
Wer ist für unsere Emotionen verantwortlich?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der uns im Namen der „Toleranz“ und „Solidarität“ immer mehr Dinge verboten werden. Und nun ist die Sprache daran! Immer mehr Begriffe werden aus dem geistigen Wörterbuch gestrichen und die Sprachpolizei pfeift schon, sobald wir anfangen an gewisse Wörter zu denken. Und das alles wird dann schön verpackt und als „Empathie“ verkauft. Adios Rede- und Meinungsfreiheit.
„Wer einem an die Sprache will, will die Seele“, schreibt Dieter Kalka in seinem Buch „Negerküsse in Zigeunersoße“. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Gelegentlich merke ich, wie Begriffe schon unterdrückt werden, eh sie sich in meinem Kopf gebildet haben. Ein ungewollt „falsches Wort“ und jemand könnte mitten im Herzen getroffen werden. „Wen könnte ich heute mit meinen harmlosen Worten verletzen?“ Lasst uns diesen Satz verinnerlichen: Wen könnte ich mit meinen Worten verletzen? Es hat was, richtig? Der Satz sagt, dass ich die Macht habe, andere Menschen zu verletzen! Aber habe ich sie wirklich?
Neulich hörte ich, der Ausdruck „schwarzes Schaf“ sollte als nächstes auf der schwarzen Liste der verbotenen Begriffe landen. Geht das nicht ein wenig zu weit? Ist das noch ernst zu nehmen? Wo soll das alles hinführen?
Oder nehmen wir den Ausdruck „Goldener Oktober“.
Der Oktober war einst als „golden“ bezeichnet, wenn er sonnig und mild in Temperaturen war. Aber damit ist jetzt auch Schluss, denn Wikipedia hat den goldenen Oktober neu definiert: Die Bezeichnung beziehe sich auf die in den Herbstmonaten einsetzende Blätterfärbung der Laubwälder.
Das ja mag sein. Aber ausschlaggebend für den goldenen Oktober sind die vielen Sonnenstunden und die milde Temperaturen. Laubwälder werde immer gelb im Herbst – mit oder ohne Sonne.
Das wäre nicht die erste Definition, die vor allem in den letzten zweieinhalb Jahren willkürlich und nach Lust und Laune geändert wurde.
Es hat schon mal Zeiten gegeben, in denen die Sprachpolizei fleißig Verbotsschilder in den Köpfen der Bevölkerung einbaute und die Zensur und der Beschneidung der Sprache mit irgendwelchen schön formulierten Ausreden rechtfertigte. Ich darf nicht sagen, von welchen Zeiten ich spreche.
Das könnte mich vor das Gericht bringen. Das Lernen aus der Geschichte ist jetzt auch verboten. Denn es könnte ja ein ungültiger Vergleich zwischen Apfel und Birne sein. Also vergessen wir dieses Thema gleich wieder.
Aber ich darf noch zitieren, insofern das Zitat aus „anerkannten“ und genehmigten Quellen stammt. Folgendes habe ich bei meinen Recherchen auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung gefunden. Aber das hat nichts mit dem zu tun, was ich oben gesagt habe. Dieser Absatz kommt jetzt ganz zufällig und völlig aus dem Zusammenhang gerissen an dieser Stelle:
Es wird erkennbar, dass die nationalsozialistische Sprachlenkung durch die Festlegung der Gebrauchsweisen von Wörtern, Schlagwörtern und Slogans auf eine einzige Bedeutung eine Einheitssprache schaffen wollte, die konkurrierenden Meinungen und Interpretationsweisen (W. Dieckmann) das Wort abschnitt, so dass Gegenmeinungen und Gegenargumente in der Öffentlichkeit nicht mehr vernehmbar waren.1
Es müssen schwierige Zeiten für Menschen gewesen sein.
Zum Glück gehören sie nun längst der Vergangenheit an und betreffen uns nicht mehr.
Manchmal denke ich, wir sind schon da angekommen, wo es leichter wäre, sich zu fragen, was wir noch sagen dürfen, als sich damit zu beschäftigen, was wir nicht sagen dürfen. Jeden Tag wache ich in einem neuen Alptraum auf und frage mich: „Was darf ich heute nicht mehr sagen?“
War ein Scherz! Natürlich stelle ich mir keine solchen Fragen. Als ob mich die Antwort interessieren würde!
