Medien und vorgegebene Meinungsbilder

AMORC von Schafen und Herden

Medien AMORC von Schafen und HerdenMedien und vorgegebene Meinungsbilder – Medien, Meinung, Fakten

– Einfluss und Status – Von Schafen und Herden ‒ vom Schweigen und Blöken.

Laut Christian Bernard ist ein wahrer Mystiker „kein Schaf in einer blökenden Herde, ganz im Gegenteil. Er ist vor allem eine selbst denkende, tatkräftig aus innerem Antrieb handelnde und verantwortungsvolle Person, deren Gedanken frei von Vorurteilen sind.“ Entsprechend werden Mitglieder von AMORC auch aufgefordert, lebendige Fragezeichen zu sein. Ein lebendiges Fragezeichen zu sein, bedeutet, nicht einfach ungeprüft Meinungen und Ansichten, Fakten und deren Deutungen der Medien zu übernehmen, sondern diese zunächst in Frage zu stellen, selbstverständlich auch die Lehren der Rosenkreuzer.

Es geht darum, selbst zu denken, eigene Erfahrungen zu machen und nur gelten zu lassen, was man selbst im gegebenen Augenblick der Entwicklung als wahr erkennt. Dies gilt für alle Lebensbereiche. Was für das persönliche Leben schon schwer genug sein mag, erscheint für das gesellschaftliche oftmals schier unmöglich, beziehen wir unsere Informationen doch häufig aus Medien, Nachrichten und Zeitungen und erhalten so immer auch Meinungen serviert, die wir häufig nicht als solche erkennen.

Die Medien sind wirksame Meinungsbildner

und haben einen entsprechend großen Einfluss auf uns, auf unser Denken und Handeln. Vorgegebene Deutungsrahmen, die wir nur allzu häufig unreflektiert übernehmen, stellen natürlich unsere üblichen Vorstellungen von Identität und Selbstbestimmung in Frage. Umso wichtiger erscheint es, sich der Techniken bewusst zu werden, die zur Anwendung kommen, wann immer Meinungen gelenkt werden sollen ‒ von wem auch immer. Hierbei können uns die Arbeiten des mittlerweile emeritierten Prof. Dr. Rainer Mausfeld helfen, einem Wahrnehmungspsychologen und Kognitionswissenschaftler.

Interessant erscheint zunächst, dass sowohl Christian Bernard als auch Rainer Mausfeld sich der Metapher der Herde bedienen, unabhängig davon, ob die Schafe der Herde nun blöken oder die Lämmer schweigen. Das Bild der Herde und des zugehörigen Hirten scheinen Vorstellungen und Gemütsregungen in uns anzusprechen, die unsere gesellschaftliche und politische Situation betreffen. Werfen wir daher einen Blick auf diese Metapher, die von Anfang an ideologisch geprägte Bilder transportiert. So spricht laut Rainer Mausfeld die Metapher „[…] bereits eine Wahrheit aus, die sie gerade verdecken soll: Der Hirte ist natürlich nicht dem Wohl der Schafsherde verpflichtet, sondern dem Wohl des Herdenbesitzers. Der jedoch kommt in dieser Metapher bezeichnenderweise gar nicht vor.“

Wozu also dient diese Metapher der Herde?

„Die Ideengeschichte der politischen Philosophie zeigt, dass die Hirtenmetapher vor allem der Rechtfertigung des Status der Macht-Eliten dient. Mit dieser Metapher wird das Volk gedanklich zur Herde gemacht. Sie schafft die ideologische Konstruktion eines unmündigen Volkes und verschleiert zugleich den Eigennutz derjenigen, die sich als Führer anbieten; sie erst schafft die Grundlage einer kategorialen Unterscheidung von Volk und Führungselite, die das Fundament der herrschenden Vorstellungen von Demokratie bildet.“

Aus dieser bildhaft transportierten Rahmenerzählung ergibt sich bereits das Spannungsverhältnis zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen der Herrschenden und dem zu lenkenden Volk. Die Führungselite aus Wirtschaft und Politik ist naturgemäß bestrebt, ihren Status zu stabilisieren und versucht das Freiheitsbedürfnis der Bürger mit einem Surrogat zu stillen. Man muss Mausfelds Argumentation nicht mögen, ist diese doch gleichfalls ideologisch durchtränkt, wie folgende Schlagworte verdeutlichen: Demokratiemanagement, Ideologieproduktion, Demokratierhetorik, Legitimitätshülle, Meinungs- und Affektmanipulation, Lethargieerzeugung, Empörungsmanagement, etc.

