Was macht uns würdevoll?
Würde ist weit mehr als nur ein abstrakter Begriff oder ein bloßes Ideal; sie beschreibt eine tiefe, innere Haltung, die unser gesamtes Denken, Fühlen und Handeln prägt. Sie ist Ausdruck dessen, was es bedeutet, zutiefst menschlich zu sein – mit Respekt, Mitgefühl und Bewusstheit dem Leben und anderen Wesen zu begegnen. Doch was genau macht uns eigentlich würdevoll, und warum ist es heute wichtiger denn je, sich mit diesem Thema intensiv auseinanderzusetzen?
Selbstachtung und Selbstwertgefühl
Die Grundlage der Würde liegt in der Achtung vor uns selbst. Wenn wir unsere eigenen Werte kennen und nach ihnen leben, entsteht eine tiefe innere Kraft. Respektvoll zu sein bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich nicht von äußeren Urteilen abhängig zu machen. Menschen, die sich selbst achten, strahlen diese Würde nach außen und inspirieren dadurch andere.
Achtung und Respekt im Umgang miteinander
Würde zeigt sich besonders im zwischenmenschlichen Umgang. Respekt, Empathie und die Fähigkeit zuzuhören sind Ausdruck einer würdevollen Haltung. Gerade in Konflikten oder schwierigen Situationen zeigt sich, ob jemand wirklich Würde besitzt: wenn er trotz Meinungsverschiedenheiten respektvoll bleibt und andere nicht herabsetzt.
Authentizität und Verletzlichkeit
Ein würdevoller Mensch lebt authentisch. Er steht zu seinen Stärken und Schwächen gleichermaßen, ohne Masken zu tragen. Authentizität bedeutet auch, Verletzlichkeit zuzulassen und Fehler einzugestehen. Denn gerade in der Akzeptanz unserer Unvollkommenheiten liegt wahre Stärke und damit Würde.
Achtung im Umgang mit der Umwelt
Würde ist nicht nur auf Menschen beschränkt. Sie zeigt sich ebenso darin, wie wir mit Tieren, der Umwelt und dem gesamten Leben umgehen. Ein würdevoller Umgang bedeutet, Verantwortung für unser Handeln und dessen Konsequenzen zu übernehmen, achtsam zu leben und sich als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen.
Würdig sein und Spiritualität
Zwischen Würde und Spiritualität besteht eine tiefe und grundlegende Verbindung, die uns näher an das Wesen unseres Seins heranführt. Spiritualität eröffnet uns Wege, tiefergehende Werte und Sinnzusammenhänge unseres Lebens zu erkennen und zu begreifen. Sie erinnert uns daran, dass wir Teil eines universellen Bewusstseins sind, das alles Leben verbindet und umfasst. Menschen, die spirituell leben, entwickeln oft eine innere Haltung der Achtung und Ehrfurcht vor der Existenz an sich, wodurch ihnen ein respektvoller Umgang mit sich selbst und anderen leichter fällt. Denn spirituelle Praxis und Reflexion lehren uns, Mitgefühl, Dankbarkeit und Achtsamkeit gegenüber allem zu kultivieren. Sie zeigen uns auf, dass Würde nicht allein durch äußere Umstände bedingt ist, sondern vor allem aus einem inneren Bewusstsein und einer Haltung der Verbundenheit mit dem Ganzen erwächst. Auf diese Weise kann Spiritualität entscheidend dazu beitragen, die Bedeutung und Präsenz von Würde in unserem Alltag zu stärken und zu bewahren.
Warum verliert Würde in der Politik an Bedeutung?
