Geist als Schöpfungsakt – Das Primat des Geistes
Involution – Oftmals sprechen wir von Evolution als dem tragenden Prinzip der kosmischen Entwicklung. Evolution bezeichnet die Ausdehnung von einem verdichteten Punkt aus: evolvere (latein.) – herausrollen. Sie ist der Prozess, durch den sich der schöpferische Plan „entrollt“.
Betrachten wir die kontinuierliche Expansion des Universums ist diese Betrachtung durchaus von Wahrheit. Jedoch lassen wir dabei einen wesentlichen Ausgangspunkt außer Acht, der noch vor der Verdichtung liegt, aus der sich alles zu entfalten scheint: den Ausgangspunkt des Vorgeburtlichen; dessen, was ist, noch vor der Substanz.
Alles im Kosmos bewegt sich in einer Dynamik aus Komprimierung und Ausdehnung, Verkörperung und Transzendierung, Materie und Geist. Der Geist ist nun jenes Urprinzip, von dem ich sprechen will, denn er ist jenes Prinzip, das ist, noch vor der Evolution. Bevor es zu einer evolutionären Bewegung kommen kann, geschieht zunächst eine Verdichtung, eine Komprimierung von geistiger Kraft in materielle, physische Substanz, welche zunächst sehr feinstofflich, im Laufe der Manifestation dabei immer grobstofflicher wird, bis sie uns als greifbarer Körper und reale materielle Größe erscheint.
Dieser Prozess der Formwerdung, bevor das Formgewordene den Prozess der Ausdehnung antritt, ist die Involution: geistige Kraft bringt sich in Form, nimmt Gestalt an. Dies ist der Weg, auf dem Sterne geboren werden, wenn der stellare Körper aus einer nicht zu fassenden Gas- und Staubwolke ersteht – aus purer Energie. Dies ist der Prozess, durch den alles geboren wird, das uns nun als sichtbare Wirklichkeit erscheint.
Geist als Schöpfungsakt
Formwerdung ist ein Akt purer schöpferischer Energie. Der ganze Kosmos ist ewige, gegenwärtige Schöpfung: der Prozess aus Geburt, Wachstum und Tod, das heißt, neuerlicher Transformation, steht niemals still, kennt keinen Anfang und kein Ende. Er ist stetige, unerschöpfliche Erneuerung. Es mag wohl einen Punkt geben, an dem alles begann, denn auch die Urquelle kennt einen Ursprung, doch liegt dieser Punkt außerhalb unseres Bewusstseins und vollkommen außerhalb der Zeit.
Wir wissen, dass wir selbst nichts anderes sind als verdichteter Sternenstaub, verkörperte universelle Energie. Das Urlicht der ersten Atomkerne, die am Anfang jeder Formwerdung stehen, lebt auch in uns, strahlt uns aus dem Licht der Sonne entgegen.
Energie kann nur Gestalt annehmen durch eine vorgeburtliche, bewusste, formgebende Kraft, die wirkt, um aus dieser Energie etwas zu erschaffen. Ohne den Geist als schöpferisches Urprinzip stünde das Universum still, es gäbe keine Bewegung, kein sichtbares Seiendes. Im Prinzip der Evolution, welches wir vorrangig als schöpferische Bewegung in uns verankert haben, verschieben sich diese Größen jedoch, da die Verdichtung, das bereits Formgewordene, als Ausgangspunkt der Entfaltung angenommen wird. Allein vom evolutionären Prinzip auszugehen, setzt unmittelbar die Materie an den Anfang. Dies ist jedoch unvollständig, denn Evolution kann nicht sein ohne Involution und Involution kann nicht sein ohne die geistige Kraft, die sich eine Form gibt, um sie dann, nach einer Lebenszeit, wieder loszulassen, um erneut Energie zu werden, die als freie Energie der Neuschöpfung zur Verfügung steht, welche erwächst aus einem erneuerten geistigen Impuls. Alle Schöpfung ist geistig, der universelle Geist ist die Urinstanz des Schöpfungsaktes.
Im Rhythmus des Geistes leben
In der gegenwärtigen Zeit leben wir Menschen meist abgetrennt von dieser geistigen Wahrheit, die uns mit der All-Einheit alles Seienden verbindet und sich uns in immer wiederkehrenden, sich vom Kleinsten bis ins Größte zeigenden, Mustern heiliger Geometrie und Schöpfungsprinzipien zeigt.
