Was macht uns glücklich?

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Was macht uns glücklich?

Glück ist nicht wirklich fassbar. Menschen haben unterschiedliche Auffassungen und jeder freut sich über etwas anderes. Es ist leicht zu sagen, dass Geld glücklich macht, doch ist das wirklich so? Warum empfinden andere Menschen, die offensichtlich finanziell eher arm sind, ihr Leben als glücklich? Grundsätzlich geht es also um andere Faktoren als nur um die offensichtlich zählbaren. Dieser Artikel schaut sich das Glück einmal genauer an.

Objektives Glück: Grundbedürfnisse werden erfüllt

Glück und das Zustandekommen des Glücksgefühls wurden bereits hinreichend erforscht. Dabei kommt immer wieder die Bedürfnispyramide zum Vorschein, die elementar für das objektive Glück ist. Aber was sagt diese Pyramide aus?

  • Bedürfnisse – die menschlichen Bedürfnisse werden in ihr abgebildet. Zu den Bedürfnissen zählen sie absoluten Grundbedürfnisse, also Nahrung, Wasser, ein Dach über dem Kopf, das Sicherheitsgefühl, aber natürlich auch individuelle Bedürfnisse.
  • Stufenbildung – wie bei einer realen Pyramide beschreibt jede Bedürfnisstufe eine Reihe. Es ist nicht möglich, die nächste Stufe zu erreichen, wenn die darunterliegende nicht erfüllt ist. Erfüllte Bedürfnisse verlieren ihre Bedeutung, während unerfüllte Bedürfnisse den Erfüllungsdrang motivieren.
  • Relation – generell ist die Bedürfnispyramide für die menschliche Gesellschaft wichtig. Die unteren vier Stufen sowie die oberste Reihe gelten als Wachstumsmotive: Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, die sozialen und individuellen Bedürfnisse werden auch als Defizitbedürfnisse bezeichnet, da ein Mangel psychische und physische Folgen haben kann.

Fehlt es an diesen elementaren Bedürfnissen, geht automatisch das Glücksgefühl zurück. Hingegen kann jemand, der nach außen hin kein Geld hat, glücklich sein, wenn die Grundbedürfnisse gestillt sind. Wer Nahrung, ein Heim, Freunde oder Familie hat, der kann glücklich sein, obwohl die Urlaubsreise ein bislang unerfüllter Wunsch ist. Wer hingegen die Urlaubsreise machen kann, dafür aber kein Heim oder Familie oder Freunde hat, der wird im Endeffekt unglücklich sein.

Selbstverwirklichung

Die Selbstverwirklichung steht an der Spitze der Bedürfnispyramide. Dieser Punkt ist praktisch das Sinnbild des eigenen Strebens und die absolute Motivation, die anderen Stufen zu erreichen und aufzusteigen. Doch gerade bei diesem Punkt gibt es heute sehr voneinander abweichende Auffassungen, je nachdem, wen man fragt. Selbstverwirklichung wird oft mit beruflichem Erfolg gleichgesetzt, doch ist diese Definition falsch:

  • Bedeutung – die Art der Selbstverwirklichung hat von sich aus keine feste Definition. Sie beschreibt nur, dass jeder Mensch dorthin strebt, wo er sich persönlich sehen möchte. Auch hat eine erfolgreiche Selbstverwirklichung keinen echten materiellen Wert – zumindest nicht verpflichtend.
  • Beispiele – jemand kann sich selbst verwirklichen, indem er die Großfamilie gestaltet. Ein anderer verwirklicht sich selbst, indem er Künstler wird, einen Garten anlegt oder aber zum Manager eines Top-Konzerns aufsteigt. Einzig im letzten Fall ist die materielle Seite fix gegeben.
  • Wichtigkeit – die Selbstverwirklichung ist eigentlich nur das eigene Streben. Jeder hat Wünsche, Träume oder Vorstellungen und möchte diese verwirklichen. Genau aus diesen Wünschen und Träumen geht die Motivation aus. Die Selbstverwirklichung ist im Grunde ein völlig egoistischer Prozess, denn sie betrifft nur die eigene Person. Erst, was verwirklicht wird, kann andere Menschen betreffen.

Genau hier zeigt sich das größte Glück. Jeder kennt es von sich selbst: Wer sich einen Traum erfüllt hat, der fühlt sich automatisch gut und auch glücklich. Dabei ist es völlig egal, ob ein Gut angeschafft wurde, auf das seit Jahren hingearbeitet oder hingespart wurde. Es ist egal, ob es das Eigenheim oder die eine alte Lok für die Modelleisenbahn ist.

