Vom Träumen in den Rauhnächten

eine Frau träumt in einer Rauhnacht

Vom Träumen in den Rauhnächten

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, die Tage erst kürzer – und dann, noch nicht merklich, wieder langsam länger werden – ist die Zeit der Einkehr angebrochen. Die Zeit, sich wirklich mal zurückzuziehen (und nicht immer nur davon zu sprechen), im Alltag einen Schritt kürzer zu treten, Innenschau und Reflexion zu betreiben. Die Rauhnächte sind ideal dafür: die Zeit zwischen den Jahren, in denen die Welt gefühlt ein wenig schläft, Zeit zum Atemholen hat und Termine, Weihnachtsstress und Verpflichtungen hinter uns liegen. Wir haben Muße, uns mit uns selbst zu beschäftigen, uns mit Dingen zu umgeben, die uns guttun und uns die ein oder andere Flucht zu gönnen. In dieser nicht ganz greifbaren Zeit zwischen Ende und Anfang entwickelt sich eine ganz eigene Magie und Mystik, auf die sich einzulassen lohnt. Es ist die Zeit des Räucherns und Orakelns, des Wünschens und Träumens. Es heißt, dass die Träume, die wir in den Rauhnächten haben, etwas über das kommende Jahr verraten. Doch tragen unsere Träume nicht nur eventuelle Zukunftsaussichten, sondern können auch weitere Botschaften für uns bereithalten.

Träume sind die Hüter der Seele.

Schreibe sie auf. Sie zeigen dir deine unbewussten Anteile und kreieren mögliche Szenarien der Zukunft. Versuche, sie zu entschlüsseln. Analysiere sie aus der Vogelperspektive, losgelöst vom eigenen Ego. Entwickle ein Gespür für ihre Botschaften. Lausche mit dem Herzen und mit dem Bauch(gefühl), nicht mit dem Verstand. Träume sind ein Orakel deiner inneren Welt, welches es zu dekodieren gilt. Sie zeigen immer ein kryptisches Abbild deiner Realität. Jede Traumwelt ist mit Anteilen von dir verknüpft. Träume sind Prophezeiungen, Warnungen, Erinnerungen, Bausteine der Heilung, Botschaften der Seele und vieles mehr.

Erinnerst du dich der nächtlichen Bilder nicht, so trainiere dir dieses Erinnern an. Widme die ersten Minuten nach dem Aufwachen ausdrücklich der Rückschau. Lege ein Traumtagebuch neben das Bett. Schreib auf, was dir im Gedächtnis geblieben ist. Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um klare Bilder handelt, verschwommene Gedanken oder ein Gefühl, das in dir vorherrscht und spürbar ist. Mit der Zeit konditionierst du das Gehirn, sich gezielt zu erinnern. Es wird offener für deine Traumwelten. Nimm dir beim Einschlafen fest vor, die Träume der Nacht bewusster wahrzunehmen. Räucherungen vor dem Schlafengehen mit Echtem Mädesüß, Traumkraut, Mastix oder Mohnblüten öffnen mit ihrer Visionskraft das Reich zur Welt der Träume. Moldavit fördert nicht nur das Erinnerungsvermögen, sondern ebenso die Intensität des Träumens. Es handelt sich um ein natürliches Glas, welches sich beim Einschlag eines Meteoriten vor 15 Millionen Jahren gebildet hat.

Mitunter zeigen sich in Träumen bedeutungsvolle Orakel.

Vom Träumen in den Rauhnächten Cover Rauhnacht Märchen (c) unum Verlag
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Vor allem, wenn die träumende Person über eine stabile Verbindung zum höheren Selbst verfügt. Dieses „higher self“, wie es im englischen Sprachraum genannt wird, ist eine ungefilterte, reine und vollkommene Version von dir. Es existiert ewig und ist mit Weisheit durchtränkt. Es ist dein Über-Bewusstsein. Wisse: Du bist nicht dein Körper. Du bist nicht dein Verstand. Du bist ein spirituelles Wesen, das in eine physische Gestalt inkarniert ist, um weltliche Erfahrungen zu sammeln. Die Verbindung zum höheren Selbst ist eine direkte Vernetzung mit dem Göttlichen.

Das irdische Dasein agiert auf zwei Bewusstseinsebenen, dem niederen und dem mittleren Selbst. Das niedere Selbst ist mit den fünf Sinneseindrücken verbunden: Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen und Sehen. Es verkörpert und speichert Emotionen wie Liebe, Wut, Hass, Trauer, Angst und so weiter. Auf dieser Ebene ist das Gedächtnis mit all seinen gespeicherten Erfahrungen aktiv. Das mittlere Selbst schenkt uns die Fähigkeit zu denken. Das ist grandios, denn ohne das wären wir willenlose Sklaven unserer Emotionen. Nutzen wir den Verstand, so sind wir in der Lage, konstruktiv zu handeln. Im Idealfall agiert das mittlere Selbst auf der Ebene der Vernunft. Die Krux daran ist, dass wir uns zu sehr mit dem Verstand identifiziert haben. Die Geisteskraft nimmt mehr Raum ein, als sie sollte. Dadurch entsteht eine Dysbalance. Die Machtverhältnisse haben sich zugunsten des mittleren Selbst verschoben. Jede Sinneswahrnehmung wird analysiert und bis ins kleinste Detail zerpflückt. Sprich, wir zerdenken unser Fühlen. Es wäre ratsam, den Verstand einmal beiseitezulassen. Wir dürfen wieder lernen, zu spüren, zu empfinden und emotional einzutauchen. Es gilt, die Welt zu erforschen, und nicht, sie zu beurteilen. Das mittlere Selbst ist von großer Bedeutung und es lässt sich nicht mal so eben ausschalten. Das wäre auch fatal. Lernen wir, die Verstandesebene wie einen umsichtigen Lehrmeister zu nutzen.

