Wie gehe ich mit einem bedürftigen inneren Kind um ? Ein bedürftiges inneres Kind haben wir mehr oder weniger in uns
Es ist erfahrungsgemäß wesentlich zu erkennen, dass in unser aller Leben eine wichtige Rolle die Bedürftigkeit des inneren Kindes spielt, wir sollten erkennen, dass die Ausprägung der Bedürftigkeit eines inneren Kindes über unser ganzes Leben bestimmt, ob wir z.B. eher ängstlich oder risikofreudig sind. Inneres Kind und Umgang begleitet uns das ganze leben!
Ein bedürftiges inneres Kind wird dafür sorgen, Risiken aus dem Weg zu gehen und es wird sich eher an Angst als an Lebensmut orientieren. Ein bedürftiges inneres Kind haben wir mehr oder weniger in uns; eben weil dies der kindlich bleibende Persönlichkeitsanteil ist – auch auf ganz gesunde und unverfremdete Weise. Es geht mehr darum, dass wir durch klares Erkennen die Verfremdungen, die durch erfahrene Verletzungen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen entstanden sind, wieder rückgängig machen können. Grundsätzlich ist also eine kindliche Bedürftigkeit etwas vollkommen Natürliches und macht uns auch authentisch und lebensfroh, gehört also zum gesunden Selbst, einfach zum Menschsein dazu.
Inneres Kind und Umgang
Wie aber unterscheiden wir von gesunder und ungesunder Bedürftigkeit ? Also wann sind wir aus einer gesunden Mitte in diesem Zusammenhang herausgefallen ? Dies ist dann der Fall, wenn wir öfters das Gefühl haben, dass wir viel im Außen, von Außen benötigen. Oder auch, wenn wir uns entweder in uns selbst zurückziehen, jedoch uns dabei einsam fühlen und andererseits auch bei diversen Aktivitäten unbefriedigt bleiben. Oder auch wenn wir uns unausgefüllt mit uns selbst und zum Teil auch im Zusammensein mit anderen fühlen.
Wenn wir zusammengefasst das Gefühl haben, irgendwie aus einer inneren Balance herausgefallen zu sein, ist nicht selten die Bedürftigkeit des inneren Kindes Ursache hierfür. Das am häufigsten auftretende Merkmal hierfür wiederum ist ein starkes Kontrollbedürfnis der eigenen Umgebung. Je mehr Situationen in der Kindheit stattgefunden haben, mit der wir überfordert gewesen sind und in der wir uns hilflos ausgeliefert gefühlt haben (ob es uns nun direkt bewusst war, oder es unbewusst war), desto weniger können wir in unserem Dasein mit Situationen umgehen, die sich unserer eigenen Kontrolle entziehen. Ein bedürftiges inneres Kind erlebt alles als emotional, was sich des eigenen Einflusses entzieht, es baut eine enorme emotionale Ladung auf, für die sich dann wiederum allerlei Ventile finden, die allerdings meistens eher ungesund für eine Balance in unserem Leben sind. Da die meisten Ereignisse um uns herum weniger oder überhaupt nicht kontrollierbar, vorhersehbar, berechenbar sind, lebt jemand mit einem sehr bedürftigen inneren Kind in einer Welt voller Angst und Ungewissheit.
Bedürftigkeit ist hier als Überbegriff zu verstehen, es bedeutet genauer definiert, der Persönlichkeitsanteil inneres Kind ist nicht in einem gesunden Maße mit den anderen Persönlichkeitsanteilen mit gereift, ist nicht erwachsen und eigenverantwortlich im wörtlichen Sinne geworden, er ist immer noch kleinkindlich, braucht eine übermäßige Fürsorge und Sicherheit, die diese „normale“ Welt, in der wir leben, überhaupt nicht erfüllen kann. Wir unterscheiden hier zwischen einem natürlich spontan kindlich gebliebenen, gesunden inneren-Kind-Anteil, der angemessen entwickelt wurde und einem hilflos gebliebenen Anteil, der sich nicht ganz entfalten konnte.
Das ist das eigentliche Problem.
So ein bedürftig gebliebenes Kind ist gar nicht in der Lage,
wirklich die Anforderungen eines „ganz normalen Lebens“ auf angemessene Weise zu meistern.
Es empfindet die meisten Umstände als unverhältnismäßig und überbewertet deshalb auch alles. Es werden die allgemein bekannten Elefanten aus kleinen Mücken gemacht. Mit der Bedürftigkeit und starken Verletzbarkeit geht zumeist auch ein Selbstverletzungsmechanismus einher, der gegen vieles kämpft, was im Grunde zum Leben dazu gehört. Am stärksten wird gegen unkontrollierbare Zustände gekämpft. Und es wird um Anerkennung und Aufmerksamkeit gekämpft.
