ihrem Körper nicht mehr und können somit auch keine kleinen Veränderungen spüren. Am Bildschirm zu sehen, dass sich etwas verändert, das ein kohärenter Herzrhythmus entsteht, stärkt das Selbstvertrauen und zeigt mir, hey, ich kann tatsächlich etwas tun. Diese Erfahrung von Selbstwirksamkeit wirkt wie ein Turbo auf die Motivation, selbst etwas für das Wohlbefinden zu tun.

Deswegen ist dieses Messen so wichtig.

Herzintelligenz ist Vertrauenssache

Warum vertrauen wir nach wie vor so wenig unserer Herzintelligenz und dem natürlichen Zusammenspiel aus Verstand und Herz?

Das ist eine wunderbare Frage. Ich glaube, zum einen liegt es daran, dass man dem Gehirn die größte Bedeutung beigemessen hat, und außerdem liefert Intuition meist keine Begründung mit. Das heißt, ich habe eine Intuition und merke, ich muss das tun. Wenn ich dann gefragt werde, warum, dann kann ich es nicht deduziert begründen.

Ich kann dann keine ABC-Argumentation auflisten oder erklären, wie ich mir das überlegt habe.

Sondern ich weiß halt, dass ich das tun muss. Das ist in dieser Welt der Zahlen-Daten-Fakten ein Problem. Es braucht immer eine rationale, logische Begründung. Ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Aspekt.

Der zweite wesentliche Aspekt ist, dass es nicht so einfach ist, Instinkt und Intuition voneinander abzugrenzen.

Instinkte kommen aus einem Überlebensprogramm, die insbesondere in Stresssituationen abgerufen werden. Es sind meist automatische Reaktionen. Da sie mit einem Körpergefühl einhergehen, sprechen wir dann von Bauchgefühl. Wir von HeartMath sehen die Intuition nicht im Bauch verortet, sondern im Herzen.

Zum Dritten gibt es auch noch das Ego, das in Richtungen drückt und sagt, das hätte ich jetzt gerne, das muss unbedingt gemacht werden.

Dann kann ich das eventuell auch mit Intuition verwechseln. In der christlichen Tradition nennen sie es „Unterscheidung der Geister“. So hat es Ignatius von Loyola genannt, der Gründer des Jesuitenordens. Kommt es von Gott, also ist es Intuition, Gotteswort, oder kommt es aus einem – „nicht so wohlwollenden Geist“. Es ist nicht immer so ganz einfach zu unterscheiden, ob es denn tatsächlich Intuition ist oder meine Angst oder mein Ego, die mich lenken wollen.

  • Im letzten geht es genau darum, dass wir auf das Herz hören, aber den Verstand gebrauchen.

Nach meiner Erfahrung

helfen die folgenden Prinzipien, die Ignatius entwickelt hat, um Intuition zu überprüfen.

Frieden: Erzeugt die intuitive Eingebung ein Gefühl von Ruhe und Frieden.

Freude: Ein weiteres Merkmal ist ein Gefühl von Freude. Dabei kann es sein, dass diese Freude eher in der Tiefe zu spüren ist, es an der Oberfläche aber schon Respekt oder gar Angst vor der Entscheidung gibt. Unsere Intuition zwingt uns oft, unsere Komfortzone zu verlassen.

Dauer: Habe ich morgen und übermorgen immer noch den gleichen Frieden, die gleiche Freude? Bei größeren Entscheidungen sollte man sich also ein bisschen Zeit nehmen und prüfen, ob sich meine Eingebung entwickelt oder konstant bleibt.

Um überhaupt Zugang zur Intuition zu bekommen, muss ich aus dem Stress aussteigen. Denn Stress verschließt mein Herz.

Deswegen muss ich grundsätzlich erst einmal in einen neutralen inneren Zustand kommen.

Dazu helfen unsere Techniken, dass ich innerlich und auch auf der körperlichen Ebene in eine Ruhe komme, in einen neutralen Zustand. Erst dann bekomme ich auch ungefärbt Zugang zur Herzintelligenz.

Neurowissenschaft und Spiritualität – wie bringt man die beiden überein?

