Krafttiere des Meeres – Das wache Bewusstsein der Meere
Delfine und Wale erfüllen alle Kriterien, die ein Individuum ausmachen. Sie haben ein Bewusstsein ihrer Selbst und beeindrucken uns immer wieder von Neuem. Krafttiere des Meeres.
Alles Leben auf unserem blauen Planeten hatte seinen Anfang im Wasser. Die Tiefe der Ozeane setzen wir deshalb unbewusst mit der Tiefe des Lebens gleich, mit seiner Fülle, seinem Geheimnis. Die in den Weltmeeren lebenden Säugetiere berühren uns deshalb ebenfalls tief.
„Ich erlebe immer wieder, wie Menschen gleichzeitig lachen und weinen, wenn die Delfine kommen. Oder wie sie sich nach einer sehr intensiven Delfinbegegnung erst einmal hinlegen, eine Runde weinen und alten Schmerz hinauslassen müssen“,
schreibt Autorin Lisa Biritz von ihren Erfahrungen.
Doch während früher Wale und Delfine verehrt wurden,
gab es bittere Phasen in der Geschichte der Neuzeit, in denen wir sie als Produkt und Beute getötet haben. Das größte Tier dieser Erde, der majestätische Blauwal, wurde in seinem Bestand innerhalb von sechs Jahrzehnten von rund 200.000 Exemplaren auf aktuell 3.500 dezimiert.
Dieses Leid ist noch nicht vorbei: Das Artenschutz-Übereinkommen von Washington wird vielerorts umgangen; zu viele Tiere verenden als Beifang in den Netzen des kommerziellen Fischfangs, an Stränden, auf die sie geraten, weil ihr Sonarsystem durch die Lärmverschmutzung der Meere gestört wird, oder an Umweltgiften oder Unfällen mit Schnellbooten.
Jede vierte Wal- und Delfinart ist heute vom Aussterben bedroht.
Wir wissen nicht, ob sich die Bestände wieder erholen werden – doch wir wissen, dass wir diese Tiere nicht verlieren dürfen und um jeden Preis schützen müssen.
Das fällt uns nicht leicht – denn selbst wenn wir sie lieben, schaden wir ihnen: Die Fernsehserie „Flipper“, in der mehrere Große Tümmler die Hauptrolle spielten, löste seinerzeit einen regelrechten Hype aus – mit dem Ergebnis, dass viele Delfine gefangen und in Delfinarien gehalten wurden. Dass es den empfindsamen Tieren dort unglaublich schlecht geht, ignorieren viele „Tierfreunde“:
Sie lächeln, also macht es ihnen Spaß! Doch Delfine haben keine Gesichtsmimik, die ihnen ein Lächeln erlauben würde. Dass sie immer heiter erscheinen, auch wenn sie Qualen erdulden, ist ihr Verhängnis. Richard O’Barry, der ehemalige Trainer der Flipper-Serie, musste den Selbstmord eines der Tiere miterleben – und wurde daraufhin zum bekanntesten Gegner der Gefangenschaft von Meeressäugern.
Richtig gelesen:
Delfine sind in der Lage, sich durch Verschluss des Atemloches das Leben zu nehmen. Diese hochentwickelten Säugetiere haben ein Bewusstsein ihrer Selbst und erkennen sich nicht nur im Spiegel, sondern sogar auf Filmaufnahmen.
Der Taucher Robert Hofrichter berichtet, dass sich der Große Tümmler selbst einen Namen gibt und andere Mitglieder seiner Gruppe mit deren Namen anspricht – ein individueller Pfeifton, anhand dessen man sie ihr Leben lang erkennen kann.
„Viele Forscher sind davon überzeugt, dass Delfine sogar artübergreifende Kommunikation beherrschen, obwohl ein großer Teil dieser Geheimnisse noch unerforscht ist“,
so der Meeresexperte in seinem eben erschienenen Buch.
Die Töne der Meeressäuger liegen zum Teil in einem hohen Frequenzbereich,
den wir Menschen nicht hören können – bis zu 250000 Hertz. So können sie über Tausende von Kilometern hinweg in einer informationsdichten Sprache miteinander kommunizieren.hr Gehirn ist dem unseren mindestens ebenbürtig, in einigen Bereichen, wie dem Kurzzeitgedächtnis, sogar überlegen.
Sie fühlen positive und negative Emotionen, gehen analytisch vor, können vorausschauend planen, sich freuen und auch leiden. 2010 wurde auf einem Wissenschaftskongress in Los Angeles dargestellt, dass Delfine alle Kriterien eines Individuums erfüllen, wie moralische Gesinnung, Unterscheidungsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.
Drei Jahre später erkannte Indien offiziell die Meeressäuger als nichtmenschliche Personen mit Recht auf Leben und Freiheit an. Zeitgleich ernannten Fischer der japanischen Insel Toshima Delfine zu ihren Mitbürgern – beides Zeichen für einen längst fälligen Bewusstseinswandel.
In den Meeren rund um Europa gibt es 32 verschiedene Delfin – und Walarten.
Was uns besonders an ihnen berührt, ist ihre hohe soziale Kompetenz und emotionale Intelligenz. Diese besten Schwimmer der Meere kommen manchmal in Gruppen von mehreren hundert Tieren zusammen, haben eine komplexe Rollenverteilung, unterstützen sich gegenseitig und kümmern sich auch um kranke und alte Artgenossen.
Sie begegnen auch anderen Arten sehr sozial, lotsen beispielsweise größere Tiere, die zu stranden drohen, wieder hinaus aufs offene Meer – und sind bereit, diese Fürsorge auch uns Menschen angedeihen zu lassen. Seit Beginn der Geschichtsschreibung finden sich immer wieder Berichte davon, wie Delfine Menschen vor dem Ertrinken retten oder in Seenot beistehen – ohne Zwang, Belohnung oder Hintergedanken.
