Zoroastrismus, alte Religion in der Gegenwart

Urspruenge und Geschichte des Zoroastrismus Glaubens

Zoroastrismus, eine der ältesten Religionen und ihre Bedeutung in der Gegenwart

Der Zoroastrismus, auch bekannt als Zarathustrismus oder Zarathustratismus, ist eine der ältesten monotheistischen Religionen der Welt. Er wurde von dem Propheten Zarathustra (Zoroaster) gegründet und prägte Jahrhunderte lang das religiöse und kulturelle Leben im alten Persien. Heute hat der Zoroastrismus nur noch eine geringe Anhängerschaft, bleibt jedoch eine bedeutende Quelle religiöser und philosophischer Inspiration. Dieser Beitrag beleuchtet die Geschichte, die Lehren und die aktuelle Bedeutung des Zoroastrismus.

1. Der Ursprung und die Geschichte des Zoroastrismus

Der Zoroastrismus geht auf den Propheten Zarathustra zurück, der vermutlich zwischen 1500 und 1000 v. Chr. im heutigen Iran lebte. Zarathustra gilt als einer der ersten Propheten, der das Konzept des Monotheismus, des Glaubens an einen einzigen Gott, einführte. Er lehrte die Existenz eines höchsten Gottes namens Ahura Mazda („Weiser Herr“), der die universelle Quelle von Licht und Weisheit ist.

  • Die heiligen Schriften: Das Avesta: Die Lehren Zarathustras sind im Avesta, dem heiligen Buch des Zoroastrismus, niedergelegt. Das wichtigste Werk im Avesta sind die Gathas, eine Sammlung von Hymnen, die Zarathustra zugeschrieben werden und die Kernbotschaften seiner Lehre enthalten.
  • Einfluss auf das persische Reich: Der Zoroastrismus erlangte besondere Bedeutung, als das Persische Reich unter den Achämeniden (ca. 550–330 v. Chr.) zur dominierenden Macht wurde und Zoroastrismus zur Staatsreligion erklärte. Auch unter den Sassaniden (224–651 n. Chr.) blieb der Zoroastrismus die vorherrschende Religion des Reiches, bis zur Eroberung Persiens durch die Araber im 7. Jahrhundert, die den Islam mit sich brachte.

2. Die Lehren des Zoroastrismus: Der Kampf zwischen Gut und Böse

Im Zentrum der zoroastrischen Lehren steht der Dualismus – der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, der als zentrale Dynamik im Universum betrachtet wird. Ahura Mazda repräsentiert das Gute, die Wahrheit und das Licht, während Angra Mainyu (Ahriman) das Böse, die Täuschung und die Dunkelheit symbolisiert.

  • Dualistische Ethik: Die zoroastrische Ethik ist stark auf das Prinzip der Dualität fokussiert. Die Anhänger sind aufgerufen, das Gute zu unterstützen und das Böse abzulehnen, was in den drei Prinzipien „Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten“ (Humata, Hukhta, Hvarshta) zusammengefasst ist.
  • Wahlfreiheit und Verantwortung: Zarathustra betonte die Bedeutung der Wahlfreiheit und dass jeder Mensch die Verantwortung trägt, sich für das Gute zu entscheiden. Der Zoroastrismus glaubt, dass die Seele jedes Einzelnen nach dem Tod nach dem Maß seiner Handlungen gerichtet wird, was ein frühes Konzept von individueller moralischer Verantwortung darstellt.
  • Das Ziel der Schöpfung: Die zoroastrische Lehre besagt, dass Ahura Mazda die Welt erschaffen hat, um den endgültigen Sieg über das Böse zu ermöglichen. Dieser Kampf wird eines Tages enden, und das Böse wird besiegt sein, wodurch eine Welt des vollkommenen Guten entsteht.

3. Rituale und Bräuche im Zoroastrismus

Zoroastrier führen eine Reihe von Ritualen und Bräuchen durch, die ihre Hingabe an Ahura Mazda und die Prinzipien der Reinheit und Ehrfurcht vor der Natur zum Ausdruck bringen.

