Warum sich Männer in Beziehungen anders verhalten
Immer wieder ist zu beobachten, dass Männer mehr oder weniger ausgeprägt ihr Verhalten ändern, sobald sie sich in einer Beziehung sicher fühlen, sobald sie davon überzeugt sind, dass diese Beziehung von Dauer ist in ihrem Gefühl. Sie haben sich also bewusst entschieden, nicht wieder „auf die Suche“ zu gehen und ihr Single-Dasein konsequent beendet. So ein Mann hat dann das Gefühl, sich innerhalb dieses Lebensbereiches „zur Ruhe gesetzt“ zu haben. Er muss sich nicht mehr anstrengen, sein Jagdinstinkt und die Abenteuerlust ist in den Hintergrund geraten. Er kann sich auf andere Projekte konzentrieren.
So in etwa stellt sich eine für ihn befriedigende Beziehung im Gefühl dar. Ein Mann denkt in der Regel weniger nach als die Frau. Gerade in einer Beziehung möchte er auch nicht nachdenken müssen. Er findet das anstrengend und ist froh, dass er zumindest auf diesem Gebiet sein Ziel erreicht hat. Männer denken auch weniger darüber nach, wie ihre Partnerin sich in der Beziehung mit ihnen fühlt. Sie sind in dieser Hinsicht eher genügsam. Fühlen sie sich selbst gut aufgehoben, ist bei ihnen alles im Lot. Punkt. Sie sind sich weniger darüber bewusst, inwieweit sich ihr instinktgesteuertes Verhalten auf die Beziehung auswirkt und welche Konsequenzen dies unter Umständen hat. Werden ihre momentanen Bedürfnisse befriedigt, kann das ewig so weiter gehen.
Männer hinterfragen nicht, ihnen gehen zu ausgedehnte Gespräche eher auf die Nerven.
Kommen unangenehme Gefühle und Gedanken in ihr Bewusstsein, wird das Ganze auf keinen Fall analysiert, sondern es wird eher nach einer Ablenkungsmöglichkeit Ausschau gehalten. Die einzige Frage überhaupt ist hier: Was mache ich damit ? Was kann ich aktiv tun, damit ich mich besser fühle ?
Im Gegensatz dazu fragt sich die Frau eher, woher diese Gedanken und Gefühle kommen. Die Frau möchte der Sache meistens auf den Grund gehen und analysiert sich selbst und die Situation. Sie sucht erst nach einer Lösung, bzw. fragt sich nach einem Ausweg, wenn sich die Warum-Frage beantworten lässt. Wie individuell ein Mensch mit einer Situation umgeht, hängt wesentlich von seiner Mentalität und Persönlichkeitsstruktur ab, jedoch werden wir feststellen, dass Männer und Frauen geschlechtsspezifisch und gemäß ihren Urinstinkten reagieren. In unterschiedlicher Intensität sind die Urinstinkte des Mannes im wesentlichen: Beschützerinstinkt, Angst vor Machtverlust und Unterlegenheit, also ein gewisses Dominanzstreben, Angst vor Verlust des männlichen Stolzes, Abenteuer- und Eroberungsfreudigkeit, Kampfbereit und Triebsteuerung.
Ich habe noch keinen Mann kennen gelernt, der sich nicht letztendlich (ob nun bewusst oder unbewusst) in die Enge getrieben gefühlt hat, wenn er sich innerhalb einer Beziehung auf einem Gebiet unterlegen gefühlt hat.
Meistens ist es so, dass ein Mann durch die Vertrautheit und Sicherheit einer Beziehung unbewusst unter Stress gerät.
Auf der einen Seite glaubt er, sich „ausruhen“ zu können, auf der anderen Seite sagt ihm sein Instinkt, er muss eine große Verantwortung tragen. Hier kommt er in einen eher unentspannten Konflikt mit Urinstinkten.
Er möchte selbst nicht allzu sehr vereinnahmt werden, jedoch seinem Beschützerinstinkt gerecht werden, hat gleichzeitig Angst vor Machtverlust, fürchtet Unterlegenheit, bzw. Verlust seines männlichen Stolzes, glaubt auch, irgendwie darum kämpfen zu müssen, denn schließlich ist ein Mann kampfbereit, ob er dass nun wahr haben möchte oder nicht. Sobald eine Beziehung sicher und vertraut geworden ist, ist der Mann „zu nah dran“.
Diese Instinkte werden durch die Nähe naturgemäß stärker aktiviert. Das ist auch ein wesentlicher Grund, warum innerhalb großer Nähe ein Mann mehr Schwierigkeiten mit dem Zuhören hat. Je enger die Beziehung ist, desto mehr tritt der Instinkt auf den Plan, sich gegenüber der Partnerin beweisen zu müssen (läuft eher unbewusst ab), seine Angst vor Unterlegenheit bzw. das männliche Dominanzstreben löst dies aus.
