Geistwerdung des Kosmos

Pflanzen unter sternklarem Nachthimmel

Die fortschreitende Geistwerdung des Kosmos

Am Ostersonntag, 10. April 1955, starb in New York der französische Jesuitenpater, Evolutions-Visionär und Mystiker Pierre Teilhard de Chardin im Alter von fast 74 Jahren in den Armen einer Frau. Bereits am Karfreitag zuvor war er in ein Koma verfallen. Die meisten Berichte über seinen Tod stimmen nicht. Bei seiner Beerdigung waren nur 6 Personen anwesend. Erschütternd!
Seine Grabstätte ist 150km nördlich von New York – im Hyde Park, Dutchess County.

„LIEBE ist die einzige Kraft, die Dinge vereinen kann, ohne sie zu zerstören.“

8 Tage später starb am 18. April 1955 in Princeton der deutsche Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein im Alter von 76 Jahren. Er litt seit längerer Zeit an einem Aorten-Aneurysma; die Krankenschwester wollte unbedingt seine letzten Worte aufschreiben, doch er sprach deutsch, das sie nicht verstehen konnte.

Der April 1955 ist mir noch in guter Erinnerung.

Die DEUTSCHE LUFTHANSA nahm 10 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs ihren Flugbetrieb wieder auf. Der erste Flug ging von Hamburg nach München. Auf der Besucherterrasse des damals kleinen Flughafens in Fuhlsbüttel (heute: Helmut Schmidt International Airport) bestaunten wir damals 3 Brüder das Ereignis, später kamen noch 2 Brüder dazu.

Ein Jahr später kam ich auf das Jesuitengymnasium St. Ansgar in Hamburg. Während meiner 9-jährigen Gymnasialzeit hatten wir von Teilhard de Chardin nichts gehört. Auch die Worte „Mystiker“ oder „Spiritualität“ waren unseren Religionslehrern offenbar fremd.

Erst viel später bin ich mit der Lektüre des überragenden Geistes von Teilhard de Chardin in Berührung gekommen und bis heute dankbar, dass ich Zugang zu Erkenntnissen bekam, die meinen Horizont wesentlich erweitert hatten. Von diesem Geist waren auch meine geistigen Lehrer und Freunde Jesuitenpater & ZEN-Meister H.M. Enomiya-Lassalle (1898 – 1990) und Jesuitenpater & Gandhi-Preisträger Michael Windey (1921 – 2009) geprägt.

Pierre Teilhard de Chardin wurde am 1. Mai 1881 als viertes von 11 Kindern auf dem Landschloss Sarcenat bei Clermont-Ferrand in der Auvergne/Frankreich geboren. Er war ein ausgezeichneter Schüler sowohl in den humanistischen wie in den natur-wissenschaftlichen Fächern. Die Leistungen in Religion waren weniger glänzend. Am 20. März 1899 trat er 18-jährig in das Noviziat der Jesuiten in Aix-en-Provence ein.

Er durchlief die ordensüblichen Ausbildungsstationen. An das Noviziat schloss sich im Oktober 1900 das Juvenat in Laval an, wo er am 25. März 1901 seine ersten Gelübde ablegte. In dieser Zeit erreichte der Antiklerikalismus in Frankreich seinen Höhepunkt. Die Jesuiten mussten sich nach England und auf die Kanalinseln zurückziehen. Das zweite Juvenatsjahr verbrachte Teilhard bereits auf Jersey in Bon-Secours, wo er auch ab Oktober 1902 drei Jahre Philosophie in Saint-Louis studierte. Dort erhielt er die erste Ausbildung in Physik, Chemie und Geologie.

Bei ihm ist das Ganze, das Göttliche, immer durchscheinend, ganz dem neuen Bewusstsein entsprechend.

Über den Ursprung der Welt sagte er: Geistwerdung des Kosmos Pflanzen unter sternklarem Nachthimmel

„Ohne Erschütterung und ohne Donner hat die Flamme alles von innen her erleuchtet. Vom Herzen des geringsten Atoms bis zur Energie der universellsten Gesetze hat sie individuell und in ihrer Gesamtheit jedes Element, jede Triebkraft, jede Bindung unseres Kosmos so natürlich durchdrungen, dass man von ihm glauben könnte, er habe sich spontan entflammt. In der neuen Menschheit, die heute gezeigt wird, hat das Wort den endlosen Akt seiner Geburt verlängert: und kraft seines Hineintauchens in den Schoß der Welt haben sich die großen Wasser der Materie ohne ein Erzittern mit Leben geladen. Anscheinend hat nichts gezittert unter der unsagbaren Transformation“.