Die Verbindung zu unserem vollkommenen, spirituellen Selbst bauen wir nicht über die Ebene des Verstandes auf. Der Schlüssel zum höheren Selbst verbirgt sich im Fühlen. Das heißt, wir müssen einen Weg finden, eine stabile Verknüpfung zwischen dem niederen und dem höheren Selbst herzustellen. Das klingt nach einem nicht allzu schwierigen Unterfangen. Leider ist dem nicht so. Zwischen dem irdischen Körper und dem höheren Selbst liegt ein Schleier. Dieser Schleier ist das Ego. Er verdichtete sich aus unseren Erfahrungen heraus, den Konditionierungen, den erlernten Mustern, den traumatischen Begegnungen und all jenen Aspekten des Lebens, die uns zwangen, Masken aufzusetzen, welche das wahre Selbst verbergen. Ein ausgeprägtes Ego wirkt wie eine Schutzmauer, deren Aufgabe es ist, unerwünschte Gefühle fernzuhalten. Dahinter verstecken sich der Wunsch und die Hoffnung, heil und unbeschadet durch dieses Leben zu gleiten, indem die Mauer dafür sorgt, dass so wenig Schmerz wie möglich zum fühlenden Kern des Menschen durchdringt. Der Mensch lernte mithilfe des Egos, eine Art heile Welt zu erschaffen. Diese heile Welt ist eine Fata Morgana. Es ist ein Trugbild, welches die wahre Heilung immens erschwert. Gelingt es uns, dies zu erkennen, so fängt das Ego an, zu schrumpfen.

Glücklicherweise sind wir in der Lage, eine Beziehung zum höheren Selbst aufzubauen.

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KI unterstützt generiert

Sie reicht weit über das irdische Dasein hinaus. Das höhere Selbst ist nicht nur im Kontakt mit dem Göttlichen, es ist göttlich. Es ist deine eigene göttliche Essenz. Sobald du die spirituelle Ebene betrittst, bist du in der Lage, zu dieser göttlichen Essenz eine bewusste Verbindung herzustellen. Gelingt dir dieser Brückenschlag, so kommuniziere direkt mit deinem höheren Selbst. Du verknüpfst dich dadurch nicht nur mit der Quelle, sondern ebenso mit dem Wissen. Du bist an die Akasha-Intelligenz angebunden. Hierbei handelt es sich um eine Art feinstoffliches Internet, ein übersinnliches und allwissendes Sammelsurium aller Geschehnisse dieser Welt. Unser irdisches Selbst agiert recht unbewusst. Dem höheren Selbst aber ist jedes Detail über uns bekannt, egal wie unscheinbar es ist. Es weiß genau, welches Karma auf uns lastet. Es erinnert sich an all unsere Inkarnationen. Es kennt deinen Seelenweg und sämtliche Aufgaben, die du dir für dieses Leben hier auf Erden vorgenommen hast. Der Zugang zum höheren Selbst eröffnet dir phänomenale Möglichkeiten. Leider erschwert der verflixte Ego-Schleier dem höheren Selbst, mit uns in Kontakt zu treten. Das Ego versperrt quasi diese direkte Verbindung.

In unseren Träumen aber, um den Kreis zu schließen, ist die bewusste Ebene inaktiv. Vor allem in der Rauhnachtszeit, wenn die Dimensionen sich vermischen, gelingt es dem höheren Selbst, sich in unsere Traumwelt zu weben. Es sendet Orakel, die dir helfen zu erkennen, welcher Lebenspfad der richtige ist. Je intensiver du an deine feinstoffliche Existenz angebunden bist, desto wahrscheinlicher ist es, derartige Botschaften zu erhalten. Falls du derzeit keinen Zugang zu deinem höheren Selbst findest, verzweifle nicht. Versuche es weiterhin und nutze bis dahin andere Methoden, um in die Zukunft zu schauen. Wirf Runen, lies im Kaffeesatz, übe dich im Wachsgießen, lege das Tarot oder ziehe Karten aus einem Orakel-Set. Die Rauhnächte laden dazu ein, einen Blick auf das Kommende zu werfen. Die Botschaften knistern förmlich in der Luft.

(tlw. aus: „Ein Rauhnacht-Märchen aus dem Tal der vier Winde“ von Alexa Szeli, unum Verlag)

17.11.2024
Alexa Szeli

Zum Buch 'Ein Rauhnacht-Märchen aus dem Tal der vier Winde' und Leseprobe

Die Autorin

Alexa-Szeli im Garten
© Kathrin Shanti Engelmayer

Alexa Szeli ist ein Kind des alten Pfades. Das Brauchtum früherer Zeiten und vergessenes Wissen sind ihre Leidenschaft. Alexa studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Im Jahr 2014 gründete sie den Blog “Taste of Power”, um neben ihrem Hauptberuf über spirituelle Themen zu schreiben.
2019 machte sie sich damit selbstständig. Mit ihren Texten möchte sie das alte Wissen bewahren, und es mit der heutigen Zeit zu verbinden. Alexa hat sich mit den Welten der nordischen Mythen befasst, die Magie studiert, alte Religionen erforscht und verbindet heute Magie mit Wissenschaft, Natur mit urbanem Leben.
Ihr Wissen zu teilen ist ihr magisches Erbe, ihre Leidenschaft und ja – ihre Seelenaufgabe.
https://www.taste-of-power.de/