Ich glaube auch, das große Problem ist, dass es zwei Lager gibt: die Neurowissenschaftler, die primär auf das Gehirn schauen, und den spirituellen Bereich, in dem fast nur noch auf das Herz geschaut wird.

Ich begegne immer wieder Menschen, die hochspirituell und herzfokussiert sind. Gleichzeitig, finde ich, meistern sie im Alltag nicht unbedingt ihr Leben. Erst Herz und Kopf statt Herz oder Kopf macht uns zu ganzen Wesen. Wir sind eine Art System. Das dann am besten funktioniert, wenn alle Teile optimal zusammenarbeiten. Und das Gerüst bilden Herz und Gehirn.

Das ist, ein ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit, dafür zu sorgen, dass Körper und Gehirn, Körper und Kopf, aber vor allem Herz und Kopf wieder zusammenkommen.

Im Prinzip kann man sich HeartMath auf drei Ebenen anschauen.

“Ich habe gehört, man kann hier Stress messen und etwas dagegen machen.”

Das unterste Level, die unterste Ebene ist das Stressmanagement. Du bist in einer Stresssituation und ich kannst vor allem über eine fokussierte Atmung  Stress reduzieren. Das ist die unterste Ebene, mit der zum Beispiel auch die niederländische Polizei oder die französischen Kampfpiloten arbeiten. Das ist ein Grund, weshalb Leute zu uns kommen.

Die nächste Ebene ist das, was wir Emotionsregulation nennen. Hier geht es dann darum, zu erkennen, dass viele unserer Stressreaktionen antrainierte, erlernte Reaktionsmuster sind, emotionale Reaktionsmuster, die wir uns von klein auf schon antrainiert haben. Da gibt es die Angst-Muster. Es gibt die Wut-Muster. Es gibt die Ungedulds-Muster etc. Wir können auch mehrere Muster haben. Doch meine Erfahrung ist, dass jeder ein dominierendes Grundmuster hat und dieses Muster wird immer wieder in unterschiedlichen Situationen getriggert.

Im zweiten Schritt bei HeartMath geht es darum, diese Muster zu erkennen und sich neue Grundmuster anzueignen, anzutrainieren. Damit werden in gleichen Situationen neue Muster getriggert, die weniger Stress erzeugen, die weniger mit unangenehmen Emotionen einhergehen und eine angemessene Reaktion bedeuten.

Wenn einem das gelingt, braucht man immer weniger Stressmanagement, weil es immer weniger Situationen gibt, in denen man mit Stress reagierst.

Das dritte Level ist der spirituelle Anteil, das ist die Herzensverbindung, zu mir selbst und auch zu anderen Menschen. Hier wird „aus dem Herzen leben“ zur Basis im Alltag. Die ersten beiden Niveaus gehören zur „persönlichen Kohärenz“ . Ab hier geht es dann auch um die soziale Kohärenz. Du bist Dir bewusst, dass Deine Emotionen auch eine Auswirkung auf Dein Gegenüber haben und übernimmst Verantwortung für Deine Emotionen. Es geht dann zusätzlich auch um die Verbindung von Herz zu Herz, in Familien, in Partnerschaften, unter Freunden, in Gemeinschaften. Und langfristig geht es um die ganze Gesellschaft und sogar um die Idee einer globalen Kohärenz.

Kohärenz als Schritt in Richtung Harmonie

Wenn es immer mehr Menschen gibt, die in ihre persönliche Kohärenz kommen, dann gibt es mehr soziale Kohärenz, weil Menschen und  Gruppen dann harmonischer miteinander umgehen. Und daraus entsteht – das ist die Vision – irgendwann eine globale Kohärenz. Und das braucht eben die Verbindung zum eigenen Herzen. Das Herz als Sitz der Seele oder der Ort, wo Gott zu uns spricht. Weil wir erst so wirklich bereit sind, uns immer wieder in Frage zu stellen und uns leiten lassen. Wenn es stimmt, dass wir alle Antworten in uns tragen, dann ist das Herz der Zugang dazu.