Zusammengefasst wird entweder um oder gegen etwas gekämpft. Innerhalb eines Selbstverletzungsmechanismus ist es auch so, dass negative kann nicht kontrolliert werden. Deshalb existiert auch ein bedürftiges inneres Kind am Leben vorbei, weil es gegen statt mit dem Fluss des Lebens schwimmt. Es wirkt sich konkret so aus, dass ein bedürftiges inneres Kind allerlei Schutzmechanismen aufbaut, um sich gegen das Leben zu verteidigen, abzuschotten. Es braucht seine eigene Festung, in der es sich sicher und geborgen fühlen kann, weil das Leben an sich ja viel zu bedrohlich wahrgenommen wird, um sich darauf einzulassen. Lieber bleibt so jemand außen vor, es ist sicherer. Auf körperlicher Ebene baut so eine Person häufig Volumen in Form von Übergewicht auf. Dies ist eine symbolische Festung.
Dies geschieht nach dem Gesetz wie innen so außen.
Braucht ein Mensch von Innen heraus (ein bedürftiges inneres Kind) Schutz, wird dieser in Form einer äußeren sichtbaren Schutzschicht ( Übergewicht) aufgebaut. Die Körpermassen sind die äußere Entsprechung einer inneren gefühlten Schutzlosigkeit. Wenn wir uns mit den gesamten Verhaltensmechanismen einer übergewichtigen Person näher beschäftigen, werden wir feststellen, dass es viele Lebensbereiche gibt, die dieser Mensch nicht kontrollieren kann, aber unbedingt kontrollieren möchte. Er ist innerlich gerade deshalb außer Kontrolle geraten, weil er versucht, die Kontrolle beizubehalten.
Worum ich mich bemühe, wo ich hinterherjage, das strebt weg. Deswegen erreiche ich mit einem wollen das Gegenteil. Und Kontrolle hat ausschließlich etwas mit wollen zu tun. Im Außen gerät ein Körpergewicht umso mehr außer Kontrolle, je mehr ich versuche, es unter Kontrolle zu halten. Das erklärt wiederum, warum Menschen, die eine Diät machen, langfristig mehr an Gewicht zunehmen. Durch Gewichtskontrolle, kontrolliertes Essverhalten wird ein bedürftiges inneres Kind in seiner Bedürftigkeit bestärkt und der Körper wird zu noch mehr Gewichtsaufbau inspiriert.
Der Kreislauf eines kontrollierenden Energiemechanismus wird hier gerade nicht durchbrochen. Mir hat mal jemanden den Tipp gegeben: Wenn du nachts aufstehst und hast Heißhunger auf eine große Schokolade – gehe diesem Bedürfnis nach, der Körper findet seinen eigenen Weg. Je weniger du ihn kontrollierst, desto mehr reguliert er sich von selbst. Mache dir keine Gedanken und fließe einfach frei im Gleichklang. Es gibt keine Verbote, keine Einschränkung – es sei denn, du erlegst sie dir selbst auf.
Aufmerksamkeit immer noch besser ist, als überhaupt keine. Hintergrund ist vor allem auch:
Ein verletztes inneres Kind hat viele „böse Überraschungen“,
also Unberechenbarkeit und unerwartete, für sein Empfinden verletzende Situationen erlebt.
Deshalb möchte es dies vermeiden und glaubt, es mit einem erhöhten Kontrollbedürfnis zu können. Im Extremfall geht die Unterscheidungsfähigkeit verloren zwischen normalem menschlichen Verhalten und den so genannten „bösen Überraschungen“, die dann als unnormal und lebensfeindlich erlebt werden. Eine Person mit einem bedürftigen inneren Kind wird übersteigerte Erwartungen an ihre Mitmenschen haben. Die Verknüpfung von erfahrenen Verletzungen im Gefühl, also ein verletztes inneres Kind, ein übermächtiges Ego, welches wiederum verbunden ist mit negativen Programmen im Unterbewusstsein bildet so einen Kontroll-Energiemechanismus, der die Bedürftigkeit ausgleichen soll. Dieser setzt sich zusammen aus den naturgemäßen Widersprüchen eines menschlichen Egos: Einerseits neuen Schmerz vermeiden wollen, andererseits an altem Schmerz aus Gewohnheit festhalten.
Wenn sich also – wie das bei jeder erfahrenen Verletzung der Fall ist – Ego, inneres Kind, Gefühl und Unterbewusstsein verbinden und so auf dem Energiesektor einen Schatten innerhalb der Persönlichkeit erschaffen, entsteht auch ein Mechanismus, der sich von dem Moment an wiederholt – dafür sorgt das entstandene unterbewusste Programm. Diese Wiederholung lädt sich mit Energie auf. Deshalb ist es ein Energiemechanismus, der so von lichtvollen, lebensbejahenden Gefühlen und Erfahrungen abgetrennt ist, weil er sich verfestigende Schatten bildet, der eine emotional überfrachtete Persönlichkeit entstehen lässt. Das praktische Ergebnis ist hier: „Ich muss es im Griff haben, ich es kontrollieren können, damit es mir gut geht“. Das Problem ist hier: Das Leben selbst
Wesentlich ist für einen Menschen mit einem stärkeren Kontrollbedürfnis,
dass er sich bewusst macht, was hinter seiner Bedürftigkeit steckt.
