Wegwerfgesellschaft – Das Ende naht?

Wegwerfgesellschaft-Plastikmuell-Umweltverschmutzung-Klimawandel-rubbish

Wegwerfgesellschaft Konsum-Plastik-Plastikmuell-Umweltverschmutzung-Klimawandel-rubbishWegwerfgesellschaft

Wegwerfgesellschaft und Konsum – Die unersättliche Gier nach “Rohstoffen” und die Verseuchung, Plastik,  der natürlichen Lebensgrundlagen, Lebensmittel sind die zwei Seiten der einen dreckigen Medaille einer Überfluss orientierten Konsum und Wegwerfgesellschaft. Wir wollen das alles nicht, stecken aber in einem Dilemma.
Die vielen kleinen Schritte, die jede*r Einzelne unternehmen kann, beruhigen das Gewissen, sind aber längst nicht genug ohne die großen Änderungen, die nur durch Politik, Wirtschaft und Handel erfolgen können.

Doch während letztere in völlig antiquierten Verhaltensmustern (Profitwirtschaft und die Mär vom “unbegrenzten” Wachstum) feststecken und so schnell gar nichts ändern wollen, rennt uns die Zeit davon:
Die Erde macht einfach nicht mehr mit! Wegwerfgesellschaft und 
Konsumgesellschaft ersticken an ihrem eigenen Müll. Verbraucher und Handel schauen zu. 


Beitrag verpasst? Hier die Übersicht:
Das Vorwort dieser Artikelserie:

“Jetzt handeln für eine glückliche Erde” >>>jetzt lesen<<<
1. Lebendige Erde – Unseren Planeten verstehen  
Wie funktioniert er eigentlich, unser vitaler Planet, auf dem das Lebendige mit all seinen Bereichen – den Meeren, der Atmosphäre, den Wäldern und den Böden – so eng ineinandergreift?
>>>jetzt lesen<<<
2. Klimazerrüttung 
Lügen und Fakten. Der tatsächliche Zustand des Klimas und der Lebenssysteme der Erde. Die TeilnehmerInnen der Schulstreiks haben recht: Statt “Klimawandel” brauchen wir einen durchgreifenden Systemwandel.
>>>jetzt lesen<<<
3. Artenvielfalt
Artenvielfalt ist kein Luxus der Natur, sondern eine existenzielle Notwendigkeit in einem sich ständig wandelnden Universum. Auch die Evolution darf man nicht nur auf Individuen beziehen, sondern muss sie im Gesamtzusammenhang der jeweiligen Ökosysteme verstehen.
>>>jetzt lesen<<<


Die weltumspannende Plastikverseuchung ist ein gutes Beispiel für die Situation in unserer Konsum- bzw. Wegwerfgesellschaft.

Ja, auch als Einzelne können und müssen wir jedes Gramm Plastik vermeiden, wo wir nur können! Und was wir einmal haben, möglichst oft wiederbenutzen. Denn Recycling verbraucht viel Energie, kostbares Wasser und andere “Ressourcen”.

Und mit dem Recycling klappt es ja noch nicht einmal! 2017 wurden hierzulande laut Umweltbundesamt 46,7 Prozent aller von den Bundesbürger*innen sorgsam gesammelten Kunststoffabfälle recycelt (1). Mit nicht einmal der Hälfte ist dieser Wert ohnehin schon ein Armutszeugnis, aber zudem stammt er vollständig aus Wolkenkuckucksland.

In Wahrheit werden nur knapp 16% des von den Bundesbürger*innen sorgsam gesammelten Plastiks recycelt (und andere Berechnungen kommen gar auf unter 10%). Der Rest landet in der Müllverbrennung oder wird nach Asien verschifft. Das ist billiger als das Aussortieren in Europa! (2)

Wie es dann in Asien zugeht, sieht man z.B. in Valenzuela City in Indonesien, auch Plastic City genannt. Ein Plastik-“Recycling”-Werk liegt inmitten von Armutsvierteln, und jeden Morgen erwachen die Menschen durch den Gestank verbrennenden Plastiks. Abends wird es so schlimm, dass sie die Fenster schließen müssen. Sie schlafen mit den Nasen unter der Bettdecke. Atemwegserkrankungen sind nur der Beginn langer Leidensgeschichten. (3)

