Kinder sind unsere Lehrmeister – das innere Kind heilen
Kinder sind ein Geschenk des Universums. Doch jedes Geschenk birgt viel Verantwortung und auch Arbeit. Unsere Tochter ist beides: ein kleiner, süßer Engel, wenn sie z.B. schläft und auch ein kleines unkontrollierbares Monster im “alles zerstören/vernichten”-Modus. Doch aufgrund der Dualität gehören das Gute als auch das Schlechte zusammen. Kinder kommen auf die Welt, weil sie sich Mama und Papa ausgesucht haben. Zum einen wegen ihrer eigenen Lebensaufgabe, zum anderen aber auch, um Mama und Papa bei ihrer Reise zu begleiten. Kinder sind unsere Lehrmeister.
Die spirituelle Verbindung der Kinder
Vielleicht hast du es bereits selbst wahrgenommen, insbesondere am Anfang ihres Lebens, in den ersten Jahren, sind Kinder sehr stark mit dem Universum verbunden. Sie sind rein, spirituell und vollkommen. In den ersten Jahren gab es zahlreiche Situationen, wo unsere Maus irgendwo in die Leere des Raumes schaute, lächelte und/oder mit der Hand zeigte oder winkte. Wir machten einfach mit, weil wir dachten, warum nicht? Vielleicht sieht sie etwas, was wir nicht mehr sehen können.
Kinder als Spiegel unserer Seele
Je älter sie wurde, desto mehr spiegelte sie uns und zeigte uns Dinge auf. Zu unserem Glück sind/waren wir spirituell weit genug entwickelt, um es zu verstehen. Wir wurden von unserer Tochter immer wieder getriggert und werden es immer noch. Dies führt oft zu emotionalen Ausbrüchen wie Wut, Verzweiflung und Ohnmacht – auf beiden Seiten. Doch wir verstanden, dass dies nicht ihre Schuld oder Verantwortung war.
An den oft gehörten Satz „sie tanzt euch auf der Nase herum … sie kommandiert euch rum“, glauben wir nicht. Sie wollte und will uns nichts Böses. Sie hat eigene Bedürfnisse, die wahrgenommen werden wollen.
Als Eltern waren wir einfach oft nicht im Moment. Wir konnten ihre Bedürftigkeit nicht vollumfänglich erfassen. Sie wies uns nur darauf hin, dass Mama und/oder Papa gerade einfach noch nicht vollkommen präsent waren. Die reine körperliche Anwesenheit reicht hier nicht aus.
Die Energie der Kinder und das Geheimnis des Moments
Ein bisschen Essen und Trinken, ein wenig Ausruhen, vielleicht etwas Schlaf genügen und Kinder sind wieder voller Energie, bereit für das nächste Abenteuer. Sie leben ausschließlich im Moment.
Wir Erwachsenen kommen bei diesem energetischen Tempo irgendwann nicht mehr mit. Eigentlich müssten wir Eltern viel mehr Energie haben, oder?! Die Herausforderung bei uns Erwachsenen liegt in der Energieverwaltung. Wir „verschwenden“ unsere Energie viel zu häufig an die Vergangenheit bzw. für die Zukunft.
“Gestern ist Geschichte, morgen ist ein Geheimnis, heute ist ein Geschenk.” – Eleanor Roosevelt
Kinder und Zeit
Zeit ist ein abstraktes Konstrukt. Kinder haben kein Verständnis für so etwas Abstraktes.
Was ist Vergangenheit?
Was ist Zukunft?
Die kindliche Anwesenheit bzw. Aufmerksamkeit ist im Moment. Ihre Gedanken sind auf ihre aktuellen Bedürfnisse ausgerichtet. Je älter sie werden, desto reifer und kognitiv stärker werden sie und können mit dieser „Zeit“ (Vergangenheit/Zukunft) besser umgehen. Sie erinnern sich vereinzelt an vergangene Momente und freuen sich auf zukünftige Abenteuer.
Genau das ist der Schlüssel bzw. die Erklärung, warum Kinder so viel mehr Energie und wir Erwachsenen ein dauerhaftes Energieproblem haben! Wir Erwachsenen verbringen die meiste Zeit unseres Tages in unserem Kopf. Es ist eine Mischung aus Gedanken an die Vergangenheit und Gedanken an die Zukunft, mit all den Ängsten, Sorgen und Problemen. Als wäre dies nicht schon kompliziert genug, nehmen wir unsere eigene Situation meistens nicht mehr wahr und fühlen uns wie “Gefangene unserer Gedanken”.
Die magische Gabe der Kinder
Die Energie, die wir in Sorgen über die Zukunft und Bedauern über die Vergangenheit investieren, raubt uns die Kraft, im gegenwärtigen Moment wirklich präsent zu sein. Der gegenwärtige Moment ist der einzige Zeitpunkt, in dem wir existieren.
Unsere Kinder kennen nur diesen Moment und verstehen nicht, warum wir so abwesend sind. Genau deshalb entstehen in der Eltern-Kind-Beziehung auch so viele Spannungssituationen. Wenn dein Kind dir wieder einmal etwas spiegelt oder zeigt, dann vielleicht auch, weil du nicht im Moment und zu sehr in deinen Gedanken versunken bist.
Kinder als Spiegel unserer Schwächen
Kinder haben eine besondere, ja fast magische Fähigkeit: Sie finden bei uns Erwachsenen jeden Knopf, jeden Schalter und drücken permanent darauf. Noch einmal, nicht in „böser“ Absicht.
Kinder denken nicht wie Erwachsene, sie sind schutzbedürftig und brauchen viel Unterstützung, Aufmerksamkeit, Liebe und Wärme. Die Sozialisierung folgt erst später.
