Leseprobe:
Und es gibt sie doch – die große Liebe
von Barbara und Guido Vödisch
ZUM GELEIT
Was Guido und ich gemeinsam erleben, sprengt die Welt der Worte und Vorstellungen. Zum ersten Mal ist es Zeit, darüber zu sprechen. Ich rede selten über unsere Beziehung, nicht einmal mit Freundinnen. Es war nie passend inmitten unzähliger Geschichten von Kampf, Streit und Problemen.
Unsere Beziehung erscheint mir oft weit entfernt von den Erfahrungen anderer Menschen. Manchen gibt sie Hoffnung. Anderen fällt es wiederum schwer, zwei glückliche Menschen zu sehen. Wir haben oft geschwiegen und die Liebe und unsere Erfahrungen still miteinander geteilt. Worte verfälschen die Wirklichkeit.
Allein indem ich die Liebe in Worte fasse, wirkt sie süßlicher, als sie ist und verliert ihren Gehalt.
Doch ich kann nicht schweigen, weil im Bewusstsein der Einheit für mich alles Liebe ist. Es existiert keine mehr oder weniger besondere Liebe, und ich empfinde das „Persönliche“ weniger persönlich, als es vielleicht erscheint. Das Spiel spielt sich selbst. Das Schreiben geschieht einfach, es fließt. Nur weil vieles nicht zu verstehen ist, heißt das nicht, dass es nicht sein kann.
Ich habe über das, was ich mit Barbara erlebe, noch nie mit jemandem ausführlich gesprochen. Denn viele können nicht einmal im Ansatz nachvollziehen, wovon ich rede. Besonders in meinem beruflichen Umfeld würden mich wohl die meisten für durchgeknallt halten und mir einen Besuch beim Psychologen nahelegen.
Im extremsten Fall spräche man mir vielleicht die Fähigkeit ab, in meinem Job als Betriebswirt und Controller die richtigen Entscheidungen zu treffen. So habe auch ich meist geschwiegen. Inzwischen sind mir mögliche Konsequenzen egal. Es ist manchmal so, als wären unsere Seelen, sogar unsere Körper ineinander verschmolzen.
Für mich ist das so selbstverständlich, dass es mir nur bewusst wird, wenn ich andere Menschen in ihren Beziehungen sehe und wahrnehme, dass es nicht der Normalität entspricht, sich in dieser Tiefe aufeinander einzulassen. Viele Menschen scheinen kein Interesse daran zu haben, oder sie fürchten sich einfach davor.
Unter Männern geht es oft darum, alles im Griff zu haben und überlegen zu sein.
Wenn man(n) auf Frauen zu sprechen kommt, wird die eigene Frau meist als Fremdkörper beschrieben, die eigentlich stört und unmögliche Dinge verlangt. Es mit der Treue nicht so genau zu nehmen ist auch ein Zeichen männlicher Stärke. Ab und zu fühle ich mich wie ein Exot. Damit kann ich aber gut leben.
An sich ist mir die Liebe bis heute ein Mysterium, noch immer staune ich, weiß nicht zu beschreiben, was sie alles umfasst. Ich verstehe die Liebe nicht wirklich, verspüre auch kein Bestreben danach. Ich habe keine Rezepte und kann deshalb nur Erfahrungen und Erkenntnisse mit euch teilen – den Zauber, die Weisheit, die Menschlichkeit, das Wunder der Liebe.
Seit dreiundzwanzig Jahren bin ich mit Guido zusammen. Achtzehn Jahre sind wir verheiratet. Das ist die persönliche Geschichte einer großen Liebe, eine Liebesgeschichte. Doch schreibe ich auch über die Liebe, die größer ist als die scheinbare Person Barbara und ihr Mann Guido. Es ist eine Liebe, die persönlich zu sein scheint und sich doch unpersönlich in allem widerspiegelt.
Eine Liebe, die in uns allen lebt, die alles beseelt, keine Grenzen, keine Identifikationen und keine Trennung kennt.
