Ich bin – Das Mysterium der spirituellen Wirklichkeits-Erfahrung

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Das Mysterium der spirituellen Wirklichkeits Erfahrung frau kirche spiritualitaetIch bin

Das Mysterium der spirituellen Wirklichkeits-Erfahrung
Jesus Christus  durchbricht die Kette der Ahnenreihe

Wir leben in einer sehr krisenhaften Zeit, die eine dringend notwendige geistige Erneuerung erfordert, wobei jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft und religiösen Zugehörigkeit von allen dogmatischen Herrschaftssystemen befreit werden muss..  Jeder Mensch ist unterschiedslos gleichwertig. Insofern ist auch jede spirituelle Schulung, die eine Stufenleiter von „Erleuchtungs-Fortschritten“ anbietet, fragwürdig.

Das Erwachen zur Wirklichkeit ist ein Übungsweg und ein gnadenhafter Prozess.

Jesus Christus sagt im Johannes-Evangelium 8,58:

„Amen, amen ich sage euch: noch ehe Abraham wurde, bin ich.“
 „Amen, amen dico vobis antequam Abraham fieret ego sum.“

In der lateinischen Bibelübersetzung, der Vulgata, finden wir das Verb „fieret“ (3. Person, Imperfekt Konjunktiv von fieri = geschehen, entstehen; ein Verb, das aktivisch konjugiert und passivisch gebraucht wird. Merke: fit ist 3. Person Präsens Indikativ und heißt wörtlich = er/sie/es entsteht). Und Jesus sagt wörtlich: „noch bevor Abraham entstanden wäre, bin ich!“

 Jesus Christus durchbricht die Kette der Anhaftungen an Präexistenzen seiner Vorfahren und fordert zur nur in der Gegenwart möglichen Seins-Erfahrung von: „ich bin“  (Sanskrit: „aham“) heraus. Das erinnert an Philippus, der zu Jesus sagt: „Zeige uns den Weg“, und Jesus gibt ihm zur Antwort: „Ich bin der Weg.“

Und auch Martha, die sagt: „Ich weiß, mein Bruder wird am Jüngsten Tag auferstehen“, und Jesus entgegnet ihr: „Ich bin die Auferstehung.“

Unser ursprüngliches Wesen (Essenz, Sein), das vom Schleier der Unwissenheit verhüllt ist, verlangt nach Offenbarung.

Das englische Wort für Offenbarung: revelation“ bedeutet genau genommen Entschleierung, bis der spirituelle Meister mir dann sagen kann: „Tat Tvam Asi“ (Sanskrit: „Das bist Du“, d.h. das Absolute ist mit Dir wesenseins).

Das Ursprüngliche Sein ist frei von Vorurteilen, vorgefassten Begriffen und verfügt über die Qualität der Leere. Die für das Absolute charakteristische Leere transzendiert jegliche Form und Dualität auf die Ebene des Seins, des „ich bin“

Der voll erleuchtete Geist, der ganz leer gewordene Mensch, birgt vollkommen das Universum in seiner Totalität in sich. Er ist fähig, alles aufzunehmen, ohne Vorliebe oder Vorurteil. Er spiegelt alles in seiner Einzigartigkeit wider und schätzt jedes Einzelding als solches. Und er ist fähig, auf jedes so zu reagieren, wie es in jedem Umstand ihm entspricht. Eine derartige universale Verfügbarkeit ist nur dem ganz leer gewordenen Menschen möglich.

Der spirituelle Meister fordert von seinen Schülern, die auf der ernsthaften Suche nach der Seins-Erfahrung sind, mutig den Raum der Leere, den Raum der unendlichen Wirklichkeit zu betreten, der von ängstlichen, dogmatischen Glaubenssätzen verhafteten Menschen zum „horror vacui, zum Schrecken vor der Leere wird. Doch diese Leere, christlich gesprochen: Kenosis, (Sanskrit: Sunyata) d.h. völlige Entäußerung, ist Voraussetzung für die Erfahrung der Fülle.

Die Wirklichkeit ist absolut (losgelöst von aller Dualität); sie ist nicht relativ.

Was nicht relativ ist, kann keine Form haben, denn alle Formen sind relativ zueinander. Das absolute Sein („ich bin“) ist grenzenlos und übersteigt Raum und Zeit auf die Ebene des ewigen Lebens, ohne Anfang und ohne Ende.

Weil diese Wirklichkeit absolut ist, kann man ihr nicht in einer Beziehung von Subjekt zu Objekt begegnen, sondern muss sie sinnlich (entspr. dem lateinischen Wort sapientia = Geschmack, Weisheit) erfahren. Würden wir sie als Objekt erfassen (das allgemein übliche und tragische Verhältnis zwischen Mensch und Gott), so würden wir sie als etwas nehmen, was bedingt wäre durch uns selbst als Erkennende und durch den Akt des Erkennens. Das würde seiner Natur als Absolutem widersprechen und das Bewusstsein unverzüglich entwerten.

Das Bewusstsein muss darum von der Art sein, dass in ihm die Dualität von Subjekt und Objekt überschritten wird.

Diesen Schritt habe ich mit „transcendentia oppositorum“ bezeichnet, die Überschreitung der Gegensätze, ohne dabei die Polarität aufzuheben.

Der deutsche Mystiker Meister Eckhart (13. Jahrhundert):

„Das Auge mit dem ich GOTT anschaue, und das Auge mit dem ER mich anschaut,
ist ein- und dasselbe Auge“.

Wenn die Kirche diese Wahrheit der Non-Dualität zwischen Mensch und Gott, zwischen Geschöpf und Universum verkündet hätte, wäre vielen Menschen großes Leid erspart geblieben.

 „Zeige mir Dein Ursprüngliches Gesicht  vor der Geburt Deiner Eltern!“

Mit diesem berühmten Koan habe ich unter der Führung des Mönchs & Mystikers Bede Griffiths (1906 – 1993) gearbeitet, der kein autorisierter ZEN-Meister war, der aber den Weg ins Innerste Universum kannte. Dieses Koan ist identisch mit der Aussage von Jesus im Johannes-Evangelium 8, 58: „Ich bin, bevor Abraham war!“

Wenn der letzte Schleier der Nicht-Erkenntnis (Sanskrit: Avidya), der Unwissenheit, der Verblendung abgelegt ist, wird unser Ur-Antlitz, unser eigentliches Gesicht im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar. Mit enthülltem Angesicht schaut der Mensch die Herrlichkeit Gottes, die Wirklichkeit des Universums. Und die deutsche Sprache kennt das wunderschöne Wort Antlitz, das wörtlich das Entgegenblickende bedeutet, von Angesicht zu Angesicht, engl.: face to face, frz.: en face. Das englische Wort face geht auf das lateinische Wort facies zurück, das die äußere Erscheinung, das Aussehen, bedeutet, aber nicht das enthüllte, sichtbar werdende Ur-Antlitz des Menschen. Das eigentliche lateinische Wort für Gesicht ist  os, oris n., nicht zu verwechseln mit os, ossis n. = Knochen.

Wenn das verborgene, wahre Gesicht zum Vorschein kommt, wenn alles Maskenhafte und Verschleiernde enthüllt ist, wird der Mensch der kosmisch-göttlichen Herrlichkeit ansichtig.

Im Zustand der bedingungslosen Enthüllung, des völligen Leerseins, öffnet sich die Eingangspforte zum Himmel, zum Ur-Grund unseres Seins. Wir betreten und erblicken den Raum der kosmischen Wirklichkeit in unserem innersten Universum.

09.06.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Lebendiger Verwandlungsprozess Roland Ropers Portrait 2021

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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