Nein! Ich rede hier nicht von irgendwelchen Regierungen und Staaten, die uns was verbieten. Nein!
Ich bin der festen Überzeugung, dass die große Gesellschaft nur ein Spiegel der zwischenmenschlichen Beziehungen der Gesellschaftsmitglieder ist. Die Sprachpolizei ist viel näher an uns, als ein Staat es je sein könnte: Unsere Freunde, Familie, Nachbarn, Eltern, Kinder, Lehrer, die mit einem roten Stift durch unsere Sätze gehen und sie gnadenlos lektorieren und korrigieren. Neulich unterhielt ich mich mit jemandem über die aktuelle Lage im Iran. „Die Iraner …“, sagte ich und wollte gerade ansetzen, wurde aber von meinem nicht iranischen Gesprächspartner unterbrochen. „Das darfst du so nicht sagen. Das ist diskriminierend.“
„Jawohl! Sir! Ich entschuldige mich bei allen Iranern, dass ich sie mit ihrer Herkunft angesprochen habe.“
Von morgens bis abends staune ich sieben Tage der Woche, was man alles nicht mehr sagen darf, weil sonst Diskriminierung!
Vor zweieinhalb Jahren, als ich noch ein Teil der Facebook Community war,
teilte ich an einem Tag in meiner kindlichen Naivität und völlig unbedacht dessen, was auf mich zukommen könnte, ein Foto von einer Zeitungsanzeige, weil ich sie urkomisch fand: Eine Beratungsstelle bat im Rahmen der Corona-Maßnahmen telefonische Beratung für Hörgeschädigte an.
Ich staunte: Nanu! Was würde uns als nächstes erwarten? Beratung in Gebärdensprache für Sehgeschädigte?
Kaum war das Foto hochgeladen, schon meldete sich eine damalige Freundin bei mir. „Nimm das Foto wieder raus. Das macht meine Mutter traurig“, schrieb sie mir.
Und wieder einmal staunte ich. Ihre Mutter kannte ich gar nicht. Hatte sie sich etwa heimlich unter meinen Facebook-Freunden eingeschmuggelt? Oder hatte ich die Anzeige etwa inseriert?
Ist meine Facebook-Seite nicht ein Ort, an dem ich meine Meinung äußern darf? Wo sind denn die Grenzen? Kommt als Nächstes jemand in meine Wohnung rein und erzählt mir, dass ich dieses und jenes Bild nicht bei mir an der Wand aufhängen dürfe? Darf man noch Bilder und Statuen von unbekleideten Frauen irgendwo stehen haben, oder ist es schon sexistisch und frauenfeindlich?
Interessant bei solchen Zurechtweisungen finde, dass diejenigen, die laut werden und meinen, irgendetwas würde irgendjemanden verletzen, meistens nicht die Betroffenen selbst sind, sondern ein völlig unbeteiligter Mensch. Weiße schreiben vor, wie andere Weiße die Schwarzen anreden sollten.
Männer wollen Frauen beibringen, wie sie ihr Geschlecht sprachlich zu verteidigen haben.
Und über das Thema „Kopftuch“ diskutieren hauptsächlich Männer oder Frauen, die keine Kopftücher tragen und nicht welche, die eins tragen. Egal, worum es geht, die Betroffenen selbst scheinen die Letzten zu sein, die zu Wort kommen, oder die Letzten, die gehört werden, wenn sie sich zu dem Thema äußern.
„Hallo! Ich bin eine FRAU und will etwas zum Thema Gendern in der Sprache sagen!“ Wen interessiert´s?!
Wenn jemand, der direkt von der Sache betroffen ist, sich melden und meinen würde, er fühle sich von etwas verletzt, was jemand gesagt habe, dann haben wir die Möglichkeit, in einen Dialog zu gehen und gemeinsam die Wundstelle zu finden. Aber was soll ich mit jemandem ausdiskutieren, der total unbeteiligt ist und mir nicht sagen kann, was in einem anderen Menschen vorgeht und was ihn verletzen könnte?
Was dürfen wir noch sagen und wer ist für unsere Emotionen verantwortlich?