Ein Hoffnungsschimmer ist, dass nach der Müllimportverweigerung von China (1.1.2018) und den Importeinschränkungen von Thailand und Vietnam nun auch andere asiatische Länder (Malaysia, Philipinen) beginnen, ihre Grenzen zu sehen und gar Müll in die Industrieländer zurückzuschicken (4). Möge er sich haushoch in den europäischen und amerikanischen Häfen türmen!
Wie sonst werden wir beginnen, wirklich nachhaltige Wege zu suchen?

Wegwerfgesellschaft und Konsum – Jede Plastikzahnbürste, die Sie jemals besessen haben, befindet sich immer noch auf diesem Planeten.

Plastik ist langlebig. Warum werden Einwegprodukte aus Materialien erzeugt, die Jahrhunderte halten? Warum?!?

Weltweit wurden seit Beginn der Produktion in den 1950er Jahren bis 2015 ganze 8,3 Milliarden Tonnen Plastik in den Umlauf gebracht (etwa die Hälfte davon erst seit der Jahrtausendwende). Davon wurden keine zehn Prozent recycelt. Manche Produkte sind immer noch im Einsatz, aber der Großteil – ohnehin Einwegprodukte –landet in der Verbrennung, auf Mülldeponien oder im Meer. Wobei auch von Mülldeponien viele Plastikteilchen letztendlich ihren Weg über Luft und Fließgewässer ins Meer finden.

Der Luftweg wurde dabei bislang unterschätzt.

Aber im Frühjahr 2019 wurde der Plastik-Fallout an der Messstation Bernadouze am Nordrand der französischen Pyrenäen gemessen: Jeden Tag wurden durchschnittlich 365 Kunststoffpartikel in der Auffangvorrichtung der Station ausgesiebt. Hochgerechnet bedeutet das: Ungefähr 2000 Tonnen Mikroplastik rieseln pro Jahr auf Frankreich herab.

Plastik ist inzwischen an den entlegensten Stellen der Erde zu finden: in Gebirgen, im jüngeren Grönlandeis, selbst auf den tiefsten Meeresböden. Und überall nehmen lebende Organismen zwangsläufig Mikroplastik auf. Über die Nahrungsketten wachsen die Konzentrationen an, bis sie z.B. bei Delphinen, Orcas, Ottern, Wölfen und Menschen die höchsten Werte erreichen. Bei immer mehr Tierarten finden sich Kunst-Stoffe, die hormonell wirken und die Fortpflanzung beeinträchtigen, die sowohl die Konzentration, das Reaktionsvermögen als auch den Appetit verringern, oder solche, die Leber, Darm und das Immunsystem schwächen.

Blutuntersuchungen bei Menschen zeigen, dass Mikro-, oder vielmehr:

Nanoplastik in der Form einzelner Kunststoff-Moleküle an die Rezeptoren der DNA andockt und diese verklebt. (Die weitreichenden Folgen für die Gesundheit werden in Artikel 5 dieser Serie, “Gesunde und nachhaltige Ernährung”, beschrieben.)

Trotz der beginnenden weltweiten Gefühle von Entsetzen und Ekel steigt die Produktion stetig. Die Branche erwartet, die Plastikherstellung bis 2050 zu versechsfachen! Von 0.33 auf 2 Milliarden Tonnen jährlich. (5)

Ja richtig: Das heißt, dass man die oben erwähnten 8 Mrd. t des bis 2015 produzierten Plastiks gar alle vier Jahre erreichen würde (und nebenbei mindestens 10% des jährlichen weltweiten CO2-Ausstoßes verursachen würde).

Es wird langsam offensichtlich, dass die Idee vom “grenzenlosen Wirtschaftswachstum” eine Wahnvorstellung ist.
Was hier von fanatischen Extremisten gefordert wird, kann gar nicht funktionieren! Die Erde ist zu klein, und die gesamte Ökosphäre bereits jetzt zu giftstoffbelastet.

