Das Prinzip der Polarität und Geschlechtlichkeit – Warum Gegensätze heimlich eins sind
Dieses Essay entfaltet das Prinzip der Polarität und Geschlechtlichkeit als gelebte Weisheit: Alles besitzt Pole, doch Gegensätze sind zwei Enden derselben Qualität. Wer ihre Einheit begreift, heilt Spaltung – in sich, in Beziehungen, in Kultur.
Polarität bedeutet: Jede Qualität erscheint als Spannungsfeld von Gegensätzen (warm/kalt, innen/außen, männlich/weiblich). Spirituell: Gegensätze sind aspektgleich – sie gehören zu einem größeren Ganzen. Heilung entsteht nicht durch Kampf, sondern durch Integration.
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Einheit vor Dualität: Bewusstseinsschichten der Schöpfung
Aus spiritueller Sicht ist das allumfassende Schöpferbewusstsein reine Gegenwart: Alles ist Jetzt. Hier existiert keine Trennung, nur Einheit.
Auf subtileren Ebenen differenziert sich diese Einheit in unzählige individuelle Bewusstseinszentren – „Kinder Gottes“, Seelen, die bestimmte Qualitäten in die Erfahrung bringen.
Auf dichteren Ebenen entsteht die Dualität: Einheit spiegelt sich als Polarität, damit Erfahrung möglich wird – so wie ein Ton erst hörbar wird, wenn er sich von der Stille unterscheidet.
Kernidee: Dualität ist nicht Fehler, sondern Funktion: Sie macht Beziehung, Lernen und Rückkehr zur Einheit erfahrbar.
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Polarität erklärt: Gleich und Ungleich sind eins
Polaritäten sind relativ:
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„Warm“ und „kalt“ sind Pole der Temperatur.
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„Groß“ und „klein“ sind Pole der Ausdehnung.
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„Männlich“ und „weiblich“ sind Pole der Geschlechtlichkeit.
Ohne Bezugspunkt sind diese Worte leer. Relativität ist das Spielfeld, auf dem Bewusstsein Nuancen erkennt.
Wesentlich: Polaritäten ergänzen einander zu einer übergeordneten Qualität. Sie sind nicht Feinde, sondern Ko-Schöpfer derselben Wirklichkeit.
Das Tao als Bild: In jedem Pol wohnt sein Gegenpol
Das Taijitu (Yin/Yang) zeigt:
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Yin (dunkel, empfangend) enthält einen weißen Punkt (Yang-Potenzial).
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Yang (hell, aktiv) enthält einen dunklen Punkt (Yin-Potenzial).
Botschaft: Kein Pol ist „rein“.
Jeder trägt den Keim des anderen in sich. Darum kann Polarität wandeln: aus Aktivität reift Ruhe, aus Ruhe Handlung. So entsteht Rhythmus, nicht Starre.
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Warum wir Gegensätze brauchen

Du erfährst „Mut“ im Spiegel der Furcht, „Sanftmut“ im Spiegel der Härte.
Die Seele wählt Inkarnationen und Rollen, um beide Pole zu durchleben – nicht, um sich zu spalten, sondern um ganz zu werden.
Praktischer Sinn: Das, was dich im Außen „triggert“, ist oft eine unentwickelte Gegenqualität in dir, die nach Integration ruft.
Geschlechtlichkeit: die intensivste gelebte Polarität
Männlich (formend, fokussierend, durchdringend) und weiblich (empfangend, nährend, umhüllend) sind energetische Prinzipien, keine Schablonen.
Jeder Mensch trägt beide Anlagen – unabhängig von biologischem Geschlecht oder Identität. Reife Beziehungen entstehen, wenn beide Energien bewusst kultiviert werden:
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Männliches Prinzip: Entschlossenheit, Richtung, Klarheit (Schnitt).
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Weibliches Prinzip: Präsenz, Resonanz, Beziehung (Feld).
Schöpfung geschieht, wenn Ausrichtung (männlich) und Empfänglichkeit (weiblich) miteinander kooperieren. Ohne Ausrichtung bleibt Kraft diffus; ohne Empfänglichkeit bleibt Idee unfruchtbar.
Warum Kampf Polaritäten verhärtet – und Integration heilt
Widerstand gegen den „anderen“ Pol erhöht die Spannungsenergie (wie ein geladener Akku, den man auseinanderpresst).
Das kostet Kraft, produziert Polarisierung und bindet Bewusstsein an Entweder-oder.
Heilweg:
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Anerkennen – Der Gegenpol ist Teil der größeren Qualität.
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Verstehen – Welche Ressource hält dieser Pol für mich bereit?
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Verkörpern – In kleinen Handlungen die fehlende Qualität üben (z. B. Klarheit ↔ Weichheit, Struktur ↔ Fluss).
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Integrieren – Aus beiden Polen ein drittes formen: Balance.
Integration = Alchemie der Gegensätze. Nicht Vermischen, sondern Auswuchten auf höherer Ebene.