Die große Liebe in einer Beziehung zu leben lässt sich nicht von der Liebe an sich trennen. Das Bewusstsein der allumfassenden Liebe, die über das Ich hinausgeht, ist der Schlüssel zu wahrer Liebe in Beziehungen.
Obwohl es die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe in meinem Leben gibt, geht es mir nicht darum, die große Liebe darauf zu reduzieren. Denn die Liebe zu persönlich zu nehmen und zu ausschließlich zu sehen verursacht eine Menge Leiden. Ich will auf die Unendlichkeit der Liebe verweisen – auf das EinsSein, jenseits von Trennung. Die Liebe ist zu groß, als dass sie sich nur auf eine Partnerschaft beschränken ließe. Sie bezieht sich auf alles, auf unser ganzes Leben.
Das Thema Liebe hat für mich nicht erst in der Pubertät mit dem Interesse an Männern und dem Erwachen der Sexualität begonnen.
Schon als Kind begleitete mich eine ausgeprägte Erinnerung an eine Existenz in einer Liebe, die keinen Anfang, kein Ende, kein Leid, kein Urteil und keine Trennung kennt und wo Eins-Sein die einzige Realität ist. Ich wollte immer dorthin zurück und verzweifelte daran, mich nicht mehr vollständig zu fühlen. Mein ganzes Sehnen galt dieser Liebe.
Anfangs vermisste ich ein Wesen, eine Art Zwilling. Im Sandkasten hatte ich ein paar Mal das Gefühl, mit diesem Wesen zu spielen, obwohl es nicht körperlich anwesend war. Ich spürte damals, dass eine Art Ergänzung zu mir existiert. Später verwandelte sich dieses Gefühl in die Ahnung, ein Mann könne diese perfekte Ergänzung sein.
Die vielen schmerzhaften Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit mit Männern machte, ließen mich zweifeln und an nichts mehr glauben. Mit 21 Jahren hatte ich schon so viel hinter mir, dass ich mit allem, auch mit den Männern abschloss. Ich hatte weder eine schlechte Meinung über sie, noch war ich verbittert. Ich liebte sie, erinnerte mich aber immer an eine Liebe, die leicht und frei ist und die zu leben mit keinem von ihnen möglich schien.
Ich konnte keine Kompromisse eingehen und mich auch nicht mit einer Beziehung arrangieren, weil man das so tut. Das hätte sich wie Verrat angefühlt. Ich suchte nach etwas, das größer ist, frei und voller Frieden, das sich aus der Dualität erhebt und doch ganz in ihr lebt, etwas das nicht von dieser Welt und doch in ihr ist.
An diesem Punkt, wo aus blanker Verzweiflung der Entschluss reifte,
mich nicht mehr auf eine Beziehung mit einem Mann einzulassen, trat Guido in mein Leben. Obwohl ich von Anfang das Gefühl hatte, ihn ewig zu kennen und zu Hause angekommen zu sein, wehrte ich mich zunächst mit Händen und Füßen dagegen. Ich hatte große Angst, wieder verletzt zu werden.
Ich hielt mich für beziehungsunfähig, zu intensiv, zu anhänglich und gleichzeitig zu unabhängig und dachte, dass ich die Männer mit meiner geballten Energie und dem Hang, alles zu hinterfragen, überfordern würde. Sie fühlten sich von mir angezogen, aber mit mir zu leben schien auf Dauer doch eine andere Nummer zu sein.
In meinen bisherigen Beziehungen versuchte ich, mich zu bändigen und anzupassen. Aber es funktionierte nicht. Egal, wie sehr ich mich zu verbiegen versuchte, es ging in die Hose. Guido hingegen liebte das, was andere zu bedrohen schien. Dabei hatte ich mich nicht verändert, ich war genauso intensiv wie zuvor. Mit Guido brauchte ich mich nicht mehr zu verstellen und keine Bedingungen zu erfüllen. Ich atmete auf.
