Concepcion Picciotto – Der Friedensengel von Washington
Concepcion Picciotto – (1936 – 2016)
Unsere Welt befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Überall große Konfliktherde, derzeit 28 bewaffnete Kriege, soziale Unruhen, Hungersnöte, Hunderte von Millionen Menschen dauerhaft erkrankt. Viele Protest- und Friedensaktionen werden kaum noch nachhaltig wahrgenommen.
Die längste Rund-um-die-Uhr-Friedensmahnwache in der Geschichte der USA war im Januar 2016 beendet. Und Washington hatte ein Wahrzeichen weniger: Concepcion Picciotto starb 10 Tage nach ihrem 80. Geburtstag am 25. Januar 2016 nach einem Sturz im Obdachlosenheim.
Von 1981 – 35 Jahre lang – saß die kleine Frau mit dem wettergegerbten Gesicht Tag für Tag vor dem Weißen Haus und demonstrierte vor der Haustür der US-Präsidenten Carter, Reagan, Bush, Clinton, Bush II und Obama stumm für den Weltfrieden und die Abschaffung aller Atomwaffen.
Die am 15. Januar 1936 in Vigo/Spanien geborene Concepcion Picciotto gehört zu den Frauen in der Welt, die den Friedens-Nobelpreis verdient hätten.
Ein leuchtender Engel im Dschungel der Weltmachtzentrale Washington/USA.
Jedes Mal, wenn ich in die amerikanische Hauptstadt kam, fuhr ich mit der Blue Line der Metro bis zur Station Farragut West und lief auf der Pennsylvania Avenue zum Lafayatte Park, der auf der Rückseite des Weißen Hauses gelegen ist. Unmittelbar auf der Straße und mit direkter Blickrichtung auf den Amtssitz des amerikanischen Präsidenten lebte auf nur 2 Quadratmetern Fläche seit dem 1. August 1981 die ehemalige UNO-Angestellte.
Der Einsatz für den Frieden und der dauerhafte Protest gegen Atomkraft der gesprächsfreudigen Spanierin waren beispiellos und verlangten von jedem Besucher tiefsten Respekt. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes ein Weltstar, der im tumultartigen Chaos zerstörerischer Kräfte einen Hoffnungsschimmer bildete.
Etlichen Amerikanern war Concepcion Picciotto ein Dorn im Auge.
Für die ehemalige First Lady Nancy Reagan (1921 – 2016) war die Dauerdemonstrantin mit ihren Transparenten ein Schandfleck. Der damalige Innenminister betrachtete die Friedenskämpferin als Sicherheitsrisiko und verbot jegliche Demonstration auf dem Gehweg vor der Arbeits- und Schlafstätte des Präsidenten. Daraufhin siedelte Concepcion Picciotto zur anderen Straßenseite, an den Rand des Lafayette-Parks, wo sie die Rückseite des Weißen Hauses ständig im Blickfeld hat. Dort wird sie oft von patriotischen Amerikanern wie auch von Touristen angepöbelt.
Während des lange zurückliegenden Golfkrieges wurde sie von Mitgliedern der Marines, der Elite-Soldatentruppe, zusammengeschlagen. Ein in der Nähe stehender Polizist drehte sich um und sah weg. Seit dieser Zeit trug sie einen Schutzhelm und darüber eine schwarze Perücke.
Die Administration des Weißen Hauses bemühte sich seit Jahren, mit Verordnungen die tapfere Spanierin zu vertreiben. Niemand darf sich in der Nähe des Präsidentensitzes schlafen legen. Wenn sich ein Demonstrant weiter als einen Meter von seinen Besitztümern – einschließlich der Protestschilder – entfernt, dürfen sie von den sprungbereiten Polizisten beschlagnahmt werden.
„Wenn die im Weißen Haus vernünftig werden, kann ich in die Gesellschaft zurückkehren“, sagte die Friedenswächterin. Hilary Clinton habe schon einige Male kräftigende Sandwiches vorbeibringen lassen, aber zum Clinton-Fan ist Concepcion Picciotto deshalb nie geworden. „Der war etwas besser als die anderen, aber für den Frieden hat er nicht genug getan.“
Der Washingtoner Friedensengel hatte sich das Schlafen abgewöhnt;
irgendwann in der Nacht hockte sie auf einem kleinen Karton und döste vor sich hin. Mehr als 3 Stunden Ruhe kamen aber nur in ganz wenigen Nächten zusammen. Im Winter, wenn die Quecksilbersäule oft auf mehr als minus 20 Grad fiel, machte sie die Augen immer nur für einige Minuten zu – aus Angst vor dem Erfrieren.
Passanten drückten ihr gelegentlich Dollarscheine in die Hand. Davon ließ sie Handzettel mit Friedensbotschaften drucken und kaufte blaue und weiße Farbe, mit der sie Friedenstauben auf Steine malte Die Steine verschenkte sie als Mahnung, dass wir Frieden brauchen. Sie sollten auch ihr Vermächtnis sein: „Die Friedenstauben wird es noch geben, wenn ich nicht mehr demonstrieren kann.“
Wenn sie zum Besuch des öffentlichen WC’s um die Ecke wollte, wo sie sich auch notdürftig wusch, musste sie stets jemand bitten, der für wenige Minuten ihren Platz bewachte.
Von den Medien wurde sie bewusst übersehen.
Das Weiße Haus wünschte nicht, dass die Welt von dieser großartigen Frau Näheres erfährt. Auf dem ganzen Erdball werden ständig kostenaufwendige Friedenskonferenzen abgehalten, die in der Regel ergebnislos enden. Unsere führenden Politiker, die ihrem Lippenbekenntnis zufolge an Frieden interessiert sind, hätten den Mut aufbringen müssen, bei ihren Washington-Besuchen im Weißen Haus Concepcion Picciotto zu würdigen und zu danken.
Im Oktober 1994 war ich zusammen mit meiner Ex-Frau Dr.med. Christiane May-Ropers an diesem einzigartigen Wirkungsort für den Frieden in der Welt.
Als die deutsche Star-Sopranistin Diana Damrau am 18. September 2002 in Washington ihr sensationelles USA-Debüt im seit Monaten ausverkauften Kennedy-Center gab, bin ich am Tag zuvor mit ihr zu Fuß durch Washington gelaufen. Wir hatten auch den Friedensengel Concepcion Picciotto besucht.
18.08.2022
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist
www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de
Über Roland R. Ropers
Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.
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von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu
Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.
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