Flüchtlinge und Mitgefühl sind dies die antreibenden Kräfte?

Armut erfordert Mitgefüh

 Flüchtlinge-Armut und MitgefühlFlüchtlinge und Mitgefühl – Ein großer Kreis

In der heutigen Asylantenpolitik scheinen Offenheit und Mitgefühl, für Flüchtlinge und Mitgefühl, nicht gerade die antreibenden Kräfte zu sein. Woran liegt das? Wieso sehen wir gewisse Menschengruppen (in diesem Fall Flüchtlinge) als weniger wichtig als uns an? Können wir vielleicht den Kreis unserer Familie größer ziehen, sodass alle Menschen und Lebewesen darin enthalten sind?

Ich verfolge die Nachrichten meist so gut wie gar nicht, aber die derzeitige Asylantensituation zieht an mir nicht vorüber

Es ist tragisch, dass wir in einer Welt leben, in der so viele Menschen wegen widriger Lebensbedingungen aus ihrer Heimat flüchten müssen und es ist ebenso tragisch, dass wir in den wohlhabenden Ländern, Menschen in Not nicht mit offenen Armen empfangen können. An der Situation in den Herkunftsländern der Flüchtlinge können wir kurzfristig nichts ändern, aber wir können sehr wohl etwas an unserer Einstellung und Asylantenpolitik ändern. Flüchtlinge und Mitgefühl in Einklang bringen!

Alle Gründe, die in der Politik (und in unseren Köpfen) für flüchtlingsfeindliche Gesetze und bürokratische Schikanen genannt werden, sind nur Ausreden. Wir haben genügend Geld, um Flüchtlinge zu empfangen, wir haben genügend Platz, um sie unterzubringen, unser Gesellschaft wird nicht fundamental aufgewühlt, wenn wir offen für Menschen in Not sind.

Die Menge an Flüchtlingen, die sich zu uns durchkämpfen, wird durch eine gute Behandlung unsererseits nicht signifikant ansteigen, denn Flüchtlinge flüchten vor etwas, nicht zu etwas. Doch auf intellektueller Ebene zu argumentieren ist müßig, denn man kann immer gute Gründe finden, um seine innere Überzeugung zu bestätigen – und wenn man keine guten Gründe findet, dann tun’s auch schlechte – Hauptsache, man fühlt sich im Recht!

Wir gegen Sie – Flüchtlinge und Mitgefühl nicht in Sicht

Um sich nicht in den intellektuellen Wirren zu verlieren, sollten wir hinterfragen, durch welche Fehlansicht es überhaupt soweit kommen kann, dass wir andere Menschen nicht respektvoll und liebevoll behandeln, wo doch alle Menschen von sich glauben, dass sie mit ihrer Einstellung im Recht und dass sie eigentlich liebevoll sind.

Es schon immer so gewesen, dass eine Gruppe von Menschen einer anderen Gruppe die Menschlichkeit abgesprochen hat. Seien es Sklaven, Frauen, Schwarze, Anhänger einer anderen Religion, Mitglieder eines anderen Clans, Menschen einer niederen Kaste, Fans eines anderen Vereins. Es hat sich geschichtlich etwas gewandelt, aber irgendeine Gruppe von Menschen sehen wir fast immer als uns unterlegen an.

Jeder von uns zieht irgendwo die Grenze seines Kreises. Menschen innerhalb des Kreises sehen wir als uns gleich an und versuchen sie deshalb meist so zu behandeln, wie auch wir behandelt werden wollen, aber Menschen außerhalb des Kreises müssen wir nicht gleich behandeln, denn sie sind unseren Augen Menschen niedriger Ordnung oder gar „Unmenschen“.

Wir können sie beschimpfen, unfair behandeln und auch töten, ohne das Gefühl zu haben, im Unrecht zu sein. Und wenn jemand von „denen“ auf die Idee kommt, uns schlecht behandeln zu wollen, dann sind wir überrascht und empört… und schon geht ein Krieg los. Wenn es nicht so traurig wäre, dann wäre es zum Lachen.

Wo wir den Kreis ziehen

Wo wir den Kreis ziehen ist primär gesellschaftlich vorgegeben. Im antiken Griechenland etwa war es selbst für die freigeistlichsten unter den Philosophen selbstverständlich, dass es Sklaven gibt und auch, dass Frauen nicht die selben Rechte wie Männer haben. Gesellschaftlich (zumindest gesetzlich) haben wir uns in den letzten paar tausenden Jahren schon weiterentwickelt.
Aber was in den Gesetzen und in den Menschenrechten niedergeschrieben steht, wird leider meist nicht wahrhaftig gelebt. Im Geheimen gibt es selbst im Westen noch immer Sklaverei, Frauen werden nach wie vor nicht wirklich gleich behandelt und Flüchtlinge müssen wir sowieso nicht gut behandeln…
Jetzt die entscheidende Frage:

Wo ziehst Du den Kreis?