Gerade in der heutigen Politik scheint Würde häufig keine Rolle mehr zu spielen. Machtkämpfe, persönlicher Ehrgeiz und kurzfristige Interessen dominieren das politische Geschehen und verdrängen Werte wie Respekt und moralische Integrität zunehmend in den Hintergrund. Anstelle von Würde treten Taktik und Berechnung, und politische Debatten verkommen oft zu medienwirksamen Inszenierungen. Die Bereitschaft, politische Gegner als Menschen wahrzunehmen und sie trotz inhaltlicher Differenzen mit Respekt zu behandeln, wird dabei immer seltener. Politiker, die sich für einen würdigen Umgang einsetzen, werden oft als realitätsfern, idealistisch oder sogar schwach verspottet, obwohl es gerade diese Haltung wäre, die politische Führungspersönlichkeiten wirklich auszeichnen und nachhaltig Vertrauen schaffen könnte. Der Verlust der Achtung in der Politik resultiert zudem aus einem System, das kurzfristigen Erfolg über langfristige ethische Verantwortung stellt und in dem parteipolitische Strategien oft über dem Allgemeinwohl stehen.
Warum halten manche Menschen von Würde nichts?
Die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber Würde lässt sich durch gesellschaftliche Entwicklungen und tiefgreifende Veränderungen in unserem Wertesystem erklären. In unserer heutigen Welt dominieren oft Erfolg, Macht und materieller Wohlstand. Diese Faktoren werden vielfach als wichtigste Maßstäbe für persönlichen Wert und gesellschaftliche Anerkennung angesehen. Werte wie Mitgefühl, Respekt und Integrität scheinen in diesem Kontext zweitrangig geworden zu sein, da sie sich nicht unmittelbar in messbaren Erfolgen niederschlagen. Insbesondere in einer Gesellschaft, die durch sozialen Wettbewerb, äußere Anerkennung und oberflächlichen Ruhm geprägt ist, wirken Werte der Achtung zunehmend antiquiert oder sogar unpraktisch. Viele Menschen empfinden Respekt heute als Luxus, den sie sich nicht leisten können oder wollen, da sie befürchten, dass eine konsequente Orientierung an inneren Werten ihre Wettbewerbsfähigkeit, ihren Einfluss oder ihre Aufstiegschancen behindern könnte. So verzichten sie bewusst auf Würde und opfern langfristige innere Zufriedenheit für kurzfristigen Erfolg.
Die Rückkehr zur Achtung
Um Achtung wieder ihren angemessenen Platz in unserem Leben und in der Gesellschaft zu geben, braucht es eine bewusste und tiefgehende Entscheidung jedes Einzelnen. Diese Entscheidung erfordert Mut, denn sie bedeutet oft, gegen bestehende gesellschaftliche Trends und Normen aufzubegehren. Indem wir bewusst Werte wie Empathie, Authentizität, Verantwortung und Respekt ins Zentrum unseres Denkens und Handelns rücken, setzen wir starke und sichtbare Zeichen für eine neue Wertschätzung der Würde. Es bedeutet, alltäglich bewusste Entscheidungen zu treffen, die nicht immer bequem sind, aber langfristig Zufriedenheit und inneren Frieden schaffen. Achtung ist somit keine statische Eigenschaft, sondern eine dynamische, stets erneuerte Haltung, die von uns selbst immer wieder aktiv gepflegt und verteidigt werden muss. Nur durch beständiges Vorleben dieser Haltung können wir langfristig gesellschaftliche Veränderungen bewirken und die Bedeutung der Würde nachhaltig stärken.
03.01.2019
Uwe Taschow
Uwe Taschow
Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.
“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
Albert Einstein
Liebe Susanne, vielen Dank für den wunderbaren Text, den du zur Würde geschrieben hast. Ich konnte zum ersten Mal verstehen, wie Würde gemeint ist. Danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst.
liebe susanne,
danke für deine in worte gefassten gedanken! ….sie haben mir antworten und ansätze gegeben 🙂
Dear Susanne
Du sprichst hier grosse Fragen der conditio humana an. Würde hat etwas damit zu tun, dass man sich achtet, weil man sich dem Selbst verpflichtet fühlt, so dass das Handeln mit dem Selbstverständnis deckungsgleich ist. Man ist mit sich im Einklang, ist m.a.W. authentisch und äfft nicht den Mainstream nach. Das ist relaxing, weil man mit sich nicht im Clinch ist. Übrigens, auf Jddisch nennt man eine solche Person ‹a Mentsh›.