Wir befinden uns auf der Erde gerade in einem Zustand nahezu der größten materiellen Verdichtung, der höchsten Intensität komprimierter geistiger Kraft. Deshalb erscheint uns die materielle irdische und physische Welt oft wie ein Stillstand, wir wähnen und verhaftet in einem Verhängnis materieller Unbeweglichkeit. Diese Annahme hat uns an den Punkt gebracht, in unserem Denken und Handeln beinahe ausschließlich von verdichteter Form auszugehen – wir verlernten, die geistige und feinstoffliche, energetische Dimension des Seienden einzubeziehen. Es ist diese Vergessenheit, durch die wir diesen Planeten zu einem Ort kämpfender physischer Kräfte machten, anstelle ihn und uns selbst zu sehen als das, was wir sind: pure geistige Schöpfungsenergie.
Doch es gibt einen Weg der Erinnerung. Die höchste Stufe der Verdichtung ist erreicht, die Involution ist vollzogen. Nun erst beginnt der Prozess der Evolution für uns Menschen auf der Erde. Wir haben unsere Seele in den Körper hinein komprimiert, sie beinahe von ihm absorbieren lassen, nun stehen wir am Ende dieser Sackgasse. Nun kehren wir um, richten uns aus in die Ausdehnung hinein in das geistige Feld, unsere Heimat. Wir erreichen den Punkt, da wir erkennen, dass es darum geht, wieder im Rhythmus des Geistes zu leben. Im Bewusstsein ewiger Schöpfung, anstelle der Unbewusstheit erschöpfender Konkurrenz. Geistige Kraft ist keine begrenzte Ressource – verbinden wir uns mit ihr, vermögen wir die Fülle zu wecken, die allem innewohnt, denn alles, auch das Verdichtetste, ist pure geistige Energie. Im Rhythmus des Geistes zu leben bedeutet, im Prozess stetiger Neuschöpfung und Transformation verortet zu sein.
Die Einheit von Geist, Körper und Seele oder: Geistigkeit als Weltenheilung
Die Kraft des Geistes ist kein abstraktes Prinzip, sie ist ganz konkret, in jeder Faser unseres irdisch-menschlichen Seins wirkend. Dies wird uns deutlich, sobald wir uns aus einer starren inneren Haltung lösen und zulassen, eine weitere Perspektive einzubeziehen. Scheinbar unlösbare Lebenssituationen lösen sich hinein in ein erhabeneres Begreifen, durch das wir die Haltung der Ohnmacht verlassen.
Genau dies ist auch das, was gebraucht ist, um diese Welt in eine Heilung zu überführen. Das Mangelsystem des Kampfes um scheinbar rein materielle Ressourcen ist auf der Ebene der Bewusstseinseinheit von Geist, Körper und Seele nicht existent, denn sie alle sind bloß unterschiedliche Ausformungen der einen, urgeistigen Schöpfungsenergie. Trennung besteht nur für unsere physischen Augen, nicht jedoch in der Wirklichkeit der feinstofflichen Natur alles Seienden, in der alles von derselben „Substanz“ ist. Alles folgt dem Prinzip des geistigen Flusses. Verbunden mit dem geistigen Bewusstsein vermögen wir wieder mit unserem tieferen wie höheren Selbst zu kommunizieren, wir erfahren, dass jeder Ort und jedes Wesen, jede Regung dieses Planeten uns etwas zu sagen hat. Im geistigen Feld erfahren wir eine große, übergeordnete Einvernehmlichkeit, aus der heraus wir ganz konkret zu entscheiden vermögen, was zu tun in einer bestimmten Situation ansteht. Alles geschieht im Sinne der Schöpfung, nicht im Unsinn gewaltsamer Zerstörung.
Unsere Ohnmacht ob der vielgestaltigen Krisen unserer Zeit endet, wenn wir uns zurückbesinnen auf die Einheit der geistigen Kraft, die uns alle durchdringt. Im Beziehungsnetz der Blume des Lebens hat alles seinen Platz, seine Berechtigung, seine heilige und unabdingbare Aufgabe. Wir dürfen zurückkehren in dieses Sein, das uns hält, selbst wenn wir es vergessen. Wir dürfen zurückkehren in die Freude an der evolutiven Entfaltung dessen, was nach all der Zeit der Verdichtung nun bereit ist, zu erblühen, erweitert in das endlose Bewusstseinsfeld des kosmischen Geistes.
01.04.2023
Nora Philine Hansing
www.revolutionderseele.de
Über die Autorin
Nora Philine Hansing, geboren 2001 in Heidelberg, hat ihre spirituelle Wahrnehmung und Praxis stets mit ihrer Ausrichtung verbunden, durch Öffnung des individuellen wie kollektiven Bewusstseins ein neues Gleichgewicht von Erde, Natur, Geist und Mensch zu erwirken. Ihre eigene spirituelle Erfahrung und Verbindung mit der inneren Wahrheit ist dabei ihre größte Schöpferquelle von Verstehen und Wirken. Sehr prägend waren und sind dabei intensive persönliche Natur– und Meditationserfahrungen.
>>> zum Autorenprofil
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