„Ich gehe in ein Land, das ich immer schon sehen wollte!“ Mysterium der Begegnung
William Blake (1757 – 1827)
William Blake (geboren am 28. November 1757 in London und auch in London am 12. August 1827 gestorben) war ein visionärer englischer Dichter, Mystiker, Maler und Erfinder der Reliefradierung.
Die englische Schriftstellerin Kathleen Raine (1908 – 2003) war die wohl bedeutendste Blake-Kennerin. Am 15. April 1992 hatte ich sie zusammen mit Bede Griffiths in ihrem Londoner Domizil besucht. Die Eindrücke ihrer lebhaften Erzählkunst bleiben unvergesslich.
William Blake kam aus armen Verhältnissen, der Vater war Strumpfmacher, der aber die besondere künstlerische Begabung seines Sohnes erkannte und ihn in der bedeutendsten Zeichenschule Englands anmeldete, der Royal Academy of Arts. Eine erfolgreiche Karriere als Maler war vorgezeichnet, aber er überwarf sich mit dem Akademiepräsidenten, dem Porträtmaler Sir Joshua Reynolds, und wurde Kupferstecher. Bis zu seinem Tod arbeitete er als Graveur und Illustrator, arm und unbeachtet. Die 45 Jahre währende Ehe blieb kinderlos.
Blake verabscheute nicht nur Sklaverei, sondern glaubte auch an die Gleichheit der Rassen und Geschlechter.
Diese erstaunlich modern anmutenden Ansichten verband er mit einer gegen die etablierten Kirchen entwickelten naturnahen Spiritualität und einem tiefen Misstrauen gegen den aufkommenden Materialismus. „Gefängnisse werden gebaut aus Steinen der Gesetze, Bordelle aus Backsteinen der Religion“.
Blakes Ansichten waren für die rechtgläubigen Christen seiner Zeit oft schockierend, obwohl er sich immer auf seine Weise eng dem Neuen Testament verbunden fühlte. Blake glaubte, dass die Freude der Menschen ein Lobpreis Gottes sei, und die lebensverneinenden Religionen der Welt und damit auch die rechtgläubigen Christen in Wirklichkeit Satan anbeteten.
William Blake wusste um die Bedeutung der Wahrnehmung, die vielen Menschen heutzutage zu fehlen scheint.
„Wenn die Pforten der Wahrnehmung gereinigt würden, würde alles dem Menschen erscheinen, wie es ist: unendlich.“
Als radikaler Künstler wurde Blake zum Ein-Mann-Unternehmer, der seine Bücher im Alleingang herstellte:
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Noch auf dem Sterbebett arbeitete er an einer neuen Version seines Gemäldes „Und Gott erschuf die Welt“.
Seine letzten überlieferten Worte: „Ich gehe in ein Land, das ich schon immer sehen wollte“.
William Blake, ein Zeitgenosse Goethes, Mozarts, Beethovens u.a. war zu Lebzeiten dafür bekannt, dass er schöpferisch mit den Energien des Unbewussten umgehen konnte. Sein mit eigenen Illustrationen versehenes Buch „Die Hochzeit von Himmel und Hölle“ („The Marriage of Heaven and Hell“) ist ein beeindruckendes Dokument eines visionären Geistes. Blake hat viele Szenen aus Dantes „Göttlicher Komödie“ in faszinierende Malereien umgesetzt.
Der englische Benediktinermönch Bede Griffiths hatte Blake’s Werke genau studiert und wählte für seine Autobiographie „The Golden String“, London 1954, das Zitat des mystischen Poeten: „Ich gebe Dir das Ende einer goldenen Schnur in die Hand. Rolle sie zu einem Knäuel auf und gehe ihr nach. Sie wird Dich an das Tor zum Himmel an der Mauer Jerusalems führen.“
Auch der bald 96-jährige Benediktinermönch und Mystiker David Steindl-Rast wählte obiges Zitat als Motto für sein berühmtes Buch „Die Achtsamkeit des Herzens – ein Leben in Kontemplation“ finden. Diese Worte haben gerade in der augenblicklichen Weltsituation eine besondere Bedeutung.
Der russische Arzt und Mystiker Professor Dr. Wladimir Lindenberg (1902-1997)
wählte für sein in großen Auflagen verkauftes Buch „Mysterium der Begegnung“ ebenfalls Verse von William Blake:
„Sieh eine Welt in einem Körnchen Sand,
und einen Himmel in der wilden Blume.
Greif das Unendliche mit deiner Hand
und fühle Ewigkeit in einer Stunde.“
Mit Wladimir Lindenberg habe ich viele Gespräche über William Blake geführt. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass ich die zwei großen Blake-Liebhaber Lindenberg und Griffiths am 8. Oktober 1991 in Berlin zusammenbringen durfte.
Angeregt durch William Blake studierte Bede Griffiths leidenschaftlich Dantes „Göttliche Komödie“ und lernte eigens dafür die italienische Sprache. Er war der Meinung, dass die kosmologische Sichtweise Dantes bis heute unerreicht sei.
17.02.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Buch Tipp:
Dantes Göttliche Komödie. Sämtliche Zeichnungen
von William Blake.
Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri (1265–1321) gilt als größtes literarisches Werk der italienischen Sprache (vollendet 1321) und Meisterwerk der Weltliteratur. Das Opus beschreibt die Reise des Dichters durch Hölle und Fegefeuer in den Himmel, und auf einer tieferen Ebene den symbolischen Weg der Seele zu Gott.
In seinen letzten Lebensjahren vollendete der Poet und Maler William Blake (1757–1827) 102 Illustrationen zu Dantes epischer Dichtung, die von Bleistiftskizzen bis hin zu fertigen Aquarellen reichen. Blake gelingt es, die visionäre Kraft von Dantes Sprache in Bilder zu übersetzen und in ihrer ganzen Spannbreite darzustellen: von den Qualen der Hölle bis zur Glückseligkeit des Paradieses, von grausamen Verstümmelungen der Verdammten bis hin zur göttlichen Schönheit der Erlösten. Wenngleich Blake dem Text Dantes treu blieb, brachte er seine eigene Betrachtungsweise zu zentralen Themen des Werkes ein….
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
>>> zum Autorenprofil
Buch Tipp:
Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle
von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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