Freispruch, mach dich frei

Mann der bei Sonnenuntergang Handschellen in der Hand haelt

Freispruch

Wer sich schuldig fühlt, kann nur schwerlich dauerhaft glücklich sein. Immer wieder wird es sich melden, dieses Gefühl der Schuld und Leiden auslösen. Doch was macht uns schuldig? Das Übertreten von Gesetzen? Anderen Leid zufügen? Rücksichtslosigkeit? Gleichgültigkeit? Gier? Brutalität? Die Liste könnte ich jetzt noch verlängern, wenn es mir um diese Art von Schuld ginge. Geht es aber nicht.

Mir geht es um subtilere Dinge. Mir geht es um Dinge, die nicht offen ausgesprochen werden,
zu denen wir nicht offen zu stehen wagen, um Dinge, die wir uns selbst nicht zugestehen und die dennoch tief verborgen in uns schlummern: Das Abweichen von der Norm: Zu dick, zu dünn, zu dumm, zu faul… Das politisch Unkorrekte: Böse, chauvinistisch, narzistisch, zynisch, rassistisch… Die innere oder äußere Rebellion gegen Trends, Mode, Geschmack oder Tradition.

Wer sich in diesen Dingen der Gleichschaltung entzieht, der zieht sich quasi automatisch etwas anderes zu: Mißtrauen, Argwohn, Druck, Ächtung, Ausgrenzung, Anfeindung, Liebesentzug…
…und als Kind: Erziehung.

Freispruch Mann der bei Sonnenuntergang Handschellen in der Hand haelt
KI unterstützt generiert

Was macht das alles mit uns?

Es macht uns vorsichtig und mindert unsere Spontanität.
Wir werden zunehmend ängstlich. Wir unterdrücken Impulse, kontrollieren unser Verhalten und vermeiden es, aus der Reihe zu tanzen. Es macht uns unfrei oder, genauer gesagt, wir machen uns selber unfrei. Ohne es zu merken. Ohne es zu merken kerkern wir uns selber ein. Nur nicht auffallen. Bloß nicht anders sein. Immer schön mit dem Strom schwimmen…

Einst war dies eine gute Überlebensstrategie und ist es auch heute noch. Alles gut, wenn es Dir reicht, nur zu überleben. Im sicheren Käfig der Konventionen. Im schmalen Korridor der Schuld…

Mach´ Dir doch mal eine Liste mit Deinen Schwächen. Hinter jeder Schwäche versteckt sich ein Schuldgefühl! Immer dann, wenn im Alltag eine Deiner „Schwächen“ zum Vorschein kommt, wird der innere Richter aktiv.

Dieser Richter ist nur sehr selten milde und verständnisvoll. Nein, er schimpft und beschimpft Dich, er erniedrigt Dich, er macht Dich klein. Er hat die schlechtesten Eigenschaften Deiner Eltern und Lehrer angenommen! Du hast die schlechtesten Eigenschaften Deiner Eltern und Lehrer angenommen. Lass´ Dir das mal auf der Zunge zergehen. Es ist wahr. Und jetzt?

Ich spreche Dich frei von jeder Schuld!

Du hattest Angst. Deine Erzieher hatten Angst. Es ist ein elender Rattenschwanz von Angst und vorauseilendem Gehorsam durch die Generationen, durch die Geschichte. Es ist Zeit, dem ein Ende zu setzen.

Nur Eines ist dazu nötig. Du musst begreifen, dass mein Freispruch Dir nix nützt. Er ist für Dich genauso wenig bindend, wie es eine Verurteilung wäre.
Du, bist der einzige Mensch, der Dich frei sprechen kann!

Mach´es jetzt.
Mach´ es laut.
Mach´ es vor einem Spiegel und sieh Dir dabei in die Augen.
Mach´es so oft, wie es nötig ist.
Mach´es so lange, bis Du erkennst:
„Ich bin frei von Schuld!“

31.07.2024
Jens Dewers


Jens Dewers

Jens Dewers
©Jens Dewers

62 Jahre alt, verheiratet, ein Sohn. Abitur, abgebrochenes Studium der Wirtschaftswissenschaften, parallel 28 Reisen auf Psylocybin, bis zum “Seelenvollkontakt”, Samadhi, Gotteserfahrung von 1983 – 85 ohne Lehrer/Guide. Anschließend Verdauung und Integration des Erfahrenen quasi bis jetzt.
1996-99 Ausbildung zum staatl. gepr. Atem-, Sprech- und Stimmlehrer, seit 2004 in eigener sprachtherapeutischer Praxis.
Seit 2008 Dozent an der Universität Bremen zunächst für “Redekunst” für unterschiedliche Fachbereiche, seit einigen Jahren für das Career Center der Uni Bremen.
Seit 2021 ebenda Dozent für den selbstentworfenen zweitägigen Workshop “Die Sprache der Seele”.
Homepage: https://mentor-der-seele.de/