Die größten Plastikproduzenten Europas sind:

  • Coca-Cola (erzeugt jährlich 88 Milliarden Flaschen = 3 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle),
  • Nestlé (1,7 Mio. Tonnen Plastik im Jahr),
  • Danone (750.000 Tonnen),
  • gefolgt von Tetra Pak,
  • Unilever, Colgate-Palmolive und Mars.

Einen grimmen Dank an diese Konzerne, dass sie ihre Daten wenigstens öffentlich machen! (6) Wir sollten sie dafür belohnen, indem wir ihre Produkte nicht mehr kaufen, bis sie plastikfreie Wege gefunden haben. Das wäre eine echte ethische Antwort an Konzerne, die jegliche menschliche und ökologische Moral verloren haben. Der Konsum jedes Verbrauchers trägt dazu bei.

Zum Schluss noch eine Bitte an unsere Raucher: Filterzigarettenstummel niemals auf den Boden werfen! Ein einzelner synthetischer Filter enthält genügend Mikrofasern, um 500 Liter Grundwasser zu verseuchen.
(Mehr Anti-Plastik-Tipps finden Sie im Buch Happy Planet.)

Die Plastikverseuchung ist genauso dringlich wie die Klimazerrüttung und das Artensterben.

Dies sind unsere drei großen Hauptprobleme. Wir müssen schnellstens weltweit so viel Plastik wie möglich wieder einfangen, bevor es in immer kleinere Teile zerfällt und die Flut von Mikro- und Nanoplastik vermehrt. Am Ende tötet es sonst alles Lebendige.

Was für Plastik gilt, trifft so oder ähnlich auch für die Tausende anderer menschengemachter Giftstoffe und freigesetzter Schwermetalle zu. Staatlicherseits wird inzwischen natürlich ein wenig über verbessertes Recycling nachgedacht – aber weniger über echte Alternativen, die zu einer Verminderung des Raubbaus und der Produktion und Freisetzung giftiger Stoffe führen könnten! Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Menschen von ihren Regierungen fordern, endlich gemeinsam über grundlegenden Systemwandel nachzudenken.

Die andere Seite der Medaille

Um derart viel Müll zu produzieren, braucht der Mensch natürlich ebenso große Mengen sogenannter “Rohstoffe”, die er einfach nicht dort belassen kann, wo sie hingehören: im Fels und unter der Erde.
Früher hatten “Rohstoffe” (oder noch schlimmer: “Ressourcen”) den schönen Namen Bodenschätze, welcher nicht nur voller Wertschätzung ist, sondern auch offen lässt, ob man diese Schätze nun unbedingt fördern muss oder sie einfach in Frieden lässt.

Die Bergbauindustrie ist weltweit einer der größten Aggressoren bei der Landnahme, der Zerstörung von Landschaften und der Vertreibung oder schleichenden Vergiftung ihrer Bewohner.

Nur ein Beispiel: Goldgewinnung erfordert große Mengen an Quecksilber, die allzu oft ungefiltert in die Flüsse geleitet werden. Goldgräber in Peru haben das Dreifache des Grenzwertes an Quecksilber im Blut, die (völlig unbeteiligten) indigenen Menschen flussabwärts das bis zu 35fache! (7)

Aufgrund der völlig unvertretbaren “Rohstoff”gewinnung zerplatzt auch der schöne Traum vom “sauberen” Elektroauto (der Wasserstoffmotor ist ohnehin vielversprechender). Die Batterieherstellung benötigt sehr viel Lithium und Kobalt. Diese Metalle sind an sich nicht giftig, aber ihre Verarbeitung erzeugt hohe Mengen giftiger Chemikalien.

2016 fanden sich zum dritten Mal in sieben Jahren tote Fische und tote Yaks an einem tibetischen Fluss, als das flussaufwärts gelegene chinesische Lithiumwerk wieder einmal unsauber arbeitete. In den USA konnte noch 240 km flussabwärts der Lithiumförderung eine Belastung an den Fischen gemessen werden (8). Und in der Atacamawüste in Chile, wo die größten Lithiumvorkommen der Welt vermutet werden, wird ein riesiges Ökosystem zerstört und mit ihm die Lebensgrundlage seiner Bewohner, auch der menschlichen.

