Englischer Spiritualismus, Entwicklung einer Glaubensrichtung

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Englischer Spiritualismus – Geschichte, Entwicklung und Hintergründe einer besonderen Glaubensrichtung

Der englische Spiritualismus ist weit mehr als eine exotische Randerscheinung religiöser Bewegungen. Er ist eine tief verwurzelte spirituelle Weltanschauung, die über Jahrhunderte hinweg Millionen von Menschen berührt hat. Seine Geschichte ist reich an Visionären, gesellschaftlichen Umwälzungen und der tiefen Sehnsucht nach einem Weiterleben nach dem Tod. In diesem Beitrag beleuchten wir die Ursprünge, die geschichtliche Entwicklung, zentrale Lehren sowie die heutige Bedeutung des englischen Spiritualismus – einer Bewegung zwischen Religion, Philosophie und spiritueller Praxis.

Die Anfänge: Ein transatlantischer Impuls

Der moderne Spiritualismus entstand Mitte des 19. Jahrhunderts – und seine Wurzeln reichen sowohl nach England als auch in die Vereinigten Staaten. Oft wird das Jahr 1848 als Geburtsstunde des modernen Spiritualismus genannt: In Hydesville, einem kleinen Ort im Bundesstaat New York, berichteten die Fox-Schwestern von mysteriösen Klopfgeräuschen, die sie als Zeichen von Geistern interpretierten. Diese sogenannten „Rappings“ wurden zum Ausgangspunkt einer Bewegung, die bald die Welt erobern sollte.

Schon bald erreichte der Spiritualismus auch Großbritannien, wo er besonders fruchtbaren Boden fand. Die viktorianische Gesellschaft war geprägt von einer starken Religiosität, aber auch von einer offenen Faszination für das Übersinnliche. Zudem förderte das aufstrebende wissenschaftliche Denken den Wunsch nach überprüfbaren spirituellen Phänomenen – ein scheinbarer Widerspruch, den der englische Spiritualismus zu vereinen versuchte.

Der viktorianische Kontext: Wissenschaft, Zweifel und Jenseitsglaube

In England kam dem Spiritualismus eine besondere gesellschaftliche Bedeutung zu. Der Glaube an die Möglichkeit, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren, traf auf eine Zeit des Umbruchs. Die traditionelle Kirchenlehre wurde zunehmend durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse hinterfragt. Gleichzeitig sehnten sich viele Menschen nach einem individuellen, erfahrbaren Zugang zur geistigen Welt.

Spiritualistische Séancen, in denen Medien angeblich Botschaften aus dem Jenseits empfingen, wurden zu einem beliebten gesellschaftlichen Ereignis. Was für manche ein Zeitvertreib war, war für andere ein ernsthafter Versuch, den Tod zu überwinden – sei es, um Trost nach dem Verlust eines geliebten Menschen zu finden, oder um spirituelle Wahrheit zu ergründen.

Besonders in intellektuellen Kreisen gewann der Spiritualismus an Ansehen. Zu seinen Anhängern zählten bekannte Persönlichkeiten wie der Physiker Sir William Crookes, der Schriftsteller Arthur Conan Doyle oder die Sozialreformerin Florence Cook. Viele suchten nach einer Versöhnung von Wissenschaft und Glaube – und fanden sie im englischen Spiritualismus.

Die „Spiritualists’ National Union“ – Institutionalisierung einer Bewegung

Während der Spiritualismus in den USA eher dezentral und mit starkem Show-Charakter blieb, entwickelte sich in England eine strukturierte Bewegung mit religiösem Anspruch. Im Jahr 1890 wurde die „Spiritualists’ National Federation“ gegründet, die sich 1901 in „Spiritualists’ National Union“ (SNU) umbenannte. Diese Organisation ist bis heute die bedeutendste Körperschaft des englischen Spiritualismus.

Die SNU entwickelte ein Regelwerk, das Glaubenssätze, ethische Leitlinien und Ausbildungsstandards für Medien und Heiler umfasst. Sie versteht Spiritualismus nicht nur als Methode der Kommunikation mit Verstorbenen, sondern als ganzheitlichen Lebensweg und spirituelle Philosophie. Die Organisation betreibt Schulungen, hält Gottesdienste ab und unterhält zahlreiche spirituelle Kirchen in ganz Großbritannien.