Eine andere schwierige Beziehungskonstellation wiederum bringt der Beschützerinstinkt mit sich:
Je wichtiger einem Mann die Partnerin ist, desto stärker wird auch dieser Instinkt aktiviert. In seinem Verhalten kann sich dies in Bevormundungen und teils kontrollierendem Verhalten äußern. Der Urinstinkt Angst verbirgt sich dahinter in Kopplung mit dem Beschützerinstinkt. Es ist gleichzeitig ein Beweis, dass einem Mann wirklich etwas an der Partnerin liegt – genauer betrachtet handelt es sich also um einen Liebesbeweis. Frauen missverstehen dies leider oft.
Da Männer Schwierigkeiten haben, über Gefühle offen zu reden, ziehen sie sich eher zurück, bzw. suchen nach einer Ablenkungsalternative gegenüber unangenehmen Gefühlen. Euphorische und angenehme Gefühle werden allerdings vom Mann genauso wenig kommuniziert, sie werden auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen kompensiert.
Wenn jedoch die Partnerin das Bedürfnis verspürt, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen, sich etwas von der Seele zu reden, dann fällt dem Mann das Zuhören über ein paar Minuten hinaus schwer, weil er selbst ganz anders mit dem Gleichen umgeht. Er kann das Kommunizieren über Gefühle somit schwer nachvollziehen. Wiederum ist hier auch die große Nähe ein Hindernis: Es liegt ihm sehr viel an der Partnerin, also fühlt er sich zu sehr betroffen. Er gerät unter den Druck von Mitbetroffenheit und somit empfindet er das Zuhören als anstrengenden Kraftakt. Außerdem gerät der Mann unter Druck, eine Lösung finden zu müssen.
Er kann nicht nachvollziehen, dass eine Frau dies nicht erwartet, sondern einfach nur etwas kommunizieren will. Wenn er dann keine geeignete Lösung anbieten kann, empfindet er eine Ratlosigkeit (schließlich fühlt er sich in einer engen Partnerschaft ja auch anhand des Beschützerinstinktes stark verantwortlich). Das Gefühl der Ratlosigkeit macht einen Mann aggressiv, also reagiert er höchstwahrscheinlich aufbrausend, denn er fühlt sich in die Enge getrieben. Im Gegensatz zum Mann zeigt eine Frau eine Ratlosigkeit eher in Tränen.
Auch Wut wird von Frauen eher in Tränen umgewandelt.
Da dies einem Mann selbst eher fremd ist, neigt er dazu eine Frau eher aggressiv anzufahren oder sie zum sofortigen Aufhören aufzufordern, statt sie nach ihrem Bedürfnis liebevoll zu trösten. Durch diese männliche Reaktion wird aus der Ratlosigkeit dann Hilflosigkeit und Verzweiflung, und zwar über das für sie als unangemessen empfundene Verhalten.
Hier sind beide Partner in eine Falle geraten, wo beide eine Erwartungshaltung haben, wie „man“ mit solchen Situationen umgehen sollte. Die unbewusste Erwartung basiert meistens darauf, dass wir zu wenig beachten, dass Männer und Frauen gerade in Beziehungen sehr unterschiedlich mit stärkeren Gefühlen umgehen.
Wichtig ist zu erkennen, dass Männer in festeren Partnerschaften aufgrund ihrer Urinstinkte eher unter Stress geraten können als Frauen, denn diese stehen in diesem Fall weniger unter einem naturgemäßen Verantwortungsdruck des Beschützerinstinktes einerseits, haben andererseits auch nicht mit Angst vor Machtverlust/männlichem Stolz zu kämpfen. Sie haben eher das Problem, sich durch Männer unter Druck gesetzt zu fühlen.
Wenn jedoch die Frau das männliche Prinzip durchschaut und manche für sie schwierige Situationen als Zeichen für Nähe und Vertrautheit sieht einerseits und andererseits auch erkennt, dass ein Mann „einfach nicht aus seiner Haut“ kann, erleichtert das die Sache.
Und wir Frauen können ja auch nicht aus unserer Haut.
Die Männerwelt hat es auch nicht immer leicht mit uns – auf ganz anderen Gebieten.
Wir können uns im positiven Sinne das männliche Prinzip auch zunutze machen, indem wir dessen Vorteile für uns nutzen. Was wir erkennen, können wir akzeptieren und die Schwierigkeiten damit loslassen. Wir können anders, gelöster und liebevoller mit uns selbst und dem Partner umgehen, wenn wir die tieferen Zusammenhänge erkennen.
Wir Frauen glauben manchmal, dass wir zur selbstverständlichen Institution geworden sind, wenn unser Partner sich anders und „schwieriger“ uns gegenüber verhält, als z.B. einer lockeren Bekanntschaft gegenüber oder auch anderen Männern gegenüber oder eben überhaupt außerhalb der Beziehung. Dieses Verhalten mag dann auf den ersten Blick auch lockerer rüberkommen und wir denken dann etwa „warum kann er dann nicht mir gegenüber auch so locker sein“. Wir sind dann vielleicht genervt. Dabei kann ER nur nicht so locker sein, gerade WEIL ihm viel an uns liegt, weil wir sehr viel in seinem Gefühlsleben auslösen und weil wir für ihn die Frau und nicht irgendeine Frau sind. Gerade diese Tatsache fühlt sich widersprüchlich an, ist sie vielleicht auch.