Der Kleinbauer Cristian Espidola sagte 2018 im ZDF-Interview:

“Es war das Paradies … Alles ist verdorrt! Auch ihr, am anderen Ende der Welt, sollt wissen: Man produziert Lithium und opfert uns. Die Minenbesitzer verdienen Millionen und Abermillionen von Euros. Aber sie opfern die Menschen. Sie opfern die Tiere. Sie opfern das Leben. So ist die Welt nun mal, und es interessiert niemanden.” (9)

Da hat er leider Recht:

Es interessiert niemanden.

Genauso wenig wie die toten Yaks in Tibet, die quecksilbervergifteten Indios in Peru, die Menschen von Plastic City oder die kongolesischen Kinder, die in den Kobaltminen arbeiten. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber: Wie lange noch ertragen wir es, in solch einer Gesellschaft zu leben, die durch und durch auf Menschenopfern und Ökozid beruht?!? Die Zeiten ändern sich, und der Wohlstand und die tollen Sonderangebote können die Lügen nicht mehr verdecken, auf denen sie basieren.

In immer mehr Menschen wird der innere Ruf lauter, ihr Gewissen und ihren Gerechtigkeitssinn nicht mehr zu unterdrücken. Und das ist gut so. Die Entwicklung unserer inneren Werte ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir uns endlich kollektiv als Gesellschaft aufraffen, um eine wirklich humane Zivilisationsform zu begründen. Wir können eine menschliche Gesellschaft erschaffen, die anmutiger und nährender ist als alles, was es in der Geschichte jemals gegeben hat!
Aber sie kommt nicht von allein, wir alle müssen mitmachen und etwas tun.

Quellen:
1. Arne Perras und Vivien Timmler 2019. Vermülltes Idyll. projekte.sueddeutsche.de, 23.04.2019. https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/wirtschaft/deutscher-plastikmuell-verschmutzt-malaysia-e590969/
2. jme/AFP 2019. Nur 16 Prozent des Plastikmülls werden wiederverwendet. spiegel.de, 06.06.2019. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/plastikmuell-nur-16-prozent-werden-in-deutschland-wiederverwendet-a-1271125.html
3. Carmela Fonbuena 2019. ‘The odour of burning wakes us’: inside the Philippines’ Plastic City. theguardian.com, Mon 8 Jul 2019. https://www.theguardian.com/global-development/2019/jul/08/waste-recycling-smell-pollution-philippines-plastic-city
4. Hannah Ellis-Petersen 2019. Treated like trash: south-east Asia vows to return mountains of rubbish from west. theguardian.com, Tue 28 May 2019. https://www.theguardian.com/environment/2019/may/28/treated-like-trash-south-east-asia-vows-to-return-mountains-of-rubbish-from-west
Auch: kko/dpa-AFX 2019. Philippinen schicken mehr als 1300 Tonnen Abfall nach Kanada zurück. spiegel.de, 31.05.2019. https://www.spiegel.de/wirtschaft/philippinen-schicken-mehr-als-1300-tonnen-muell-nach-kanada-zurueck-a-1270125.html
5. Adam Vaughan 2016. Biodegradable plastic ‘false solution’ for ocean waste problem. theguardian.com, 23 May. https://www.theguardian.com/environment/2016/may/23/biodegradable-plastic-false-solution-for-ocean-waste-problem
6. siehe 2.
7. Anne Herrberg 2018. Nicht nur in Peru: Schmutzige Goldförderung zerstört Ökosysteme. DLF, Umwelt und Verbraucher, 9. Jan.
8. Amit Katwala 2018. The spiralling environmental cost of our lithium battery addiction. wired.co.uk, 05 Aug 2018. https://www.wired.co.uk/article/lithium-batteries-environment-impact?fbclid=IwAR2uvjOywZqy4xunD8w4CYA1fY7SDJmNe987kVgbg3o0pQYG-xmlX1EVTI8
9. Doku | planet e. – Der wahre Preis der Elektroautos. ZDF, 09.09.2018. https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-der-wahre-preis-der-elektroautos-100.html
Auch: Laura Millan Lombrana 2019. Saving the Planet With Electric Cars Means Strangling This Desert. bloomberg.com, 11 June 2019. https://www.bloomberg.com/news/features/2019-06-11/saving-the-planet-with-electric-cars-means-strangling-this-desert?fbclid=IwAR2jjrP9AC3ResAT-y_rbW9rld1RyK8aR87DG_wsn0FUwEVMqbHCdeqNMTM

