Verlassene Väter – Verlassene Kinder

kleiner Junge

Verlassene Väter kleiner JungeVerlassene Väter findet jedoch keine breitere Beachtung.

Der Trend steigender Scheidungszahlen und damit verlassene Väter ist ungebrochen. Nahezu 200.000 Scheidungen werden Jahr für Jahr ausgesprochen. Statistiken belegen, dass in überwiegender Zahl, nämlich in fast zwei dritteln der Fälle, die Scheidungsanträge von Frauen eingereicht werden.

Die Gesamtzahl familiärer Trennungen liegt aber noch wesentlich höher, wenn man die stetig steigende Zahl von “nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern” und die in diesem Zusammenhang stattfindenden Trennungen berücksichtigt. Verlässliche Zahlen, in welchem Umfang bei diesen Lebensgemeinschaften Trennungen vorkommen, liegen nicht vor.

Insgesamt kann aber von einer sehr großen Zahl “verlassener Väter” ausgegangen werden – von Vätern, die ungewollt eine Trennung von ihrer Frau/ Partnerin und ihrem Kind/ ihren Kindern erleben.

Das Thema “Verlassene Väter” findet, trotz der offenbar sehr hohen Zahl Betroffener, jedoch keine breitere Beachtung.

Dramatisch verlaufende Einzelfälle, oft im Zusammenhang mit Selbsttötungen oder “erweiterten Suiziden” lösen allerdings immer wieder Aufmerksamkeit aus, oft auch in Form von Darstellungen in der Sensationspresse.“

Das besondere Leid der betroffenen Väter spiegelt sich in der Tatsache wieder, dass Sie von ihrem Kind getrennt werden. Generell verlässt der Mann die Wohnung. Das Kind verbleibt bei der Mutter. Geschieht die Trennung in einer Konfliktsituation, vereitelt die Mutter bewusst oder unbewusst jeglichen Kontakt zum Vater. Das entwickelt unter Umständen Schuldgefühle, weil es sich die Schuld am Verlust des Vaters gibt. Es orientiert sich nun verstärkt an der Mutter und deren Bedürfnissen. Unbewusst beeinflusst die Mutter das Kind gegen den Vater. Das Kind nimmt dieses auf, da die Furcht auch noch die Mutter zu verlieren zunehmend wächst. Während dieses Prozesses hat der Vater erstmal keine Chance sein Kind zu sehen.

In dieser Zeit setzt der hilflose Vater alles dran über juristische Schritte und Jugendamt Kontakt zum Kind herzustellen.

Sollte die Mutter weiter dagegen arbeiten, ist der Vater dem Gefühl verfallen selber nichts tun zu können. Enttäuschung, Angst und Hilflosigkeit, nicht nur eine Familie verloren zu haben, ja nun auch die Ohnmacht, sein Kind nicht sehen zu dürfen übermächtig.

In dieser Zeit können ernsthafte Störungen bei dem Kind, als auch bei dem verlassenen Vater auftreten, die schlimmstenfalls beide für den Rest ihres Lebens begleiten werden. Untersuchungen bestätigen, dass Trennungskinder den Verlust eines Elternteiles als extrem schmerzvoll empfinden. Ja doppelt empfinden, da in der ersten Zeit, die Angst auch noch die Mutter zu verlieren, das Kind stark belastet wird.

Der Vater erlebt diese Zeit als unwirklich. In diesem Abschnitt entwickelt der Vater eine schmerzvolle Frustration, die allzu oft dazu führt, Erleichterung durch Alkoholgenuss zu finden.

Manche versuchten, den Schock mit dem Konsum von Alkohol zu bewältigen.

So berichtete ein verlassener Mann: “Ich habe einfach nur versucht, dieses Alleinsein oder auch diese absolute Stille im Haus, die ich ja nicht gewöhnt war, ja, zu ertränken, um nicht drüber nachdenken zu müssen. Ich kam nach Hause, habe mich umgezogen, und da war der Verschluss offen, um das zu verdrängen, einfach verdrängen! Auch das Denken darüber zu verdrängen.” Ein anderer Vater: “Es ging mir – um mit deutschen Worten zu reden – absolut beschissen!