Es ist bezeichnend, dass nach Teilhards eigenen Worten ihm diese Erkenntnisse nicht durch philosophisch-theologische Spekulation zuteil wurden, sondern ihm durch verschiedene Umstände und Menschen seiner Umgebung schon früh geschenkt wurden. Sie gehen über das rationale Denken hinaus. So kam er dahin, „nicht mehr sehen und atmen zu können außerhalb des Milieus, in dem alles nur eins ist.“

Für Teilhard durchdringen sich Materie und Geist: Er könne nicht sagen, „welche dieser beiden Seligkeiten strahlender ist, das Wort gefunden zu haben, um die Materie zu beherrschen, oder die Materie zu besitzen, um das Licht Gottes zu erreichen und zu erfahren“.

Sein Wunsch war, dass die Herabkunft Gottes in die universelle Spezies „nicht nur als die Frucht einer philosophischen Spekulation geliebt und gehegt werde, dass sie vielmehr wahrhaft eine wirkliche Gegenwart werde.“

Im August 1905 reiste Teilhard nach Ägypten,

um als Lektor für Physik und Chemie am Jesuitenkolleg der Heiligen Familie in Kairo zu unterrichten. In Ägypten nahm er erneut an geologischen Exkursionen teil: 1906 nach Mokattam, 1907 nach Fayoum, 1908 nach Oberägypten. Kleinere Studien und Funde machten ihn bei einigen Spezialisten des Faches bekannt. 1907 las er das Buch des französischen Literatur-Nobelpreisträgers von 1927, Henri Bergson (1859 – 1941): „Die schöpferische Evolution“, ein Buch, das bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen sollte. Der belgische Jesuitenpater Professor Dr.phil. Dr.theol. Michael Anthony Windey), der 60 Jahre lang in Indien gelebt und segensreich auf leisen Sohlen einzigartig gewirkt hatte, kannte Teilhard persönlich. Windey hatte u.a. bei Henri Bergson in Paris studiert und später über ihn im Fach Philosophie promoviert. Er hatte mir persönlich über die zwei Franzosen viel erzählt.

Im Oktober 1908 begann Teilhard de Chardin sein Theologiestudium in Ore Place bei Hastings (Sussex/England), das er 1912 abgeschlossen hatte. In dieser Zeit wurde Teilhard in Anwesenheit seiner Eltern am 24. August 1911 zum Priester geweiht. In den Kriegsjahren 1914 bis 1919 arbeitete Teilhard als Priester an der Front, unter anderem in Reims, Verdun und in den Vogesen. Von dort aus schickte er regelmäßig Briefe und Aufsätze an seine Cousine Marguerite Teillard-Chambon, die sich als Schrift-stellerin Claude Aragonnès nannte. In jenen Kriegsjahren machte Teilhard Grenzerfahrungen, die sein Leben nachhaltig beeinflussen sollten.

Dass des Menschen Seele und Geist zur Evolution, zum Wachstum bestimmt sind, gehörte von nun an zu den Grundüberzeugungen Teilhards.

Seit 1914 versuchte er in immer neuen Anläufen den Dualismus Materie und Geist bzw. Leib und Seele aufzulösen. Diese Begriffe bezeichneten für ihn zwei Zustände ein und desselben kosmischen Stoffes. Nach dem Krieg begann Teilhard in Paris das Studium der Geologie und Paläontologie, das er 1922 mit einer Dissertation abschließt. Zugleich wurde Teilhard Präsident der „Société géologique de France“.

Im Jahr 1923 unternahm er seine erste China-Reise.

Als er 1924 zurück nach Paris kommt, stellte er fest, dass es die Obrigkeit der Kirche nach Einsicht in seine neusten Schriften aus China bevorzugte, ihm jede Lehrtätigkeit zu untersagen. Wieder in China entsteht im Jahr 1926 „Das göttliche Milieu“, eines der wichtigsten Werke von Teilhard. Es ist kein naturwissenschaftliches Werk, sondern eher die Darstellung seines Geistes. Die Veröffentlichung wurde ihm untersagt und erfolgte erst zwei Jahre nach seinem Tod. 1927 reiste Teilhard erneut nach Peking.

