Wie fühlt sich Erwachen an – Der Ich-lose Zustand

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Wie fühlt sich erwachen an Erwachen anfühlen leuchtende stengelWie fühlt sich Erwachen an – 
Der Ich-lose Zustand

Wir Menschen identifizieren uns mit unserem Ich. Das Ich ist unsere Persönlichkeit, unser Verstand, unser Denken, Fühlen und Handeln. Und es ist das, was wir wirklich sind – oder etwa doch nicht? In dem folgenden Erfahrungsbericht erzähle ich Dir etwas darüber, wie es sich anfühlen kann, wenn unser Ich, mit dem wir uns normalerweise identifizieren, vorübergehend verschwindet. Wie fühlt sich Erwachen an lässt sich beschreiben. Dass so etwas möglich ist, hätte ich vorher nicht gedacht. Das Ereignis, das ich nun beschreiben werde, ist mit Abstand das Schönste und Wunderbarste, dass sich in meinem Leben bisher zugetragen hat.

Ein Erfahrungsbericht – Wie fühlt sich Erwachen an 

Wie bei allen meinen Artikeln gilt: Ich bin kein Guru, bin nicht dauer-erleuchtet und habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Meine Texte bieten Dir Inspiration und Ideen für das Entfalten Deiner persönlichen Spiritualität. Meine Erfahrungen und Artikel ersetzen jedoch nicht Dein selbstständiges Denken, Fühlen, Handeln oder das Finden Deines eigenen, für Dich richtigen Weges. Ich beschreibe hier aus meiner Sicht, wie der Ich-lose Zustand sich angefühlt hat. Ein anderer Mensch mag auch völlig andere, ebenso wertvolle Erfahrungen mit diesem Thema gemacht haben. Und wie es sich für Dich anfühlen wird, ist eine wunderbare, faszinierende Frage, die nur Du selbst Dir beantworten kannst, wenn die Zeit gekommen ist.

Die meisten von uns befinden sich schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach Gott, dem Licht, der Erleuchtung, innerem Frieden oder etwas Vergleichbarem. Viele von uns haben sich auf den Weg gemacht. Dieser Weg ist faszinierend, manchmal leichter, manchmal schwieriger. Und manchmal echt überraschend. Lange schon lese ich die Blogbeiträge von Kurt Tepperwein, und bisher hatte ich mir noch nie einen Reim darauf machen können. Dieser spirituelle Lehrer hat eine beeindruckende, friedliche und gelassene Ausstrahlung. Ich spürte intuitiv, dass etwas an dem, was er lehrte, dran sein musste, verstand aber nichts von dem, was er sagte – bis ich selbst die Erfahrung des Ich-losen Zustandes machte.

Auslöser des Ich-losen Zustandes

Der Auslöser, der uns in diesen Zustand bringen kann, kann unterschiedlicher Natur sein. Hier reagiert wahrscheinlich jeder von uns auf etwas anderes. Bei mir war es ein extremes Tai-Chi-Training. Ich trainierte in der Zeit täglich einige Stunden. Je mehr ich trainierte, desto mehr trat das Ich in den Hintergrund. Es wurde schwächer. Das Denken und das Fühlen lösten sich immer mehr auf, und zurück blieb nur Wahrnehmung.

Der endgültige Durchbruch kam durch das Lesen eines Tai-Chi-Buches. Ich begann, das Buch zu lesen, und fühlte, wie ich immer ruhiger wurde und meine Gedanken zum Stillstand kamen. Plötzlich war das Ich völlig verschwunden. Ich saß gerade an einem herrlichen Sommertag auf einer Bank vor einem wundervollen Wald, hielt das Buch in Händen und war überwältigt und fasziniert von dem, was sich nun ereignete:

Das Ich existiert nicht mehr

Mit einem Mal war mein Ich weg. Es existierte einfach nicht mehr. ICH existierte nicht mehr. Das ist schwer vorstellbar, wenn man es noch nicht erlebt hat, aber genau so war es. Als das Ich verschwand, waren sofort alle negativen Gedanken und Gefühle weg. Was mir schwer und unangenehm vorgekommen war, zeigte sich nun neutral bis leicht. Viele meiner Ängste waren ohne den Filter des Ichs als unbegründet erkennbar.

