Spirituelle Dimension des Menschen: Wie Bewusstsein, Psyche und Gehirn zusammenwirken

Spirituelle Dimension

Spirituelle Dimension – Der Mensch als spirituelles Wesen – eine anthropologische Konstante

Spiritualität begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Von Höhlenmalereien über Rituale bis hin zu komplexen religiösen Systemen – spirituelle Praktiken durchziehen alle Kulturen. Schon Neandertaler bestatteten ihre Toten mit Blumen – ein Hinweis auf ein transzendentes Weltbild (Pettitt, 2011).

Psychologen wie Carl Gustav Jung beschrieben Spiritualität als Teil des kollektiven Unbewussten. Archetypen wie das göttliche Licht oder der Weltenbaum finden sich universell – unabhängig von Religionen oder Weltanschauung (Jung, 1964). Diese spirituellen Symbole weisen auf eine tiefe Verankerung im menschlichen Geist hin.

Warum sind manche Menschen spiritueller als andere?

Die spirituelle Ausprägung ist individuell verschieden und lässt sich durch folgende Faktoren erklären:

Genetische Prägung

Studien deuten darauf hin, dass bis zu 50 % der spirituellen Offenheit genetisch beeinflusst sind. Insbesondere das VMAT2-Gen, auch “Gottes-Gen” genannt, scheint mit der Fähigkeit zu spirituellen Erfahrungen in Verbindung zu stehen (Hamer, 2004).

Kindheit und Sozialisation

Frühe Erfahrungen in einem spirituell geprägten Umfeld fördern Offenheit für transzendente Fragen. Diese Einflüsse müssen nicht religiös sein – auch Naturerfahrungen oder kreative Impulse können spirituelle Tiefen anstoßen.

Gehirnstruktur und Neurobiologie

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass bei spirituell empfänglichen Menschen bestimmte Hirnareale besonders aktiv sind – etwa der temporale Kortex, das limbische System und der präfrontale Kortex (Newberg et al., 2017).

Bewusstsein als Brücke zur Spiritualität

Verschiedene Perspektiven auf Bewusstsein

  • Materialismus: Bewusstsein ist ein Produkt neuronaler Prozesse.

  • Panpsychismus: Bewusstsein ist eine universelle Eigenschaft, die in allem existiert (z. B. Buddhismus).

  • Idealismus: Bewusstsein ist die Grundlage aller Realität (Platon, Kant).

Quantenphysiker wie Roger Penrose sehen im Bewusstsein einen nicht-materiellen Aspekt der Realität, verwoben mit der Quantenmechanik (Penrose & Hameroff, 2014).

Spirituelle Zustände und Bewusstsein

Menschen mit hoher Selbsttranszendenz erleben häufiger spirituelle Zustände. Studien zeigen: Das Default Mode Network (DMN), ein Hirnnetzwerk für Selbstreflexion, ist bei tiefen Meditationen aktiv (Fox et al., 2016).

Auch Psychedelika wie Psilocybin oder DMT führen zu spirituellen Zuständen, indem sie das Ego auflösen und das Gefühl der Einheit fördern (Carhart-Harris et al., 2014).

Was passiert im Gehirn bei spirituellen und paranormalen Erlebnissen?

Spirituelle Zustände im Hirnscan

  • Temporallappen: Aktiv bei Visionen und spirituellen Erfahrungen (z. B. bei Epilepsie).

  • Limbisches System: Verarbeitet emotionale Tiefe und Ergriffenheit.

  • Präfrontaler Kortex: Zuständig für Selbstwahrnehmung und ethische Reflexion – besonders aktiv bei Meditation.

Paranormale Erfahrungen: Zwischen Wissenschaft und Transzendenz

  • Nahtoderfahrungen: Erhöhte Aktivität in Hirnarealen für Halluzination, Erinnerung und Emotionen. Sauerstoffmangel ist eine Erklärung – andere Theorien gehen von einem Bewusstsein jenseits des Körpers aus (Greyson, 2010).

  • Mediale Fähigkeiten: Studien zeigen veränderte Gehirnaktivität bei Medien – vor allem im Sprachzentrum und visuellen Arealen (Beischel & Schwartz, 2007).

  • Schumann-Resonanz: Erdmagnetische Frequenzen (7,83 Hz) beeinflussen möglicherweise unsere Gehirnwellen und verstärken meditative Zustände (Persinger, 2008).


Fazit: Die spirituelle Dimension – mehr als ein Gefühl

Spiritualität ist eine tief verwurzelte Eigenschaft des Menschen. Sie manifestiert sich in biologischen, psychischen und kulturellen Strukturen. Neurowissenschaften belegen, dass spirituelle Erfahrungen messbare Veränderungen im Gehirn auslösen.

Doch ob Spiritualität lediglich ein Produkt neuronaler Prozesse oder Ausdruck eines höheren Bewusstseins ist – bleibt offen. Moderne Wissenschaft und Spiritualität nähern sich einander an und ermöglichen neue Sichtweisen auf unser Menschsein.

Ob durch Meditation, Rituale, Naturerlebnisse oder außergewöhnliche Erfahrungen: Der Mensch sucht seit jeher nach Sinn, Tiefe und Transzendenz – und wird es auch weiterhin tun.


FAQ

Was ist die spirituelle Dimension des Menschen?

Sie bezeichnet die Verbindung zu etwas Größerem – sei es das Universum, das Göttliche oder ein inneres Wissen. Sie äußert sich in Sinnsuche, Transzendenz und emotionaler Tiefe.

Was passiert im Gehirn bei spirituellen Erfahrungen?

Neurowissenschaftlich aktiv sind der Temporallappen, das limbische System und der präfrontale Kortex – je nach Art der Erfahrung.

Können spirituelle Erfahrungen wissenschaftlich erklärt werden?

Teilweise ja – etwa durch veränderte Gehirnaktivität oder psychologische Faktoren. Doch viele Erlebnisse bleiben subjektiv und individuell.


Quellen (Auswahl):
Hamer, D. (2004). The God Gene. Doubleday.
Newberg, A., & Waldman, M. (2017). How God Changes Your Brain. Ballantine Books.
Carhart-Harris, R. et al. (2014). Frontiers in Human Neuroscience.
Persinger, M. (2003). The Neuropsychological Basis of God Beliefs. Praeger.
Penrose, R., & Hameroff, S. (2014). Consciousness in the Universe.

27.05.2025
Uwe Taschow

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Als Autor denke ich über das Leben nach. Eigene Geschichten sagen mir wer ich bin, aber auch wer ich sein kann. Ich ringe dem Leben Erkenntnisse ab um zu gestalten, Wahrheiten zu erkennen für die es sich lohnt zu schreiben.
Das ist einer der Gründe warum ich als Mitherausgeber des online Magazins Spirit Online arbeite.

“Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.”
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