Ich finde es wichtig, Missstände, die man in der Welt beobachtet, auch auf sich selber zu beziehen. Anstatt uns nur aufzuregen, wie andere Menschen so unmenschlich sein können, sollten wir hinterfragen, wie sie zu dieser Sicht der Dinge kamen, und ob wir in uns nicht die gleichen Tendenzen haben. Nur so können wir allen Menschen mit Verständnis begegnen, unsere inneren Dämonen erkennen und auch mit uns liebevoll umgehen, wenn wir nicht so handeln, wie wir es ideologisch gerne würden. Wenn man andere verurteilt, hat man schon wieder einen Kreis gezogen – drinnen die guten Menschen, draußen die bösen –, und ist somit auf dem besten Weg, ebenso zu werden, wie „sie“.

Ein Mensch, ein Flüchtling – genau wie Du

Mitgefühl spielt nicht umsonst eine sehr große Rolle im Buddhismus. Wenn wir anderen Menschen gegenüber verschlossen sind, werden wir auch innerlich kleiner und leben eingesperrt innerhalb der engen Wände unseres Egos. Wenn wir uns hingegen in Mitgefühl allen Menschen öffnen, tragen wir die Wände langsam ab und werden gleichzeitig offener, um unsere ware Natur zu erkennen.

Eine hilfreiche Übung hierfür ist es, andere Menschen mit sich selbst gleichzusetzen

Man versucht, sich in die Rolle der anderen Person hineinzuversetzen und zu erkennen, dass diese Person die selben Bedürfnisse hat, wie man selber. Alle Menschen wollen glücklich und frei von Leid sein, nur die Wege, wie sie versuchen dies zu realisieren, sind unterschiedlich.

Wenn es einem schwer fällt, sich mit der anderen Person gleichzusetzen, kann man als ersten Schritt sich auch vorstellen, die andere Person wäre jemand, der einem nahe steht – beispielsweise seine Mutter, Partnerin oder sein Kind,… So wird es einfacher, sein Herz der anderen Person gegenüber zu öffnen und ihr ihre scheinbaren Fehler zu verzeihen.

Im Buddhismus wird sogar gesagt, dass aufgrund der ewig langen Reihe an Wiedergeburten jeder Mensch und jedes Wesen einmal unsere Mutter und unser Vater gewesen ist (und auch wieder sein wird) und wir deshalb mit allen Menschen (auch unseren „Feinden“) liebevoll und behutsam umgehen sollten.

Ein großer Kreis

Diese Übung kann man natürlich auch auf Gruppen von Menschen anwenden. Lass uns also unseren Kreis vergrößern, solange bis alle Wesen darin Platz finden. Mit dieser Sicht und der Motivation, dass wir allen Menschen Glück wünschen, können wir positiv handeln und versuchen Missstände zu beseitigen. Indem wir aber alle Menschen, auch die scheinbaren Übeltäter, in unserem Kreis einschließen, vermeiden wir es gegen anderen Menschen in den Krieg zu ziehen und verbittert zu werden, wenn die Dinge nicht sofort so laufen, wie wir es uns wünschen würden. Nur mit einem positiven Geisteszustand, können wir konstruktive Lösungen hervorbringen…

Also ziehen wir unseren Kreis besonders groß und seien wir offen für alle Wesen!

4. August 2015
Sean
(c) Sean Grünböck
www.gruenboeck.at

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Sean GrünböckSean Grünböck
Es ist mir ein Anliegen, im Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen präsent zu bleiben und die tiefere Verbindung mit unserer inneren Geistesnatur auch Abseits von Meditationskissen, Seminaren und Retreats aufrecht zu erhalten.

Zu diesem Thema schreibe ich Artikel und singe Lieder.
Den sonntäglichen Artikel sowie das kommende Album gibt’s auf gruenboeck.at
SEAN GRÜNBÖCK: Leise-Schreiber, mit Bedacht-Komponierer, Tief-Singer und Buddha-Meditierer, Yoga-Verrenker, Web-Gestalter, Langsam-Läufer und Dreifach-Vater.

P.S.: Vielleicht interessieren Dich auch meine Lieder ‑„Weich wie Wasser“, von dem du ein Video auf YouTube sehen kannst

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