Eigene Gefühle können einen wesentlichen Hinweischarakter beinhalten, welche konkreten Zusammenhänge es näher anzuschauen gilt. Eine zentrale Frage wäre hier: „Warum fühle ich mich schutzlos“ ? Oft ist das Leben selbst, vor dem gerade ein bedürftiger Mensch davonläuft, ein guter Wegweiser, ist man bereit, sich seinen vielfältigen Signalen zu öffnen. Wenn ich lerne, mir selbst zu vertrauen, mit dem, was mich unterstützt, kann ich mich von einem übermäßigen Kontrollbedürfnis lösen.
Die Frage z.B. Was entspannt mich, was tut mir gut, womit fühle ich mich persönlich wohl ? Ein wesentlicher Aspekt ist auch herauszufinden, was entspannt mich am meisten ? Innere Anspannung lösen. Eigene Kraftquellen liegen in der Erschließung des Aufbaus der eigenen Persönlichkeit. Was hat mich geprägt und womit komme ich gut, womit weniger gut klar. Was passt zu mir ? Eine Entdeckungsreise zu meinen eigenen Innenwelten kann sehr lehrreich und überaus interessant sein. Wenn ich an meinem eigenen Äußeren, innerhalb äußerer Umstände unbedingt etwas verändern will, dann kämpfe ich. Ich sollte mich einfach mal meinen Gefühlen hingeben, ohne zu wollen, ohne zu bewerten.
Es ist wichtig aufzuhören, gegen eigene Körpersignale anzukämpfen, und/oder gegen Gedanken und Gefühle, denn gerade das sind wertvolle Wegweiser. Wenn ich meinen eigenen Körper unter Druck setze, wird er mit Gegendruck reagieren und ich setze eine Druckspirale in Gang. Wenn ich aussteigen will aus Druck und Kontrolle und insgesamt aus Bedürftigkeit, kann ich zwar als zweiten Schritt von außen angemessen und unterstützend einwirken, aber der erste Schritt sollte hinein in die eigenen inneren Mechanismen gemacht werden, von dort aus kann dann die Reise weitergehen, wie es für mich selbst persönlich passend ist. Wenn ich lediglich von außen auf mich selbst, auf Gewohnheiten, auf meinen Körper einwirke, dann nutze ich das Gesetz wie innen so außen nicht optimal und kann allein deshalb langfristig keine gewünschten und dauerhaft erfolgreichen Ergebnisse erzielen.
Am besten, wir fangen an, ein wirklich tief empfundenes liebevolles Verständnis
für ein bedürftiges inneres Kind aufzubringen.
Das braucht es nämlich gerade, weil dieses es war, was ihm schon immer am meisten gefehlt hat. Es hat ein so großes Gefühl des Mangels entwickelt, weil es sich einerseits dem Mangeldenken des Egos angeschlossen hat, und andererseits ein Mangel an Liebe und Zuneigung in der eigenen Kindheit stattgefunden hat. Ich zeige meinem bedürftigen Kind zuerst, dass ich seine Signale erst nehme, sie wirklich akzeptiere.
Denn je stärker ein Körpersymptom oder ein Hindernis sich bemerkbar macht, desto dringender möchte es wahr genommen werden. Nutzen wir diese Botschaft, kann dies ein wertvoller Wegweiser zur reichhaltigen eigenen inneren Vielfalt sein. Als bewusster und liebevoller Erwachsener haben wir die Wahl, vieles zum Guten zu wenden. Ein liebevoller Umgang mit sich selbst kann Wunder bewirken und sendet die besten Signale in die Welt hinein, um dann nach noch einem universellen Gesetz, und zwar dem Gesetz der Anziehung (Gleiches zieht Gleiches an), wahrhaft hilfreiche Unterstützung ins eigene Leben hinein zu ziehen. Ein bedürftiges inneres Kind kann durch Öffnung hin zum Leben selbst, durch Loslassen von Flucht- und Kampfmechanismen und durch wahre Selbstliebe im Austausch gegen vorher stattgefundene Selbstverletzung am leichtesten geheilt werden.
21. Februar 2014
(c) Karin Aveon
Autorin
Karin Aveon
Die Autorin hat seit Jahrzehnten detailliert und intensiv das komplizierte Geflecht der inneren und äußeren Welt des Menschen durch eigene Erlebnisse erfahren und ist dabei auf Ursachen und Wirkungen gestoßen, wie alles zu einer wunderbaren Einheit führt, was häufig verworren und widersprüchlich zu sein scheint.
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