Wir hatten so lange aufeinander gewartet und uns endlich wiedergefunden.
Den Männern, mit denen ich vor Guido zusammen war, bin ich für die vielen schmerzhaften Erfahrungen dankbar. Sie haben mir den erlittenen Schmerz nicht zugefügt. Der Mangel an Bewusstsein und Liebe wie auch die Erwartungen, die ich an sie wie an mich richtete, bildeten die Grundlage dafür. Ich war mir damals einfach noch nicht bewusst, im Dasein selbst geborgen und geliebt zu sein.
Aus dem Geist der Trennung erschien es mir früher, als würde mich jemand lieben oder nicht. Das ist mittlerweile nicht mehr so. Heute bin ich in der Liebe an sich geborgen und unabhängig von den Reaktionen anderer Menschen, selbst wenn sie über mich schimpfen oder mich nicht zu mögen scheinen.
Gibt es Liebe und Nicht-Liebe?
Die allumfassende Liebe ist tatsächlich allumfassend. Sie kennt keinen Gegenpol. Sie ist eins, sie beinhaltet Liebe und Nicht-Liebe, und beides ist letztendlich ein und dasselbe. Die Liebe enthält alles und ist doch nichts. Sie ist Eins und kennt nichts Zweites, nichts Getrenntes.
Die Bedingungslosigkeit, die unsere Liebe trug und die besonders von Guido ausging, war für mich, auch wenn sie mir zunächst Angst einflösste, pure Heilung. Ich hatte eine Bestätigung für meine Gefühle und Wahrnehmungen gefunden, als ich in Guido die Bedingungslosigkeit der Liebe wiedererkannte. Er empfand wie ich die Liebe als Da-Sein und war bereit, ihr alles zu schenken – ein wahrer Segen für mich.
Es berührte mich zutiefst, dass ihm die Liebe wichtiger war als alles andere und dass er dafür wirklich brannte. Allein seine Existenz gab mir damals das Vertrauen ins Dasein wieder. So konnte ich die Bedingungslosigkeit der Liebe, die ich zwar spürte, aber auf Erden nicht zu finden schien, schließlich ganz unabhängig von Guido hinter allem entdecken und darin ruhen.
Obwohl ich anfangs die große Liebe ausschließlich mit Guido in Verbindung brachte und noch abgetrennt von der übrigen Welt sah, lehrte mich das Leben, der Unendlichkeit der Liebe, der Liebe im Dasein an sich gewahr zu sein. Unterstützt durch unsere „persönliche große Liebe“ konnte ich wieder eintauchen in ein Sein, in eine Liebe, die unpersönlich, heil und ganz war, jenseits aller Identifizierungen.
Die ersten Jahre empfand ich das Gefühl, zu Hause zu sein, nur mit und durch Guido.
Das erzeugte trotz allen Glücks eine schmerzhafte, von Illusionen begleitete Abhängigkeit. Die Sehnsucht danach, in jedem Moment in der Liebe geborgen zu sein, konnte selbst diese große Liebe nicht stillen. Sie war aber wie eine Brücke, damit ich mich eines Tages schließlich ganz im Dasein selbst geborgen und vollständig fühlen konnte.
Obwohl unsere Beziehung von Anfang an von einer unbegrenzten Liebe erfüllt war, hatte ich einen Hang zur Dramatik und zum Sticheln – bis heute habe ich keinen Heiligenschein. Die Macht der Liebe half mir jedoch immer, zum Wesentlichen zurückzukehren.
Ich erkannte meine Menschlichkeit, lernte, das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, und durchschritt meine Angst, nichts und gleichzeitig alles zu sein. Ich entdeckte, dass die Liebe auch Härte, Kälte, Wut und sogar das umfasst und liebt, was wir verurteilen und ablehnen.
Die Liebe spiegelt sich in der Vielfalt wieder, in der Fähigkeit, unsere Menschlichkeit anzunehmen statt sie zu verurteilen.