Ich habe angefangen oder habe versucht, meine Sorgen und meine Ängste, die ich hatte, und die Gefühle, die ich hatte, in Alkohol zu ertränken. Ich habe angefangen zu saufen ohne Ende, bis ich nach 2, nach 2 1/2 Wochen gemerkt habe: ‘Das bringt nichts, du hast eigentlich nur wirklich einen dicken Kopf, und du löst damit nichts!’ Ich habe versucht, den Frust runter zu saufen.”

Ein anderer Vater beschrieb seinen inneren Kampf so: “Am Anfang hatte ich auch mal an Selbstmord gedacht. Aber dann habe ich immer an meine Tochter gedacht und… was die denn dazu sagt… und dass sie ihren Vater nicht auch noch verlieren darf… Das darf nicht auch noch passieren…”

Ein verlassener Vater – nachdem er aus seinem überraschend leer geräumten Haus zu seinen Eltern gefahren war – berichtete: “Dann, bei meinen Eltern Zuhause, ja da ging das denn los. Da kam dann die Traurigkeit. Da bin ich dann so zusammengebrochen. Ich war absolut fertig, das Haus war leer geräumt, ich wusste nicht, wo der Junge war. Und ich war… ja… ich hatte irgendwo auch keinen Lebensmut mehr gehabt.”

Die letzten Momente

Väter berichten:

„ Ich werde es nie vergessen. Meine Frau rief mich Donnerstag vor Ostern im Büro an.

Sie wolle die Scheidung und ich solle nicht mehr nach Hause kommen. Dienstag könne ich meine Sachen abholen. Ich konnte es nicht glauben.

Ich schlief im Büro und war völlig am Boden zerstört. Am Dienstag ging ich hin. Ja sie macht ernst. Sie hat ein paar Sachen gepackt und vor die Garage gestellt. Sie sagte eiskalt ich solle reingehen und mich von meiner Tochter verabschieden. Sie stand oben auf der Treppe. Nie werde ich diesen Augenblick vergessen. Klein zart und so verletzlich. Wie im Traum hörte ich ihre Stimme. Papa warum gehst du wieder nach D. arbeiten und wann kommst du wieder?

Ich nahm sie in den Arm. Mir war so elend. Ich kämpfte mit aller Macht gegen die Tränen an. Ich wollte, ich durfte ihr nicht sagen, dass ihre Mutter sie belogen hat. Ihre kleinen zarten Arme umarmten und drückten mich ganz fest. Ihre blauen Augen schauten mich traurig an. Ich habe dich so lieb so unglaublich lieb. Ich drückte sie noch einmal ganz fest. Eine kalte Stimme hinter mir, sagte es wäre Zeit. Ich ließ sie langsam los. Und ging. Ich sah meine Tochter noch 2-mal. Danach nie wieder. Ihre Mutter verweigerte, unterband, mit allen Mitteln jeden Kontakt. In den ersten 6 Monaten musste ich jedes mal heulen wenn ich Kinder sah. Nach 8 Jahren verfolgt mich diese Trennung immer noch. Und wohl den Rest meines Lebens. Aber ich habe gelernt damit umzugehen.

Ein anderer Vater, der seine Tochter antraf, nachdem diese kurz zuvor von der Mutter erfahren hat, dass diese sich trennen werde:

“…ja, und dann habe ich sie gefragt, ob sie darüber geredet haben, und dann sagte sie nur so mit ganz tränenerstickter Stimme, da möchte sie jetzt nicht drüber reden, sie will jetzt zu ihrer Freundin fahren. Dann habe ich ihr nur gesagt – da sind mir natürlich auch die Tränen so hoch gekommen – dass sie eins wissen soll: Dass sie keine Schuld hat da… an diesem Ganzen… Ich hatte das mal so im Fernsehen gesehen, dass sich viele Kinder da irgendwo Vorwürfe machen, dass sie vielleicht nicht artig waren oder sonst was… Und, na ja, dann ist sie auch erst mal abgefahren, und dann bin ich hierher…”

