Zurück zu uns selbst
Aus yogischer Sicht ist es nicht gerade überraschend, wenn einem ein aktueller Blick oder Klick in die News oftmals erschreckend vorkommt. Befinden wir uns doch laut der hinduistischen Kosmologie im letzten von vier aufeinander folgenden Zeitaltern.
Der Name des derzeitigen Zeitalters überrascht leider ebensowenig: „Kali Yuga“ aka „Eisernes Zeitalter“ oder „Zeitalter des Streites oder der Täuschung“. Klingt nicht ganz unpassend bezogen auf die derzeitigen Umstände, oder? Aber ganz egal wieviel man von indischer Philosophie, Kosmologie oder sich abwechselnden Zeitaltern hält…fest steht, dass wir uns derzeit mit sehr vielen unterschiedlichen menschlichen Meinungen, situativen Herausforderungen und nicht zuletzt mit uns selbst konfrontiert sehen.
Uns selbst in seiner echtesten Form.
Und genau hier liegt die grösste Chance dieser oft schwierigen Zeit. Eine goldene Lotusblüte, die sich (frei nach Sylvia Plath) inmitten der Flammen unserer derzeitigen Situation pflanzen lässt. Das klingt ja alles ganz nett, aber wie so oft bringen uns abstrakte Inspirationen oder kosmologisch-esoterische Betrachtungen vielleicht Impulse, aber selten wirklichen inneren Wandel. Wenn dem nicht so wäre, würde alleine das Besitzen von Social Media Accounts und den damit einhergehenden „Motivational Quotes“ unweigerlich zu zeitnaher Erleuchtung führen…mindestens. Meine Definition vom „goldenen Lotus“, der mitten in einem Flammenmeer aus Streit, Täuschung und innerer Unruhe bereitwillig gepflanzt werden will, lebt abseits von sozialen Medien, abseits von den „News of the World“ und abseits von externen Impulsen aus einem aus dem Ruder gelaufenen Zeitalter.
Dieser Lotus kann nur in uns selbst entstehen.
Und wie bei wirklicher Pflanzen- und Gartenarbeit, sind die Bausteine dieses Prozesses sehr viel weniger „Instagram-würdig“ und glamourös, als das befreiende Endergebnis es vermuten lassen würde. Zum Pflanzen brauchen wir den richtigen Nährboden, ausreichend Licht, eine Menge Luft, die passende Temperatur bis hin zu Humus (zersetzte Materie), Dünger (zum Beispiel in Form von Kot…yep!).
Wenn wir diese Vorgehensweise (und ich habe leider überhaupt keinen grünen Daumen…die echten Gartenkundigen mögen mir verzeihen) nun umlegen auf unseren „goldenen Lotus“, so wird schnell klar, dass wir einiges an unseren Erwartungen an Energie- und Wachstums-Arbeit modifizieren oder anpassen müssen.
Wir machen am besten mit Erwartungen, Befindlichkeiten und zu vielen Gedanken, was wir viel öfter tun sollten:
all diese inneren Prozesse haben mal kurz Pause!
Ja, selbst und gerade unsere Gedanken! Denn was wir als „gedankenvoll“ an uns selbst oft durchaus schätzen, ist eben auch „voller Gedanken“! Viel zu oft verlieren wir uns doch derzeit in rein gedanklichen „Loops“ und immer wiederkehrenden Zweifeln, Ängsten, Wut und offenen Fragen. Gedanken sind wundervolle Werkzeuge, aber nur solange sie uns zielführend bei der Lösung von Herausforderung unterstützen. Sobald sich ein Geist auf Auto-Pilot um sich selbst zu drehen beginnt und in eine abwärtsgerichtete Spirale taumelt, gilt es den Schleudersitz zu betätigen.
Aber bleiben wir ruhig bei unserer Pflanzen-Metapher: wir müssen in unruhigen Zeiten Werkzeuge erarbeiten, die uns erlauben, jenseits von schwirrenden Gedankenkonstrukten und impulsiven Mustern zielführend in unserem Sinne inmitten des Sturms Wohlbefinden und Kraft zu säen. Und dabei „Sch****e“ erlebt zu haben, ist unserem Pflanzen ja keineswegs abträglich (siehe Kot als Dünger und Wachstums-Beschleuniger!).
Wir nutzen vergangene Enttäuschungen und vielleicht bestehendes Unwohlsein als Motivation innerlich zu wachsen.
Was wir brauchen, um in diesen eisernen und streitbeladenen Zeiten zu bestehen, ist eine tägliche Praxis, die uns Selbsterfahrung ohne Selbst-Absorption bietet: und diese täglich einzusetzende Technologie nennt man Meditation! Hier gibt es unzählige tolle Möglichkeiten, aber lass Dir durch Über-Information nicht die Ruhe „weg-click-baiten“.
Finde einen schönen, ruhigen Ort und setze Dich aufrecht & bequem hin. Atme ein paar Mal tief in Deinen Bauch und etabliere sowohl Länge & Weite in Deinem Körper, wie auch Entspanntheit (so lass z.B. Deine Schulter nach unten sinken und entspanne Dein Gesicht).