Und um das Leben in allen Facetten leben und meistern zu können, müssen wir uns dieser drei Ebenen bewusst sein und auf jeder Ebene über entsprechende Techniken verfügen, um uns weiterzuentwickeln.

Also wir brauchen allen Ebenen.

Wie kann HeartMath Deutschland mit seinen Methoden und Verfahren helfen, dieses Vertrauen wieder herzustellen und zu stärken? Können Sie uns mit Ihrem Angebot ein paar konkrete Beispiele geben?

Der neutrale Zustand

Das erste ist, dass wir lernen, in einen inneren neutraleren Zustand zu kommen, um nicht zu sehr von unseren Emotionen beeinflusst zu sein. Gerade auch bei Entscheidungen, die wir fällen, bei Gedanken, mit denen wir uns beschäftigen oder bei der Beurteilung von Situationen, die immer durch unsere Emotionen gefärbt sind.

Ich erinnere mich, als ich damals noch in der Automobilindustrie war, wenn ich einen schlechten Tag hatte und wütend und verärgert war, kam nach Hause, das ganze Spielzeug lag auf dem Boden, da haben meine Kinder sehr viel von der Wut abgekriegt, für die sie eigentlich gar nichts konnten. Bin ich nach einem guten Tag nach Hause gekommen, in das gleiche Haus, mit den gleichen Kindern, im gleichen Zustand, habe ich ganz anders reagiert. Das heißt also, mein emotionaler Zustand beeinflusst ganz massiv meine Wahrnehmung und meinen Umgang mit aktuellen Situationen.

Da finde ich es wichtig, sich das bewusst zu machen und dann auch entsprechend zu reagieren und innerlich in diesen neutraler Zustand zu gehen.

Messen als weitere Hilfestellung

Dann durch das Messen zu erkennen: ich habe eine Möglichkeit, es zu beeinflussen, ich habe einen Einfluss auf meine Herz-Gehirn-Kommunikation. Ich kann zwar die Herz-Gehirn-Kommunikation selbst nicht messen. Das muss ich der Forschung glauben. Aber ich kann die Inhalte messen, indem ich das Muster der Herzratenvariabilität darstellen. Und dann entsteht ein Vertrauen, dass  ich tatsächlich etwas tun kann.

Das ist genau meine Erfahrung – vor allem im Unternehmenskontext, wo viele Menschen nicht unbedingt Erfahrung mit Meditation und Achtsamkeitsübungen haben. Nach einer Übung frage ich meistens: ” Hat sich was verändert?” Dann kommt häufig als Antwort: “Weiß nicht. Nein, nicht so wirklich.”

Der zweite Durchgang beim Messen

Wenn ich dann einen zweiten Durchgang mache, mit Messung, dann sehen die Teilnehmer, dass sich da etwas verändert hat. Und dann trauen sie auch einer feinen Wahrnehmung, der sie davor eher nicht geglaubt haben.

Die Messung, die bestätigt, es hat sich etwas verändert, gibt ein Vertrauen auf die feine Erkenntnis, die da ist, aber der man erst einmal nicht glauben mag, weil man sagt, ich weiß nicht, ich kann es nicht wirklich beurteilen.

Es hilft Dir, Deine Wahrnehmung besser einordnen zu können. Im letzten ist es dann trotzdem – jenseits von Messungen – auch die Erfahrung, dass die Leute merken, dass da tatsächlich etwas passiert, wenn sie sich immer mehr mit ihrem Herzen verbinden.  Sie merken,  wie sie ruhiger werden, wie sie offener werden, wie sie gelassener werden und wie sich dann auch ihr Verhalten anderen Menschen gegenüber verändert.

Methoden und Verfahren von HeartMath Deutschland nutzen

Inwieweit nutzen Sie selbst die Methoden und Verfahren von HeartMath Deutschland – vor allem in welchen Situationen helfen Sie Ihnen?