Unsere Kleinen testen gerne ihre Grenzen aus, sie erforschen und schauen, wie weit sie gehen können. Wie weit wir als Eltern sie lassen. Sie tun dies nie, um uns bewusst zu schaden oder zu ärgern. Dafür fehlt ihnen kognitiv das Bewusstsein. Sie sind rein, sehen, fühlen und hören; nehmen einfach nur wahr. Sie sind nicht wie wir durch unsere Erziehung „verkopft“ und spiegeln uns daher, wo wir Schwierigkeiten haben.
Die Wahrnehmung unseres unbewussten Persönlichkeits-Anteils.
Kinder ahmen Eltern nach
Kinder identifizieren und imitieren uns Eltern. Wie ihr wisst, bestehen wir mental zu 5% aus Bewusstsein und zu 95% aus Unterbewusstsein. Die Beziehung zu einem Kind basiert größtenteils auf der unbewussten Ebene, auf diesen 95%, die wir nicht mehr wahrnehmen können oder nicht wollen. Unsere Kinder spiegeln uns verstärkt die tief in unserem Unterbewusstsein schlummernden Themen. Kinder haben aufgrund ihrer unvoreingenommenen Sicht auf die Dinge eine magische Gabe. Sie sehen die Welt noch nicht so „gefiltert“ wie wir Erwachsenen.
Genau deshalb sind sie die größten Lehrmeister für uns Eltern.
Kinder als Lehrmeister
Sie zeigen uns mit einem reinen Spiegel, dessen Gebrauch wir verlernt haben, unsere inneren Themen und geben uns die Möglichkeit, an diesen Themen zu arbeiten, sie anzunehmen und für die Zukunft zu transformieren. Gemeinsam mit unseren Kindern können wir daher auch unser eigenes, inneres Kind heilen.
Ist es immer schön?
Nein.
Bin ich immer dankbar für diese kleinen und großen Geschenke meiner Tochter?
Nein.
Oft habe ich einfach nicht die Ressourcen, geschweige denn die Bereitschaft, um in die Transformation zu gehen. Oft möchte ich diese kleinen Geschenke auch nicht annehmen und bin im Konflikt mit mir, was zu weiteren Spannungen mit meiner Tochter führt.
Dennoch bleibe ich bei der Aussage: Kinder sind die größten Lehrmeister. Wir Eltern dürfen uns bereichern und inspirieren lassen, neue Impulse aufnehmen und daran wachsen.
Kinder und die Transformation der Eltern
Mein persönlicher Antrieb ist es, dass meine Tochter nicht die generationsübergreifenden Themen in der Intensität weiterleben soll, wie ich sie erlebt habe. Ich möchte mich – auch durch die Hilfe meiner Tochter – transformieren, meine Generationsthemen so gut es geht überwinden und gemeinsam als Familie einen neuen Weg beschreiten. Etwas Neues erschaffen. Meine Tochter verdient etwas Besseres, eine bessere Zeit und eine bessere Möglichkeit.
Mir ist bewusst, dass auch meine Eltern stets ihr Bestes gegeben haben. Doch wir selbst dürfen und sollten uns weiterentwickeln. Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem wir als Familie die Transformation annehmen können.
Die magische Reise mit unseren Kindern
Bald kommt unser zweites Kind dazu und die Reise geht weiter. Wir sind gespannt, welche Themen uns unser zweites Kind spiegeln wird und in welchen Themen und Aspekten des Lebens wir weiter wachsen dürfen.
Liebe Eltern, betrachtet die magische Fähigkeit eures Kindes als etwas Wunderschönes. Nehmt es an und feiert es.
Checkliste für Eltern: Kinder als Spiegel erkennen und nutzen
Hier ist eine kurze Checkliste, wie Eltern erkennen können, dass ihre Kinder sie spiegeln, wie sie diese Situationen verstehen und das Beste daraus machen können:
1. Beobachte das Verhalten deines Kindes
Wenn dein Kind emotional oder auffällig reagiert, nimm dir einen Moment, um zu überlegen, ob es eine Situation oder ein Gefühl widerspiegelt, das du selbst gerade erlebst.
2. Selbstreflexion
Frage dich, ob das Verhalten deines Kindes eine Reaktion auf deine eigene Stimmung oder deinen aktuellen emotionalen Zustand ist. Kinder spiegeln oft die unausgesprochenen Gefühle ihrer Eltern wider.
Was dich trifft, betrifft dich.
3. Im Moment bleiben
Versuche bewusst, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein. Kinder leben im Hier und Jetzt und erwarten von uns dasselbe. Achte darauf, ob deine Gedanken zu sehr in der Vergangenheit oder Zukunft verhaftet sind.
4. Emotionen anerkennen
Erkenne die Gefühle deines Kindes an und bespreche sie. Dies hilft nicht nur deinem Kind, sondern auch dir, deine eigenen Emotionen besser zu verstehen und zu verarbeiten.
5. Offene Kommunikation
Sprich mit deinem Kind über seine Gefühle und Bedürfnisse. Ermutige es, auszudrücken, was es erlebt und empfindet. Dies stärkt nicht nur die Bindung, sondern gibt dir auch Einblick in mögliche Themen, die ihr gemeinsam bewältigen könnt.
Erkenne die kostbaren Lektionen deiner Kinder als Chance für tiefe Verbundenheit und persönliche Entwicklung.
Herzliche Grüße
26.06.2024
Witalij Deifel
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Witalij Deifel
Als engagierter Vater und Partner strebe ich danach, ein erfülltes und authentisches Familienleben zu gestalten. Dabei ist es mir wichtig, über traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Tabus hinauszugehen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unsere Kinder kitafrei zu begleiten, um ihre Entwicklung in einem freien und liebevollen Umfeld zu fördern.
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