Ein weiterer Vater: “…und dann haben wir abgewartet, wie die Kinder darauf reagiert haben, und da habe ich den Kindern aber auch noch mal ganz klar gemacht, dass ich aus meiner Sicht auch keine Rettung mehr sehe für die Ehe, nachdem das jetzt so ist und… ja… da haben sie doll geweint den Abend… Ich habe auch mitgeheult, wir haben alle vier rumgeheult. Wir haben in der Küche gesessen und dann habe ich noch mal gesagt…, dass ich das alles nicht in Ordnung finde, aber dass ich das auch nicht mehr ändern kann. Und um den Kindern das leichter zu machen, habe ich dann noch gesagt, dass ich mir vielleicht vorstellen kann, dass der ja ganz nett ist und dass der vielleicht sogar irgendwann mein Freund werden könnte. Man weiß ja, wie das im richtigen Leben ist: Man kommt da ja nicht drum rum, wenn sie mit dem zusammen zieht irgendwann, dann wird mir der öfter mal über den Weg laufen… Und dann nützt es nichts, wenn ich den bekriege oder was, die Sache ist erledigt…”

Die erste Zeit nach der Trennung wurde von den verlassenen Vätern als eine Phase tiefster seelischer Erschütterung und Verunsicherung empfunden.

Einige beschrieben ihr Empfinden im Augenblick der Trennung so: “Ich konnte nicht glauben, was sie sagte”, oder: “Tiefe Verzweiflung: Leben geht nicht mehr weiter”, oder auch: “Fassungslos: Boden unter den Füßen war wie weg…”96% der Verlassenen vermissten ihre Familie, 99% vermissten ihre Kinder. 89% fühlten sich verzweifelt, 39% dachten daran – die Hälfte davon intensiv -, sich das Leben zu nehmen. Viele fühlten sich als Vater abgewertet (87%). Psychosomatische Reaktionen korrespondierten teilweise mit der seelischen Belastung und fanden ihren Ausdruck z.B. in Schlafstörungen (58%), Essstörungen (32%), Magenproblemen (30%), Herzbeschwerden (24%) und massiven Gewichtsverlusten (43% verloren zwischen 5 und 14 kg Körpergewicht).

So berichtete z.B. ein verlassener Vater: “Ich habe, als die Trennung war, 70 kg gewogen. Das war auch mein Normalgewicht. Ich bin dann arbeiten gegangen, und ich habe 13 Tage lang nichts gegessen. Ich hatte dann 57 kg. Also ich habe mich so dermaßen gehen lassen; das Einzige, wovon ich mich ernährt habe, waren Kaffee und Zigaretten. Das waren meine Stamm-Lebensmittel. Ich habe nichts gegessen. Ich habe einfach nichts runtergekriegt. Das war… unbeschreiblich.” – “Irgendwann war es dann soweit, dass ich dann nicht mehr hochkam. Ich war so abgemagert und kraftlos. Aber ich musste aufstehen und zur Arbeit. Ich bin dann aufgestanden. Der Kompagnon kam dann rein, wir haben dann morgens noch einen Kaffee getrunken. Ich sagte: ‘…ich nehme jetzt meine Tasche’, bin aufgestanden, und dann kam der Zusammenbruch… Das war es. Und dann bin ich irgendwann oben im Schlafzimmer bei mir aufgewacht, und was in der Zeit passiert ist, kann ich Ihnen nicht sagen, weiß ich nicht. Ich bin jedenfalls vor Schwäche zusammengebrochen…”

Nach der Trennung

Die Bewältigung der seelischen Folgen einer ungewollten Trennung von Frau und Kindern erfolgte in sehr unterschiedlicher Weise: Etliche Männer (40%) versuchten – oft sehr kurzfristig nach der Trennung -, mit dem Konsum von Alkohol ihre emotionale Belastung zu verringern bzw. dieser auszuweichen (wie oben bereits erwähnt). Eine wichtige – und hilfreichere – Strategie waren Gespräche mit Freunden: 83% empfanden diesen Bewältigungsschritt als hilfreich oder sehr hilfreich. Sehr wichtig war auch die Unterstützung durch die eigene Herkunftsfamilie. Ebenso boten Berater und Therapeuten geeignete Hilfestellungen. Über 50% empfanden sportliche Aktivität als hilfreich; 45% sahen eine Verbesserung ihrer Situation dadurch gegeben, dass sie neue Bekanntschaften und Freundschaften schlossen. Der Kontakt zu Väter-Selbsthilfeorganisationen und der Austausch mit Gleichbetroffenen wurden als wichtig beschrieben. Mit diesen Aktivitäten einhergehende Selbst-Appelle und verstärkte Bemühungen um Selbst-Regulierung wurden ebenfalls als hilfreiche Strategien genannt.