Es sind auch da wieder die verschiedenen Ebenen. Wenn ich zum Beispiel ein Seminar leite und ich merke, es entsteht eine Situation, die für mich ein bisschen schwierig ist, dann habe ich schon so einen Automatismus, dass ich mich noch bewusster mit meinem Herzen verbinde. Das heißt, ein Teil meiner Aufmerksamkeit geht dann zu meinem Herzen und ich praktiziere dann

eine Übung, die wir Herzfokussierte Atmung. Ich bin dann immer noch bei meinem Publikum präsent und kann dennoch anders reagieren.

Herzfokussiertes Atmen hilft mir ganz besonders in den Situationen, in denen ich keine Zeit habe zu beobachten, was gerade passiert, sondern direkt gefordert bin zu handeln. Dann komme ich per Herzfokussierter Atmung in einen neutralen Zustand und kann angemessen reagieren. Die Alternative dazu ist, die Emotionen laufen zu lassen und dann in einem Zustand von Wut oder Angst überzureagieren und keinen Zugriff mehr auf meine vollen mentalen Fähigkeiten zu haben.

Noch ein Beispiel zur Anwendung

Jetzt plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen, über eine Begebenheit, die ich in meiner Anfangszeit mit HeartMath Deutschland erlebt hatte. Ich war mit einem Freund auf dem Weg in ein Gebäude und habe einen Karton getragen. Dabei bin mit dem Karton an einem Türrahmen hängengeblieben. Mir war das gar nicht bewusst, aber ich muss da zu mir gesagt haben: “Du Idiot!” Dieser Freund hat mich erst darauf aufmerksam gemacht: “Hast du gerade gehört, wie du mit dir sprichst?” Ich habe gesagt: “Nein.” “Du hast gerade gesagt: ‘Du Idiot!’, zu dir.” Das war für mich echt erschütternd. Denn hätte er den Karton getragen und wäre am Türrahmen hängengeblieben, dann hätte ich ihn nicht als Idioten beschimpft. Daraufhin habe ich dann angefangen, mir selbst zuzuhören. Das war noch erschütternder, diese ständigen Beurteilungen und Verurteilungen.

Da wurde mir bewusst, dass der größte Kritiker in meinem Kopf sitzt und er der Hauptgrund für meinen Stress ist.

Stress entsteht bei mir häufig dann, wenn von außen etwas bestätigt wird, das mein innerer Kritiker immer sagt oder Anlass gibt, mich wieder zu kritisieren. Das erzeugte eine massive Unsicherheit in mir, denn ich bin nicht gut genug. Da war für mich klar, ich habe keine Selbstwertschätzung, sondern ich habe nur Selbstkritik.

HeartMath Deutschland und Selbstwert

Es gibt eine Übung von HeartMath Deutschland, wo es darum geht, wieder ein Selbstwertgefühl zu erlangen oder wenn das nicht geht – und das war für mich am Anfang schwierig -, dann erst einmal ein Selbstmitgefühl zu entwickeln. Ich kann mir lange Gedanken machen, wo dieser innere Kritiker seinen Ursprung hat. Und da habe ich auch Ideen dazu. Doch das verändert erstmal gar nichts.

Veränderung bringt aktives Tun, nämlich ganz bewusst in die Wertschätzung mir selbst gegenüber zu gehen.

Dafür gibt es eine spezielle HeartMath-Technik,  um Dich Schritt für Schritt mit Dir selbst auszusöhnen, ins Selbstmitgefühl zu gehen und die Selbstwertschätzung zu lernen. Dann kann es zu einer inneren Aussöhnung kommen, auch zu einer Selbstvergebung. Dann kann man auch viel mehr bei sich selbst sein. Da ist dann allerdings ein Prozess, der Zeit und Geduld braucht.

Wenn Sie unseren LeserInnen ein paar Tipps für den Lebensalltag mitgeben wollen, die auf den Grundprinzipien von HeartMath beruhen, was wären die Top 3?

Tipp No. 1 für den Alltag von HeartMath Deutschland

Top-Eins ist für mich Achtsamkeit. Achtsamkeit nicht nur im Sinne von Achtsamkeitsmeditation, ich setze mich hin und achte auf meinen Atem. Ich meine Achtsamkeit im Alltag, eine Neugierde auf sich selbst entwickeln und zu beobachten, wie reagiere ich denn in verschiedenen Situationen. Welches sind meine  emotionalen Reaktionsmuster. Und zu entdecken, wie mein Körper in diesen Situationen reagiert. Wenn wir von Gefühlen sprechen, was fühlen wir eigentlich?

