
Der Sinn des Menschseins: Treue zu den eigenen Zielen und Werten
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein…“
(Matthäus 4,4).
In diesem biblischen Ausspruch liegt die tiefe Wahrheit, dass der Mensch ohne höhere Ziele und Werte, die ihm wichtig sind und die er pflegt im Grunde seelisch verhungert. Es liegt dem Mensch-Sein zugrunde, nach höheren Idealen zu streben und diese im Leben zu verwirklichen. Dieses natürliche Streben jedoch ist oftmals verschüttet. Ziele, die einstmals vorhanden waren sind nicht mehr denkbar und dies kann so weit gehen, dass durch diesen Verlust der Mensch mit der Zeit sogar das Gegenteil von dem manifestiert, was er einstmals wollte.
So ist es keine Seltenheit, dass beispielsweise Politiker mit großen Visionen antreten und einige Zeit später nichts mehr von diesen zukünftigen Perspektiven übrig ist. Man spricht dann häufig davon, dass sie den Versuchungen, ihre Position für den eigenen Vorteil zu missbrauchen nicht widerstehen konnten.
Doch was geht da eigentlich genau vor sich? Wie kommt es, dass es Menschen gibt, die leichter verführbar sind und andere, die ihren Werten treu bleiben?
Zwei polare Tendenzen
Wenn wir den Menschen betrachten, so zeigen sich zwei sich polar gegenüberstehende Tendenzen: zum Einen seine Bedürfnisse, die nach Befriedigung verlangen und zum Anderen seine Vernunft, die ihn befähigt, nach Notwendigkeit zu handeln und entsprechend die Bedürfnisse einzuordnen.
Solange die Bedürfnisse die Verfolgung seiner Ziele und Ideale nicht einschränken, befinden sie sich am richtigen Platz. Halten sie ihn jedoch von seinem Streben ab, erfordert es eine entsprechende Korrektur. Diese Bedürfnisse, die sich in den verschiedensten emotionalen Stimmungen zeigen können, haben unterschiedlichste Gesichter. Sie können dem Menschen schmeicheln, sie können sich widerständig gebärden; eines jedoch haben sie immer gemeinsam: sie haben nichts mit dem zu tun, was sich als Notwendigkeit des Handelns zeigt.
Traumatisierende Begegnungen

Wenn wir anderen Menschen begegnen, so findet neben dem äußerlich wahrnehmbaren Austausch auch immer ein Zusammentreffen der innersten Motivlage statt. So kann es sein, dass wir auf einen Menschen treffen, der vorgibt, das gleiche Ziel zu haben, jedoch beispielsweise die Situation nur benutzen möchte, um in netter Gesellschaft zu sein.
Erkennen wir die Situation nicht, weil wir vielleicht gerade erschöpft und ebenfalls Sehnsucht nach nettem Beisammensein haben, ist die Gefahr gegeben, dass wir unser eigentliches Ziel für diesen Moment außer Acht lassen und somit aufgeben. Auf diese Weise werden wir geschwächt aus der Situation herausgehen und am nächsten Tag mehr Kraft aufbringen müssen, das Ziel zu denken und zu wollen.
Es findet also eine Schwächung statt, die so weit gehen kann, dass wir unserer Ziele und Werte vollständig beraubt werden. Wie kann eine Rehabilitierung aus dieser entstandenen traumatisierenden Situation erfolgen?
Dies erfordert einen Blick auf ein Phänomen, das häufig unerkannt bleibt, jedoch gerade deshalb größten Schaden anrichten kann. Es ist das Phänomen der Psychopathie.
Der Psychopath: vom Opfer zum Täter
Es gibt Menschen, die tatsächlich nur durch fremde Energie leben. Sie erscheinen oftmals sympathisch, bedienen sich jedoch den Kräften Anderer und haben eine Freude daran, zu zerstören. Die Ursache der Psychopathie wird meist durch erlebte Traumata erklärt.
Betrachtet man die Situation jedoch genauer, ist nicht unbedingt das Trauma der Beginn der Psychopathie, sondern, dass der Traumatisierte gelernt hat, seinen Opferstatus zu benutzen, um Anderen Energie zu entziehen. Er wird also selbst zum Täter und traumatisiert Andere (vgl.: Grill, Heinz: Jahresausblick auf das Jahr 2025 – Teil 3: Weitere Aspekte zur gesundheitlichen Entwicklung).
Wie kann diesen Menschen am besten begegnet werden?
Den Angriff für den Aufbau von Zielen und Idealen nutzen
Die Selbstverteidigung im Kampfsport ist darauf ausgelegt, im Falle eines Angriffes die Kraft des Angreifers zu nutzen.