79% befragter Väter berichteten, dass der Kontakt zu ihrem Kind durch die Mutter erschwert werde. 76% beantworteten die Frage, ob es mit der Mutter Auseinandersetzungen um das Besuchsrecht gebe, mit “Ja”. 83% befürchteten, dass zwischen den Kindern und ihnen ein zu großer Abstand entstehe. 12% hielten Distanz zu ihren Kindern, weil es sie schmerzt, immer wieder Abschied nehmen zu müssen. 89% der verlassenen Väter hatten das Gefühl, zwar zahlen, sich aber sonst aus dem familiären Geschehen heraushalten zu sollen. 97% berichteten von Auseinandersetzungen um Unterhaltszahlungen. Ein Teil der Männer hatte das Gefühl, dass die gegenwärtig rechtliche Situation Frauen mit Trennungs- und Scheidungsabsichten zum Nachteil der verlassenen Väter begünstigte. Die Aussage “Meine Ex-Frau und ich haben nun einen vernünftigen Weg gefunden, miteinander zu sprechen” wurde nur von 13% der verlassenen Väter bejaht.

Oft gibt es Zusammenhänge zwischen streitigen Unterhaltszahlungen und Unstimmigkeiten beim Besuchsrecht.

Die Erfahrungen eines Vaters: “…ich fragte noch, ob ich Claudia am nächsten Freitag schon um 14.00 Uhr abholen könne, denn ich wollte mit ihr in den Zirkus in C. und da bräuchten wir diese Zeit. Meine Frau sagte: ‘Nein! Zahl du erst mal Unterhalt und dann komm ich dir auch entgegen’. Ich fragte dann noch, ob es dann am Samstag oder Sonntag gehe? Sie sagte: ‘Es ist abgemacht: immer freitags von 15-18 Uhr, und da musst du dich dran halten’. Ich sagte noch: ‘Ich hab sie doch auch schon zu anderen Zeiten bekommen, und wir haben uns doch auch so einigen können?’ Sie sagte: ‘Klär’ du das erst mal mit dem Unterhalt und dann sehen wir weiter…'”

Viele verlassene Väter (85%) litten bei traditionell-familiären Anlässen wie Weihnachten, Geburts- und Hochzeitstagen in besonderer Weise unter der Trennung. Ein verlassener Vater berichtete: “Auf jeden Fall kriegte ich die Kinder im Dezember dann nicht mehr so… es wurde immer weniger. Das lag wohl auch an ihrem Neuen. Weihnachten war dann besonders enttäuschend: Weihnachten war für mich… ja… wie soll ich das sagen…? Ich habe Heiligabend dann woanders Weihnachtsmann gespielt. Das habe ich aber nur gemacht, damit ich rauskomme, abgelenkt bin. Ich war ja alleine… ganz alleine. Ich hatte damals keinen Kontakt mit meinen Eltern, gar nichts. Tja und dann habe ich mir Heiligabend, das muss ich ganz ehrlich zugeben… habe ich mir so einen in den Schädel gekloppt, da war ich abends um 21.00 Uhr nicht mehr ansprechbar. Das Schlimme war für mich aber auch, ich habe fast 1.000 EUR für Weihnachtsgeschenke ausgegeben für die drei, und noch nicht einmal einer hat angerufen. Nicht einer…”

Ein anderer Vater sah seinen anstehenden Geburtstag und Hochzeitstag so:

“Ich werde morgen 38…, und wir haben auch auf meinen Geburtstag geheiratet… Morgen hätte ich auch meinen elften Hochzeitstag… und das tut natürlich verdammt weh, jetzt meinen Geburtstag wieder zu feiern ohne meine Frau… Vor allem, weil das ja eben auch unser Hochzeitstag war. Das ist ein Tag, den werde ich, glaube ich, in meinem Leben nicht vergessen… Das ist eine Sache, was verdammt weh tut…”

Dass die Folgen der Trennung auch Auswirkungen auf die berufliche Leistungsfähigkeit der betroffenen Männer haben können, wird von 73% der Befragten berichtet. So sagte z.B. ein Vater: “…ich krieg’ das doch gar nicht mehr so richtig auf die Reihe. Also, wenn ich früher 10 verschiedene Vorgänge parallel bearbeiten konnte, dann schieb’ ich heute den einen Ordner dahin und dann dorthin und sortier das und… ja, was machste jetzt zuerst? Die ersten Momente… oder die ersten zwei Wochen dann… habe ich, wie gesagt, fast gar nichts gemacht, dann waren zum Glück drei Wochen Werksurlaub.

Wünsche und Hoffnungen verlassener Väter

Ein Teil der Männer empfand den starken Wunsch, dass die Trennung wieder rückgängig gemacht und die ursprüngliche Familienstruktur wieder hergestellt werde. Manche Familienväter empfanden den Wunsch, dass z.B. Weihnachten und Geburtstage im Kreis der ursprünglichen Familie stattfinden könnten. Andere Väter wiederum hatten den Wunsch, dass – wenn auch ihre Ehe nicht mehr zu retten sei – der Kontakt zu den Kindern möglichst unbeeinträchtigt stattfände. So vertrat ein Vater die Ansicht: “Es ist möglich, den Kontakt zwischen Kind und Eltern unkompliziert laufen zu lassen. Ich hatte das in S. gesehen. Da war ein Kollege, mit dem habe ich mal zusammen gearbeitet. Der wohnte in S. Den Sohn, den habe ich immer gefahren, der ging irgendwo in E. auf die Schule, und seine Mutter wohnte woanders… Das funktionierte hundertprozentig. Der stieg dann an der Schule in den Bus und dann fuhr er zum Vater… Die haben das so unkompliziert gelöst, so habe ich mir das eigentlich vorgestellt.

Manche Väter hatten die Hoffnung, dass ihre Kinder, die gegenwärtig noch bei der Mutter leben, langfristig zu ihnen ziehen würden. Einer von ihnen beschrieb dieses so: “Auf jeden Fall rechne ich damit, dass, wenn er 14 oder 15 Jahre alt ist, er sowieso zu mir will. Bei mir hat er die Ruhe, und er ist auch ganz anders, wenn er bei mir ist; er will dann auch gar nicht nach Hause. Wir unternehmen was, wir gehen zum Angeln oder Pilze Sammeln, oder ich zeige ihm ein paar Tiere, ein paar Vögel, auch im Tierpark war ich mit ihm. Ich frage ihn dann auch: ‘Wozu hast du Lust?’ Schach spielt er wie perfekt. Und dann sind wir auch, wenn wir beide so zusammen sind, richtig zufrieden.” Einige verspürten das Bedürfnis nach einer möglichst konstruktiven Beziehung zu ihrer Ex-Partnerin, auch um der Kinder wegen das Konfliktpotential so gering wie möglich zu halten: “Ich lege auch ganz großen Wert darauf, dass es nicht zu negativ läuft; ich mach die Frau nicht schlecht und nichts.