Was wir fühlen ist das, was Antonio Damasio Emotion nennt, nämlich das, was im Körper stattfindet.

Bei Angst ist es so, dass wir einen schnelleren Herzschlag haben, wir atmen flach und schneller, der Blutdruck steigt, wir spannen uns an, der Mund wird trocken, die Hände werden feucht, die Stirn wird feucht. All das passiert im Körper. Das ist das, was Antonio Damasio Emotion nennt. Und was wir bewusst davon wahrnehmen, das ist dann das Gefühl. Wir nehmen ja nicht wahr, dass unser Blutdruck von 120-80 auf 180-120 steigt. Was wir wahrnehmen, ist, wie unangenehm sich das anfühlt. Das heißt, wir fühlen nicht, was der andere gerade gesagt hat, sondern wir fühlen, was dadurch in unserem Körper stattfindet. Es ist fundamental zu erkennen, ich habe eine körperliche Reaktion, und darauf basierend dann zu lernen, wie ich innerlich auf die Bremse treten kann, um diese Körperreaktion herunterzufahren. Denn diese Körperreaktion drängt mich ganz häufig in ein Tun, nämlich zu flüchten, zu kämpfen oder mich totzustellen, wenn die ersten beiden nicht geht. Das heißt, das sind die klassischen Stressreaktionen, die in der heutigen Zeit meist nicht angemessen sind. Wir stehen selten vor einem wilden Tier oder vor einem Feind, der uns umbringen will. Sondern wir müssen handeln, wir müssen agieren, aber müssen häufig in der Situation bleiben.

Deswegen ist es wichtig zu erkennen, was das mit mir macht, klug zu werden und dann in der Lage zu sein, innerlich auf die Bremse zu treten.

Da ist die Atmung ganz wichtig, vor allem die Ausatmung. Wenn Großmutter früher sagte: “Atme erstmal tief durch!.”, dann ist es ein großer Fehler, tief einzuatmen, weil die Einatmung die innere Bremse deaktiviert. Es ist die Ausatmung, die die innere Bremse aktiviert, die die Stressreaktion einfängt.

Tipp No. 2 für den Alltag von HeartMath Deutschland

Der zweite Aspekt ist, ganz bewusst zu lernen, wie ich entscheiden kann, was ich fühle. Wenn wir uns die emotionale Intelligenz anschauen, dann ist der erste Aspekt das Bewusstsein über das eigene emotionale Erleben. Das ist auch im Prinzip mein erster Tipp. Der zweite Tipp ist, dann ganz bewusst zu entscheiden, wie ich mich denn fühlen will.

Wir glauben immer, dass die Umstände unser Gefühl erzeugen. Aber das ist eben nicht richtig. Sondern es gibt zuerst einen Reiz – meist von außen – und dann gibt es eine innere Interpretation. Auf Basis dieser Interpretation wird eine Entscheidung gefällt.

Um mit Viktor Frankl zu sprechen, er sagt: “ Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

In dem Raum zwischen Reiz und Reaktion findet unsere innere Interpretation statt, die dann als Folge die Emotion auslöst. Erst wenn wir diesen Raum wahrnehmen und da sogar eintreten und bei Bedarf einwirken können, dann sind wir frei. Sonst werde ich von meinen Emotionen beherrscht. Deswegen ist die Wahrnehmung so wichtig, damit ich langsam, Schritt für Schritt, diesen Raum wieder sichtbar, erkennbar bekomme und dann diesen Raum öffnen kann, indem ich innerlich auf die Bremse trete.

Das ist der zweite Aspekt: zu lernen innerlich auf die Bremse zu treten. Dazu brauche ich die Physiologie, meinen Körper, den ich in einen ruhigen, neutralen Zustand bringe, um dann zu entscheiden, wie ich denn tatsächlich reagieren möchte.

