Das griechische Wort „kata holon“ (lateinisch: „secundum totum“) bedeutet: dem Ganzen gemäß.
Die „Römisch“-Katholische Kirche ist eine Großsekte und hat mit „kata holon“ nichts zu tun.
„Keinem von uns ist Gott fern.
In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“
(Neues Testament, Apostelgeschichte 17, 27-28)
Aus der neuen Physik wissen wir:
Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile.
Wer sich vom Ganzen abtrennt, abschneidet (lat.: secare), lebt in einer Sektengemeinschaft mit oftmals sehr irreführenden Gesetzen und Lehrmeinungen (Doktrinen). Seit dem 2. Jahrhundert wird das griechische Wort katholikós auf die christliche Kirche bezogen; dadurch entwickelte sich die Bedeutung „universal, allgemeine Geltung besitzend“.
Unter dem Heiden Konstantin d. Gr. (280 – 337), Schwerstverbrecher und Mehrfachmörder, wurden die Lehren Jesu Christi in ein römisches Gesetz gekleidet, und das Christentum wurde Staatskirche. Seit dem von Konstantin einberufenen Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) sprechen wir von der römisch-katholischen Kirche.
Fraglos ist die Hinwendung zum Christentum bei Konstantin – anders als bei seiner Mutter Helena – weniger aufgrund einer Bekehrung und durch Glaubenstiefe begründet, als vielmehr aufgrund der Überlegung, mit der Anerkennung des im ganzen Reich schon weit verbreiteten und sich gegen alle Vernichtungsversuche resistent zeigenden Christentums wieder einen einheitlichen ideologischen Überbau zu schaffen. Seine Handlungen waren durchweg geleitet vom Ziel, die Macht auszubauen; seinen Schwiegervater, Kaiser Maximianus, ließ er 310 erhängen, seinen Schwager Licinius erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn totschlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er ermorden, weil er die beiden verdächtigte, eine Beziehung miteinander eingegangen zu sein. Bestattet wurde Konstantin auf seinen Wunsch hin in der Apostelkirche in Konstantinopel; er verstand sich selbst als „13. Apostel“, und er wird bis heute in der orthodoxen Kirche als „Apostelgleicher“ verehrt.
Bei der Eroberung durch die Türken 1453 verschwanden seine Reliquien.
Ein kirchlich anerkannter Kult existiert nur in der Ostkirche; Eusebius von Nikomedia, ein Anhänger des Arianismus, machte ihn zum „Ketzer“ und verhinderte die förmliche Anerkennung als Heiliger durch die katholische Kirche; dennoch wird ihm im Namenstagkalender (21. Mai) gedacht.
Auf Konstantin gehen die Gründung der früheren Peterskirche in Rom im Jahr 325, der Grabeskirche in Jerusalem, der Geburtskirche in Bethlehem und der nicht erhaltenen Sophienkirche in Trier sowie der Urbau der Apostelkirche in Konstantinopel zurück. Konstantin selbst verstand sich selbst wie ein Bischof und bezeichnete sich als „episkus ton ektos“, „Bischof für alle Menschen“; er berief Synoden, förderte den Einfluss der Christen. Konstantin gab den christlichen Bischöfen richterliche Befugnisse und setzte 321 den Sonntag als den wöchentlichen Feiertag fest – der judenfeindliche Kaiser wollte damit auch die Sabbatruhe bekämpfen.
Die bis heute lebendige Glaubensmachtzentrale in der „Ewigen Stadt Rom“ ist nicht befugt, die „Frohe Botschaft“ Jesu Christi alleingültig und authentisch zu verkünden. Leider hat das Geschichtsbewusstsein vieler Menschen sehr große Lücken und wird durch den grandiosen Prunk und Pomp der Kirche immer wieder benebelt.
Wenn ich heute ein amtliches Formular ausfüllen muss, wo auch nach meiner Religionszugehörigkeit gefragt wird, schreibe ich:
Ur-christlich, trans-konfessionell
Auf dem Hintergrund meiner tiefen Begegnungen mit der Weisheit christlicher Mystik, von Buddhismus, Hinduismus und Sufismus wird mir täglich deutlicher, wie sich viele unserer so genannten christlichen Glaubensgemeinschaften zu sektiererischen Geschäftsbetrieben entwickelt haben, die mit dem ursprünglichen Leben und Wirken Jesu Christi, der kein Religionsgründer war, oft nur noch wenig verbindet. Das gilt auch für die etablierten großen Konfessionen wie evangelisch-lutherisch und römisch-katholisch. Der heilsversprechende Geschäftsbesorgungsauftrag, ein Paradies in der Zukunft, in einem imaginären Jenseits zu verkünden und anzupreisen, ist ein willkürliches Macht- und Manipulations-Instrument, welches die ständig vorhandene Gegenwart Gottes letztlich in Frage stellt.
Die derzeit rund 2.500 Sekten und ähnliche Organisationen leben von teilweise absurden Prophezeiungen und machen mit ihrer Weltuntergangsstimmung ein blühendes Geschäft.
Credo – ich glaube
(an was?)
Sehr unbewusst wird das berühmte christliche Glaubensbekenntnis allsonntäglich heruntergebetet ohne tiefere Reflexion der sprachlich verborgenen Rätsel. Namhafte jüdische Dirigenten und Orchestermusiker haben offenbar kein Problem mit dem CREDO in dem es u.a. heißt:
„Ich glaube an die eine, heilige, katholische, apostolische Kirche.“ (siehe Aufführung von Ludwig van Beethovens „Missa Solemnis“ im Großen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen im August 1991; James Levine dirigiert die Wiener Philharmoniker).