Und jetzt beginne mit frei fließenden Atemzügen einfach bei eben diesem Atem zu verweilen. Und keine Sorge: Du bist dennoch voller Gedanken! Die lässt Du kommen, umarmst sie und lässt sie weiterziehen. Kehre immer wieder (ohne Genervtheit oder Frustration) zurück zu Deinem Atem. Etabliere durch diese simple Methode wohltuende Atemenergie, die richtige Temperatur, eine Verbindung zum Boden und inneres Licht einfach durch Deine Dich neu erschaffende Präsenz. Denn im HIER & JETZT ist zumeist alles ok. Jenseits Deiner Gedanken, Emotionen und Ängste. Dieses tägliche Erschaffen von Präsenz, Dich selbst spüren, Dich selbst erleben und Dir selbst einen Neustart zu ermöglichen kann ein wundervoller Re-set sein. Jederzeit, an jedem Ort. Aber immer in Dir.
Der “innere Lehrer“
Die folgende Mediation kann die in uns bereits vorhandene Kapazität, jeden Moment neu anzunehmen und starre Konstrukte unserer Gedanken gehen zu lassen, ganz neu etablieren. Wiederum: es ist alles bereits in uns vorhanden.
Der „innere Lehrer“ will nur etwas mehr Mitspracherecht eingeräumt bekommen. Finde einen ruhigen und für Dich positiven Ort und beginne jederzeit Wandel, Veränderung und Zyklen nicht nur anzunehmen, sondern zu umarmen. Dieses „Neue“ wird dazu beitragen, zu dir selbst zurückzukehren.
BECOMINGME – FREEDOM MEDITATION I
Zeitrahmen: 5 Minuten (oder länger)
TEIL I
Komme in den Schneidersitz oder eine andere für Dich bequeme Sitzhaltung
Lege Deine Handrücken bequem auf Deine Oberschenkel mit den Handflächen geöffnet nach oben
Richte Deinen Oberkörper, mach Deinen Herzraum weit auf und lass die Schultern sanft nach unten sinken
Schliesse Deine Augen und richte Deinen Fokus auf den Punkt zwischen Deinen Augenbrauen
Beginne nun über die Nasenflügel mit langen, tiefen Atemzügen in Deinen Bauchraum. Verbinde Dich mit dieser tiefen Atmung und spüre wie Dein Herzraum & Bauch mit jeder Einatmung weit wird. Mit jeder Ausatmung zieht sich Dein Bauchnabel Richtung Wirbelsäule zurück.
(1 Minute)
TEIL II
Wiederhole nun in Gedanken folgende Sätze zu jedem Atemzug:
(Einatmung) „Ein neuer Beginn…“
(Ausatmung) „…durch Loslassen“
Atme tief und wohltuend ein und aus.
Wiederhole weiter diese Affirmations-Abfolge in Deinem Geist.
(3 Minuten)
TEIL III
Nun lass die Atmung „frei“.
Versuche nichts mehr zu kontrollieren, zu vertiefen oder zu manipulieren.
Atme wie im Schlaf einfach frei und ohne Agenda.
Richte Deinen gesamten Fokus auf das Ein- und Aus-Fließen der Atemluft über Deine Nasenflügel.
Gedanken oder Emotionen, die auftreten, lass einfach weiterziehen.
(1 Minute)
∗∗∗∗∗
Führe diese Abfolge der 3 beschriebenen Teile täglich für mindestens 5 Minuten durch.
Bei Verlängerung des Zeitrahmens, stelle sicher, dass die Teile erneut die gleichen Zeitunterschiede aufweisen.
(z.B. Teil I: 3 Minuten / Teil II: 9 Minuten / Teil III: 3 Minuten)
24.03.2021
Robert Ehrenbrand
www.robertehrenbrand.de
Buchtipp:
Die Kraft des Suchens
Dein Weg zu physischer und mentaler Stärke
von Robert Ehrenbrand
SUCHEN – NICHT FINDEN.
BEWEGEN – NICHT ANKOMMEN.
WACHSEN – NICHT WISSEN.
ERLEBEN – NICHT EXISTIEREN.
Yoga kann so viel mehr sein als nur Bewegungsabläufe. Und Meditation kann ein wirkliches Abenteuer darstellen. Du brauchst Intensität, aber auch einen starken Geist und Unabhängigkeit von wankelmütigen Emotionen. Starte mit einem Programm für deinen Körper und deinen Kopf, das du garantiert schaffen kannst und gib dann dein Bestes. Es wird dein Leben gravierend verändern. Versprochen!
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Vita: Robert Ehrenbrand
Robert Ehrenbrand ist Vater, Ehemann, Yogi, Wirtschaftspsychologe, Kampfsport Enthusiast, Coach und Musiker (Bassist der US-amerikanischen Band BOYSETSFIRE).
Er unterrichtet Seminare, Yogaklassen und virtuelle Trainings, in denen er Menschen hilft, physisch wie auch mental zu wachsen mit dem Ziel, die eigene Kraft und Intuition zu erwecken und verborgene Potentiale zu finden. www.robertehrenbrand.de
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