Das heißt nicht, dass ich immer fröhlich und freundlich sein muss. Aber für mich ist es ein Unterschied, wie ich beispielsweise reagiere, wenn jemand meine Grenzen überschreitet. Wenn ich da mit einer unkontrollierten Wut regiere, dann muss ich im Anschluss immer Scherben kehren und reparieren. Wenn ich jetzt merke, da kommt diese Wut, da scheint jemand wieder meine Grenze überschreiten zu wollen, dann kann ich diese Reaktion beeinflussen und komme so zu einer inneren Klarheit und Souveränität. In dieser konstruktiveren Haltung kann ich viel klarer meine Grenzen aufzeigen, mit einer ganz andere Wirkung auf mein Umfeld. Ich entscheide, wie ich mich fühlen möchte. Das zu lernen, das ist, finde ich, ein zweiter ganz wichtiger Aspekt. Aber dazu muss ich zunächst einmal aus der Stressreaktion aussteigen, indem ich die innere Bremse aktiviere, und dann überlegen, was würde ich denn stattdessen fühlen wollen. Wie würde dich denn lieber reagieren.  

Tipp No. 3 für den Alltag von HeartMath Deutschland

Das dritte Thema ist tatsächlich die Herzensverbindung. Wir reden zwar viel vom Messen. Das ist wichtig. Doch im Letzten geht es darum, dass wir wieder zurück nach Hause kommen. Mit “nach Hause“ meine ich zu mir nach Hause, wieder mit mir in Kontakt kommen. Wir tragen ganz, ganz viele Schätze in uns. Vielleicht brauchen wir gar nicht so viele Gurus. Das ist jetzt vielleicht eine ketzerische Aussage.

Ich meine, wir brauchen Lehrer und Facilitatoren (Ermöglicher), die uns zeigen, wie wir den Weg zum Herzen finden. Aber die Antworten, die dann aus dem Herzen kommen, sind individuell und da brauche ich keinen, der mir das vorgibt.

Das wäre für mich der dritte Tipp, sich wieder neu mit dem Herzen oder wieder mit dem Herzen zu verbinden.


Reiner KruttiReiner-krutti,

Gründer, Geschäftsführer und Ausbildungsleiter von HeartMath Deutschland

  • Bankkaufmann, Diplom-Kaufmann, langjährige Führungserfahrung in internationalem Konzern
  • Heilpraktiker und Osteopath
  • HeartMath Coach und Trainer

HeartMath Deutschland
https://www.heartmathdeutschland.de


Quellen

[1]           David Servan-Schreiber: Die Neue Medizin der Emotionen: Stress, Angst, Depression: – Gesund werden ohne Medikamente, 2006.

[2]           Daniel Goleman: EQ. Emotionale Intelligenz, 1997.

[3]           Karl Pribram gilt als Pionier der ersten Stunde der Neurowissenschaften und der Hirnforschung. Er befasste sich u.a. mit dem Verständnis von Hirnstrukturen, mit emotionalen Prozessen und Entscheidungsprozessen. Viele seiner Erkenntnisse waren bahnbrechend und gelten heute als Standardwissen in der Hirnforschung. Besondere Bekanntheit erlangte er durch die von ihm propagierte holografische Gedächtnistheorie und die holografische Theorie der Wahrnehmung und des Gehirns. Über Jahrzehnte veröffentlichte er eine große Anzahl von Fachartikeln und gab zahlreiche Bücher heraus.


25.07.2021
Außerordentl. Honorarprofessorin Dr.habil. Dr. Andrea Riemer, Ph.D.
www.andrea-riemer.de

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Portait-Andrea Riemer-November-2020
Andrea Riemer:
nach einer einzigartigen, 25 Jahren umfassenden internationalen Karriere als Wissenschafterin und Beraterin für Sicherheitspolitik und Strategie (Doktorat in BWL, Ph.D. und Habilitation in Militärwissenschaften; außerordentl. Honorarprofessorin), hat sich Andrea Riemer ab 2012 als eine der erfahrensten Buchautorinnen und Vortragenden zu existentiellen Fragen des Lebens in der poetischen Philosophie etabliert.
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