Vor einigen Monaten erzählte ich in einer Runde der Freunde über folgenden Vorfall: Ich hatte einen unserer Nachbar darum gebeten, mir sein Auto auszuleihen, weil ich etwas transportieren wollte. Nachdem ich ihm mein Anliegen geteilt hatte, fragte er mich aus dem Fenster heraus, wer das Autofahren würde, denn er habe vorerst keinen Führerschein mehr. Ich fragte nicht nach dem Grund, und sagte stattdessen, dass ich fahren könne. Es herrschte Stille. Nach einer Weile wiederholte er seine Frage und bekam die gleiche Antwort, und es herrschte wieder Stille.
Allmählich dämmerte es in mir, wo der Hammer hing, und mir stieß mein Bruder durch den Sinn, der zehn Jahre jünger als ich ist und demzufolge weniger Fahrerfahrung hat, als ich.
„Mein Bruder wird fahren“, sagte ich, die sich das Lachen nicht verkneifen konnte, und der Autoschlüssel lag in meinen Händen.
Während der Erzählung lachte ich mich schlapp. Eine Freundin schaute mich ernst und ziemlich verärgert an. „Dass du darüber lachen kannst! Sein Verhalten ist äußerst frauenfeindlich“, sagte sie.
„Meinst du ernsthaft, es interessiert mich, was mein Nachbar über meine Fahrfähigkeiten denkt?“, fragte ich sie. „Immerhin habe ich noch einen Führerschein, er nicht mehr!“
Und wieder einmal komme ich zu der Frage: Wer ist für unsere Emotionen verantwortlich?
Alles, was um uns herum passiert, ist nur ein Angebot.
Mein Nachbar teilte mir nur indirekt seine Sicht. Die ist an sich weder gut, noch schlecht, sondern nur seine Meinung – ohne Bewertung. Und da die Meinungsfreiheit eine der Säulen jeder Demokratie ist, darf er auch seine Meinung äußern. Ob er damit Recht hat oder nicht, spielt keine Rolle für die Meinungsfreiheit.
Durch die Kommunikation seiner Meinung mit mir, machte er mir ein Angebot: Identifiziere ich mich mit seinem Frauenbild oder bleibe ich davon unbetroffen. Das ist alleinig meine Entscheidung. Denn, was mein Nachbar für ein Frauenbild hat, geht mich doch gar nichts an. Eine Meinung ist erst einmal eine Meinung. Der Hörer selbst entscheidet, was er darin interpretieren will. Denn das sind die Worte, die wir hören, was wir daraus machen, ist das Ergebnis unserer eigenen Gedanken.
Hätte ich mich in meinen eigenen Fahrfähigkeiten unsicher gefühlt oder tief in meinem Unterbewusstsein an den ungültigen Glaubenssatz „Frau am Steuer, ungeheuer“ oder Ähnliches geglaubt, dann hätte ich mich mit der Meinung meines Nachbars identifiziert und mich verletzt gefühlt. Aber nicht, weil er mich verletzt hätte, sondern weil er etwas getriggert hätte, was tief in mir schon vorhanden wäre.
Dieses Beispiel finde ich sehr passend, denn es gibt uns viel zu bedenken. Ein Mensch (in diesem Fall mein Nachbar) projiziert seine Weltanschauung (in diesem Fall sein Frauenbild), die nichts mit mir zu tun hat, auf mich. Mich trifft dieses Bild in keiner Weise, weil es dafür keinen Empfänger in mir gibt. Das Bild ist quasi außerhalb der Resonanz mit meinem Inneren. Meine Freundin dagegen reagiert sofort darauf, obwohl sie selbst gar nicht davon betroffen war, denn sie kennt meinen Nachbarn ja gar nicht. Aber sie hat einen Empfänger in sich für das Frauenbild meines Nachbars.
Nur jemand, der die Verantwortung für seine eigenen Emotionen einem anderen Menschen in die Hände drückt, kann auch von einem anderen Menschen verletzt werden.
Und wieder einmal frage ich, wer ist für unsere Emotionen verantwortlich?
Diese Frage ist gerade jetzt essentieller, als je zuvor, denn wenn es so weitergeht, werden wir in zehn Jahren nicht mehr wissen, was „Redefreiheit“ noch ist, denn „Rede“ sei „kulturelle
Aneignung“ und „Freiheit“ komme aus der rechten Ecke. Dann wird die Meinungsfreiheit zu einem Privileg, an dem sich nur noch eine kleine Gruppe von Menschen bedient, um seine Meinung den anderen aufzuzwingen. Und dann bekommt die Redewendung „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, eine ganz neue Bedeutung, denn für jedes Wort, das wir verschweigen, sparen wir einiges an Bußgelder.
