Wie wir sind – Vincent Deary
Rezension von Uwe Taschow
Um es gleich vorweg zu nehmen: dieses Buch ist definitiv anders als alles, was ich bisher über Leben, menschliches Verhalten und seinen Ursprung, seine Erklärung(sversuche) gelesen habe.
Und dieses ‚anders‘ ist wirklich gelungen.
Spannend ist gleich der Anfang: aus der Sicht des Autors mitzuerleben, wie sich diese Pfade in uns bilden, die wir im Laufe unseres Lebens immer breiter und fester austreten, um wahre Autobahnen zu bilden, deren Route wir täglich folgen (ich kannte das bisher unter dem Begriff kortikale Karten unseres Gehirns).
Der neue Weg, den Vincent Deary vor uns eröffnet und auf den er uns einlädt ihm zu folgen, führt fast zwangsläufig zu einem Überprüfen dieser unserer Straßen, die wir nur äußerst ungern verlassen.
Denn wir suchen Gewöhnung, neue Straßen zu bauen ist unbequem, bedarf der Überlegung, Konzentration, Sorgfalt und Ausdauer, alles Erscheinungen, die uns äußerst unbehaglich fühlen lassen und die wir daher vermeiden oder zumindest als Phase so kurz wie möglich halten möchten,
es sei denn… Es sei denn, etwas Größeres als unser ‚kleines Ich‘ zwingt uns geradezu, andere Wege einzuschlagen.
Hier holt uns der Autor ab und bietet Chance und Anleitung, innezuhalten und das eigene Verhalten wertneutral zu betrachten und aus fast übergeordneter Sicht Zusammenhänge, Ziele, Sackgassen und Auswege zu sehen, zu finden und zu beschreiten, um immer weiter in ein Leben der Selbstbestimmung zu kommen.
Didaktisch bedient sich der Autor hier der häufigen Wiederholung, untermauert mit vielen Beispielen, die es dem Leser leichter machen, seinen neuen Spuren zu folgen.
So, in dieser Art und Weise, habe ich mich, meine Mitmenschen und das Leben noch nicht betrachtet.
Dieses könnte tatsächlich unser Leben verändern, wie es der Observer schreibt.
Ich lasse mich darauf ein und freue mich auf den zweiten Band dieser Trilogie.
Und dazu lade ich Sie auch ein.
Zum Inhalt:
Mit dem erfahrenen Blick des Psychotherapeuten analysiert Vincent Deary unsere Verhaltensmuster. Seinen Befund fasst er in eindringliche Bilder: Wir leben in kleinen Welten, in einem Geflecht alltäglicher Routinen, das uns Sicherheit verleiht. Nur mit Hingabe, Willenskraft und dem Glauben an eine bessere Zukunft werden wir den Automatikmodus aufgeben und aus uns selbst heraus handeln. Nie zuvor ist die menschliche Lebenskonstellation zwischen Gewohnheit und Veränderung so klarsichtig und grundlegend dargestellt worden.
14. August 2015
Uwe Taschow
Nachdem Vincent Deary
über zwanzig Jahre in London als Psychotherapeut praktiziert hat, lehrt er jetzt an der University of Northumbria in Newcastle. Dabei wird seine Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Humanwissenschaften wird vom National Institute of Health Research gefördert.
Wie wie sind ist der Band einer umfangreichen Trilogie.
Im Frühjahr 2016 ist das Erscheinen von Wie wir leiden und
für Frühjahr 2018 Wie wir gesunden angekündigt.