So vieles, von dem, was mir seit jeher Angst und schlaflose Nächte bereitet hatte, wirkte nun, in der vollkommenen Wahrnehmung, nicht im Geringsten bedrohlich. Ich erkannte, dass viele meiner negativen Gedanken und Gefühle, die ich im Alltag hatte, nur eine Illusion waren. Sie existierten niemals wirklich, sondern waren nur ein Trugbild, ein Hologramm, das durch verklumpte Energie erzeugt beziehungsweise vorgetäuscht wurde.

Durch jahrelanges Tai-Chi-Training hatte ich gelernt, Energien wahrzunehmen. Und im Zustand dieser erweiterten Wahrnehmung wurde mir deutlich, dass das Ich nur still stehende, blockierte Energie war, die erst im Ich-losen Zustand wieder normal, gemäß der göttlichen Ordnung fließen konnte.

Was die Energie im Alltag blockiert

In unserem Alltag sind wir sehr stark im Verstand, das heißt, wir denken und wägen ab. Oft machen wir uns Sorgen, handeln aus Angst statt aus Liebe und kämpfen verbissen für etwas, das uns am Herzen liegt. Wir tun oft Dinge, die uns nicht guttun, die gegen unsere Natur sind, und gönnen uns selten genug Zeit für Meditation, Kontemplation oder einen schönen Waldspaziergang. Mit steigendem Stress sinkt unsere Frequenz. Je mehr wir an etwas festhalten, desto mehr hindern wir unsere Energie am Fließen.

Wir stehen uns selbst im Weg, ohne es zu merken. Wenn wir aber aus diesem Trott aussteigen oder uns zumindest zwischendurch Phasen der Ruhe gestatten, dann laden wir das wahre Leben und die Erkenntnis ein. Dann kommt das Alltags-Ich, von dem wir glauben, es zu sein, zur Ruhe. Dann erstirbt die Illusion, die uns so viel Kummer bereitet hat, und an ihre Stelle tritt reine Wahrnehmung.

Reine Wahrnehmung

Als ich im Ich-losen Zustand war, gab es mich nicht mehr. Viele Menschen, die schon einmal Erwachensmomente hatten, berichten davon, dass das Ich sich auflöst. So war es auch bei mir. Das Ich verschwand. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich plötzlich jemand anderer gewesen wäre. Ich hatte in dem Moment nicht den Eindruck, Gott oder mein Höheres Selbst oder sonst irgendjemand gewesen zu sein. Ich war überhaupt nicht mehr. Ich nahm das „Alles, was ist“, das ich gerne „Gott“ nenne, wahr. Alles war Energie. Alles floss mühelos ineinander. Die göttliche Ordnung war vollkommen, und die Dinge ereigneten sich so, wie sie sollten und wie sie optimal waren.

Während ich im Ich-losen Zustand war, war ein starkes Gefühl von Geliebt-sein und Nach-Hause-kommen zu spüren. Grenzenlose Geborgenheit wurde wahrgenommen. Diesen Satz schreibe ich bewusst im Passiv, denn die Wahrnehmung geschah, ohne dass es jemanden gab, der wahrnahm. Du wirst das in dem Moment verstehen, in dem Du es selbst erlebst. Vielleicht hast Du es auch schon erlebt?

Das Ich ist ein Filter

In diesem Zustand konnte ich weder aktiv denken, noch handeln. Ich wollte es auch gar nicht, denn ich hatte keine Wünsche, während ich aufgelöst im All-Einen war. Erkenntnisse geschahen mit glasklarer Gewissheit: Die erste Erkenntnis war, dass unser Ich ein Filter ist. Im Alltag, wenn das Ich aktiv ist, wirkt es wie eine nicht geputzte Brille, die unsere Sicht auf alles um uns herum verändert oder sogar bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.

Im Alltag glauben wir, so viele Dinge über uns, unsere Mitmenschen oder das Leben allgemein zu wissen. Und als die Illusion verschwand, verschwand auch der Filter. Die Brille war plötzlich sauber, und ich war fasziniert und voller Ehrfurcht, als mir gezeigt wurde, wie viel besser, gutherziger und liebenswerter die Menschen doch in Wirklichkeit sind. Kurz gefasst könnte man sagen, dass durch den Filter des Alltags-Ichs alles und jeder negativer erscheint, als er oder sie in Wirklichkeit ist. Im Ich-losen Zustand bemerkte ich an den Menschen, die vorbeikamen, eine grenzenlose Liebe und Güte, die aus ihrem Inneren heraus strahlten. Es war mir unmöglich, etwas anderes als Liebe und Akzeptanz für diese Menschen zu empfinden.