Der englische Spiritualismus distanziert sich dabei deutlich von bloßem Sensationalismus und Wahrsagerei. Stattdessen betont er sittliches Handeln, geistige Entwicklung und den Dienst an der Gemeinschaft.

Die sieben Prinzipien des Spiritualismus

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Ein zentrales Element des englischen Spiritualismus sind die sieben Prinzipien, die erstmals 1871 formuliert wurden. Sie gelten als ethischer und spiritueller Leitfaden der Bewegung:

  1. Die Vaterschaft Gottes
  2. Die Bruderschaft des Menschen
  3. Die Kommunion mit den Geistern und den Dienern Gottes
  4. Die unsterbliche Existenz der menschlichen Seele
  5. Persönliche Verantwortung
  6. Ausgleich und Vergeltung im Jenseits für all das Gute oder Böse, das auf Erden getan wurde
  7. Ewiger Fortschritt, offen für jede menschliche Seele

Diese Prinzipien zeigen, dass der englische Spiritualismus nicht auf Angst oder Dogma basiert, sondern auf der Idee einer universellen, liebevollen geistigen Ordnung. Sie legen nahe, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, sich spirituell zu entwickeln – über dieses Leben hinaus.

Mediumschaft als spirituelle Berufung

Eine zentrale Praxis des englischen Spiritualismus ist die Mediumschaft – die Fähigkeit, Botschaften aus der geistigen Welt zu empfangen und zu übermitteln. Es geht um bewusste, ethisch reflektierte Kommunikation mit Verstorbenen.

Englische Medien durchlaufen häufig eine jahrelange Ausbildung in Spiritualist Churches oder über die SNU. Dabei geht es nicht nur um Techniken der Sensitivität oder Trancearbeit, sondern auch um ethische Verantwortung, psychologische Schulung und Selbsterkenntnis.

Das Ziel der Mediumschaft dient nicht der Unterhaltung, sondern der Beweis für das Weiterleben der Seele – ein Konzept, das als „survival evidence“ bekannt ist. Die übermittelten Informationen sollen so konkret, überprüfbar und persönlich sein, dass sie für den Empfänger eine spirituelle Gewissheit schaffen.

Einfluss auf Gesellschaft und Kultur

Der englische Spiritualismus war nicht nur eine esoterische Nischenbewegung. In seiner Hochphase im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert hatte er erhebliche kulturelle und gesellschaftliche Auswirkungen. Viele Frauen fanden in der spirituellen Bewegung erstmals öffentliche Rollen und Anerkennung. Auch Themen wie Gleichberechtigung, Pazifismus oder soziale Gerechtigkeit wurden unter spiritualistischen Vorzeichen verhandelt.

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Bewegung einen regelrechten Boom. Die unfassbaren Verluste an Menschenleben weckten ein kollektives Bedürfnis nach Trost und Verbindung mit den Toten. Medien wie Estelle Roberts oder Helen Duncan gewannen nationale Bekanntheit.

In den 1950er Jahren wurde Helen Duncan sogar wegen angeblicher „Hexerei“ verurteilt – ein skurriles Nachspiel des alten britischen Witchcraft Act. Ihr Fall führte zur Diskussion über die Legitimität spiritueller Praktiken und letztlich zur Entkriminalisierung solcher Tätigkeiten in Großbritannien.

Der englische Spiritualismus heute

Heute ist der englische Spiritualismus eine anerkannte religiöse Bewegung mit eigenen Kirchen, Gottesdiensten, Ausbildungen und spirituellen Zentren – wie dem berühmten „Arthur Findlay College“ in Stansted, einem internationalen Zentrum für mediale Entwicklung.

Trotz des säkularen Zeitgeists in vielen Teilen Europas erfreut sich der Spiritualismus wachsender Beliebtheit. Menschen aus aller Welt reisen nach England, um dort spirituelle Ausbildung zu erhalten, an Jenseitskontakten teilzunehmen oder Heilbehandlungen zu empfangen.