Aber das Leben IST widersprüchlich, immer wieder. Verstehen wir das Leben, verstehen wir den/die anderen und wir verstehen auch uns selbst. Und wenn wir allen und allem in Verständnis und Liebe begegnen, dann sind wir frei von Erwartungen und vor allem Enttäuschungen. Öffnen wir uns einfach mehr für die großen Zusammenhänge und lassen es einfach zu und geschehen, wogegen wir sonst eher gekämpft haben. Und so können dann auch wir Frauen die Männer viel besser verstehen und umgekehrt natürlich auch!
15. Februar 2013
(c) Karin Aveon
Autorin
Karin Aveon
Die Autorin hat seit Jahrzehnten detailliert und intensiv das komplizierte Geflecht der inneren und äußeren Welt des Menschen durch eigene Erlebnisse erfahren und ist dabei auf Ursachen und Wirkungen gestoßen, wie alles zu einer wunderbaren Einheit führt, was häufig verworren und widersprüchlich zu sein scheint.
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Dr. B. Grimm schrieb am 12.Juni 2012:
Bernhard A. Grimm · Hochschulen Bamberg/Koblenz, Universität München
Mensch.sein ist Unterwegs.sein, und das geschieht beim Menschen als einem zóon politikón (= Gemeinschafts.wesen) nicht in autistisch.narzisstischem Alleingang, auch nicht in einem ego.zentrierten Solipsismus, sondern nur im MIT.einander des zum Wesen des Menschlichen gehörigen DU.Bezugs. Deshalb kann nicht mehr angesagt sein eine Psychologie des Patriarchats – im Sinne der Absonderung von den anderen und der Unterdrückung der Ohnmächtigen -, vielmehr muss eine Psychologie der Begegnung und der Selbst.hingabe beginnen. Seine Anima (=weiblicher Anteil in der Psyche des Mannes) nicht zuzulassen, sie nicht ins Bewusst.sein zu heben, sondern sie permanent zu verdrängen bzw. auf die Frau, auf die Geliebte, auf die Religion (“Mutter Kirche”) zu projizieren, die demonstrative Verachtung der ir.rationalen Schichten im Menschen und damit die Fremdheit gegenüber dem so wichtigen Un.bewussten zu “kultivieren”: all dies bedeutet eine eklatante Verkürzung des Mensch.seins und ein Abgeschnitten.sein von sich selbst! Frau und Mann “ticken” je verschieden. Und ich bin der Letzte, der für einen uniformen Geschlechter.eintopf plädiert und die geschlechts.spezifischen Eigenheiten ignoriert, aber – und darauf kommt es an -: Es muss für Frau und Mann, für jeden Menschen, vorrangig wichtig sein, sein Mensch.sein, sein Person.sein (das grundsätzlich und wesentlich gleich ist bei ausschließlich jedem, der zur Gattung Mensch zählt!) zu verwirklichen und in dieser steten Bemühung sich zu einer individuellen ganz.heitlichen Persönlichkeit zu entwickeln, und das heißt u.a., die innere Dialektik maskuliner Dur- und femininer, weicher und warmer Moll-Strebungen in eine Balance zu transferieren. Keine Trans.formation zum “richtigen” Manne oder zur “echten” Frau ist angesagt, sondern ein TRANS.FORMATION ZUM WAHREN MENSCH.SEIN. Angesichts des Macht.gefälles zwischen den Geschlechtern (so nach wie vor der Status quo!) hätte diese Trans.formation natürlich für die Männer Konsequenzen, d.h. sie müssten sich nicht nur ihrer oftmals so tief internalisierten Projektionen, Ängste und Aggressionen in Bezug auf Frauen bewusst werden, sondern es müsste in ihnen (endlich!) die Bereitschaft reifen, frei.willig und beherzt am Aufbrechen der patriarchalischen Dominanz, wie sie unsere Kultur immer noch bestimmt, mitzuarbeiten.Es gälte, von dem Streben nach Macht und Herrschaft über alle und alles Abschied zu nehmen und endlich Platz einzuräumen einem Erleben von “Macht” als “power to empower others” (= Vollmacht, um andere zu er.mächtigen). Und dies wäre die Fähigkeit, andere dadurch leben zu lassen, dass man selbst nicht allen Raum einnimmt, weder physisch noch psychisch noch verbal noch sozial/politisch noch religiös. Das könnte – über alle Unterschiede hinweg – den Weg ebnen zu einem friedlichen, respekt.vollen, wert.schätzenden, lliebenden Mit. und Für.einander… I´ll hope so!l
Martina Pokorny schreib am 12. Juni 2012:
Martina Pokorny
interessanter Artikel – je nachdem wie wir diesen Verschiedenheiten begegnen, können sie uns zu Stolpersteinen werden oder zum Gewinn. Danke
Antwort · 1 · Gefällt mir · 12. Juni 2012 um 18:58