Geschichten der Liebe und trauriges über Urteilen
Hinter jeder Geschichte steckt Liebe – oder eine traurige Abhandlung über Urteilen
Bevor ich mit diesem Artikel anfange, möchte ich dir gleich sagen, dass ich weder erleuchtet bin oder in irgendeiner Form heiliger, als du.
Ich lebe auch nicht ständig in Liebe und auch ich streite manchmal, manchmal bin ich auch wütend.
Doch es gibt tatsächlich etwas in mir, das anders ist, als bei anderen:
Ich habe nie einen Sinn darin gesehen, über andere Leute zu urteilen, ich wollte immer hinter den Schleier einer Geschichte blicken.
Lass mich diese „Geschichte“ genauer definieren:
Ein Mann verlässt seine Partnerin, nach so vielen wunderbaren Jahren der Zweisamkeit und Liebe.
Für die Frau stürzt verständlicherweise eine Welt zusammen, war sie doch unsterblich verliebt und glaubte daran, dass sie mit ihrem Partner alt werden würde. Es war nie etwas zwischen den Beiden vorgefallen, sie verstanden sich blind, wussten immer, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.
Es war die große Liebe, für die Beiden und für jeden, der die beiden kannte. Und doch ging der Mann irgendwann in einer nebligen Nacht und ließ seine Frau mit gebrochenem Herzen zurück, die nicht mehr verstand, was um sie herum passierte.
Eines Tages taucht der Mann wieder in der Bäckerei des Dorfes auf, obwohl er seit Wochen nicht mehr gesehen wurde. Er hatte den langen Weg auf sich genommen, weil er noch einmal den Geruch der frisch gebackenen Brötchen in seiner Nase wahrnehmen wollte, jene Brötchen, die er am Wochenende früh morgens mit nach Hause zu seiner Frau gebracht hatte, um ihr ein Frühstück zu machen.
Die Bäckerin erkannte den Mann natürlich und vorsichtig fragte sie ihn, wie es ihm ergangen sei in den letzten Wochen.
Sie hatte natürlich schon den ganzen Tratsch gehört und auch die ehemalige Frau des Mannes weinte sich bei ihr aus.
Der Mann erwiderte auf den Smalltalk nur: „Danke, es geht mir blendend“ und verlässt, den Kopf hängend, die Bäckerei, wohl wissend, dass er niemals mehr diesen Geruch riechen würde, niemals mehr die Bäckerei betreten könnte.
Die Bäckerin rief sofort eine Freundin an und erzählte aufgebracht, dass sie den Mann gesehen hat.
Sie sagte, dass er gut aussah und der Mann auch beteuerte, dass es ihm gut ginge. Die Freundin der Bäckerin reagierte natürlich auch sofort: „Dieser Schweinepriester. Lässt seine arme Frau hier zurück und macht so, als sei nichts passiert!“
Ihr könnt euch vorstellen, wie es weiter ging:
Die Freundin der Bäckerin erzählte es einer anderen Freundin und diese Freundin erzählte es wieder einer anderen Freundin, bis die stille Post irgendwann bei der verlassenen Frau ankam.
Nun, aus dem „Mir geht es blendend!“ wurde ein „Gott sei Dank bin ich die Alte los“ und die verlassene Frau wurde wütend, sehr wütend. Wütend auf Gott. Wütend auf das Leben. Wütend auf die Männer und von da an, verschloss sie ihr Herz und die Liebe versiegte in ihr.
Das ganze Dorf stellte sich hinter die Frau und der Mann war nicht nur der Schandfleck des Dorfes, sondern auch Projektionsfläche für alle Verletzungen geworden, die jemals ein Dorfbewohner erfahren hat.
Viele Jahre später, als der Bruder des Mannes mit seiner Familie auf dem Weg in den Urlaub war und am dem Dorf vorbeikam, fasste er einen Entschluss und suchte das Haus der verlassenen Frau auf.
Er klingelte an der Tür, nahm einen tiefen Atemzug und wartete nervös, bis jemand die Tür öffnete. Und ja, die ehemalige Frau seines Bruders lebte noch dort, sie öffnete die Tür und blicke den Bruder erstaunt an.
„Was willst du hier?“, fragte sie ihn forsch.
„Ich möchte, dass du die Wahrheit weißt!“, antwortete er fast stotternd.
„Was für eine verdammte Wahrheit? Hau bloß ab, ihr seid alle Schweine in dieser Familie. „Wahrheit? Das ich nicht lache, ihr habt mir all die Jahre was vorgelogen!“
Der Bruder blickte nervös zu dem Auto hinter sich und sah seine Kinder, die ihre Nasen an der Fensterscheibe plattdrückten, um irgendwie zu sehen, was da vor sich ging.
Und so nahm der Bruder all seinen Mut noch einmal zusammen und sagte: „Es ist nicht so wie du denkst. Er hat dich geliebt, bis an sein Lebensende!“
Die Frau unterbrach ihn erneut. „Ja, ja, tolle Liebe…“, doch dann verstummte sie, denn ihre Geschichte begann zu bröckeln.
„Was meinst du mit Lebensende?“, fragte sie und öffnete schockiert den Mund.
Er hatte Krebs, als ihr zusammen ward, und nur noch wenige Monate zu leben!
Der Krebs hat seinen Körper gebrochen. Dass er von dir gegangen ist, hat sein Herz gebrochen.
Doch er wollte dir diese schlimme Zeit nicht antun, und ich sage dir, es war eine schreckliche Zeit.