  • Das Feuerelement: Feuer gilt im Zoroastrismus als Symbol für Reinheit und die Anwesenheit Gottes. In Zoroastrier-Tempeln, die oft als Feuertempel bekannt sind, wird das Feuer kontinuierlich brennend gehalten und verehrt.
  • Reinigungsrituale: Reinheit ist ein wichtiger Bestandteil des Zoroastrismus, und Zoroastrier führen regelmäßig Reinigungsrituale durch, um sich innerlich und äußerlich von Verunreinigungen zu reinigen. Wasser wird als Symbol für spirituelle und körperliche Reinheit verehrt.
  • Tod und Bestattung: Eine der bekanntesten Bestattungspraktiken ist die „Himmelsbestattung“, bei der die Verstorbenen in „Türmen des Schweigens“ platziert werden, damit Geier und andere Tiere die Körper zersetzen. Diese Praxis soll die Elemente Erde, Feuer und Wasser vor Verunreinigung schützen. In der modernen Zeit hat sich diese Praxis jedoch verändert und wird heute seltener angewandt.

4. Die Bedeutung des Zoroastrismus heute

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Heute wird der Zoroastrismus hauptsächlich von der Parsi-Gemeinschaft in Indien und kleineren Gruppen im Iran und in der Diaspora praktiziert. Die Parsen wanderten im 8. Jahrhundert nach Indien aus, um der religiösen Verfolgung im Iran zu entgehen, und wurden in Indien integriert. Obwohl die Anhängerschaft des Zoroastrismus heute klein ist, bleibt die Religion kulturell und historisch bedeutend.

  • Einfluss auf andere Religionen: Der Zoroastrismus hat viele seiner Konzepte auf andere Religionen übertragen. Vorstellungen wie der Dualismus von Gut und Böse, das Jüngste Gericht, Himmel und Hölle, sowie der Messiasgedanke finden sich später im Judentum, Christentum und Islam wieder.
  • Moderne Ansichten und Werte: Der Zoroastrismus ist aufgrund seines ethischen Konzepts der Wahlfreiheit und der Verantwortung für das eigene Handeln auch heute noch relevant. Viele moderne Menschen, die eine ethische Lebensführung suchen, finden Inspiration in den zoroastrischen Prinzipien der „guten Gedanken, guten Worte und guten Taten.“
  • Erhalt und Erneuerung: Da die Zahl der Zoroastrier weltweit klein ist, sehen sich Gemeinschaften und Organisationen wie die Zoroastrian Trust Funds of Europe (ZTFE) mit der Herausforderung konfrontiert, das kulturelle und religiöse Erbe des Zoroastrismus zu bewahren. Es gibt Bestrebungen, die Religion in der modernen Zeit sichtbar zu machen und das Interesse der jüngeren Generationen zu fördern.

5. Zoroastrismus als Inspiration für Spiritualität heute

Für spirituell Interessierte, die sich außerhalb traditioneller Religionsstrukturen bewegen, bietet der Zoroastrismus wertvolle Ansätze zur Selbstreflexion und zur Entwicklung eines ethischen Lebens. Der Zoroastrismus betont die Notwendigkeit, sich aktiv für das Gute einzusetzen und eine positive Rolle in der Welt zu spielen.

  • Spirituelle Werte: Der Zoroastrismus ist eine Religion des Handelns und stellt eine Balance zwischen dem spirituellen Streben nach dem Göttlichen und der praktischen Verantwortung dar, das Gute in die Welt zu tragen. Diese Ethik der aktiven Verantwortung kann für viele Menschen eine Quelle der Inspiration sein, ihr eigenes Leben sinnstiftend zu gestalten.
  • Naturverbundenheit und Respekt: Die zoroastrische Ehrfurcht vor den Elementen und das Bestreben, die Natur zu schützen, spiegeln ökologische Werte wider, die heute wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Zoroastrische Werte wie der Schutz der Reinheit von Wasser, Erde und Feuer sprechen ökologische und nachhaltige Denkweisen an, die zunehmend in modernen spirituellen Praktiken Einzug halten.

Fazit: Der Zoroastrismus als Quelle zeitloser Weisheit

Der Zoroastrismus, eine der ältesten Religionen der Welt, hat nicht nur die Geschichte und Kultur des antiken Persiens geprägt, sondern auch wesentliche Konzepte zur Entwicklung späterer Religionen und spiritueller Strömungen beigetragen. Trotz der kleinen Anhängerschaft bleibt der Zoroastrismus eine bedeutende Quelle spiritueller und ethischer Orientierung.

Für Menschen, die nach einem sinnstiftenden Leben und einem ethischen Leitfaden suchen, kann der Zoroastrismus eine faszinierende und wertvolle Inspiration bieten. Die Lehren Zarathustras – gute Gedanken, gute Worte und gute Taten – erinnern uns daran, dass wir selbst die Verantwortung tragen, in der Welt das Gute zu verwirklichen und dadurch einen Beitrag zur Harmonie des Kosmos zu leisten.

15.12.2020
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.

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Heike SchonertVerlässlichkeit Portrait Heike Schonert

Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
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