Langjährige Liebe

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Langjährige Liebe – der Vorteil von langjährigen Ehen

Es gibt sie noch, langjährige Liebe und langanhaltende Ehen. Aber sie sind selten geworden. Auch ich habe mir das damals, als ich geheiratet habe, nicht vorstellen können. Ich glaubte nicht an Versprechungen. Und die Vorstellung, „bis dass der Tod euch scheidet“ schien mir eine widerliche Verpflichtung. Eigentlich war ich ohnehin gegen das Heiraten. Was geht denn die Liebe eines Paares den Staat und die Religion an?

Warum ich dann doch geheiratet habe, geschah aus sozialpolitischen Gründen, und aus der damals geschlossenen Ehe sind fast vierzig Jahre geworden!

Liebe geschieht einfach

Liebe kann man nicht versprechen  –  davon bin ich überzeugt.

Liebe geschieht einfach…, sie kommt und geht… dachte ich.

Und, man trennt sich eben, wenn „die Chemie“ nicht mehr stimmt, wenn die Liebe verschwunden ist. Das ist inzwischen normal geworden in unserer Gesellschaft.

Aber, wie kann das sein? langjährige Liebe

Wie kann Liebe verschwinden?

Ja, was ist denn Liebe überhaupt?

Es gibt so viele Interpretationen von Liebe, wie es Menschen gibt… jeder hat seine eigene Auffassung davon. Was aber sehr viele Menschen gemeinsam haben, ist die Ansicht, dass Liebe etwas mit „Gernhaben“ zu tun hat, mit dem, „was einem gefällt“.

Wie oft fühlen wir uns zu Menschen hingezogen, die uns ähnlich sind. Wir suchen die Gemeinsamkeiten. Je mehr davon, desto besser. Je gemeinsamer, desto mehr Liebe… denken wir.

Und, wenn man sich dann näher kennenlernt und vielleicht in verschiedene Richtungen entwickelt, schwinden einige der Gemeinsamkeiten. Plötzlich zieht der andere nicht mehr mit. Oder verhält sich „komisch“, sodass es dir gar nicht mehr gefällt. Du urteilst. Du verurteilst sie oder ihn. Und je häufiger du diese Urteile in dir wiederholst, desto mehr gelangst du zu der Überzeugung, dass da immer weniger Liebe vorhanden ist. Das geht so weit, bis ihr euch trennt. Auseinander gelebt sagt man dann.

Man könnte auch sagen: „Er oder sie entspricht nicht mehr meinen Vorstellungen“…, dann trennst du dich eben, findest womöglich einen neuen Partner und denkst am Anfang, diesmal wird es besser. Bis sich das gleiche Spiel wiederholt, vielleicht mit einer etwas anderen Melodie… denn du hast dich nicht verändert.

Solange du glaubst, deine Partnerin oder dein Partner sollte sich so verhalten, dass es dir gefällt, so lange wirst du keine tiefe Liebe erfahren

So lange du glaubst, dein Partner sollte dich glücklich machen, solange wirst du unbefriedigt bleiben. Denn, das ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand kann dich glücklich machen. Denn Glücklichsein ist eine Frage der Entscheidung, und die kannst nur du für dich selber treffen.

Warum fühlen wir uns denn so überglücklich, wenn wir frisch verliebt sind?

Weil wir uns im Rausch der Illusion befinden.
Weil wir dem begehrten Menschen alle möglichen Eigenschaften „gutschreiben“.

Tatsächlich aber können wir in anderen Menschen nur sehen, was bereits in uns selber vorhanden ist.

Alle diese wundervollen Attribute, die du nun im anderen siehst, die hast du selber in dir!

Vielleicht weißt du das noch nicht… deshalb ist ein anderer Mensch ein wundervoller Spiegel!

Wenn du dich verliebst, verliebst du dich eigentlich in das strahlende, humorvolle, liebenswerte und begehrenswerte Wesen in dir selbst, das sich jetzt im anderen spiegelt.

Es kann zwar auch sein, dass du das alles nicht bist, aber dir wünschst. Und das, was wir wünschen, glauben wir nur allzugerne im Außen zu erkennen!

So ist es übrigens auch mit der Weihnachtsidee

Ein göttliches Kind soll geboren worden sein, mit allen liebenswerten Eigenschaften, die man sich nur wünschen und denken kann. Darum wird es als einzigartig, als göttlich gepriesen, verehrt und angebetet.

Doch, haben wir nicht alle die Qualität der Liebe in uns? langjährige Liebe

Wie wäre es, wenn wir diese Anteile in uns selber erkennen und uns selber „anbeten“?

Mit anbeten könnte gemeint sein, dich völlig wertzuschätzen, dich zu akzeptieren so, wie du bist. Dir das Bestmögliche zu wünschen und zu gönnen. Dir selber mit Respekt, Liebe und Zuversicht zu begegnen.