Als Nächstes werden Bücher verboten – es geschieht jetzt schon! Autoren werden aus dem Paradies geschmissen, weil sie sich die Freiheit nehmen, in den verbotenen (sauren) Apfel zu beißen. Und spätestens dann, wenn Autoren – die Wächter der Sprache – in ihrer Arbeit eingeschränkt werden, sollten alle Alarmglocken in uns läuten. Danach wird es den Malern gesagt, sie dürfen zwar weiterhin malen, aber nur mit bestimmten Farben, und die Musiker werden spielen dürfen, aber nur noch ausgewählte Noten. Und dann werden eine Kultur und damit eine ganze Gesellschaft am Untergang stehen.
Und wieder die Fragen: Was dürfen wir noch sagen und wer ist für unsere Emotionen verantwortlich?
Diesen Beitrag möchte ich mit Khalil Gibrans Worten abschließen:
„Ihr könnt den Ton der Trommel ersticken und die Saiten der Laute losmachen, aber wer könnte der Lerche das Singen verbieten?“
Buchempfehlung der Autorin: „Negerküsse in Zigeunersoße“, von Dieter Kalka
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Oktober
1 https://www.bpb.de/themen/parteien/sprache-und-politik/42752/sprache-und-sprachlenkung-im-nationalsozialismus/
17.11.2022
Sara Sadeghi
https://sara-sadeghi-coaching-energiearbeit.de/
Sara Sadeghi 
Die 37-jährige Freiheitsliebhaberin arbeitet heute als zertifizierter Coach für psychische Gesundheit, Bewusstsein und Spiritualität und Energietherapeutin und hat bereits hunderte von Menschen mit ihrer Geschichte inspiriert und geholfen. In ihrem Buch „Das kleine, schwarze Fischlein – ein Liebesbuch berichtet sie über ihren Verwandlungsprozess von der Raupe in einen Schmetterling und über ihren Selbstfindungsprozess und die Herausforderungen, die ihr auf diesem Weg gestellt wurden.
Empfehlungen:
Im Podcast “Selbstliebe führt zu Veränderungen” mit Sara Sadeghi erfahren Sie weitere interessante Informationen:
“Veränderungen sind aktuell so im Trend wie schon lange nicht mehr. Die Welt steht auf dem Kopf im kollektiven so wie im individuellen Leben. Da die Unzufriedenheit immer mehr steigt, sind immer mehr Menschen offen für neue Wege.”
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Im Podcast “Handeln statt Jammern” mit Sara und Andrea erfahren Sie weitere interessante Informationen:
“Nichts erscheint attraktiver als zu jammern. Doch mit jammern bleibt man immer im Gleichen. Es gibt keine Veränderung. Die ergibt sich erst, wenn man konkret handelt. Doch wie ist das möglich? Hört einige Tipps von uns dazu. Handeln statt Jammern!”
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Buchtipp:
Das kleine, schwarze Fischlein – ein Liebesbuch
von Sara Sadeghi
Dieses Liebesbuch ist das Ergebnis sechseinhalb Jahre intensiver Arbeit. Es handelt von einer einzigartigen, wahren Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen, überraschenden Wendungen und ungewöhnlichen Ereignissen. Die Protagonistin ist eine Langzeitreisende, die nicht nur um die Erde bummelt, sondern darüber hinaus das Reich der Seele besucht…
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Danke für diesen Mutigen Beitrag – auf dem Planet der Lügen –
– in dem scheinbar digitale Roboter das Sagen haben – – –
mit freundlichen Grüßen
Ich bedanke mich für diesen Beitrag. Er erinnert an das immer wiederkehrende Thema in der spirituellen Entwicklung eines Menschen, die Eigenverantwortung! Und ja, nichts werfen die Durchschnittsmenschen der heutigen Welt ihren Mitmenschen lieber vor die Füße, als die Verantwortung für dich selbst. Das die dunklen Kräfte dieser Steilvorlage kaum entsagen können, kann man ihnen eigentlich nicht vorwerfen.