Im Alltag hätte ich vielleicht die Gestik und Mimik der Leute gesehen und mir Urteile darüber gebildet. Ich hätte mir die eine oder andere Meinung über die Menschen gebildet und auf Grundlage dessen die einen gemocht und die anderen nicht. Im Ich-losen Zustand aber gab es keine Trugschlüsse, Illusionen oder Meinungen mehr. Alles zeigte sich so, wie es wirklich war: göttlich, heilig und voller grenzenloser Liebe.

Das Glück fließt uns mühelos zu

Die zweite Erkenntnis war, dass alles von selbst in Harmonie fließt und geschieht, sobald wir aufhören, uns selbst im Weg zu stehen. Sobald wir loslassen und nicht mehr angespannt um ein bestimmtes Resultat ringen, entspannt sich die Energie, und dann fließt sie wieder frei. Dann fließen uns die Dinge, die gut für uns und unseren Seelenplan sind, einfach und gewiss zu. Im Ich-losen Zustand wusste ich automatisch, was in welcher Situation zu tun war und welche Handlungen meinerseits welche Resultate hervorbringen würden. Ruhe und Frieden waren allgegenwärtig, und es gab trotz äußerlich unsicherer Umstände (Pandemie-Lockdown) keine Existenzangst mehr.

Da war nur das tiefe Wissen, dass ich nicht mehr kämpfen musste, sondern mich in Gottes Arme fallen lassen konnte. Da war die Gewissheit, dass alles gut werden würde. Die Dinge flossen mir in dem Moment mühelos zu. Verstrickungen, die mich seit Jahren gequält hatten, lösten sich ganz oder teilweise auf, die Energie kam wieder in Fluss. Die Blockaden, die erstarrte Energie in meinem Leben, nahm wieder Bewegung auf und floss in das grenzenlose all-eine Energiefeld hinein.

Es gab in diesen Tagen viele Synchronizitäten. Jobangebote, Ideen und Chancen kamen. Gebete, die ich zuvor gesprochen hatte, wurden auf spektakuläre Weise erhört. Einmal mehr spürte ich mit felsenfester Gewissheit, was mein Seelenplan war, und es kamen viele Ideen, wie dieser fortan verwirklicht werden könnte. Nach der Rückkehr aus dem Ich-losen Zustand, diesem kurzen Moment des Erwachens mit all seinen erstaunlichen Geschenken und Einsichten, habe ich mir vorgenommen, das Erkannte im Alltag zu beherzigen.

Nicht tun, sondern geschehen lassen.

Durch weiteres Tai-Chi-Training kam ich einige Zeit später wieder in einen ähnlichen Zustand. Ich sage nicht, dass Tai Chi der einzige Weg ist, mit dem wir den Ich-losen Zustand erreichen können. Wem es liegt, für den ist es super. Es gibt aber auch viele, viele andere Wege, die Dich zu solchen Erwachensmomenten führen können.

Vielleicht bist Du jemand, der gerne meditiert, Yoga oder Qi Gong macht, oder Du findest Deinen Flow beim Singen, Tanzen oder Malen. Manchmal genügt auch schon eine Begegnung mit besonderen Menschen oder Situationen. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade nach meinen größten und schmerzhaftesten Lebenskrisen die größten Gotteserfahrungen und spirituellen Einsichten kamen. Das muss aber nicht so sein. Ich denke, es gibt auch einen einfacheren Weg. Wir wählen selbst, welchen Weg wir gehen.

Wollen wir uns selbst im Weg stehen und uns jeden Fortschritt hart erkämpfen oder gehen wir beiseite und lassen unserem göttlichen Seelenplan freien Lauf. Nicht tun, sondern geschehen lassen. Das ist der Schlüssel. Im Ich-losen Zustand handelte ich nicht, sondern Handlung geschah und ich war zufällig diejenige, durch die Handlungen geschahen. Ich war neutrale Beobachterin meines eigenen Lebens.

Die Dinge geschahen, und ich versuchte nicht mehr, sie in die eine oder andere Richtung zu lenken. Ich ließ all meine Werturteile los und hörte auf, die göttliche Energie in meinem Leben am Fließen zu hindern. Dadurch geschahen automatisch Situationen und Chancen, die förderlich für mich waren.

Perspektiven und Neutralität

Kommen wir nun zu einer weiteren Erkenntnis, dir mir im Ich-losen Zustand zuteilwurde. Es war eine Überwindung der Dualität des Denkens. Nein, ich war nicht allwissend. Ich hatte auch nicht Zugriff auf das Gesamtwissen der Welt oder sämtliche Zusammenhänge des Universums.