Er wollte, dass du die schönen Momente mit ihm in Erinnerung behältst und nicht das Leid.
Er wollte, dass du als Letztes sein Lächeln siehst, das er dir immer geschenkt hat, wenn du morgens mit deinem Knautschgesicht nach unten gekommen bist.
Oh, er hat dich so geliebt, er wollte dir den Schmerz nicht antun.
Er hatte nie eine andere Frau, wie es hier so gemunkelt wurde, ehrlich gesagt, gab es keinen Tag, an dem er nicht minutenlang vor deinem Bild an seinem Bett weinte. Weinte, weil eure gemeinsame Zeit zu Ende war!
Er…. Er wollte nicht, dass du dein Leben lang leidest, weil er gestorben ist, er wollte, dass du glücklich bist.
Und so dachte er, dass Wut besser für dich sei und so verließ es dich.
Er verließ dich, weil der dich mehr liebte, als sich selbst!“
Die Frau knickte weinend zusammen. Natürlich war sie wütend, dass der Mann ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte und sie war wütend, weil der Mann ihr nicht die Chance gab, die letzten Tage seines Lebens mit ihr zu verbringen.
Sie war wütend und es entstand eine neue Geschichte, doch nicht so präsent und so stark, wie die Geschichte zuvor, die sie angefangen hatte zu glauben, um den Schmerz nicht spüren zu müssen.
Sie verstand jetzt, was ihn dazu bewogen hat, sie zu verlassen.
Andere Beiträge von Georg Huber
Ich habe heute mit zwei Freunden Kontakt gehabt, beide sind sehr miteinander verbunden und empfinden füreinander Liebe, menschliche Liebe und seelische Verbundenheit.
Und doch gehen beide getrennte Wege, weil es einmal eine schmerzhafte Auseinandersetzung zwischen den Beiden gab.
Beide sind verletzt, beide fühlen sich als „Opfer“, beide trauern, nach so vielen Jahren immer noch.
Beide reden übereinander, doch nicht miteinander. Beide fühlen sich im „Recht“ und glauben ihre Geschichten.
Und ich bin mittendrin und ich mag beide. Weil ich keine Geschichten glaube, weil ich nicht leichtsinnig über jemand urteile.
Wir wissen nie, wieso ein Menschen handelt, wie er handelt.
Wir wissen nie, welche Beweggründe es gibt.
Doch eines ist immer ganz klar:
Die Geschichten im Vordergrund sind meistens nicht wahr.
Und wenn wir uns erlauben, die Geschichten fallen lassen, dann ist da immer Liebe.
Wir alle sind liebende Menschen, vergebende Menschen und hey: Eines Tages werden wir alle im Himmel versammelt sein und da wird es keine Geschichten mehr geben, keine Vorwürfe mehr geben, keine Zuweisung und Verurteilung mehr geben.
Dann, spätestens dann, wissen wir:
Wir sind viel mehr als unsere Geschichten!
Wenn du auf jemand wütend bist, wenn du verletzt bist, dann sei dir bewusst, dass es für dich scheinbar leichter ist wütend zu sein und den anderen zu verurteilen.
Doch dem ist nicht so, jede Verurteilung einer anderen Person ist auch eine Verurteilung deiner eigenen Person.
Jeder Krieg in deinem Herzen, ist ein Krieg in der Welt. Alle sehen sich nach Frieden, alle wissen, dass der Krieg falsch ist und doch gibt es so viele Kriege in den Herzen der Menschen und wieso?
Weil sie eine Geschichte glauben, einer Geschichte mehr Vertrauen, als der Liebe dahinter.
Wenn du mit jemand Streit hast, dann wird es irgendwann zu spät sein, dich zu versöhnen und eines Tages wirst du dich fragen:
- „Ist die Geschichte wahr, die ich geglaubt habe, die ich erfunden habe, damit es mir scheinbar besser geht?“
- „Habe ich jemals mit offenem Herzen, ohne Geschichte, mein Gegenüber gefragt, wieso er das getan hat?“,
- „Habe ich wirklich zugehört?!“
Macht es nicht, wie Frau in dieser erfundenen Geschichte. Habt den Mut und öffnet euer Herz. Sagt, was ihr wirklich fühlt, zeigt eure Schwäche, zeigt eure Trauer, zeigt eure Verletzlichkeit.
Und hört niemals auf daran zu denken: Jeder Mensch ist Liebe, es gibt keine bösen Menschen. Es gibt nur Geschichten in den Menschen und dahinter ist immer Liebe!
03.08.2018
Alles Liebe
Euer Georg
Weitere Informationen zu Georg Huber findest du unter
www.jeomra.de
https://raeucherwelt.de/
Alle Beiträge von Georg Huber auf Spirit OnlineGeorg Huber
wurde 1982 geboren und lebt mit seiner Familie an der Bergstraße in Deutschland.
In seiner Jugend begann Georg Huber sich auf Grund eigener schwerer Schicksalsschlägen und Krankheiten in der Kindheit mit dem Thema Heilung und Transformation auseinander zu setzen. Der Wunsch Heilung zu erlernen und weiterzugeben, wurde immer stärker in ihm, so dass er mit 18 Jahren energetische Heiltechniken erlernte. Durch seine Sensibilität für Emotionen und Energiefelder entwickelte sich sehr schnell Georg Hubers Weg: Die Heilung und Transformation von Emotionen und Energiefelder.
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