Wir müssen einen Blick in die Geschichte werfen, um zu verstehen, unter welchen Irrtümern und Irrwegen die Menschen heute zu leiden haben.
Der mir sehr sympathische Priester und Theologe Arius lehrte seit 318 n. Chr. in Alexandria/Ägypten und behauptete, Jesus Christus, der Sohn Gottes, sei nicht gleichen Wesens wie der Vater, sondern ein Geschöpf. Arius wurde von den ägyptischen Bischöfen aus der Kirche ausgeschlossen, aber andere, darunter der Bischof von Nikomedien, griffen seine Gedanken auf und traten für ihn ein. Daraufhin lud Kaiser Konstantin im Jahre 325 ca. 300 Bischöfe des Ostens und des Westens nach Nizäa zum ersten Konzil der Gesamtkirche ein.
Durch ein neu formuliertes Glaubensbekenntnis, das sog. „Symbolum Nicaenum“, wurden die Ansichten des Arius verworfen, und die bis heute problematische Diktion ist seit jeher erhalten geblieben: Jesus Christus sei gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater. Arius und zwei seiner bischöflichen Freunde, die als einzige die Unterschrift verweigerten, gingen in die Verbannung. Und das Bild der Einheit, der Gemeinsamkeit zwischen Kaiser und Kirche gehörte zu den beglückendsten Erlebnissen der Konzilsväter.
Schauen wir in den Begleittext zur Aufnahme der „Missa Solemnis“ (Deutsche Grammophon), wo Cheryl Studer, Jessye Norman, Plácido Domingo und Kurt Moll mit sängerischer Höchstleistung die eine katholische Kirche lobpreisen.
„Ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit.“
„Credo in unum Dominum Jesum Christum. Filium unigenitum. Et ex Patre natum ante omnia saecula.“ (Latein).
“I believe in one Lord Jesus Christ, the only-begotten Son of God, born of the Father before all ages.” (Englisch).
Zunächst ist das Wort eingeboren sehr differenziert zu betrachten. Unter Eingeborenen versteht man landläufig sehr ursprünglich lebende Menschen, z.B. die Aborigines in Australien; lat.: ab originibus bedeutet wörtlich: von den Ursprüngen kommend.
Jesus Christus kommt aus dem tiefsten Urgrund, Ursprung, den wir mit Gott bezeichnen.
Das im Credo gebrauchte lateinische Verbum unigenitum ist irreführend, ebenso das englische only-begotten – der einzig erzeugte. Der Franzose unterscheidet hier wesentlich besser durch das Wort unique – einzigartig, nicht einzig.
Jesus Christus war einzigartig (lat.: unicus; engl.: unique), aber nicht der einzige (lat.: unus; engl.: the only one). Jeder, der aus dem Urgrund, der kosmischen Quelle kommt, ist einzigartig, aber doch keinesfalls der einzige.
Wer das Credo der katholischen Kirche wörtlich nimmt,
was zum Absolutheitsanspruch der vatikanischen Glaubenskongregation geführt hat, kann mit anderen Religionen (besser: Konfessionen) und Kulturen nicht am Urgrund das Gemeinsame des Göttlichen teilen. Es muss unweigerlich zum Streit führen, wer der Bessere, oder Auserwähltere ist.
Das große Mysterium bleibt die Quelle, der Urgrund, aus der jedes göttliche Geschöpf kommt, das in seiner Vielfalt und Verschiedenheit den Reichtum des Paradieses manifestiert.
Kirche (gr./lat.: ecclesia) wurde ursprünglich als Volksversammlung, Gemeinde verstanden und entartete unter den Kirchenfürsten und Kaisern zu einer ecclesia militans, einer militärisch geordneten und geführten Hierarchie.
Ich würde folgende Formulierung vorschlagen:
Credo in originem unam vitae eternae –
ich glaube an die einzige Quelle des ewigen Lebens.
Diese Ur-Quelle hat viele Namen,
von der Gott eine Möglichkeit der Definition ist.
Im Zuge der Globalisierung rücken die Kontinente und unterschiedlichen Kulturen des Planeten Erde enger denn je zusammen. Wir erleben heute eine enorme Pluralität der Symbole und Strukturen, Praktiken und Wertvorstellungen. Wenn wir aber zu den tieferen Dimensionen der Spiritualität vordringen, können wir am Urgrund der Menschen einen dynamischen Prozess der Harmonie wahrnehmen.
In allen Konfessionen, die unterschiedliche Prägungen, Rituale und tradierte Gesetze haben, geht es letztlich um das Heil, d.h. um ein Ganzwerden, um die Harmonie des Endlichen mit dem Unendlichen, auf die hin das menschliche Leben angelegt ist. Gerade diese Erfahrung des ganzheitlichen Heils, diesen Zugang zur göttlichen Ur-Quelle, suchen die Menschen heute. An der innersten Ur-Quelle sind alle Menschen unterschiedslos religiös, d.h. verbunden mit dem ewigen Seinsgrund (lat.: religio = Rückanbindung), dem unsterblichen Teil des Lebens.
05.10.2023 Roland R. Ropers Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit. Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
von Roland R. Ropers und Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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