Und doch können uns die Arbeiten von Rainer Mausfeld dabei helfen,

uns der Techniken der Meinungsmache bewusst zu werden und vorgegebene Ansichten zu hinterfragen. Selbst wenn wir dabei zu falschen Schlüssen kommen sollten, so handelt es sich dabei immerhin um unsere eigenen Ansichten, die selbstverständlich ebenso kritisch betrachtet werden sollten und regelmäßig zu hinterfragen sind. In diesem Sinne ist ein Rosenkreuzer ein Mensch von unabgeschlossenem, offenem Denken, eben ein lebendiges Fragezeichen.

Damit wir vorgegebenen Weltbildern nicht unbewusst und ungewollt erliegen, betrachten wir einige der Mechanismen, auf die Rainer Mausfeld verweist. Das Grundprinzip ist dabei stets, die Aufmerksamkeit vom Ort des Geschehens abzulenken und auf die jeweils gewünschten Ablenkziele zu richten. Diese Vorgehensweise erinnert uns an Zauberkünstler oder besser Illusionisten und dieser Vergleich offenbart auch gleich die Wirksamkeit dieses Prinzips. Ähnlich wie der Illusionist ist auch der Meinungslenker in der Lage, Dinge bzw. Fakten verschwinden zu lassen, d.h. moralisch oder kognitiv unsichtbar zu machen. „Moralisch unsichtbar sind Verletzungen moralischer Normen, wenn sie zwar als Fakten sichtbar sind, jedoch in einen Kontext eingebettet sind, der verhindert, dass sie in der Bevölkerung ein moralisches Unbehagen oder Empörung auslösen. […] Kognitiv unsichtbar sind Verletzungen moralischer Normen, wenn sie zwar als Fakten sichtbar sind, jedoch in einen Kontext eingebettet sind, der verhindert, dass Schlussfolgerungen aus ihnen gezogen werden.“

Medien – Wie geht das mit dem Unsichtbarmachen von Fakten?

Das Prinzip nennt sich Fragmentierung und wirkt ‒ solange die Fragmentierungsursache nicht erkennbar ist und verborgen bleibt. So lässt sich ein Sinnzusammenhang von Fakten durch eine fragmentierte Darstellung praktisch unsichtbar machen. Ein Wahrnehmungsphänomen kann dies verdeutlichen. Abbildung 1 veranschaulicht die Fragmentierung. Wir sehen eine Ansammlung von Fragmenten von Objekten, können aber keinen Bedeutungszusammenhang erfassen. Sobald wir aber um die Fragmentierungsursache wissen, sind wir auch in der Lage einen Sinnzusammenhang zu erkennen. Abbildung 2 verdeutlicht diesen Vorgang. Die Objektfragmente sind nach wie vor gleich, allerdings um die Ursache der Fragmentierung ergänzt. Nun sind wir mühelos in der Lage, das Verdeckte gedanklich zu vervollständigen und haben keine Schwierigkeiten, den Bedeutungszusammenhang zu erkennen.

Abbildung 1 und Abbildung 2

Medien AMORC Fragmentierung
Fragmentierung und Fragmentierungsursache am Beispiel RC

Auf solch einfache aber wirkungsvolle Weise gelingt es mühelos, die natürliche Urteilsfähigkeit von Menschen zu untergraben und Einstellungen, Überzeugungen und Meinungen zu erzeugen, durch die sich Menschen missbrauchen und entmündigen lassen. Solcherart Techniken des Meinungsmanagements und Medien haben gegenüber den Kontrolltechniken von Diktaturen einen ökonomischen Vorteil; sie sind einfach kostengünstiger als Gewalt oder Bestechung. In diesem Sinne erscheint die gesellschaftliche Lenkung der Herde durch Wirtschaft und Politik auch als gut vereinbar mit der weitgehend als optimale Regierungsform anerkannten Demokratie, einer gelenkten Demokratie im Sinne der Lenker. Der große Nachteil: Notwendige gesellschaftliche Veränderungen zum Vorteil aller werden blockiert ‒ im besten Falle verzögert ‒ auf Grund der Bestrebungen der lenkenden „Eliten“, den gegenwärtigen Status zu stabilisieren.

Die eingesetzten Methoden beruhen auf der psychologischen Einsicht,

dass wir stets eine Rahmenerzählung benötigen, durch die wir erst in der Lage sind, der Fülle unserer persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Erfahrungen einen Sinnzusammenhang zu geben. Durch vorgegebene Deutungsrahmen wird unsere gedankliche Realität bestimmt. Nachfolgend ein paar Beispiele gezielter Manipulationen:

  • Fakten und Tatsachen werden als Meinungen deklariert. Mit Hilfe „alternativer Fakten“ werden Entscheidungsprozesse unterminiert und in der Schwebe gehalten.
  • Durch eine fragmentierte Darstellung eigentlich zusammenhängender Fakten werden Sinnzusammenhänge verborgen.
  • De-Kontextualisierung von Fakten löst diese aus ihren gegebenen Zusammenhängen, so dass sie als isolierte Einzelfälle erscheinen.
  • Fakten werden in einen „neuen“ Kontext eingebettet. Der ursprüngliche Sinnzusammenhang geht verloren und gewünschte Begleitvorstellungen werden erzeugt.

