Cannabis in der Sterbebegleitung – Linderung, Würde und spirituelle Tiefe

Cannabis Tinktur an einem Bett

Cannabis in der Sterbebegleitung – Zwischen Loslassen und Linderung

Zwischen Angst und Frieden, zwischen körperlicher Last und seelischem Loslassen: In der letzten Lebensphase wird jeder Moment zu einer Verdichtung des Wesentlichen.
Wenn Worte leiser werden, der Blick nach innen geht und das Leben sich schließt, öffnet sich ein Raum, den unsere Gesellschaft oft meidet – und der dennoch zu den heiligsten gehört: der Raum des Sterbens.

Hier geht es nicht um Zahlen oder Technik. Es geht um Würde, Nähe und das Aushalten des Unausweichlichen. Für viele Sterbende sind Schmerzfreiheit, angstlösende Präsenz und das Gefühl des Gehaltenseins die tiefsten Sehnsüchte.
Ein uralter, oft unterschätzter Begleiter kann hier helfen – Cannabis.

Cannabis – Jahrtausende alte Heilpflanze, neu entdeckt

Cannabis Tinktur an einem BettCannabis ist keine Modeerscheinung. Schon in den vedischen Schriften Indiens wurde es als „heilige Pflanze“ verehrt, die Körper und Geist beruhigt, das Herz öffnet und spirituelle Einsichten fördert.
In der modernen westlichen Medizin jedoch wurde es lange als „Rauschmittel“ stigmatisiert. Erst in den letzten Jahren beginnt ein Umdenken – besonders in der Palliativmedizin.

Hier steht nicht der Rausch im Vordergrund, sondern die Linderung von Schmerz, Übelkeit, Angst und Schlaflosigkeit – oft dort, wo klassische Medikamente an ihre Grenzen stoßen oder neue Belastungen schaffen.
Richtig dosiert und ärztlich begleitet, kann Cannabis körperlich entspannen, seelisch beruhigen und einen „weichen inneren Raum“ schaffen, der den Übergang erleichtert.

Die spirituelle Dimension des Loslassens

Sterbebegleitung ist mehr als Pflege – sie ist ein geistiger und energetischer Akt, wie wir ihn auch in der spirituellen Begleitung in der letzten Lebensphase finden.
Viele Menschen berichten, dass Cannabis nicht nur körperliche Symptome lindert, sondern auch eine innere Weite eröffnet. Angst kann sich lösen, Enge weichen, und der Blick auf den eigenen Übergang kann sanfter werden.

Denn oft ist es nicht der Schmerz, der am schwersten wiegt, sondern die Angst vor dem Unbekannten.
Wenn Cannabis helfen kann, diese Schwelle zu erleichtern, wird es zu einem Brückenhelfer zwischen den Welten – von der sichtbaren in die unsichtbare.

Zwischen Tabu und Wandel

Trotz wachsender Studienlage – etwa aus Israel, Kanada oder der Schweiz – ist der Einsatz von Cannabis in der Sterbebegleitung in Deutschland noch selten.
Vorurteile, gesetzliche Unsicherheiten und fehlende Schulungen hemmen den Fortschritt. Pflegekräfte sind oft unsicher im Umgang, Angehörige zögern aus Angst vor dem Begriff „Droge“.

Was hier fehlt, sind Aufklärung, Empathie und ein Perspektivwechsel: weg von der reinen Symptombekämpfung, hin zu einer ganzheitlichen Sicht auf das Lebensende, wie sie auch in Beiträgen über Angst vor dem Tod loslassen zu finden ist.

Haltung vor Präparat

Cannabis ist kein Allheilmittel. Es ist nicht für jeden geeignet.
Aber es kann ein stiller Helfer sein – ein Begleiter, der Leiden lindert, wo andere Mittel versagen und der manchmal sogar Türen zu tieferen Ebenen von Frieden öffnet.

Entscheidend ist nicht das Mittel allein, sondern die Haltung, mit der wir Menschen in ihrer letzten Phase begegnen:
Würdevoll. Offen. Zuhörend. Und bereit, das Heilige im Sterben zu erkennen – manchmal auch mit Hilfe einer Pflanze, die uns lehrt, dass Heilung mehr ist als Heilung im klassischen Sinn.
Dazu gehört auch, Loslassen als spirituellen Prozess zu verstehen und bewusst zu gestalten.

FAQ – Cannabis in der Sterbebegleitung

Kann Cannabis Schmerzen am Lebensende lindern?
Ja, Studien und Erfahrungsberichte belegen, dass Cannabis bei Schmerzen, Übelkeit, Angst und Schlaflosigkeit in der Palliativmedizin wirksam sein kann.

Ist Cannabis für jeden Sterbenden geeignet?
Nein, die Eignung hängt von der individuellen Gesundheit, der Medikation und ärztlichen Einschätzung ab.

Wie wird Cannabis in der Sterbebegleitung verabreicht?
Meist in Form von Ölen, Kapseln oder medizinischen Inhalationen – stets unter ärztlicher Begleitung und angepasster Dosierung.

Ist Cannabis in Deutschland für Palliativpatient:innen legal?
Ja, seit 2017 kann medizinisches Cannabis auf Rezept verordnet werden, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirken.
Weitere Hintergründe findest du in Heilung jenseits der Medizin.

17.08.2025
Kati Voß

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Kati Voß
© Kati Voß

Über die Autorin Kati Voß

Kati Voß ist Autorin, Dozentin und spirituelle Bildungsbegleiterin. Sie verbindet Weisheitslehren, moderne Pflegeethik und poetische Tiefe zu einer Sprache der Wandlung. Als Gründerin der AKADEMIE DER WEISHEIT und Autorin zahlreicher Werke begleitet sie Bildungsprozesse an der Schwelle zwischen Leben, Gesundheit und innerer Reifung.
Sie ist u. a. Autorin des Buches:
Ein stiller Begleiter – Cannabis in der letzten Lebensphase (Band XIII der Reihe BILDUNGSKONTEXT)

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