Zur Lichtung Gottes werden

Zur Lichtung Gottes werden

Die 1956 geborene evangelische Theologin, Germanistin und Vermittlerin christlicher Mystik, Marion Küstenmacher, ist mit dem Theologen und Weltbestseller-Autor Tiki Küstenmacher glücklich verheiratet, Mutter von 3 erwachsenen Kindern. Sie selbst hat diverse Bücher publiziert, die alle von erlesener Sprachschönheit geprägt sind. Der amerikanische Franziskanermönch Richard Rohr (1943 -) hat ihr einen tiefen Einblick in das „ENNEAGRAMM“ und das Mysterium der Kontemplation ermöglicht, zudem hat ihr der amerikanische Trappistenmönch Thomas Keating (1923 – 2018) sein Wissen um das Gebet der Sammlung („Centering Prayer“) vermittelt.

Marion Küstenmacher, Coach für spirituelle Persönlichkeitsentwicklung im Lichte einer integralen Theologie, schreibt:

“Jede Seele hat ein natürliches Maß für die vorhandene Tiefe in allem Wirklichen. Und was die Seele in der Kontemplation leisten kann, ist ein Aufdecken dieser Tiefe. Sie führt mich zu mir selbst, gehört aber gleichwohl zu etwas unendlich viel Größerem, als ich selbst bin…

„Ist es nicht erstaunlich, dass Jesus das ungeheure Wort vom Licht zugleich über sich selbst sagt und über uns? Das ist eine Sensation bis heute. Man kann über uns Menschen nicht höher denken, als Jesus es getan hat. Er kommt uns nicht mit dogmatischen oder kulturellen Abgrenzungen, sondern mit der Feststellung, dass wir genauso voller Licht und Würde sind wie er, dass wir ihm darin vollständig gleichen. Man könnte sagen, dass sich aus der Sicht Jesu unsere Seele und seine Seele gleichen wie Zwillinge. Dafür steht der Jünger Thomas. Thomas ist ein aramäischer Name und bedeutet auf Deutsch ‚Zwilling‘. Thomas ist also keineswegs nur der Zweifler, sondern ein Mensch, der sich als Zwillingsseele Jesu begreifen lernt, von gleicher geschwisterlicher Vornehmheit, von gleicher Abstammung aus dem Licht. ‚ICH BIN DAS LICHT DER WELT – IHR SEID DAS LICHT DER WELT!‘ Schließen Sie einmal die Augen und stellen Sie sich vor, dass Sie selbst eine helle Lichtung sind, ganz durchlässig für das Licht Gottes. Lassen Sie einfach zu, dass durch Sie hindurch das Licht leuchtet. Mehr braucht es nicht. Je öfter Sie das praktizieren, desto mehr erfahren Sie sich als durchlässig und durchscheinend. Sie sehen von sich ab und lassen den Geist Gottes ungehindert durch sich hindurchströmen und in die Welt hineinleuchten. Das klingt schwerer, als es ist. In gewisser Weise ist es sogar kinderleicht. Jesus selbst hat ja auch gemeint, dass wir, die ‚KINDER DES LICHTS‘, einfach zu ihm, der Gotteslichtung, kommen dürfen wie die Kinder…“

Menschen mit mystischer Erfahrung, wie Marion Küstenmacher, erforschen das Leid, seine Ursachen und Wirkungen auf ihre Seele sorgfältig und bewusst.

So wird für sie das Leid zu einem Lehrmeister und Wegweiser für Transformation… Das große Leiden leidet daran, dass Liebe und Frieden noch nicht als Einheit für alle gelebt werden. Es ist ein Weg des Mitfühlens und Mitleidens, bei dem das verborgene Ganze erscheint und die Grenzen zwischen allen Leidenden aufhebt.

„Aus integraler Sicht existieren alle Zeitebenen gleichzeitig, auch wenn sie unterschiedlich bewusst und evolutionär gestaffelt, also zunehmend komplex sind. Es ist keine reine Pyramide mehr, sondern eine schwingende Spirale unterschiedlicher Zeitspiegelungen in allen Richtungen. Wem es gelingt, all diese Zeitkonzepte in sich zu integrieren, gelangt nach Jean Gebser zur aperspektivischen Zeitfreiheit. Er ist keinem Zeitregime mehr unterworfen und frei, sich elegant zwischen ihnen hin- und herzubewegen. So erlebt man die Gegenwart durch die verschieden wirkenden Zeitqualitäten intensiver und bleibt zugleich auf der Höhe heutiger Zeitbewusstheit“.

Der legendäre Jesuitenpater und ZEN-Meister Hugo Makibi Enomiya-Lassalle (1898 – 1990) hatte das gesamte Werk von Jean Gebser (1905 – 1973) sehr genau studiert.

Immer wieder betonte er in seinen Unterweisungen die Integration der raum-zeitbedingten, phänomenalen und der raum-zeitfreien, transzendenten Welt als eine voneinander untrennbare Erfahrung der Wirklichkeit. Das zu einseitige Bemühen um das Jenseits betrachtete der weise und erfahrene Meister als gefahrenvolle Täuschung und Trennung. Es ging ihm nicht um den Wechsel von Positionen: hier und drüben, vorher und nachher, gut und böse, Christ und/oder Buddhist, sondern um die ganzheitliche Erfahrung des Lebens in Fülle (siehe Johannes 10,10) im Hier und Jetzt, in jedem einzigartigen Augenblick.

Und auch Marion Küstenmacher gibt ein authentisches Zeugnis lebendiger Spiritualität, die zur wesentlichen Bereicherung des Lebens beiträgt.

17.11.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de

Über Roland R. Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

Kardiosophie
Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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