Und was hat das jetzt mit Partnerschaft zu tun?

Genau das, dass wir ständig unsere Wunschbilder auf den Partner projizieren.

Wir erwarten, dass er/sie sich so verhält, wie es uns gefällt.

Aber, wenn das nicht oder nicht mehr der Fall ist, wenn wir Charakterzüge am anderen entdecken, die uns missfallen, dann sind wir überzeugt, dass Trennung das Richtige ist….

Und genau da unterliegen wir einem Missverständnis. Denn, Liebe hat nichts mit Wunschvorstellungen und Begehren zu tun.

Liebe ist ein Zustand

Ein Zustand, den du erfahren kannst, wenn du dich in Stille begibst (auch Stille von Gedanken!), dich einlässt auf die Wahrnehmungen des Herzens. Wenn du erkennst, dass dir nichts fehlt, dass du allein sein kannst und dich trotzdem wohl und geborgen fühlen kannst.

In meiner Wahrnehmung ist es so, als wäre ich in einem Ozean voller Freude, Kreativität und Liebe, und dieser grenzenlose Ozean ist immer gleich, ganz unabhängig davon, was im Außen gerade geschieht. Es ist, als wäre ich durchlässig, und diese Qualität des Ozeans fließt durch mich hindurch und erreicht jene Menschen und andere Lebewesen am stärksten, die am nächsten bei mir sind. Vielleicht sind es gerade die Pflanzen im Zimmer oder Vögel oder Steine.

Also Liebe für alle und alles? langjährige Liebe

Ja, eigentlich schon.

Aber es ist nicht so, dass ich das ständig ausdrücke. Manchmal spüre ich das einfach still in meinem Herzen. Ich spüre aber auch, wenn Menschen Widerstand dagegen setzen.

Sehr viele Menschen sind verschlossen für diese Wahrnehmung und glauben lieber dem permaneten Strom ihrer Gedanken

Zum großen Teil sind diese Gedanken unerfreulich. Es sind Vorstellungen davon, was alles „Schlechtes“ geschehen ist oder wieder geschehen wird. Es sind Urteile über alles Mögliche, was einem begegnet. Es sind Hoffnungen und Wünsche und Frustrationen, wenn diese sich nicht erfüllen. Misstrauen gegen das Leben.

Diese Menschen empfangen die Liebe, in der ich mich geborgen fühle, nicht, und ich akzeptiere das.

Jene aber, die offen sind dafür, weil auch sie diesen Zustand kennen, reagieren darauf. Es gibt ein Erkennen, wenn vielleicht auch nur für kurze Augenblicke.

Wenn wir uns verlieben, spielen, wie die Psychologen sagen, sehr viele unbewusste Faktoren eine Rolle

Aus meiner Sicht spielt die wichtigste Rolle dabei, in wieweit wir uns bewusst sind darüber, wer wir sind.
Sind wir uns darüber nicht im Klaren, werden wir Opfer jener vorher erwähnten Mechanismen, in welchen wir alles von unserem Partner erhoffen, was uns, wie wir meinen, fehlt.

Der andere soll uns glücklich machen! langjährige Liebe
Der andere soll unsere Erwartungen erfüllen!

Sind wir aber bereits glücklich, einfach so, weil wir uns wertvoll, geliebt und geborgen fühlen in uns selbst, dann erwarten wir das nicht vom Partner. Dann genießen wir einfach gemeinsam diesen Zustand und akzeptieren uns gegenseitig im So-Sein.

Wir wollen den anderen dann nicht zu unseren Gunsten verändern.

Wir lassen uns nicht kontrollieren und kontrollieren auch den Partner nicht – wir beide sind frei

Jeder kann für sich alleine sein, wir sind nicht aufeinander angewiesen, aber wir genießen es, zusammen zu sein.

Aber bei mir war das nicht von Anfang an so.

Da war anfangs die Verliebtheit, die enorme gegenseitige Anziehungskraft, die bewirkt hatte, dass wir zusammen blieben. Aber es gab auch diese Projektionen, diese Wut und Streitereien, wenn der andere nicht so war, wie wir es wünschten. Da waren die missglückten Versuche, den anderen zu ändern. So, wie wohl in jeder Beziehung.

Aber etwas war anders: Wir blieben zusammen

Einfach, weil es sich nicht richtig anfühlte, sich wegen Streitereien und Verschiedenheiten zu trennen. Auch in Krisen war da stets, wie ein unterirdischer Strom, die Liebe spürbar.

Was mehr und mehr Bedeutung fand, war Selbstreflexion.