Die Liebe ist nicht abgehoben, sie thront nicht über allem, sondern entfaltet gerade in den scheinbaren Niederungen und Schatten ihre heilende Kraft – menschlich, nah und mitten im Leben.
Für mich ist es ein wahres Geschenk, mit Guido ganz nackt, blöd, wild, sanft und frech zu sein. Er ließ mich von Anfang an sein, wie ich bin, mir fiel das mit ihm und auch mit mir selbst schwerer. Ich habe selten einen Menschen getroffen, der so viel Widersprüchliches in sich vereint.
Mit ihm kann ich im Fußballstadium grölen und im nächsten Moment in Stille versinken, ohne zu meditieren. Mit ihm kann ich die Welt heute so sehen und morgen wieder ganz anders, auf Musik abrocken oder auf einer Berghütte Stubnmusi hören. Darin liegt kein Widerspruch. Alles ist möglich. Wie ein Mensch sich verhalten sollte, interessiert uns null Komma null.
Für mich gibt es auch keine spirituellen oder nicht spirituellen, keine mehr oder weniger heiligen Menschen.
Das „Heilige“ ist ganz natürlich und bodenständig in allem. Das scheinbar Unvereinbare lässt sich vereinen. Nur die Bewertung verhindert das. Es gibt nichts, was nicht möglich ist. Die Beschränkung besteht nur in unserem Geist. Das Leben und die Liebe sind frei, sie vertreten keine Meinung, sie sind einfach nur.
Buchtipp:
„Und es gibt sie doch – die große Liebe“
von Barbara und Guido Vödisch
Spirituelles Zauberwesen trifft nüchternen Zahlenmenschen: Die nicht alltägliche Liebesgeschichte von Barbara und Guido ist eine Geschichte über die Magie der Liebe, die das Herz berührt und uns mit der Ewigkeit verbindet….
Mehr über dieses Buch erfahren05.03.2020
Barbara und Guido Vödisch
www.barbaravoedisch.com
Vita Barbara Vödisch:
Barbara Vödisch ist Autorin von zwölf Büchern, Journalistin M.A. und berät als Beziehungs-, Business- & High Energy Expertin seit mehr als zwanzig Jahren Gründer, Unternehmer, Handwerker, Bauern, Manager, bekannte Persönlichkeiten, Psychologen, Ärzte, Coaches, Heilpraktiker und viele andere.
Im Kamphausen Verlag hat sie bereits veröffentlicht: “Erwachen ist einfach“, Grundlos glücklich“, “Einfach sein“, “Und es gibt sie doch die große Liebe.”
Von Kind an erinnere sie sich an unbeschwertes Sein. Sie wusste immer, dass das unsere wahre Natur ist, wir nur den Kontakt dazu verloren haben und viel zu kompliziert geworden sind. Sie untersuchte, was die Menschheit leiden lässt und was der Weg heraus ist.
Seit sie eine tiefe radikale Transformation, einen vollständigen inneren Frieden im Alter von 33 Jahren erfuhr, widmet sie ihr Leben, um anderen Menschen ein ebenso freies und erfülltes Leben zu ermöglichen.
Ihr klarer Blick auf das Potential und die Bestimmung eines Menschen, den Kern seiner Probleme und deren einfacher Lösung, hat vielen Menschen ermöglicht, sich von ihren Lasten zu befreien, Klarheit zu gewinnen und den Reichtum in ihrem Inneren, ihre wahre Natur zu erkennen. Seit über 30 Jahren ist sie glücklich mit ihrem Mann, was sie als Gnade und großes Geschenk empfindet. Mehr unter: www.barbaravoedisch.com
Vita Guido Vödisch:
Guido Vödisch ist für ein großes internationales Unternehmen als Betriebwirt und Controller tätig. Zusammen mit seiner Frau, Barbara Vödisch, lebt er in einem alten Haus in den Chiemgauer Bergen.
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