In der heutigen medialen Landschaft betont der moderne Spiritualismus Werte wie Verantwortung, Bewusstseinsentwicklung, Lebenssinn und Mitgefühl. Die Geistige Welt wird nicht als übernatürliche Instanz verstanden, sondern als Teil einer erweiterten Realität, zu der jeder Mensch in Beziehung treten kann.

Kritische Einwände und Grenzen

Wie jede spirituelle Bewegung ist auch der englische Spiritualismus nicht frei von Kritik. Skeptiker bemängeln die mangelnde wissenschaftliche Nachweisbarkeit der Phänomene. Auch der Missbrauch medialer Fähigkeiten durch unethische Praktiken oder finanzielle Ausnutzung von Trauernden wurde in der Vergangenheit immer wieder problematisiert.

Die Bewegung begegnet dieser Kritik durch verstärkte Schulung, ethische Kodizes und die Förderung von Transparenz. Seriöse Medien betonen heute mehr denn je den heilenden, unterstützenden Charakter ihrer Arbeit – und distanzieren sich klar von Showeffekten oder unüberprüfbaren Versprechungen.

Kommentar von Ulrike Eschbaumer: Die bleibende Relevanz des englischen Spiritualismus

„Der englische Spiritualismus hat mein eigenes Verständnis von Jenseitskontakten und spiritueller, sowie persönlicher Entwicklung tief geprägt. Seine Wurzeln in ethischer Verantwortung, persönlicher Reifung und der ehrlichen Suche nach Wahrheit sind heute aktueller denn je. In meiner Arbeit als Medium und Ausbilderin am Bodensee sehe ich täglich, wie sehr sich Menschen nach echten, heilsamen Erfahrungen mit der geistigen Welt sehnen, nach Sinn, Trost und Orientierung.

Was ich am englischen Spiritualismus besonders schätze, ist seine bodenständige Herangehensweise: Die Kommunikation mit der geistigen Welt ist ein heiliger Akt, eine Verbindung auf Seelenebene. Sie darf Menschen trösten, stärken und begleiten – auf ihrem ureigenen Weg der Selbstfindung. Dabei steht für mich immer der Mensch im Mittelpunkt, nicht das Phänomen.

In Zeiten, in der Unsicherheit und Verlust präsent sind, kann der spirituelle Ansatz des englischen Spiritualismus uns helfen, ein größeres Vertrauen ins Leben – und darüber hinaus – zu entwickeln. Es geht nicht nur darum, Kontakt zu Verstorbenen herzustellen, sondern auch darum, unser eigenes Seelenlicht wiederzuentdecken und mit dem höheren Bewusstsein in Verbindung zu treten.

Diese Haltung vertrete ich in allen medialen Ausbildungen, Seminaren und Einzelsitzungen, die ich anbiete. Denn mediale Arbeit braucht nicht nur Feinsinn, sondern auch Demut, Verantwortung und eine tiefe ethische Verankerung.“

01.05.2025
Ulrike Eschbaumer, Medium am Bodensee

https://www.medium-am-bodensee.de/

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Ulrike Eschbaumer Ulrike Eschbaumer Medium am Bodensee

Pure Freude mit und für die Geistige Welt.
Zwischen Himmel und Erde gibt es unzählige Geheimnisse zu entdecken – das Zusammenspiel beider Welten faszinierte mich schon in meiner Kindheit.
Der plötzliche Verlust meines Vaters im Jahr 1999 machte meine Gabe, Botschaften aus der Geistigen Welt zu empfangen, deutlicher spürbar.
Mit großer Dankbarkeit habe ich meine Gabe angenommen und bilde mich seit 2015 am Arthur Findlay College in Stansted weiter….
https://www.medium-am-bodensee.de/
https://psychotherapie-am-bodensee.de/

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“Berührt von der Geistigen Welt”
In Zeiten der Trauer und des Verlustes eines geliebten Nahestehenden suchen viele Menschen nach Antworten und Halt. Ulrike Eschbaumer, erfahrenes Medium und mediale Beraterin, öffnet in ihrem Buch die Tür zur Geistigen Welt und zeigt, wie Jenseitskontakte Heilung, Trost und Zuversicht schenken können. Mit einfühlsamen Worten auf Herzensebene und tiefen Einsichten aus ihrer langjährigen Praxis als Medium führt die Autorin die Leser auf eine berührende Reise.
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