26. Juli 2019
Fred Hageneder
Führender Autor auf dem Gebiet der Ethnobotanik und der kulturellen und spirituellen Bedeutung der Bäume

Spirit Online Podcast

Hageneder-Fred-2019Fred Hageneder
ist ein führender Autor auf dem Gebiet der Ethnobotanik und der kulturellen und spirituellen Bedeutung der Bäume. Er ist Gründungsmitglied der AYG (Ancient Yew Group, Uralte Eiben-Gruppe), die in seiner Wahlheimat Großbritannien für den Schutz der uralten Eiben arbeitet. Er ist Mitglied von SANASI, einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, die indigene Hüter…
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Weitere wichtige Aspekte der Lebenssysteme unseres Planeten

insbesondere die Artenvielfalt, Feedbacksysteme und Kippelemente – werden in den anderen Artikeln dieser Serie behandelt:
Das Vorwort dieser Artikelserie:
“Jetzt handeln für eine glückliche Erde” >>>jetzt lesen<<<

Die Artikelserie “Jetzt handeln für eine glückliche Erde” beinhaltet:

1. Lebendige Erde – Unseren Planeten verstehen  
Wie funktioniert er eigentlich, unser vitaler Planet, auf dem das Lebendige mit all seinen Bereichen – den Meeren, der Atmosphäre, den Wäldern und den Böden – so eng ineinandergreift?

2. Klimazerrüttung 
Lügen und Fakten. Der tatsächliche Zustand des Klimas und der Lebenssysteme der Erde. Die TeilnehmerInnen der Schulstreiks haben recht: Statt “Klimawandel” brauchen wir einen durchgreifenden Systemwandel.

3. Artenvielfalt 
Artenvielfalt ist kein Luxus der Natur, sondern eine existenzielle Notwendigkeit in einem sich ständig wandelnden Universum. Auch die Evolution darf man nicht nur auf Individuen beziehen, sondern muss sie im Gesamtzusammenhang der jeweiligen Ökosysteme verstehen.

4. Wegwerfgesellschaft 
Die unersättliche Gier nach “Rohstoffen” und die Verseuchung aller natürlichen Lebensgrundlagen sind die zwei Seiten der einen dreckigen Medaille. Es gibt aber auch ethische und nachhaltige Möglichkeiten zu wirtschaften.

5. Gesunde und nachhaltige Ernährung 
Der Mensch ist kein “Hautsack”, der von seiner “Umwelt” abgenabelt ist, sondern ein System dynamischen Austausches. Das Konzept des Er-Nährens muss in beide Richtungen fließen: Wirklich gesund für das Individuum ist das, was wirklich gesund für die gesamte Ökosphäre ist. Erde und Mensch sind eins.

6. Angst und Leugnung – und unser Ausweg
Die Menschheit schaut apathisch zu, wie ihre Zeit abläuft. Aber die Gegenbewegung wächst! Jede/r kann die eigene Trägheit überwinden und Verantwortung übernehmen. Es gibt keine Ausreden mehr!

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Kommentar Wegwerfgesellschaft

Wenn man diesen Artikel liest, stellt sich die Frage warum der Verbraucher völliges Desinteresse am Leben, Ernährung, Lebensmittel und seiner Gesundheit hat. Ist es nicht schlichte Dummheit und Bequemlichkeit nach wie vor im Supermarkt jedes Obst und Gemüse in Plastikverpackung mitzunehmen? Statt sich zu verweigern? Unsere Konsumgesellschaft ist ethisch und moralisch am Ende. Politik, Wirtschaft, Handel und Konsumverhalten haben sich gemeinsam vom Leben abgewandt.