Warum wir oft das Gegenteil anziehen
„Wenn Gleiches Gleiches anzieht – wieso begegne ich dem Gegenteil?“
Unterscheide:
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Eigene Schöpfungen spiegeln deine gegenwärtige Schwingung.
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Gemeinsame Felder (Familie, Gesellschaft, Kollektiv) bringen Gegenpole in dein Leben, damit Erfahrung vollständig wird.
Spirituell gesehen ruft das Leben dich in immer präzisere Selbstkenntnis: Wer du bist, klärt sich am Rand dessen, was du nicht bist.
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Gut und Böse – keine Polarität, sondern Verneinung
Echte Polaritäten bedingen einander und streben Ausgleich an (Anziehung).
„Gut“ und „Böse“ verhalten sich anders: Wahrheit ist wahr, auch ohne Lüge; die Lüge ist Verneinung der Wahrheit, nicht ihr „notwendiger Pol“.
Daher rechtfertigt das Prinzip der Polarität kein Leid.
Spirituelle Ethik heißt: Im Einklang mit Wahrheit, Verbundenheit, Würde zu handeln – unabhängig davon, ob das „Gegenteil“ existiert.
Anwendungen im Alltag (praktisch & geerdet)
1) Trigger-Dialog (Selbstcoaching, 5 Minuten)
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„Welche Qualität lehne ich am Gegenüber ab?“
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„Wo wäre diese Qualität bei mir hilfreich?“
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„Was ist der kleinste nächste Schritt, sie respektvoll zu üben?“
2) Polaritäts-Atem
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Einatmen: „Ausrichtung“ (männlich)
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Ausatmen: „Empfang“ (weiblich)
5–10 Minuten. Ergebnis: Kohärenz von Wille und Vertrauen.
3) Beziehungs-Design
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Rollen klären: Wer bringt Struktur, wer Raum?
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Regel: Jede/r übt den gegenüberliegenden Mikroschritt (der Strukturierte lässt 10 % mehr Fluss zu; der Fließende 10 % mehr Struktur).
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Ziel: Tanz, kein Tauziehen.
4) Entscheidungs-Kompass
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Wenn du festhängst: Welcher Pol fehlt?
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Beispiel: Zu viel Analyse? → Fühlen einbeziehen. Zu viel Gefühl? → Rahmen setzen.
Kultur & Zeitgeist: Warum uns der Zugang abhandenkam
Moderne Gesellschaften überbetonen einseitig:
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Produktivität > Regeneration
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Analyse > Intuition
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Kontrolle > Beziehung
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Lautstärke > Stille
Das verschiebt das Feld zugunsten eines überdrehten Yang. Folge: Erschöpfung, Spaltung, Sinnverlust.
Die Heilung ist kulturell dieselbe wie individuell: Wiederverzauberung des Weiblichen (Empfänglichkeit, Verbundenheit, Pflege des Lebens) – nicht gegen das Männliche, sondern mit ihm als gleichwertiger Partner.
Spirituelles Resümee: Zwei Flügel, ein Flug
Deine Ganzheit braucht beide Flügel.
Wenn du den Gegenpol nicht bekämpfst, sondern ehst, steigt dein Bewusstsein auf:
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aus Trennung in Bezug,
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aus Härte in wahrhaftige Klarheit,
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aus Diffusion in fruchtbare Form.
Gegensätze sind heimlich eins.
Wer das versteht, verkörpert es – und dort beginnt Frieden.
FAQ – Häufige Fragen
Ist „männlich/weiblich“ biologisch gemeint?
Nein. Hier sind Energieprinzipien gemeint, die in allen Menschen wirken.
Wie merke ich, welcher Pol bei mir unterentwickelt ist?
Achte auf Wiederholungsmuster (Konflikte, Erschöpfung) und auf das, was du verurteilst. Dort liegt oft die Ressource deines Gegenpols.
Heißt Integration, alles zu relativieren?
Nein. Ethik bleibt verbindlich. Integration meint Erwachsenheit: die Fähigkeit, beide Kräfte bewusst zu führen.
12.10.2025
Heike Schonert
HP für Psychotherapie und Dipl.-Ök.
Alle Beiträge der Autorin auf Spirit OnlineHeike Schonert
Heike Schonert, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Diplom- Ökonom. Als Autorin, Journalistin und Gestalterin dieses Magazins gibt sie ihr ganzes Herz und Wissen in diese Aufgabe.
Der große Erfolg des Magazins ist unermüdlicher Antrieb, dazu beizutragen, dieser Erde und all seinen Lebewesen ein lebens- und liebenswertes Umfeld zu bieten, das der Gemeinschaft und der Verbindung aller Lebewesen dient.
Ihr Motto ist: „Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, uns als Ganzheit begreifen und von dem Wunsch erfüllt sind, uns zu heilen und uns zu lieben, wie wir sind, werden wir diese Liebe an andere Menschen weiter geben und mit ihr wachsen.“