Methoden werden effektiv für eine Meinungssteuerung auch in Medien genutzt.

Dies gelingt um so mehr, als zentrale Prozesse unserer Entscheidungs- und Meinungsbildung unbewusst ablaufen und keiner willentlichen Kontrolle zugänglich sind. Wiederum ein paar Beispiele:

  • Wir werden mit einer bewusst nicht mehr zu verarbeitenden Informationsflut überzogen, so dass wir der Illusion der Informiertheit erliegen.
  • Durch Wiederholung steigt die Einschätzung des Wahrheitsgehaltes von Aussagen, selbst wenn deren Unwahrheit anfänglich bekannt ist.
  • Wir neigen dazu, die Wahrheit in der Mitte zu suchen und meiden die als extrem angesehenen Ränder des Meinungsspektrums. Durch Markierung der Ränder lassen sich die Grenzen des „vernünftigerweise“ Akzeptablen vorgeben.
  • Das Erkennen größerer gesellschaftlicher Sinnzusammenhänge wird durch Angsterzeugung erschwert. Existenzängste wie Sorgen um den finanziellen Lebensunterhalt, Terrorangst, etc. verhindern ein tatkräftiges Engagement zum Wohle aller.

Die heute allgegenwärtige Verfügbarkeit der Medien und Massenmedien lässt das Meinungsmanagement recht einfach erscheinen. Es hat den Anschein, dass es der Medienindustrie nicht um richtig oder falsch geht. Vorgeformte Meinungen werden transportiert und ansonsten werden wir überwiegend mit mehr oder weniger nichtigen Dingen beschäftigt, mit trash und junk. Werden derartige oben skizzierte Techniken genutzt, so unterliegen wir nahezu automatisch und unwillentlich solchen Manipulationen, i.d.R. ohne dies zu bemerken. Die dabei aktivierten internen Prozesse laufen unbewusst ab und unterliegen nicht unserer willentlichen Kontrolle. Ähnlich wie bei Wahrnehmungstäuschungen haben wir kaum eine Möglichkeit der Kontrolle über die unter unserer Bewusstseinsschwelle ablaufenden Prozesse.

Es hilft, sich der angewandten Manipulationstechniken bewusst zu werden.

Nur so gelingt es uns, auslösende Situationen so gut es geht zu vermeiden. Nur wenn wir erkennen, dass wir uns in einem Manipulationskontext befinden, haben wir in entsprechenden Situationen überhaupt die Chance, unsere Autonomie einigermaßen zu bewahren. Hilfreich erscheint es, selbst aktiv nach Information zu suchen, aus möglichst verschiedenen Quellen. So werden wir mit unterschiedlichen, selbstverständlich von Interessen gesteuerten Narrativen konfrontiert. Frei nach Kant obliegt es dann uns, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und selbst zu denken.

Dies fördert einerseits die Toleranz, ermöglicht uns aber auch, ein eigenes Erzählmuster zu etablieren, eines dem wir innerlich verbunden sind und das wirklich zu uns gehört. Um mit den Worten Christian Bernards zu schließen: „Wir müssen aktiv werden und das schöpferische Potential bewusst lenken, das der Kosmos ständig für uns bereithält. Wenn wir nichts unternehmen und in Neutralität verharren, dann tritt unweigerlich das vom Guten Abgekehrte auf den Plan. So sind nämlich Passivität und Neutralität treue Diener des Schlechten.“ Beziehen wir Position und werden unserer Verantwortung gerecht ‒ zum Wohle unserer Mitwelt und der gesamten Schöpfung. Die Entscheidung liegt bei uns.

07.12.2023
Dr. rer. nat. Alexander Crocoll
Bild und Text (c) AMORC
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Vita des Autors:Medien und vorgegebene Meinungsbilder  Dr. rer. nat. Alexander Crocoll

Dr. rer. nat. Alexander Crocoll, geb. 1966. Während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Publikation von Arbeiten zur Genetik molekularer Embryologie. 

Er beschäftigt sich seit frühester Jugend mit spirituellen Fragen, ist seit drei Jahrzehnten AMORC-Mitglied, Großmeister und 1. Vorstand von AMORC e.V.


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