Ich bekam nur absolute Einsicht und Erkenntnisse über einige Ausschnitte der Realität geschenkt. Vielleicht hätte ich auch über andere Bereiche der Realität Einsichten und Wissen bekommen, wenn ich darum gebeten hätte. Aber ich bat um nichts, tat nichts und dachte nichts, denn ich existierte während des Ich-losen Zustands nicht und hatte demzufolge auch keinerlei Wünsche oder Bedürfnisse.

Die letzte faszinierende Einsicht, die ich erhielt, war diese: In Bezug auf verschiedene Themen sind jeweils sowohl eine Meinung als auch die jeweilige Gegenmeinung wahr. Besonders deutlich wurde mir dies, als ich verschiedene Menschen, die über ein Thema im Streit lagen, ihre jeweilige Meinung sagen hörte. Während die Leute sprachen, konnte ich mit der erweiterten Wahrnehmung erkennen, dass beide Meinungen gleichermaßen wahr und richtig waren.

Keine war besser oder schlechter als die andere. Diese gleichzeitige Wahrnehmung gegensätzlicher Perspektiven setzte sich im Alltag fort, wo ich auch hinkam, sei es am Arbeitsplatz, sei es im Bus oder im Supermarkt. Für alles, was jemand sagte, fühlte ich, dass gleichzeitig auch das jeweilige Gegenteil wahr und richtig war. Über alledem lag eine umfassende, friedliche und in sich ruhende Neutralität.

Diese Erfahrung der gleichzeitigen Richtigkeit von Meinung und Gegenmeinung regte mich zum Weiterdenken an. Wir Menschen haben verschiedene Meinungen und Ansichten, abhängig von unseren Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen. Wenn sie alle gleichzeitig wahr und richtig sind und keine einer anderen überlegen oder unterlegen ist, dann macht es keinen Sinn mehr, zu werten oder zu urteilen. Ich darf meine eigene Meinung haben und danach handeln und leben, aber ich verurteile nun nicht mehr die Meinungen und Handlungen anderer, auch wenn sie meiner eigenen völlig entgegengesetzt sein sollten. Das ist nicht einfach, aber es fühlt sich richtig an und schenkt mir ein Gefühl von innerem Frieden.

Eine Übung für Dich – Wie fühlt sich Erwachen an

Wenn Du mehr inneren Frieden und Gelassenheit in Deinem Alltag spüren möchtest, magst Du vielleicht folgende kleine Übung ausprobieren. Suche Dir einen Tag in der Woche aus, an dem Du versuchst, nicht mehr zu urteilen.
Das kannst Du so erreichen: Wann immer Du etwas denkst, frage Dich: „Welche Gründe sprechen für das Gegenteil von dem, was ich denke?“
Wann immer Du Dich über etwas ärgerst, frage Dich: „Was ist an der Person oder Situation positiv?“

Probiere gerne auch hin und wieder diese effektive Frage aus: „Wenn ich genau wüsste, dass mein jetziger Gedanke über xxx nicht wahr ist, wie würde ich mich dann fühlen und was würde ich dann tun?“ Und dann sei mutig und verhalte Dich entsprechend. Sprenge die Fesseln Deiner durch das Alltags-Ich eingeschränkten oder eingetrübten Perspektive. Durch regelmäßiges Üben kannst Du das eine oder andere Aha-Erlebnis haben, dem Ich-losen Zustand näherkommen und zumindest immer öfter Erleichterung erleben.

So stellt sich in Deinem Leben immer mehr ein innerer Frieden ein, der Dich auf Schritt und Tritt begleitet. Du urteilst nicht mehr. Du regst Dich seltener auf. Du setzt Dich immer noch effizient für Deine Ziele ein, aber gerätst nicht mehr in Rage, wenn mal das Gegenteil von dem eintritt, was Du Dir gewünscht hast.
Ich wünsche Dir ganz viel Freude beim Ausprobieren der Übung und spannende Einsichten. ????

28.10.2020
Liebe Grüße von
Varia Antares
Germanistin, Dozentin, Autorin


2020-Varia-antaresVaria Antares
Die Germanistin, Dozentin und Autorin schreibt über Spiritualität und deren Umsetzung im Alltag. Sie möchte Mut machen, Menschen motivieren und begeistern.

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