Fragen wie: langjährige Liebe
„Wie bin ich selber das, was mich so aufregt am Partner?“
„Wie bin ich selber das, was ich so schätze an ihm/ihr?“
„Was geschieht, wenn ich anstatt zu urteilen bereit bin, zu akzeptieren?“

Im Laufe der Jahre hat sich diese Akzeptanz entwickelt

Die Akzeptanz, dass der Partner anders sein darf, als ich das manchmal möchte. Dass er anders sein darf, als ich es erwarte. Dass er nicht dazu da ist, mich glücklich zu machen. Er ist nicht dazu da, mir meine Ängste zu nehmen und mich nicht einsam fühlen zu lassen.

„Wozu ist Partnerschaft denn da?“ könnte man fragen

Da gibt es viele mögliche Antworten: langjährige Liebe
  Vielleicht, um zu lernen, was es heißt, Liebe ohne Bedingungen zu erfahren.
  Vielleicht, um diese Liebe in eine gemeinsame Form zu geben, sei es beruflich, sei es in Kindern…, denn Liebe drückt sich in Kreativität aus!

Der Ausdruck der Liebe verändert sich innerhalb des Lebens

So, wie wir durch die Bereitschaft, aus Erfahrungen zu lernen, weiser werden, so verändert sich auch der Ausdruck der Liebe.

Während es am Anfang um die Gestaltung eines gemeinsamen Zuhause und eventuell die Gründung einer Familie geht, so prägen später berufliche Entwicklungen das Zusammenleben. Unterschiede in der Entwicklung, in den Bedürfnissen werden deutlicher.

Ist die Zeit gekommen, wo Berufstätigkeit und damit einhergehende Anerkennung abgeschlossen sind, wenn sich das Alter in verschiedener Weise bemerkbar macht, besteht nochmals eine große Chance, Akzeptanz zu lernen und zu praktizieren.

  Akzeptanz dafür, wer ich bin, wer du bist.
  Akzeptanz dafür, wie das Leben gelaufen ist und wie es weiterhin läuft.
  Akzeptanz dafür, was nicht mehr ist und für das Neue, was kommt. langjährige Liebe

Diese Akzeptanz ist die tragende Kraft, die ein langjähriges Zusammenbleiben ermöglicht. Für mich ist das ein wundervolles Geschenk!

Diese Akzeptanz ist die tragende Kraft, die ein langjähriges Zusammenbleiben ermöglicht

Paare, die sich trennen, weil sie sich angeblich auseinander gelebt haben, die sich angeblich nicht mehr lieben, verpassen diese Chance. Sie müssen immer wieder von vorne beginnen. Sie können die subtilen Veränderungen, die das Zusammenbleiben bringt, nicht erfahren.

Sie erfahren nicht, dass Liebe nicht vergehen kann, dass sie sich jedoch ständig neu ausdrückt.

Sie erleben nicht, wie wertvoll es ist, zusammen alle diese Stufen zu erleben und gemeinsam zu wachsen. Sie erleben nicht, wie es ist, wenn die Erwartungen verschwunden sind und sich Zufriedenheit und Freude einstellt über das, was ist.

Und doch gibt es auch durchaus einen Grund, eine Partnerschaft aufzulösen. langjährige Liebe

Nämlich dann, wenn sich die Partner gegenseitig in der Entwicklung behindern, wenn sie sich schaden anstatt zu unterstützen. Dies ist dann der Fall, wenn Ängste und Kontrolle zu gegenseitiger Abhängikeit führen, zu Einschränkung. Viele Menschen halten das für Liebe.

Aber ein Merkmal der Liebe ist Freiheit.

Ein Merkmal der Liebe ist Freiheit

Freiheit, für dich und für deinen Partner, der/die zu sein, der du bist, mit allen deinen Eigenarten. Liebe schenkt Raum, Möglichkeiten sich zu entfalten, sich gegenseitig zu unterstützen.

Liebe basiert auf Vertrauen, vom Leben selbst geliebt zu sein.

Nicht das Versprechen: „bis dass der Tod euch scheidet“ entscheidet über eine langjährige Ehe, sondern die Bereitschaft, sich selbst zu akzeptieren und wert zu schätzen. Was ich mir selber gebe, kann ich auch teilen. Unser Versprechen damals war: „Wir werden uns nie im Wege stehen“.

Eine langjährige Partnerschaft ist keine romantische Angelegenheit

Eine langjährige Partnerschaft – egal ob verheiratet oder nicht – ist keine romantische Angelegenheit, wie sie in Filmen und Romanen dargestellt wird. Sie ist ist keine ewige Verliebtheit. Sie kann leider eine Gewohnheitsbeziehung geworden sein, in welcher Beide unglücklich und verbittert sind, aber zu feige, etwas zu ändern.

Im besten Fall ist sie eine wundervolle Chance des Lebens, sich selber immer besser kennenzulernen im Spiegel des anderen.

Es ist die Chance, bewusst zu werden über die bedingungslose Liebe, die einfach vorhanden ist, unverdient, unvergänglich.

In Liebe

Navyo Brigitte Lawson langjährige Liebe
27.12.2022

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