Gut, wir waren 14 Jahre zusammen, es hat nicht funktioniert, und da jetzt schmutzige Wäsche waschen, das bringt ja nichts. Da leidet nur der Lütte drunter, und das will ich nicht. Das ist ja auch seine Mutter, seine leibliche, und er mag sie ja auch.” Eine andere Hoffnung wiederum rankte sich um den Aufbau einer neuen liebevollen Beziehung, verbunden mit dem Wunsch nach gemeinsamen Kindern. Hier wurde also die Gründung einer neuen Familie gewünscht

Hilfen bei der Bewältigung einer ungewollten Trennung von Frau und Kindern

Hilfreiche Erlebnisse konnten von einem Teil der verlassenen Väter auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen konkret benannt werden. Ein Vater beschrieb seine Erkenntnisse so: “…man braucht Menschen, also… auf die man sich praktisch verlassen kann und denen man vertrauen kann. Mit denen muss man sich dann viel unterhalten. Weil… Ich habe das ja ganz anders die erste Zeit gemacht… bin bloß oben gewesen und habe mit keinem anderen gesprochen. Ich habe mich total abgeschottet. Das ist total verkehrt. Man darf sich nicht einigen…” Eine andere Aussage: “…was mir im Moment sehr viel hilft: Ich fahre dann auch einfach los… je nach dem, wie ich Zeit habe.

Ich fahre dann zu einem Bekannten hin, um nur mal zu sprechen, damit das rauskommt… Weil sonst, wenn man das nur in sich reinschluckt, geht man dran kaputt… Also man muss mit jemandem sprechen. Das hilft unwahrscheinlich viel. Ich fahre dann auch irgendwo hin, wo ich auch mitunter 10 Jahre nicht mehr war…”

Manche Väter empfanden Resignation:

“Aber nun habe ich eben nichts mehr. Keine Frau, keine Kinder und kein Haus mehr. Soll sie auch haben, ich wünsche ihr auch Glück, und jetzt ist das einfach vorbei. Leider ist es so: Die Familie ist kaputt. Für mich gibt es keine Familie mehr.”

Für andere wiederum ergaben sich neue Perspektiven. Beispielsweise empfand ein Vater Hoffnung, dass sich die Dinge zum Guten wenden lassen, auch durch eigenes Zutun: “Man darf sich nicht hängen lassen. Man muss sich da durcharbeiten; wie gesagt, Alkohol, das ist das Schlimmste. Auf keinen Fall Alkohol trinken, das ist ganz wichtig. Sich von ‘guten Freunden’ würde ich mal sagen, fernhalten. Weil… da kommt es leicht, da wird automatisch Bier getrunken. Am besten, wenn die Eltern noch da sind, oder Geschwister, den Kontakt suchen. Weiter zur Arbeit gehen, das ist ganz wichtig. Sobald man die Arbeit noch schmeißt, dann ist das eigentlich schon… Das dauert so ein halbes Jahr, dann fällt man wieder auf die Füße. Von meiner Schwester der Schwager, der ist 57 Jahre, der ist jetzt so glücklich!

Der kam vor zwei Jahren von See rein; da war die Hütte total leer geräumt… total, und die hatten richtig tolle Möbel, Antiquitäten und so. Da war alles weg. Ein Bungalow, der hing auch so an dem Haus, das war nun komplett bezahlt, und da musste er seiner Frau 75.000 EUR geben. Seine Töchter, die haben sich auch von dem Vater abgewandt, na ja, der war fertig mit der Welt. Der war also nur bei meiner Schwester. Und dann hat er nach ‘ner Zeit eine Sekretärin kennen gelernt, auch eine Witwe, und die hat ihn so richtig wieder hochgebracht. Jetzt ist er wieder richtig glücklich, mit 57 Jahren ist er richtig glücklich!”

Schlussbemerkung

Verlassene Väter gibt es in großer Zahl. Die Gefahr, dass Verhaltensweisen dieser Männer falsch verstanden, ihre Signale nicht richtig erkannt und ihre besondere Lebenssituationen nicht angemessen beachtet werden, ist recht groß. Dabei liegt es auch im Interesse der Kinder, dass es hier zu Veränderungen kommt – z.B. dadurch, dass entsprechende Hilfsangebote für verlassene Väter geschaffen werden.

Literatur
Pagels, Herbert: Verlassene Väter. Die innerseelische Situation und das Bewältigungsverhalten von Männern nach einer ungewollten Trennung von Frau und Kindern. Dissertation. Hamburg: Universität Hamburg 2002

Autor
Dr. Herbert Pagels, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Paar- und Familientherapeut, Hypnotherapeut, ist Leiter der “Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche.

16. Februar 2009
Uwe Taschow

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