Letztendlich ist die Selbstverwirklichung aber auch die Erklärung, weshalb einige Menschen wunderbar glücklich sind, obwohl sie nach außen hin ›nichts haben‹. Sie haben sich und ihre Vorstellung in verwirklicht.

Glücksmomente

Trotz aller Bedürfnispyramiden und Selbstverwirklichungen gibt es natürlich noch diese besonderen Glücksmomente, die jeder kennt. Sei es, weil der Schwarm ›ja‹ sagt, sei es, weil das Kind den Schwimmwettbewerb gewinnt, sei es, weil der favorisierte Fußballclub aufsteigt oder den Meistertitel holt. So manches Mal haben diese Glücksmomente jedoch nichts mit dem eigenen Wirken zu tun, sondern fallen schlichtweg in die Kategorie ›Glück gehabt‹. Dies, gepaart mit der daraus resultierenden Überraschung machen das Ereignis zu einem tollen Moment:

  • Gewinn macht Freude – ohne viel zu erhoffen werden die an der Supermarktkasse ausgehändigten Rubbellose freigerubbelt und online gecheckt. Und was ist? Man hat den Hauptgewinn gezogen. Ganz ohne echte Gegenleistung kommt ein toller Gewinn. Der Glücksmoment ist gewiss.
  • Sport ist beliebt – ob der Hobbyläufer den Jedermannslauf gewinnt, seinen ersten Halbmarathon oder ob der Tennisspieler den großen Stadtrivalen besiegt – auch hier kommt automatisch das Glücksgefühl auf. Der Sportler hat zwar eine Leistung erbracht, doch durch deren Belohnung wird Glück empfunden.
  • Spielen ist Trend – Lotto, Online- und Gesellschaftsspiele oder Wetten: das Glück spielt hier die entscheidendste Rolle. Bei Wetten können Tipper jedoch ihrem Glück durch Hintergrundwissen auf die Sprünge helfen. Einzig absolute Fans des Vereins würden z.B. darauf setzen, dass der Fünftligist im Pokal gegen den amtierenden Meister gewinnt. Wer spielen oder wetten möchte, findet dabei im Internet reichlich seriöse Informationen auf die geachtet werden sollte. Tatsache ist, dass viele Menschen begeistert sich mit diesem „Gesellschaftssport“ und ihrem Hobby auseinandersetzen und sich austauschen. Ein gutes Spiel wird zu einem kommunikativen Bestandteil der persönlichen digitalen Interaktion und findet Platz in den Strukturen der persönlichen digitalen Welt.

Es gibt natürlich auch Glücksmomente, die nicht unverhofft kommen, jedoch weiterhin das Gefühl auslösen. Wer im Betrieb befördert wird, der hat natürlich lange daran gearbeitet, doch die Beförderung verheißt einen Aufstieg und Glück. Wer Vater wird, hat mit der Schwangerschaft und der Geburt wenig zu tun, dennoch werden die meisten Väter pures Glück empfinden.

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Abbildung 2: auch besondere Glücksmomente können zu unserem Lebensglück beitragen. Doch ihre Wirkung ist trotzdem oft als eher kurzfristig zu betrachten. Bildquelle: @ Clay Banks / Unsplash.com

Fazit – Glück beschreibt auch ein Bedürfnis

Wenn man sich anschaut, dass Glück eng mit Grundbedürfnissen verwoben ist, so darf gesagt werden, dass auch Glück, besser gesagt das Glücksgefühl ein Bedürfnis darstellt. Ohne die Erfüllung der untersten Stufen der Bedürfnispyramide ist Glück kaum oder nicht möglich. Auf der anderen Seite müssen diese Stufen sehr locker aufgefasst werden: Während es wohlhabende Menschen als normal empfinden, täglich ein gutes Menü auf dem Tisch zu haben, sind andere völlig zufrieden, wenn das einfachste und günstigste Gericht auf dem Teller ist.

Genau an dieser Stelle zeigt sich übrigens die Kehrseite des Glücks. Wurde ein gewisser Status aufgebaut und nach und nach die Pyramide erklommen, so ist ein Rückfall ein wesentlich schwereres Ereignis. Was einst noch glücklich machte, ist nun nicht mehr zufriedenstellend. Und vielleicht ist das auch die Erklärung, weshalb viele reiche Menschen unglücklich sind. Sie verlieren einen großen Anteil der sozialen Absicherung und neigen zu einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis. Reich, doch arm an sozialen Kontakten.

13.11.2020
Spirit Online