Bei einem Trauma raubt der sogenannte Täter dem Opfer Energie, man könnte sagen, eine seelische Substanz. Die Folge ist, dass das Opfer geschwächt ist und wie paralysiert und handlungsunfähig zurückbleibt. In der Regel macht sich der Mensch Schuldgefühle, nicht besser reagiert und sich angemessen gewehrt zu haben. Er nimmt die Schuld des Täters auf sich und schützt diesen dadurch, statt die Situation genauer zu analysieren und zu erkennen, was genau geschehen ist. Dem Täter fließt auf diese Weise weitere Energie zu und er spürt keinerlei Konsequenz, sondern wird in seinem Verhalten noch gestärkt.
Setzt sich jedoch der Geschädigte mit der Situation auseinander, erforscht er die Hintergründe und gewinnt dadurch wahre Erkenntnisse, entwickeln sich in der Folge gesunde Gefühle, beispielsweise eine gesunde Abwehrreaktion gegenüber dem Täter. Der Mensch befreit sich selbst aus dem Opferstatus und aus der zunächst bestehenden Abhängigkeit.
Dem Täter wird dadurch Energie entzogen, die nun für einen nächsten Aufbau zur Verfügung steht. Gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur dem einzelnen Menschen zur Verfügung stehen, sondern dass das gedankliche Ringen „Licht ins Dunkle“ gebracht hat und andere Menschen die negativen Verhaltensweisen beim Täter ebenfalls besser durchschauen.
Es ist also sogar unsere Pflicht, bei einem geschehenen Konflikt oder einem Trauma die Situation und ihre Hintergründe genauer zu erforschen.
Umgang mit traumatisierten Menschen
Aus diesen Ausführungen ergibt sich, dass es für einen traumatisierten Menschen nicht hilfreich ist, wenn man ihm mit zu viel Mitleid begegnet und ihn auf diese Weise in seiner Schwäche und in seinem Opferstatus bestärkt. Die Erkenntnisse und die in der Folge daraus entstehenden gesunden Gefühle muss sich jeder Mensch selbst erringen. Das ist zunächst eine Anstrengung, die zu leisten ist und die man entgegen der Schwäche- und Schuldgefühle aufrichten muss.
Die beste Unterstützung in diesem Prozess ist meiner Erfahrung nach, sich ebenfalls erkenntnismäßig mit der Situation auseinanderzusetzen und im Austausch mit dem Geschädigten immer mehr Klarheit hineinzubringen. Sowohl die Opferrolle als auch einseitige Schuldzuweisungen verhindern einen klaren Blick auf die Situation.
Fazit
Um den eigenen hohen Zielen und Idealen treu zu bleiben und Andere ebenfalls darin zu stärken, ist es also notwendig, die verschiedenen Begegnungen im Leben bewusst zu führen und zu reflektieren. Dies erfordert Disziplin und Sorgfalt, die jedoch lohnenswert und unerlässlich sind, sowohl für den Einzelnen, als auch für einen Aufbau im Gesamten.
– Grill, Heinz: Jahresausblick auf das Jahr 2025 – Teil 3: Weitere Aspekte zur gesundheitlichen Entwicklung. 27.12.2024, verfügbar unter:
https://heinz-grill.de/gesundheits-system-2025/
– Grill, Heinz: Wer lenkt die Welt? 18.11.2020, verfügbar unter:
https://heinz-grill.de/corona-psychopathie-kosmos/
– Steiner, Rudolf: Mein Lebensgang, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Schweiz: 2000
30.04.2025
Lisa Quispe Ureta
Lisa Quispe Ureta
Heilpädagogin und Waldorflehrerin Lisa Quispe Ureta, Jahrgang 1987 strebt danach, durch universell gültige Gesetzmäßigkeiten und Ideen in eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Leben und den oftmals herausfordernden Umständen zu gehen und dadurch die bisher bestehenden Situationen Stück für Stück zu verwandeln und zu erheben. Ihre jahrelange Erfahrung in der Pädagogik und Heilpädagogik und sowohl das Studium der Anthroposophie Rudolf Steiners als auch des von Heinz Grill entwickelten Neuen Yogawillens und dessen Hintergründe regten sie an, vor knapp zwei Jahren gemeinsam mit anderen Menschen ein Kulturprojekt in Italien, Piemont zu gründen, die sogenannte „Villa Angela“ und dort Menschen einen Ort zu bieten, an welchem sie neue Perspektiven und Kulturbausteine für die Zukunft entwickeln können.
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