Er gehört zu den ersten Geologen, die die Bedeutung der neuen Funde, insbesondere des Peking-Menschen, erkennen. Er verfolgte mit lebhaftem Interesse die Ausgrabungen und berichtete in wissenschaftlichen Arbeiten hauptsächlich über die Wirbeltierfaunen von Choukoutien in China. Bei Kriegsausbruch im September 1939 ist Teilhard gezwungen in China zu bleiben, wo er sein Lebenswerk „Le phénomène humain“ („Der Mensch im Kosmos“) schreibt. Die Veröffentlichung erfolgte wiederum erst nach seinem Tod.

Das Jahr 1950 ist durch zwei markante Einschnitte in Teilhards Leben gekennzeichnet:

Die Französische Akademie der Wissenschaften ernannte den Jesuitenpater Teilhard de Chardin zu ihrem Mitglied. Damit wurde ihm die größte Ehrung zuteil, die Frankreich an seine Wissenschaftler zu vergeben hat. Gleichzeitig wurde ihm in Rom nahegelegt, auf eine ihm angebotene Professur am Collège de France zu verzichten. Teilhard folgte den Forderungen der Kirche. Die Auffassung von der Bewusstseinsveränderung im Sinn einer beständig fortschreitenden Intensivierung des Bewusstseins zieht sich durch Teilhards ganzes Denken hindurch.

Die Forderung einer Überwindung des Dualismus von Materie und Geist ist im Werk Teilhards deutlich zum Ausdruck gekommen. Diese neue Erkenntnis bekam er schon lange vor seiner wissenschaftlichen Laufbahn.

Enttäuscht von seiner Heimat Frankreich und von seinem Orden im Stich gelassen, übersiedelte Teilhard de Chardin im Jahr 1951 nach New York,.

Kaum hatte Teilhard die Augen geschlossen, begann der Kampf um sein Werk. Ein Wirbelsturm erhob sich, wie ihn die literarische Welt kaum je zuvor erlebt hatte. Natur- und Geisteswissenschaftler, Protestanten und Reform-Katholiken stimmten Teilhard freudig zu. In Paris wurde daraufhin die Fondation Teilhard de Chardin eingerichtet. Teilhard de Chardin beschreibt die Entwicklung der Erde von Anfang an als ein Prozess von zweiseitiger Struktur, nämlich die Zunahme an Komplexität auf materieller Ebene sowie die Zunahme an Zentriertheit auf geistiger Ebene.

02.11.2023
Roland R. Ropers
Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher, Buchautor und Publizist

www.KARDIOSOPHIE-NETWORK.de


Über Roland R. Ropers

Fortuna Roland Ropers

Roland R. Ropers geb. 1945, Religionsphilosoph, spiritueller Sprachforscher,
Begründer der Etymosophie, Buchautor und Publizist, autorisierter Kontemplationslehrer, weltweite Seminar- und Vortragstätigkeit.
Es ist ein uraltes Geheimnis, dass die stille Einkehr in der Natur zum tiefgreifenden Heil-Sein führt.

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Buch Tipp:

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Weg-Weiser zur kosmischen Ur-Quelle

von Roland R. Ropers und
Andrea Fessmann, Dorothea J. May, Dr. med. Christiane May-Ropers, Helga Simon-Wagenbach, Prof. Dr. phil. Irmela Neu

Die intellektuelle Kopflastigkeit, die über Jahrhunderte mit dem Begriff des französischen Philosophen René Descartes (1596 – 1650) „Cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) verbunden war, erfordert für den Menschen der Zukunft eine neue Ausrichtung auf die Kraft und Weisheit des Herzens, die mit dem von Roland R. Ropers in die Welt gebrachten Wortes „KARDIOSOPHIE“ verbunden ist. Bereits Antoine de Saint-Exupéry beglückte uns mit seiner Erkenntnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Der Autor und die sechs Co-Autorinnen beleuchten aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus dem Großraum des Herzens.

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