Die Weisheit des Septembers – Die Kunst des Loslassens und die Kraft der inneren Ordnung
Der September ist ein Monat des Übergangs. Während der Sommer langsam verblasst und die ersten Zeichen des Herbstes spürbar werden, verändert sich nicht nur die Natur – auch in uns beginnt sich etwas zu wandeln. Die Tage werden kürzer, das Licht milder, die Luft klarer. Es ist eine Zeit der Reifung, der Reflexion, aber auch der leisen Vorbereitungen. Der September ist weder laut noch fordernd – er ist ein stiller Lehrer. Seine Weisheit liegt in der Fähigkeit, uns sanft zur Ordnung zu rufen. Nicht zur starren Kontrolle, sondern zur inneren Ausrichtung. Zur Klarheit, zur Wahrheit, zur Essenz.
Ein Monat zwischen Welten – Rückblick und Vorschau zugleich
Im September stehen wir buchstäblich zwischen den Welten. Der Sommer ist noch nah, aber der Herbst kündigt sich bereits an. Diese Schwelle birgt eine besondere Tiefe. Es ist der ideale Moment, um Rückschau zu halten: Was war dieser Sommer für mich? Was hat mich bewegt, genährt, vielleicht auch erschüttert?
Doch zugleich beginnt auch der Blick nach vorn: Was liegt noch vor mir in diesem Jahr? Welche Themen wollen abgeschlossen, welche noch verwirklicht werden?
Dieser doppelte Blick – zurück und nach vorn – ist typisch für den September. Er schenkt uns die Fähigkeit zur Integration. Zur Verknüpfung von Erfahrung und Vision. Und genau darin liegt seine stille Kraft.
Die Erntezeit des Inneren – Was darf geerntet werden?
Auch wenn im August viele sichtbare Früchte eingebracht wurden, ist der September oft der Monat, in dem das Innere geerntet wird. Nicht die äußeren Erfolge stehen im Mittelpunkt, sondern die inneren Prozesse. Erkenntnisse. Entwicklungen.
Der September fragt uns: Was ist in dir gewachsen in diesem Jahr? Welche Haltung hast du kultiviert? Welche Ängste hast du überwunden, welche Grenzen verschoben?
Diese Form der Ernte ist still, aber bedeutend. Es geht nicht um Statussymbole oder Meilensteine, sondern um Wahrheit. Der September lädt uns ein, ehrlich zu sein mit uns selbst – und in der Ehrlichkeit die eigene Würde zu erkennen.
Loslassen – Die leise Kunst des Abschieds
Mit dem Einzug des Herbstes beginnt die Natur, sich zurückzuziehen. Die Blätter färben sich, Früchte fallen, die Säfte ziehen sich langsam in die Wurzeln zurück. Und auch wir spüren: Jetzt ist die Zeit, manches gehen zu lassen.
Der September sagt nicht: „Reiß dich los!“ – er flüstert: „Du darfst loslassen. Was dir nicht mehr dient. Was dich erschöpft. Was seine Zeit hatte.“
Dieses Loslassen ist ein natürlicher Vorgang – und dennoch für viele von uns eine Herausforderung. Wir halten fest aus Gewohnheit, aus Angst vor der Leere, aus Unsicherheit. Doch der September zeigt: In jedem Loslassen liegt auch ein Raum. Ein neuer Atemzug. Eine neue Freiheit.
Vielleicht geht es um alte Glaubenssätze, die dich klein halten. Vielleicht um ein Lebensmuster, das nicht mehr zu dir passt. Vielleicht auch um Menschen oder Situationen, die dir nicht mehr guttun. Was es auch ist – jetzt ist der Moment, bewusst hinzuschauen. Nicht hart, sondern liebevoll. Und im besten Fall: befreiend.
Ordnung schaffen – im Außen und im Innen
Der September trägt eine besondere Klarheit in sich. Es ist der Monat, in dem wir oft den Impuls verspüren, Ordnung zu schaffen – im Haus, auf dem Schreibtisch, im Terminkalender. Doch hinter diesem äußeren Ordnungsimpuls verbirgt sich meist ein tieferer Wunsch: innere Struktur.
Was in der Natur jetzt geschieht – Rückzug, Klärung, Vorbereitung – darf auch in uns stattfinden. Der September ist ideal, um Prioritäten neu zu setzen. Projekte zu überdenken. Beziehungen zu sortieren. Und vor allem: den eigenen Fokus zu schärfen.
Er fragt uns: Was ist wirklich wesentlich für mich? Wo fließt meine Energie – und wo geht sie verloren?
Diese Fragen führen uns zurück zu uns selbst. Und sie eröffnen uns die Chance, nicht nur unsere Zeit, sondern auch unser Leben bewusster zu gestalten.
Der Körper als Spiegel der Jahreszeit
Viele Menschen spüren im September eine Veränderung auf körperlicher Ebene: mehr Müdigkeit, ein größerer Wunsch nach Ruhe, ein feineres Gespür für den eigenen Rhythmus. Das ist kein Zufall – es ist die Antwort des Körpers auf den Wandel in der Natur.
Jetzt ist die Zeit, um die eigene Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht im Sinne von Leistung, sondern von Fürsorge. Was nährt dich? Was braucht dein Körper jetzt – an Bewegung, an Ernährung, an Ruhe?
Der September lädt uns ein, achtsam mit unserer Energie umzugehen. Früh schlafen. Wärmer essen. Zurück zum Wesentlichen. Auch das ist Ordnung: im Körper, im Alltag, im Herzen.
Tiefe Gespräche und echte Begegnungen
Mit dem September beginnt oft auch eine neue Tiefe in unseren sozialen Kontakten. Die Leichtigkeit des Sommers weicht einem Bedürfnis nach Substanz. Gespräche werden ehrlicher. Wir suchen Tiefe statt Zerstreuung. Verbundenheit statt Ablenkung.
Vielleicht ist es an der Zeit, ein wichtiges Gespräch zu führen. Vielleicht auch, still nebeneinander zu sitzen – ohne Worte, aber mit Präsenz. Der September zeigt uns: Begegnung geschieht nicht im Tun, sondern im Dasein.
Er lehrt uns, wieder zuzuhören – dem anderen und uns selbst. Und damit schafft er Räume für echtes Menschsein.
Die Weisheit des Septembers in einem Satz
Wenn der September zu uns sprechen könnte, würde er sagen:
Ordne dein Leben – nicht durch Kontrolle, sondern durch Klarheit. Lass los, was reif ist – und finde Kraft in deiner inneren Mitte.
Der September ist ein stiller, aber kraftvoller Monat. Er verlangt nichts Spektakuläres – nur Ehrlichkeit, Achtsamkeit und Mut zur Einfachheit. Wer sich auf ihn einlässt, erfährt: Ordnung ist keine Strenge, sondern eine Form der Liebe. Und Loslassen kein Verlust, sondern der Beginn von Freiheit.
In diesem Sinne ist der September ein Geschenk – für alle, die bereit sind, tiefer zu gehen. Nicht schneller, nicht mehr. Sondern echter. Wahrer. Wesentlicher.
01.09.2025
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
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Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
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