In der Delfintherapie wird seit Jahren eingesetzt, dass sie auf Menschen mit körperlichen oder mentalen Krankheiten heilend wirken können. Wegen der damit verbundenen Risiken für Mensch und Tier ist die Therapie allerdings umstritten, wie die weltweit führende Organisation zum Schutz von Walen und Delfinen (WDC – seit 1999 in Deutschland vertreten) darstellt. Die Vision von WDC ist eine Welt, in der die Meeressäuger in Freiheit und Sicherheit leben können und nicht ausgebeutet werden. Auf ihrer Seite regt die gemeinnützige Organisation an, die Tiere mit Respekt zu beobachten, statt sie in irgendeiner Form zu bedrängen.
Eine achtsame und respektvolle Art,
sich ihnen zu nähern, besteht sicherlich darin, ihre Qualitäten für die Meditation zu nutzen und ihre „Medizin“ so energetisch zu erfassen. Delfine verkörpern für uns das Spielerische und Lebendige, die pure Lebensfreude schlechthin, wenn sie aus dem Wasser springen oder sich neugierig den Menschen nähern: immer aus freien Stücken, aus Wissbegier oder Freude an der Gemeinschaft.
Großzügig übersehen sie dabei, dass wir ihre Umwelt, ihren Lebensraum, zerstören. Wale sind enorm groß und stark und dabei doch friedvoll. Lisa Biritz sieht in ihnen „Krieger des Lichts“, von denen wir viel lernen können:
„In vielen indigenen Kulturen heißt es, dass die Delfine und Wale das Gedächtnis der Welt, die Hüter der Zeit seien und die Energie der Erde aufrechterhalten würden. Wenn es sie nicht mehr gäbe, so seien auch die Tage der Menschen gezählt.“
Sie sind tiefer in Harmonie mit ihrer Umwelt als wir;
sie leben auf der Erde und dabei doch auch in Welten, die uns völlig unbekannt sind. Die Autorin sieht sie als Krafttiere, auf deren spezielle Qualitäten man sich einschwingen kann.
So steht der Grindwal beispielsweise für den Lebenssinn: Er gibt die Energie, die eigenen Träume zu leben. Der Amazonasdelfin nutzt das grenzenlose Potential, um so zu leben, wie es ihn glücklich macht. Der Gemeine Delfin verkörpert die Kindlichkeit; der Narwal, das „Einhorn der Meere“, die Intuition.
Faszinierend und ungewöhnlich sind auch die Lieder der Meeressäuger, von denen es viele schöne Aufnahmen gibt. Die Buckelwale singen manchmal stundenlang immer dasselbe Lied – das erstaunlicherweise in allen Meeren der Welt das gleiche ist. Und die weißen Belugawale werden ihrer Reputation als „Kanarienvögel der Meere“ gerecht, indem sie sehr hohe und sehr unterschiedliche Laute von sich geben – klickend, zwitschernd, klappernd oder pfeifend.
Viele Menschen glauben, dass die Meeressäuger allerdings nicht auf akustischem Wege, sondern telepathisch mit uns in Kontakt treten, um uns an ihrer Weisheit teilhaben zu lassen und zu unterstützen – und auch, um uns um unseren Schutz zu bitten.
Sehr konkret hat das Katharina Heyer erfahren,
die sich seit zwanzig Jahren für diese Tiere in der verkehrsreichen Straße von Gibraltar einsetzt, wo es Delfine, Orcas, Grind-, Pott- und Finnwale gibt. Damals, an einem Wendepunkt ihres Lebens, folgte sie dem Ruf ihrer inneren Stimme und gründete eine Whalewatching und Forschungsstation im spanischen Küstenstädtchen Tarifa, um diese Tieren, die sie unendlich faszinieren, in ihrem Lebensraum zu erforschen und zu schützen. Ihr Ansatz der Forschung und Aufklärung stößt auf Resonanz: Wenn Menschen die Meeressäuger in freier Wildbahn erleben, sind sie eher dazu bereit, sich für die Verbesserung ihrer Situation einzusetzen.
Andere Beiträge von Martina Pahr
Robert Hofrichter: „Im Bann des Ozeans“, Gütersloher Verlagshaus
Katarina Heyer: „Herzenssache“, Wörterseh Verlag
Webseite von WDC: http://de.whales.org
Lisa Biritz: „Delfine – Engel und Heiler der Meere“, DVD, AMRA Verlag
27.07.2020
Martina Pahr
Autorin, Bloggerin und PR – Expertin
Martina Pahr
ist Autorin, Bloggerin und PR – Expertin, hat vor einigen Jahren den Sprung ins kalte Wasser gewagt und sich selbständig gemacht. Seither tut sie, wovon sie immer geträumt hat, und lebt vom Schreiben.
Beruflich wie auch privat setzt sie sich mit den spirituellen Aspekten des Lebens und den vielen Erscheinungsformen der New-Age-Bewegung auseinander – und nicht immer ist ihr gesunder Menschenverstand überzeugt von dem, was er vorgesetzt bekommt. Sie glaubt ungebrochen an das (viel zu oft ignorierte) Göttliche im Menschen: Eigenverantwortlichkeit und Eigenmächtigkeit, Selbstwert und Selbstheilungskräfte.
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Buchtipp:
Martina Pahr: „Sorg für dich selbst, sonst sorgt sich keiner! Wie du dir selbst höchste Priorität im Leben einräumst.“
mvg Verlag
Softcover, 208 Seiten
ISBN: 978-3-7474-0069-2
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