Konsumgesellschaft und Historie

Eine Konsumgesellschaft (bei der der Konsum an sich individualisiert und wichtiger als die soziale Komponente ist) entwickelte sich erstmals im England des 15. Jahrhunderts, als unter anderem die Entstehung neuer Drucktechnologien und des Baumwollhandels den Konsum erheblich anwachsen ließen. Eine Konsumgesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass die Menschen nicht nur das konsumieren oder kaufen, was sie zum Überleben benötigen, sondern auch die „schönen“ Dinge des Lebens.

Das Wirtschaftswunder und der damit verbundene Massenkonsum begannen mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus den oben genannten Luxusgütern wurde Massenware. Auch internationale Güter kamen in den 1950er Jahren auf den Markt und die Globalisierung des Konsums begann. In den 1960er Jahren boomte der Markt für Elektrogeräte, in den 1970er Jahren der Markt für Kunststoffmöbel, kostbare Rohstoffe und Energieträger. In den 1980er Jahren entwickelt sich eine Art Luxussucht. Reichtum und Schönheit erlangten mehr Bedeutung. Das World Wide Web entwickelt eine innovative Dimension des Konsums. Dadurch wurde es möglich, direkt beim Erzeuger in anderen Ländern zu bestellen. Konsum wurde zu einer Freizeitbeschäftigung vieler Menschen. „Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels ging davon aus, dass die Verbraucher in Deutschland 2007 16,8 Milliarden Euro für Einkäufe im Internet ausgegeben haben – Tendenz steigend.“

Eine weitere, aktuelle Tendenz ist die Politisierung des Konsums. Dabei versuchen Unternehmen ihre Produkte um eine politische Dimension zu ergänzen und aufzuwerten (Greenwashing-Kampagnen wie das Regenwald-Projekt der Bier-Brauerei Krombacher, 2008), Medien machen auf die politischen Folgen bestimmten Konsumverhaltens aufmerksam und NGOs fordern zu einem bestimmten Konsum- oder Boykottverhalten auf (wie beim Shell-Boykott, 1995).

Viele Studien betonen die Wirkung des globalen Konsums auf den Klimawandel. Das Worldwatch Institute weist im Bericht Zur Lage der Welt 2010 (State of the World Report 2010) darauf hin, dass der weltweite Konsum „Klimakiller Nummer Eins“ sei. Wenn alle Erdenbürger bspw. wie die Amerikaner leben würden, könnte der Planet nur rund 1,4 Milliarden Menschen (statt über 7 Milliarden wie heute) ernähren. Konsum ist heute durch Überfluss und Verschwendung geprägt. Lebensmittel, Obst, Gemüse werden als Abfall weggeworfen und entsorgt, welche vorher Plastik verpackt gekauft wurden, mit Flugzeugen transportiert und mit unfairen Löhnen hergestellt wurden. Wir alle sollten uns fragen wessen Geist wir hier vertreten. Unsere Konsumgesellschaft mit all ihrer Verschwendung und ideologischen Verlogenheit wird zu einem Totengräber der Menschheit. Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass diese Probleme sich von allein lösen werden? Wir alle wissen, das die Konsumgesellschaft Mittel zum Zweck ist. Solange einige wenige als Profiteure keinen Druck verspüren, insbesondere Seitens der Verbraucher, wird auch die Politik sich nicht vorwagen und der hemmungslosen Verschwendung entgegentreten. Es geht uns alle an. Was können wir beitragen? Antwort:  “Wir sollten sie dafür belohnen, indem wir ihre Produkte nicht mehr kaufen, bis sie plastikfreie Wege gefunden haben. Das wäre eine echte ethische Antwort an Konzerne, die jegliche menschliche und ökologische Moral verloren haben.”

Uwe Taschow
Spirit Online

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